Wie man eine Bilanz liest (eBook)
175 Seiten
FinanzBuch Verlag
9783960926375 (ISBN)
Reinhold Gagel war als Geschäftsführer für Finanzen und Controlling in Branchen wie Maschinenbau, Medizintechnik, Gebrauchsgüter für namhafte deutsche, Schweizer und amerikanische Unternehmen tätig. Als Mitglied in zwei Arbeitsausschüssen des VDMA hat er an betriebswirtschaftlichen Veröffentlichungen mitgewirkt.
Reinhold Gagel war als Geschäftsführer für Finanzen und Controlling in Branchen wie Maschinenbau, Medizintechnik, Gebrauchsgüter für namhafte deutsche, Schweizer und amerikanische Unternehmen tätig. Als Mitglied in zwei Arbeitsausschüssen des VDMA hat er an betriebswirtschaftlichen Veröffentlichungen mitgewirkt.
Teil 1 – Lehrgang zur Bilanzerstellung
Einleitende Hinweise
Bevor wir mit Geschäftsvorfällen beginnen, müssen noch einige Hinweise gegeben werden.
Wir erstellen in diesem Lehrgang nach jedem Vorfall eine fortgeschriebene Bilanz. Damit lässt sich leicht verständlich nachvollziehen, zu welchen Veränderungen jeder einzelne Geschäftsvorfall bei den jeweiligen Bilanzpositionen führt. Während in der Praxis tatsächlich jeder Geschäftsvorgang für sich betrachtet zu ganz bestimmten Veränderungen in den Bilanzpositionen führt, ist es jedoch im Tagesgeschäft nicht üblich, nach jedem Vorgang eine neue (aktuelle) Bilanz zu erstellen, obwohl dies mit heutiger Software möglich wäre.
Es wird im vorliegenden Lehrgang nicht nur das rein mechanische Vorgehen ausgeleuchtet, sondern auch alles, was mit der Analyse von Bilanzpositionen, sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite zu tun hat. Dies geschieht anhand von Beispielen und Erfahrungen des Autors.
Es werden viele Hinweise und Erläuterungen gegeben, welche den Leser in die Lage versetzen, weitere Fragen zu nicht explizit behandelten Positionen analog selbst zu erarbeiten. Es werden ausreichend Beispiele behandelt, sodass am Ende eine entsprechende Sensibilität für den praktischen Gebrauch vorhanden sein wird.
Beginn des Lehrgangs
Der erste Bilanzvorgang im Zahlenwerk eines Unternehmens beginnt mit dessen Gründung. Wie schon erwähnt, werden bei der Verbuchung von Geschäftsvorfällen neben den Bilanzkonten auch Aufwands- und Ertragskonten geführt. Da der Saldo aller auf diesen Konten erfassten Werte zum Abschlussstichtag (Monats-, Quartals- oder Jahresende) auf dem Bilanzgewinnkonto in einer einzigen Summe landet, ersparen wir uns die Führung dieser Konten. Wir werden die einzelnen zugehörigen Vorgänge sofort dem Bilanzgewinnkonto gutschreiben oder es entsprechend belasten.
Die Hinführung zum Thema beginnt mit der Darstellung der bei der Gründung anfallenden Vorgänge und wird mit weiteren Aktivitäten fortgesetzt.
Eine Firma wird gegründet
Zwei Personen beschließen, eine gemeinsame Firma zu gründen. Sie hatten eine Idee, wie man in einem bestimmten Markt mit einem oder mehreren Produkten erfolgreich sein kann. Sie sind dabei von einem bestimmten Stück- bzw. Wertvolumen in einem Zeitraum von zunächst ein bis drei Jahren ausgegangen und haben diese in einem Dreijahresplan ziffernmäßig dargestellt.
Genau genommen wurden Planbilanzen und Plan-Gewinn- und Verlustrechnungen erstellt, deren Grundlage die zu erwartenden Auftragseingänge bilden, aufgebrochen in einzelne Monate. Daraus abgeleitet werden Produktions- und auch Umsatzpläne.
