Schmerz beiseite (eBook)
272 Seiten
Riva Verlag
9783745312157 (ISBN)
Roman Pallesits ist seit über 20 Jahren als Physiotherapeut mit eigener Praxis in Wien tätig. Zu ihm kommen Menschen mit Behinderung, Intensivpatienten, Spitzensportler und Ballettstars. Nach mehr als 40.000 Behandlungsstunden und zahlreichen internationalen Ausbildungserfahrungen macht Roman Pallesits sein einzigartiges Therapiekonzept jetzt einer breiten Leserschaft in Buchform zugänglich.
Roman Pallesits ist seit über 20 Jahren als Physiotherapeut mit eigener Praxis in Wien tätig. Zu ihm kommen Menschen mit Behinderung, Intensivpatienten, Spitzensportler und Ballettstars. Nach mehr als 40.000 Behandlungsstunden und zahlreichen internationalen Ausbildungserfahrungen macht Roman Pallesits sein einzigartiges Therapiekonzept jetzt einer breiten Leserschaft in Buchform zugänglich.
KAPITEL 1
PHYSIOTHERAPIE
ALS PUZZLESPIEL –
WARUM JEDES TEIL
WICHTIG IST
Vom modernen Leben mit unmodernen Körpern
Seien wir einmal realistisch: Allen Alltagsproblemen und ungelösten kommenden Katastrophenszenarien zum Trotz leben wir in der besten aller Zeiten und Welten. Zumindest wir Menschen hier in den westlichen Industrieländern. Seit einem halben fast immer friedlichen Jahrhundert geht es im Wesentlichen nur bergauf mit unserer Existenz, wir sind reicher als die Nachkriegsgeneration, haben mehr Freizeit und mehr Freiheiten als jede Kohorte vor uns – das gilt mit vorübergehenden Einschränkungen sogar in schwierigen Zeiten wie der Coronakrise. Und zumindest Deutschland und Österreich werden aus dieser Krise vermutlich langfristig im internationalen Vergleich sogar gestärkt herauskommen, Sozialstaat und Gesundheitssystem sei Dank!
Dazu kommen eine nie da gewesene Mobilität – nein, nicht in unseren Gelenken, sondern in Verkehrsmitteln aller Art! – und ein enormes Maß an technischer Unterstützung, die in den letzten paar Jahren geradezu explodiert ist. Man denke nur an Smartphones und -homes, Computer und Internet, Homeoffice und so weiter und so fort.
Nur: Jede Medaille hat zwei Seiten, und die Rückseite unseres glänzenden Lebens ist oft gar nicht leicht zu verkraften. Ich rede jetzt noch gar nicht von Bewegungsmangel – von wegen Mobilität! – bei extremem Nahrungsüberfluss. Ganz abgesehen von diesem rein körperlichen Problembereich, der allerdings psychische Konsequenzen und Ursachen hat, ist unsere Welt gleichzeitig einfacher und unendlich kompliziert geworden. Wir modernen Menschen des dritten Jahrtausends haben an einem einzigen Tag mehr Input zu verarbeiten als ein Durchschnittsmensch vor 200 Jahren in seinem gesamten Leben.
Allein die Veränderungen zwischen der Generation davor und den Millenials, die ab Beginn der 1990er-Jahre geboren wurden, sind atemberaubend. Eine Musikkassette sehen diese Menschen mit ähnlichem Erstaunen wie ein Vierteltelefon – ein in Österreich bis in die 1980er-Jahre hinein von vier Teilnehmern genutzter Telefonanschluss – und Straßenkarten sind ihnen so fremd wie das Kinoprogramm in einer gedruckten Zeitung. Dafür müssen sie, so wie wir alle, virtuos mit den sozialen Medien und überhaupt mit einem Tsunami an Reizen umgehen.
Ja eh, (»eh« = »ohnehin« oder »schon«) wie man in Wien sagt, aber was hat das mit Schmerz, Bewegung und Physiotherapie zu tun? Eine ganze Menge, denn so modern unser Leben heute auch ist, wir müssen es mit Körpern und Seelen bewältigen, deren Grundlagen vor einigen Millionen Jahren gelegt wurden und die also denkbar unmodern sind. Wer das nicht im Hinterkopf hat, der wird früher oder später Probleme bekommen und auch Mühe haben, diese Probleme zu lösen, wenn er Körper und Seele nicht Entlastung und geschützte Räume anbietet.
