Venedig. Geschichte – Kunst – Legenden (eBook)
544 Seiten
Morsbach Verlag
978-3-96018-068-5 (ISBN)
Max R. Liebhart, 1942 in München geboren, lebt seit 1956 in Regens-burg. Nach dem Studium der Medi-zin in München Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin. Von 1977 bis 1999 Führung einer internis-tischen Praxis in Regensburg. Neben der beruflichen Tätigkeit beschäftigte sich Liebhart mit kunstgeschichtli-chen Themen, zunächst Griechen-land und Frankreich betreffend. Bald aber rückte immer mehr Italien in den Mittelpunkt des Interesses und dort vorzugsweise Venedig, das er seit nunmehr 50 Jahren häufig besucht. Mit steigender Intensität widmete sich Liebhart der gestalterischen Durchdringung und fotografischen Neuinterpretation der venezianischen Architektur und Kunst; dabei vermied er bewusst ausgetretene Wege und gängige Darstellungsweisen. Zwi-schen 1995 und 2012 veranstaltete er zahlreiche Ausstellungen seiner Fotografien in Deutschland und Ita-lien, davon fünf in Venedig selbst. Da-neben beschäftigt sich Liebhart auch mit anderen venezianischen Themen-kreisen, so mit Vorträgen über den Venezianischen Carneval und über die umfangreiche Literatur zu Legen-den, Märchen und Geschichten aus der Stadt und der Lagune.
Max R. Liebhart, 1942 in München geboren, lebt seit 1956 in Regens-burg. Nach dem Studium der Medi-zin in München Weiterbildung zum Facharzt für Innere Medizin. Von 1977 bis 1999 Führung einer internis-tischen Praxis in Regensburg. Neben der beruflichen Tätigkeit beschäftigte sich Liebhart mit kunstgeschichtli-chen Themen, zunächst Griechen-land und Frankreich betreffend. Bald aber rückte immer mehr Italien in den Mittelpunkt des Interesses und dort vorzugsweise Venedig, das er seit nunmehr 50 Jahren häufig besucht. Mit steigender Intensität widmete sich Liebhart der gestalterischen Durchdringung und fotografischen Neuinterpretation der venezianischen Architektur und Kunst; dabei vermied er bewusst ausgetretene Wege und gängige Darstellungsweisen. Zwi-schen 1995 und 2012 veranstaltete er zahlreiche Ausstellungen seiner Fotografien in Deutschland und Ita-lien, davon fünf in Venedig selbst. Da-neben beschäftigt sich Liebhart auch mit anderen venezianischen Themen-kreisen, so mit Vorträgen über den Venezianischen Carneval und über die umfangreiche Literatur zu Legen-den, Märchen und Geschichten aus der Stadt und der Lagune.
Geschichte Venedigs
Die Gründungslegende – Erste Selbständigkeit der Siedlungen – Wirtschaftlicher und politischer Aufschwung – Niedergang der Republik – Verfassungsentwicklung und
Staatsorgane
Die Geschichte Venedigs kann hier nur mit den wichtigsten Ereignissen und in groben Zügen geschildert werden. Weitere Informationen bietet die Zeittafel am Ende dieses Buches. Es handelt sich dabei um ein Gebiet mit einer geradezu ungeheuren Fülle von Fakten, was zum einen daran liegt, dass ein Zeitraum von 1100 oder gar 1400 Jahren zu erfassen ist, zum anderen ganz wesentlich an der Tatsache, dass Venedig über lange Zeit das absolute Zentrum der damaligen Welt war. Es stieg zunächst langsam aus dem Schatten von Ostrom bzw. von Konstantinopel, der Erbin des römischen Weltreiches, empor, um diese Stadt nach und nach zu überflügeln, sie schließlich 1204 zu erobern und einen großen Teil des oströmischen Reiches zu annektieren. In der Folgezeit war Venedig die bei weitem größte Stadt der damaligen Welt, die allen Reichtum an sich zog, um schließlich in der Spätzeit der Republik politisch zwar immer bedeutungsloser, jedoch geradezu zur „Hauptstadt“ des Vergnügens und der Lebenslust zu werden, zur „feuchten Vulva Europas“, wie sie Zeitgenossen lasziv genannt hatten.