Die Firma benötigt Räumlichkeiten, Maschinen, Ausstattungen aller Art und Mitarbeiter, um die wichtigsten Bedarfsfaktoren zu nennen.
Es wurde ein Zeitplan erstellt, der den Ablauf für den Aufbau aller erforderlichen Einrichtungen sowie den Personalbedarf des Betriebes beinhaltet. Er zeigt auf, wann wie viel Geld verfügbar sein muss, um die damit einhergehenden Ausgaben bezahlen zu können.
Davor waren vielerlei Behördengänge für allerlei erforderliche Genehmigungen notwendig. So sind beispielsweise bei Kapitalgesellschaften Gesellschaftsverträge erforderlich, welche notariell beglaubigt sein müssen. Umfangreich sind die behördlichen Anforderungen, welche mit der Gründung einer Kapitalgesellschaft wie zum Beispiel einer AG oder auch einer GmbH einhergehen. Sowohl in der Gründungsphase als auch während des Firmendaseins müssen alle Vorschriften penibel eingehalten werden! Zu schnell unterstellt das Finanzamt der Firma etwa eine verdeckte Gewinnausschüttung; und das hat gravierende steuerliche, sprich finanzielle Folgen.
Sobald alle mit der Umsetzung einhergehenden Investitionen inklusive der Aufwendungen und Erträge zahlenmäßig erfasst sind, lässt sich daraus auch der Kapitalbedarf ermitteln. Ein Teil des Kapitalbedarfs lässt sich aus Krediten aus dem Tagesgeschäft decken (zum Beispiel aus Lieferantenkrediten, die dadurch zustande kommen, dass die Firma von ihren Lieferanten bereits Ware bekommen hat, aber infolge eingeräumter Zahlungsziele noch nicht gleich bezahlen muss). Ein anderer, in der Summe eventuell limitierter Teil des benötigten Kapitals lässt sich durch die Aufnahme langfristiger Darlehen aufbringen. Diese Darlehen können etwa von Banken, stillen Teilhabern oder sonstigen Darlehensgebern stammen. Der Rest des Kapitalbedarfs wird durch Eigenkapital (oder auch Stammkapital, Gesellschaftskapital usw.) aufgebracht.
Hat man jedoch von Anfang an eine bestimmte Höhe an Eigenkapital zur Verfügung, dann lässt sich der Geldbedarf aus der Plan-GuV und Plan-Bilanz ablesen, und folglich ist auch klar, wie hoch die erforderlichen Bankkredite bzw. Darlehen zur Deckung der Lücken sein müssen. Ist die Summe fremder Geldgeber limitiert, kann zum Beispiel versucht werden, weitere Gesellschafter aufzunehmen, welche zusätzliches Eigenkapital einbringen.
Zu den Finanzierungsquellen zählen auch die sich aus den durchschnittlichen Lieferantenkrediten ergebenden Werte. Der restliche Kreditbedarf ergibt sich als Saldo aus dem Gesamtfinanzierungsbedarf abzüglich der errechenbaren möglichen Lieferantenkredite und des verfügbaren Eigenkapitals. Letzteres sollte so hoch wie möglich sein und besonders die Höhe des gebundenen Geldes im Anlagevermögen abdecken. Anhand der Beispiele wird man das im Lehrgang leicht nachvollziehen können.
Exkurs: Wie der Finanzierungsbedarf ermittelt wird
Wenn eine Firma beginnt, Produkte herzustellen, dann benötigt sie Rohstoffe (Material), Maschinen, Personal und Räume. Wenn das Produkt eine Produktionsdurchlaufzeit von vier Wochen bis zur Auslieferung hat und dem Kunden eine Zahlungsfrist von 30 Tagen netto eingeräumt wird, so sind die Ausgaben über einen Zeitraum von acht Wochen vorzufinanzieren.
Abbildung 1: Geldbedarfskurve (Seite 20) stellt den Werteverlauf der Vorfinanzierung dar. Dabei ist geplant, dass die Maschinen geleast und die Räume gemietet werden.
Dadurch entfällt ein erheblicher zusätzlicher Geldbedarf, welcher bei einer Anschaffung von eigenen Gebäuden und Maschinen wesentlich höher wäre.
