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Der Glückskompass (eBook)

Das ganze Wissen der Welt über Glück in einem Buch
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
272 Seiten
edition a (Verlag)
978-3-99001-480-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der Glückskompass -  Michael Kunze,  Silvia Jelincic
Systemvoraussetzungen
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Die Antworten auf eine der wichtigsten Fragen im Leben bleiben oft unbefriedigend: Wie werde ich glu?cklich? Der Arzt Prof. Dr. Michael Kunze und die Journalistin und Bloggerin Silvia Jelincic zeigen in diesem Buch leicht lesbar, was die Wissenschaft daru?ber weiß. Sie haben alle wichtigen Studien zum Thema Glu?ck analysiert und das Fazit daraus gezogen. Entstanden sind empirisch belegte Strategien, aus denen alle Glu?cks-Pragmatiker die richtige fu?r sich wählen können.

Dr. Michael Kunze, langjähriger Leiter des Instituts fu?r Sozialmedizin der Medizinischen Universität Wien, ist Facharzt fu?r Hygiene, Mikrobiologie und Professor fu?r Sozialmedizin.

Dr. Michael Kunze, langjähriger Leiter des Instituts für Sozialmedizin der Medizinischen Universität Wien, ist Facharzt für Hygiene, Mikrobiologie und Professor für Sozialmedizin.

WAS IST GLÜCK?


Was uns Driss und Philippe, zwei Menschen, die aufgrund ihres Schicksals auf keinen Fall glücklich sein dürften, über das Glück lehren, welchen Missverständnissen über das Glück wir aufsitzen und was Sie in diesem Buch erwartet.

Driss und Philippe könnten kaum unterschiedlicher sein. Driss ist in der Pariser Vorstadt aufgewachsen. Seine Vorfahren kommen aus dem Senegal. Wie viele andere junge Männer aus seinem Viertel hat auch er bereits ein paar Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht. Auf dem Arbeitsmarkt hat er mit diesem Hintergrund kaum eine Chance. Nur die Arbeitslosenversicherung bewahrt ihn davor, gleich wieder in die Kriminalität abzurutschen. Allerdings reicht die staatliche Unterstützung nicht einmal für eine eigene Wohnung. Driss muss bei seiner alten Mutter Unterschlupf suchen. Wie soll er die Träume eines jungen Mannes verwirklichen? Bleibt ihm nur die Tristesse zwischen Drogen und Kleinkriminalität? Wie kann er jemals ein wirklich glückliches Leben führen?

Philippe hingegen hat alles, was sich ein Mensch wünschen kann. Er ist Multimillionär, wohnt in einem Palais im Zentrum von Paris, besitzt einen Privatjet und fährt sportliche Luxusautos. Er genießt das Leben in vollen Zügen. Bis ihn zwei Schicksalsschläge treffen: Seine Frau stirbt an Krebs. Als er sich von diesem Unglück halbwegs erholt hat, stürzt er beim Paragliding ab. Er überlebt, allerdings ist er fortan vom dritten Halswirbel abwärts gelähmt.

Der Unfall ändert für Philippe alles. Er, der reiche, erfolgreiche und intelligente Geschäftsmann, kann ohne die Hilfe anderer nicht einmal aufs WC. Zu allem Übel überfällt ihn auch noch eine lebensgefährliche Atemnot, immer wieder ohne Vorwarnung. Was nützt ihm sein ganzer Reichtum, wenn er sich nicht einmal selbst die Sauerstoffmaske aufsetzen kann? Rund um die Uhr benötigt Philippe jemanden an seiner Seite und ist dennoch ständig in Lebensgefahr. Die Menschen um ihn herum sind voller Mitleid für dieses schreckliche Schicksal. Kann er jemals wieder glücklich werden?

DIE GROSSEN GLÜCKS-IRRTÜMER


Für viele ist Glück die große Liebe. Andere träumen von einem Lottogewinn, vom Traumjob, von einem Haus mit Garten. Diese Aufzählung ließe sich endlos fortsetzen. Bis hin zu den kleinen Dingen, die uns glücklich machen: ein Spaziergang im Wald, auf den wir uns schon die ganze Woche freuen, die neueste Staffel unserer Lieblingsserie oder einfach ein heißes Bad. All diese Dinge können uns glücklich machen. Wohlgemerkt können.