Die Gründungslegende
„Am Anfang steht natürlich eine Legende. Ein weißes Segel, wie sie auf dem Mittelmeer Brauch sind, zieht langsam über die mit gelben und roten Segeln bevölkerten Wasser der Adria; in dem Schiffchen reist Johannes, der Markus genannt wird und Jünger von Petrus und Paulus ist. Der kehrt just aus Aquileia zurück, wohin ihn Petrus selbst geschickt hat, auf dass er dort den Samen der neuen Botschaft ausstreue. Als das Boot die Höhe der Mündung des großen Medoaco erreicht hat, wird es plötzlich vom Sturm ergriffen und vom Wind zwischen die Sandbänke der Mündungslagune getrieben. Der Heilige legt an einem grünen Ufer an und streckt sich auf dem Boden aus, um sich auszuruhen. Und wie er so schläft, erscheint ihm ein Engel und spricht: ‚Friede sei mit Dir, Markus; und wisse, dass hier Dein Körper ruhen wird. Ein großer Weg liegt noch vor Dir, oh Evangelist Gottes, viele Mühen musst Du noch ertragen im Namen Christi; doch nach Deinem Tode werden die gläubigen Völker, welche diese Lande bewohnen, hier eine wunderbare Stadt erbauen und sich würdig zeigen, Deinen Leib zu besitzen, dem sie dann höchste Verehrung erweisen werden ...‘ – Das weiße Segel setzt später die Reise fort und bringt den Heiligen nach Alexandria, wo er die Erlösung verkündet, gemartert wird, den Tod erleidet und sein erstes Grab erhält.“ (Diego Valeri)
Diese Legende klingt überzeugend, sie hat allerdings den Nachteil, dass sie nach heutiger Erkenntnis frühestens im 7. Jahrhundert, vermutlich aber erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts entstanden ist, zu einer Zeit also, in der Venedig schon längst Weltmacht war und im Begriff stand, sich immer prächtiger zu entfalten und mit Bauten zu schmücken.
Es ist wichtig zu wissen, dass sich die Anfänge der Stadtgeschichte am Rande einer Region abspielten, die in den Stürmen der Völkerwanderung fortwährend von den verschiedensten Invasoren heimgesucht wurde. Aus diesem Grunde zogen die schwer zugänglichen Lagunen Menschen an, „die hier Sicherheit für ihr Leben und ihre Arbeit suchten. Die dramatischen Ereignisse, die sich im Hinterland abspielten, und der Mangel an fruchtbarem Boden haben diese Leute zum Meer hin gedrängt, zur einzigen Gegend, die noch eine Ausdehnung zuließ. Die Seefahrt, für die Kommunikation unentbehrlich, hat die Erfolgsaussichten noch erhöht und gesteigert. Daneben haben die schwierigen Umweltbedingungen den Lagunenbewohnern nicht nur den Unternehmungsgeist, sondern auch den Gemeinsinn geradezu aufgenötigt. Diese beiden, mit der Zeit noch gereiften Tugenden erklären im Grunde, warum Venedig als unabhängiger Staat so ungewöhnlich lange überleben konnte. Sie unterscheiden seine Zivilisation von dem Individualismus und Partikularismus, der die italienische Geschichte und das italienische Leben zutiefst kennzeichnet und der auch Geschichte und Leben des venetischen Festlandes prägte, mit Ausnahme der relativ kurzen Zeit, in der es Venedig unterworfen war.“ (Zorzi)
Der Legende nach wurde Venedig am 25. März 421 um 12 Uhr mittags gegründet. M. Antonio Sabellico hat dieses Datum im 15. Jahrhundert mit hymnischen Worten gefeiert, indem er einen der fiktiven Gründer den Himmel anrufen lässt: „Wenn wir einst Großes wagen, dann gib Gedeihen! Jetzt knien wir nur vor einem armen Altar, aber wenn unsere Gelübde nicht umsonst sind, so steigen dir, o Gott, hier einst hundert Tempel von Marmor und Gold empor.“ Das Datum selbst ist in ähnlicher Weise einzuschätzen, wie das Jahr 753 v. Chr., das legendäre Gründungsdatum Roms. Es lässt sich nämlich weder ein historischer Akt für dieses Jahr nachweisen, noch gibt es ein sonstiges Ereignis, das eine „Stadtgründung“ bewirkt haben könnte. Im Übrigen lagen die ersten Siedlungen im Gebiet der Lagune gar nicht dort, wo später Venedig entstand. Die flachen Inseln, auf denen sich die Stadt heute erhebt, waren bis ins 5. Jahrhundert Niemandsland ohne Geschichte und gewannen ihre spätere Bedeutung erst im Jahr 810, in dem der Regierungssitz von Malamocco nach Rialto verlegt wurde.