Miete und Leasingraten sind jeweils zu Beginn des Monats mit jeweils 10.000 Euro und 6.000 Euro zu bezahlen. Die Rohwaren (pro Monat 20.000 Euro) werden am ersten Arbeitstag des Monats angeliefert und am 10. desselben Monats bezahlt, um den Skontoabzug (3 %)2 zu verdienen. Dabei wird unterstellt, dass »just in time« angeliefert wird, sodass größere Mengen an Rohstoffen auf Vorrat zu lagern vermieden werden kann. Die Löhne in Höhe von 30.000 Euro werden am letzten Freitag des Monats überwiesen, im Durchschnitt geschieht das am 25. eines jeden Monats.
Diesem Finanzierungsbeispiel liegt ein einziges Produkt zugrunde.
Die Zeitachse zeigt mit Beginn der Aktivitäten folgendes Bild:
- Am 1. des Monats sind 16.000 Euro zu bezahlen (Miete und Leasingrate).
- Am 10. des Monats ist die Rohware in Höhe von 20.000 Euro abzüglich 600 Euro Skonto, also insgesamt 19.400 Euro zu bezahlen.
- Am 25. des Monats sind die Löhne in Höhe von 30.000 Euro zu bezahlen.
Die erste Auslieferung an den Kunden erfolgt am 1. des ersten Folgemonats und der Geldeingang dazu erfolgt am letzten des ersten Folgemonats, weil 30 Tage als Zahlungsziel eingeräumt wurden. Es werden 68.250 Euro ohne Mehrwertsteuer fakturiert, sprich dem Kunden in Rechnung gestellt. Aus all diesen Vorgängen ergibt sich die dargestellte Geldbedarfskurve.
Die aufgelaufene Geldbedarfsspitze liegt also am 60. Tag bei 130.800 Euro. Dazu kommen die Zahlungen von 16.000 Euro für Miete und Leasing ab dem ersten Tag des dritten Monats und die Verminderung durch den Geldeingang am 61. Tag in Höhe von 68.250 Euro (ohne Skontoabzug), sodass danach der Liquiditätsbedarf vorübergehend, sprich für zehn Tage, auf 78.550 Euro zurückgeht.
Abbildung 1: Geldbedarfskurve
Der erste Geldeingang für die Lieferung Anfang Februar (aus der Produktion Januar) ist Ende Februar / Anfang März zu erwarten. Weitere Geldeingänge erfolgen dann jeweils monatlich in der gleichen Höhe.
Der Betrieb benötigt also eine Finanzierungsmasse in Höhe von 130.800 Euro in der Spitze, bevor mit dem ersten, in unserem Beispiel stets pünktlichen Geldeingang aus Umsatz gerechnet werden kann. Diese Vorfinanzierungsmasse könnte aus Eigenkapital oder Fremdkapital oder anteilig aus beidem bestehen. Natürlich muss der volle Wert ab dem ersten Arbeitstag gewährleistet sein, auch wenn die volle Inanspruchnahme der Finanzierungsquellen erst am letzten Tag des zweiten Monats zum Tragen kommt.
Aus dem Umsatz wird ein Gewinn in Höhe von 2.850 Euro erzielt. Damit nimmt der Finanzierungsbedarf ab Beginn des dritten Monats um 2.850 Euro ab. Berücksichtigt man hierbei noch die Ertragssteuern von angenommen 50 %, sinkt der...
| Erscheint lt. Verlag | 14.6.2020 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft ► Geld / Bank / Börse |
| Schlagworte | Aktiva • Analyse • BASF • Berufsschule • Bilanz • Bilanzbuch • Bilanzen • Bilanzfälschung • Bilanzierung • Bilanzpositionen • Buchführung • Bundesanzeiger • Eröffnungsbilanz • Folgebilanz • Gagel • Gesamtschule • Gymnasium • Jahresabschluss • Kennzahlen • Konzernbericht • Lernen • Passiva • Reinhold Gagel • Unterricht • Werte • Wie man eine Bilanz liest • Wirtschaft • Wirtschaftsschule |
| ISBN-13 | 9783960926375 / 9783960926375 |
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