Es gibt auch Menschen, die sich durch eine große Liebe beengt fühlen würden, denen ein Lottogewinn nichts bringen würde, was sie schon haben, die am liebsten gar keinen Job haben, und die mit einem Garten vor allem mühselige Arbeit verbinden.

Was Glück ist, ist von Mensch zu Mensch verschieden. Je nach Ausgangslage, Persönlichkeit und Einstellung zum Leben weicht das persönliche Glück von dem ab, was die Mehrheit als Glück betrachten würde. Wobei die Dinge, die gemeinhin als Quellen des Glücks gelten, nicht unbedingt tatsächlich glücklich machen. Auch die Mehrheit kann sich irren.

So denkt die Mehrheit, es mache glücklich, ein paar Millionen Euro auf dem Konto zu haben. Dies, weil die Mehrheit aus Mittel- und Kleinverdienern besteht. Für sie ist es natürlich, von Reichtum zu träumen. Ihre sozioökonomische Ausgangslage erzeugt ihren Traum. Im Lotto zu gewinnen, steht für einen der größten Glücksmomente überhaupt. Aber entspricht das der Realität? Sind Lottogewinner wirklich glücklichere Menschen?

Am anderen Ende der verbreiteten Glücksskala stehen traumatische Erfahrungen: der Tod von geliebten Menschen, ein schwerer Unfall oder eine schwere Krankheit mit bleibenden körperlichen Schäden, Behinderung. Beim Gedanken an solches Unglück kommen Zweifel auf, ob wir je wieder glücklich sein könnten. Doch auch hier stellt sich die Frage: Wie ist es wirklich um die Glücksgefühle von Menschen bestellt, denen so etwas wiederfährt?

Der Psychologe Philip Brickman und seine Kollegen von der Northwestern University in Illinois verglichen diese beiden extremen Lebenssituationen. Für ihre Studie interviewten die Wissenschaftler einerseits Lottogewinner. Nur einer von ihnen hatte erst vor weniger als einem Monat gewonnen. Bei den anderen lag der Gewinn länger zurück, aber nicht mehr als eineinhalb Jahre. Außerdem interviewten die Forscher bleibend schwer beeinträchtigte Unfallopfer. Als Kontrollgruppe interviewten sie auch Menschen, die weder im Lotto gewonnen, noch einen Unfall oder andere traumatische Erlebnisse gehabt hatten.

Das Ergebnis dieses Vergleichs relativiert die allgemeinen Annahmen über Glück. Die Lottogewinner berichteten zwar von positiven Veränderungen – dazu gehörten finanzielle Sicherheit, mehr Freizeit und ein höherer sozialer Status – allerdings ergab die Auswertung aller ihrer Antworten, dass sie insgesamt nicht glücklicher waren als die Kontrollgruppe. Auch für die Zukunft sagten sie sich kein gesteigertes Wohlbefinden voraus.

Die Forscher benannten auch die Gründe dafür. Die Lottogewinner empfanden verschiedene alltägliche Aktivitäten als weniger beglückend als die Kontrollgruppe. Ein liebevoll angerichtetes Frühstück, mit Freunden zu plaudern, ein gemütlicher Fernsehabend, das alles war den Lottogewinnern weniger wert.

Wenn wir unversehens zu viel Geld kommen, hat das nicht nur positive Auswirkungen. Andere positive Ereignisse in unserem Leben können dadurch bedeutungsloser werden. Am Ende sind wir nach dem Geldsegen womöglich sogar unglücklicher als zuvor.

Bei den Unfallopfern zeigte sich ein ähnliches Bild, nur andersherum. Sie waren im Durchschnitt recht glücklich, wenn auch nicht ganz so glücklich wie die Lottogewinner und die Kontrollgruppe. Besonders an die Zeit vor ihrem Unfall zurückzudenken, löste bei ihnen vor allem Wehmut aus.

Die Mühen ihrer Behinderung hätten nahegelegt, dass sie auch in der Gegenwart eher unglücklich waren. Diese Annahme erwies sich jedoch als falsch. Die Unfallopfer freuten sich zwar weniger als die Kontrollgruppe an kleinen Dingen des Alltags, aber dramatisch war der Unterschied nicht. Die Unfallopfer lagen mit ihren Antworten im Schnitt immer noch deutlich auf der glücklichen Seite. Ihre Zukunftsaussichten bewerteten sie ähnlich positiv wie die anderen beiden Gruppen.