Die Welt der Antike – Venetien wurde 42 v. Chr. der Provinz Italien einverleibt und unter Augustus als die 10. regio venetia ein eigener Verwaltungsbezirk – veränderte sich in den Stürmen der Völkerwanderung dramatisch und nachhaltig. In das Jahr 482 datiert der Einfall der Hunnen unter Attila, wodurch eine erste Fluchtbewegung der Landbevölkerung in die Lagunenregion ausgelöst wurde, da die schwer zugänglichen Inselgruppen zwischen Land und Meer Schutz boten. Zunächst nur temporär, war die Besiedlung im 6. Jahrhundert offenbar schon dauerhaft. In einem Brief Cassiodors, des Kanzlers des in Ravenna residierenden Ostgotenkönigs Theoderich, wird 537 eine „landschaftliche und soziale Idylle“ (Lebe) geschildert. Cassiodor sprach von Fischerhütten „gleich Nestern von Wasservögeln“, lobte das weitausgreifende Transportgewerbe („ihr legt oft riesige Strecken zurück ... Eure Boote fürchten rauhe Winde nicht. Sicher erreichen sie das Land, und sie können im seichten Wasser nicht untergehen“), er pries den Fischreichtum der Lagune, von dem sich alle sättigen könnten, stellte fest, dass Arm und Reich mit gleichem Recht zusammenlebe („die gleiche Speise ernährt alle, alle Häuser gleichen sich, man kennt keinen Neid“), und berichtet schließlich, das ganze Bemühen der Bevölkerung gelte der Salzherstellung.
Zu einer dichteren und definitiven Besiedelung der Lagunengebiete führte der Einfall der Langobarden unter König Alboin im Jahr 568. Sie vernichteten mit besonderer Härte und Grausamkeit alles, was ihnen in den Weg kam, um dann selbst in den eroberten Gebieten zu siedeln, so dass den früheren Bewohnern eine Rückkehr aus den Lagunen kaum mehr möglich war. So löste dieser Volksstamm die Gründung Venetiens aus, nicht jedoch die Venedigs im heutigen Sinn. Das Lagunengebiet blieb noch für etwa zwei Jahrhunderte ohne eigentliches Zentrum, allenfalls das Ur-Malamocco am Lido könnte als solches betrachtet werden. Weitere Zerstörungen von Siedlungen auf dem Festland erfolgten 637, die Städte Aquileia, Concordia und Altino gingen unter. Auch ein Bischof Magnus von Oderzo ging vom Festland fort und suchte Schutz in der Lagunenstadt Cittanova.
Dieser Bischof Magnus war ein interessanter Mann. Denn um ihn rankt sich eine Reihe von Geschichten, von denen jede zur Gründungslegende einer Kirche auf den Inseln wurde, auf denen sich heute Venedig erhebt. So erschien dem Magnus zunächst einmal der hl. Petrus, der ihm befahl, eine Kirche dort zu bauen, wo er Rinder und Schafe würde weiden sehen. Magnus beobachtete das dann am östlichsten Ende der Inseln, nämlich auf der Insel Olivolo, wo er die Kirche S. Pietro (in Castello) erbauen ließ, die dann zwölf Jahrhunderte lang die Bischofskirche Venedigs war. Die zweite Erscheinung war die des Erzengels Raphael, der eine Kirche dort haben wollte, wo sich viele Vögel versammeln würden – es entstand daraufhin die Kirche San Raffaele Arcangelo auf dem Dorsoduro. Danach ordnete Christus selbst die Errichtung der Kirche San Salvador an und zwar an der Stelle, über der Magnus eine rosa Wolke am Himmel schweben sehen würde. Die Jungfrau Maria erschien dem Magnus als molto formosa, und die entsprechende Kirche wurde an der Stelle erbaut, über der er eine weiße Wolke hatte schweben sehen. Johannes der Täufer war noch anspruchsvoller, denn er forderte gleich zwei Kirchen, die eine für sich, die andere für seinen Vater – die entsprechenden Kirchen sind S. Giovanni in Bragora und S. Zaccaria. Auch die Zwölf Apostel erhoben Anspruch auf eine Kirche und erschienen dem Magnus in Form von zwölf Kranichen. Schließlich erbat sich eine Santa Giustina ein Gotteshaus, und zwar dort, wo man zu ungewöhnlicher Zeit reife Trauben finden würde (diese Kirche stand im östlichen Teil des Castello und existiert heute nicht mehr). Diese Fülle von außergewöhnlichen Geschichten lässt den Schluss zu, dass der Himmel damals der Erde und insbesondere Venedig eben noch viel...
| Erscheint lt. Verlag | 13.8.2020 |
|---|---|
| Verlagsort | Vachendorf |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Regional- / Landesgeschichte |
| Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Regional- / Ländergeschichte | |
| Schlagworte | Anekdote • Architektur • Erzählung • Geschichte • Italien • Kultur • Kunst • Legende • Reiseführer • Reisen • Venedig |
| ISBN-10 | 3-96018-068-3 / 3960180683 |
| ISBN-13 | 978-3-96018-068-5 / 9783960180685 |
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