Ein kleines Beispiel, mit dem ich in meiner Praxis schon seit Längerem extrem gute Erfahrungen gemacht habe, ist der entschleunigte und gleichzeitig fokussierte Ablauf einer Therapieeinheit: Die Patienten kommen 15 Minuten vor dem eigentlichen Therapiebeginn, um sich in Ruhe umzuziehen, sich zu überlegen, welche Fragen und Anliegen sie haben, und um sich aufzuwärmen. Die Physiotherapie bei mir soll nicht einfach ein weiterer Programmpunkt des dichten Tagesablaufs sein – der ist meistens hektisch genug. Den Alltag beiseitezulassen hilft auch dabei, den Schmerz zu lindern. Die 45 Minuten lange Eins-zu-eins-Therapie – ein Therapeut arbeitet mit einem Patienten – wird dadurch wesentlich effektiver, die Kunden sind früher wieder beschwerdefrei und leistungsfähig. Schlecht fürs Geschäft, aber trotzdem super.
Auch alle Übungen für Selbsthilfe und Prävention wirken umso besser, je mehr es gelingt, sie als Pause im hektischen Alltag zu etablieren und damit als einen geschützten Raum, in dem der Stress für den Körper – klar, wir reden von physischen Beschwerden –, aber auch für die Seele kleiner ist als sonst. Das allein macht die Übungen schon effektiver. Vieles kannst du zwischendurch machen, aber das »Zwischen« ist hier das Entscheidende, nicht das »Durch«-Machen. Wenn Physiotherapie beim Profi oder auch einfach als Selbsthilfe und zur Prävention auf diese Art durchgeführt wird, dann wird sie ihr Ziel erreichen und den Schmerz »beiseite kriegen«. Dieses Buch versteht sich in diesem Sinne als geschützter Raum, der sich öffnen soll, wenn es aufgeschlagen wird.
Und hier schließt sich der Kreis zur besten aller Zeiten und Welten: Wir haben so viel Bewegungsmöglichkeiten wie niemals zuvor, aber nur dann, wenn wir es schaffen, unseren Bewegungsspielraum von den Schattenseiten des modernen Lebens nicht allzu sehr einschränken zu lassen. Wir können uns vom Tempo der Entwicklung einfach mitschleifen lassen, bis wir am unmodernen Körper und auch an der Seele ganz wund sind, oder wir nehmen die Zügel selbst in die Hand – zumindest in unserem ganz persönlichen Bereich, wo Gesundheit und Wohlbefinden im Mittelpunkt stehen sollten.
Apropos Zügel: Wie sagen die Fiaker in Wien? »Imma longsom mit de jungan Pferd!« Und mit den Älteren sowieso.
Die Puzzleteile der Therapie – von den Voraussetzungen zur täglichen Routine
Ich bin Physiotherapeut aus Leidenschaft, mit Leib und Seele. Besessen, sagen manche, und vielleicht haben sie da recht. Und wie alle Besessenen will ich immer mehr wissen über das Objekt meiner Leidenschaft. Deshalb bin ich fast jedes Jahr unterwegs (okay, ich reise auch gern) und gar nicht selten ziemlich weit weg, um mehr und vor allem Neues zu erfahren. So reise ich zu Spezialausbildungen, Weiterbildungen, Workshops, Vorträgen und Kongressen. Es gibt auch in der Physiotherapie immer wieder etwas zu entdecken. Und daraus habe ich mit der Zeit meinen persönlichen Werkzeugkasten zusammengestellt. Die Therapieinstrumente darin kann man manchmal anfassen – einige sind ziemlich scharf und können ganz schön wehtun! –, manchmal sind sie aber auch nur in meinem Kopf, gespeichert als Erfahrung, Feedback von Patienten oder »G’spür«, wie man in Wien sagt, also mit dem Gefühl dafür, was jetzt richtig ist und für mein Patientengegenüber passt. In meinem Werkzeugkasten hat sich mit den Jahren alles versammelt, was man in der Physiotherapie braucht, auch wenn noch immer etwas dazukommt, aber das ist meistens nichts ganz Neues, sondern nur etwas Verbessertes – die feinere Pinzette vielleicht oder auch der schwerere (keine Angst: Metapher!) Vorschlaghammer –, man braucht beides gelegentlich.
Viele meiner Werkzeuge »verborge« ich regelmäßig an meine Patienten, du kannst dich also in meinem Kisterl nach Lust und Laune bedienen. Außerdem tauchen etliche Tools bei den Übungen immer wieder auf – und auch deshalb sind sie hier zusammengefasst. Wenn du bei einer Übung ein Tool siehst und mit dem an dieser Stelle erwähnten Werkzeug noch nicht vertraut bist, dann schlage hier im Kisterl nach und schon bekommst du die Gebrauchsanleitung für dieses Werkzeug. Du kannst sicher sein, dass jedes dieser Tools Hunderte Male im Gebrauch getestet und verbessert wurde – und ich probiere es immer auch an mir selbst aus, bevor so ein Teil im Werkzeugkasten landet und ich meine Patienten damit bearbeite.