Das Fazit des Vergleichs lässt sich in zwei einfachen Erkenntnissen zusammenfassen.

Erstens. Glück ist relativ. Je nach Ausgangslage steigern unterschiedliche Dinge unser Glücks- und Unglücksempfinden.

Zweitens. Wir gewöhnen uns mit der Zeit an neue Lebenssituationen, egal ob sie eine Veränderung zum Besseren oder zum Schlechteren gebracht haben, egal wie extrem die Veränderung war. Auf Dauer sind wir trotz Veränderung weder wesentlich glücklicher noch wesentlich unglücklicher. Das Glück pendelt sich immer wieder ein. Ein Grund mehr, immer zuversichtlich in die Zukunft zu blicken.

GLÜCK IST IMMER MÖGLICH


Kehren wir damit zurück zu Philippe und Driss. In unserer Geschichte mit diesen beiden Helden hat sich Phillippes Glücksgefühl nach den beiden Katastrophen in seinem Leben noch nicht wieder eingependelt. Es ist davon sogar noch weit entfernt, als er eines Tages einen neuen persönlichen Assistenten braucht. Mit den Bewerbern ist er jedoch unzufrieden. Am meisten stoßen ihn jene ab, die Lebenssinn für sich selbst suchen, indem sie behinderten Menschen helfen.

Auch Driss bewirbt sich bei Philippe, allerdings mit einem ganz anderen Motiv. Driss rechnet sich gar keine Chancen auf den Job aus. Er will damit nur die Streichung seiner Arbeitslosenunterstützung durch das Sozialamt verhindern. Von Philippe braucht er nur eine Unterschrift. Mitleid hat er nicht mit ihm. Er begegnet Philippes Behinderung vielmehr mit Humor und klaut ihm nebenbei ein paar Wertsachen.

Philippe stellt ihn genau deshalb ein, obwohl Driss keine Ahnung vom Job eines persönlichen Assistenten hat. Er empfindet den Mangel an Mitleid als Voraussetzung dafür, dass sich sein Leben einmal mehr und diesmal wieder zum Positiven verändern kann. Durch Driss’ direkte und offene Art lernt Philippe, dass er seine Situation akzeptieren muss, um wieder ein glücklicher Mensch zu werden.

Umgekehrt genießt Driss das Leben im Luxus an der Seite des reichen Philippe, bis ihn seine Vergangenheit einzuholen droht. Die beiden trennen sich. Einmal mehr ist Philippe wieder umgeben von Menschen, die ihn bemitleiden und als hilflosen Patienten betrachten. Es ist diese Behandlung, nicht seine Behinderung, die Philippe die Lebenslust nimmt.

Als Driss vom schlechten Zustand Philippes erfährt, kommt er zurück. Um Philippe aufzumuntern, setzt Driss ihn kurzerhand in einen Sportwagen und rast los. Es dauert nicht lange, da liefern sie sich eine wilde Verfolgungsjagd mit der Pariser Polizei. Einer Bestrafung entgehen sie, indem Philippe einen Anfall vortäuscht.

Zuletzt fahren die beiden an den Ärmelkanal, wo Philippe endlich den entscheidenden Schritt in ein neues Leben setzt. Er trifft seine Brieffreundin Éléonore, die von seiner Behinderung nichts weiß. Lange ist er ihr aus dem Weg gegangen, aus Furcht, seine Behinderung könnte sie abschrecken.

Am Ende der Geschichte erkennt Philippe, dass es nicht seine Behinderung ist, die ihn davon abhält, glücklich zu sein. Es ist die damit verbundene Überzeugung, nicht mehr glücklich sein zu können. Die Menschen um ihn herum, die nicht wissen, wie sie mit ihm umgehen sollen, verstärkten lange diese Überzeugung. Erst Driss behandelte ihn ganz normal. Das machte die beiden zu mehr als zu...

Erscheint lt. Verlag 21.2.2021
Verlagsort Wien
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Forschung • Freude • Glück • Leben • Selbsthilfe • Studien • Wissenschaft • Zufriedenheit
ISBN-10 3-99001-480-3 / 3990014803
ISBN-13 978-3-99001-480-6 / 9783990014806
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