Auf den folgenden Seiten sind sie also, die Werkzeuge, zu denen ich regelmäßig greife, und viele davon kann jeder Patient in seinen eigenen höchst persönlichen Werkzeugkasten integrieren. Jeder Mensch, vor allem jeder Bewegungsmensch, sollte einen haben!
Texte, Übungsfotos und Videos –
so nutzt du das Buch am besten
Apropos arbeiten und ausprobieren: In der Arbeit mit meinen Patienten habe ich immer wieder bemerkt, dass rein verbale Anleitungen in den meisten Fällen nicht wirklich gut umgesetzt werden. Das ist auch logisch. Kommunikation besteht aus zwei grundlegenden Hälften: dem, was der »Sender«, also der Physiotherapeut, sagt, und dem, was der »Empfänger«, also der Patient, daraus beim Empfangen der Botschaft macht. Und das wird beeinflusst durch sprachliche Eigenheiten, durch Vorverständnis, das ganz anders aussehen kann als jenes des Therapeuten, durch Vorlieben und Abneigungen, aber auch durch körperliche Einschränkungen, wodurch zum Beispiel bestimmte Körperstellungen oder Haltungen bequemer sind als andere. Resultat: Ich muss in der Mehrzahl der Fälle ausbessern oder vorzeigen, also zusätzlich zum verbalen Input noch einen optischen liefern. Diese Erfahrung liegt auch dem Konzept dieses Buches zugrunde, und deshalb habe ich weitgehend auf verbale Übungsbeschreibungen verzichtet und setze stattdessen auf Fotos und Videos. Sich ein Übungsvideo anzusehen ist etwa das Gleiche, wie wenn der Physiotherapeut in seiner Praxis die Übung vorzeigt. Videos sind da besser als Fotos, die schließlich keine durchgehende Bewegung liefern können. Was sie...
| Erscheint lt. Verlag | 13.6.2021 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Krankheiten / Heilverfahren |
| Schlagworte | Anleitungen • Band0 • Bandscheibenvorfall • bandscheibenvorfall behandeln • bandscheibenvorfall behandlung • bandscheibenvorfall selbst behandeln • bandscheibenvorfall therapie • bandscheibenvorfall übungen zuhause • bandscheibenvorfall vorbeugen • Behandeln • behandlung tennisellbogen • Beine • chronisch • Faszien • Fersensporn • fit mit physiotherapie • Fitness • Fitnessbuch • fitness bücher • fitness übungen • Frei • Füße • Gel • Geräte • Gesund • Gewichte • haltungsschule übungen • Hand • Heilen • Hilfe • hüftdehnung • hüftdehnung übungen • Hüfte • hüfte dehnung • Knie • körper trainieren • loswerden • Mittel • muskelaufbau übungen für zuhause • muskelaufbau zu hause • muskeltraining zu hause • Nacken • Osteopathie • physiotherapie übungen • physiotherapie übungen bandscheibenvorfall • physiotherapie übungen beine • physiotherapie übungen buch • physiotherapie übungen ellenbogen • physiotherapie übungen für den rücken • physiotherapie übungen für zuhause • physiotherapie übungen fuß • physiotherapie übungen hüfte • physiotherapie übungen im sitzen • physiotherapie übungen kreuzband • physiotherapie übungen lendenwirbelsäule • physiotherapie übungen mit ball • physiotherapie übungen oberer rücken • physiotherapie übungen oberschenkel • physiotherapie übungen rücken • physiotherapie übungen schulter • physiotherapie übungen unterer rücken • physiotherapie übungen unterschenkel • physiotherapie übungen wirbelsäule • physiotherapie übungen zu hause • physiotherapie übungen zuhause • Ratgeber • roman pallesits buch • roman pallesits physiotherapeut • roman pallesits übungen • roman pallesits wien • roman pallesits workshop • Rücken • Salbe • schmerzen selbst behandeln • Schulter • Sport • Sportbuch • sportbücher • Tabletten • Tennisarm • Tennisellbogen • tennisellbogen behandlung • tennisellbogen tapen • tennisellbogen therapie • tennisellenbogen dehnen • tennisellenbogen übungen • Thera • trainieren • training für zu hause • training für zuhause • Training ohne Geräte • training ohne gewichte • Trainingsbuch • Training zu Hause • Übungen • übungen für mehr beweglichkeit • Übungen für zu Hause • übungen gegen fersensporn • übungen gegen tennisellbogen • Übungen zu Hause • Übungsabfolgen • Verletzung • Verspannung • Vorbeugen • was tun bei tennisellbogen • Zuhause • Zuhause trainieren |
| ISBN-13 | 9783745312157 / 9783745312157 |
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