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Die Kreuzzüge (eBook)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
480 Seiten
wbg Theiss (Verlag)
9783806241396 (ISBN)
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Die Kreuzzüge: der Heilige Krieg in der europäischen Geschichte Das Phänomen Kreuzzug fasziniert Wissenschaftler und Leser bis heute. Was ist ein Kreuzzug? Was waren die Ursachen für den Heiligen Krieg der Christen gegen die Ungläubigen? Gab es Kreuzzüge auch außerhalb Jerusalems und des Heiligen Landes? Als bedeutendster Kenner der Geschichte der Kreuzzüge gilt der 2016 verstorbene Jonathan Riley-Smith, Historiker an der Universität Cambridge. Sein wegweisendes Standardwerk liegt zum ersten Mal auf Deutsch vor. - Ein Meilenstein der Kreuzzugsforschung mit mehr als 480 Seiten & 11 Karten - Kreuzritter und Pilger, Burgen und Kampfschauplätze: eine lebendige Darstellung aller europäischen Kreuzzüge - Kreuzzugforschung zwischen romantischen, materialistischen und neo-imperialistischen Interpretationen: eine umfassende Historiographie - Bruch mit der traditionalistischen Betrachtungsweise durch eine neue, kontroverse Forschungsthese - Bonus: umfangreiches kommentiertes Quellen- und Literaturverzeichnis Über Jerusalem hinaus: eine Neubewertung der Kreuzzüge Traditionell interpretierte die Geschichtsschreibung die Kreuzzüge als Heilige Kriege gegen die islamischen Ungläubigen in Kleinasien. Diese Deutung findet sich bis heute in Geschichtsbüchern, in Filmen und Romanen. Mit seinem Meisterwerk 'Die Kreuzzüge' bricht Riley-Smith mit dieser Darstellung. Ungläubige in Jerusalem, Heiden in Osteuropa und Feinde des Papstes - die Kreuzzüge waren ein politisch-religiöses Instrument, das gegen eine Vielzahl von Gegnern zum Einsatz kam. Riley-Smiths These basiert auf einer pluralistischen Kreuzzugsgeschichte, die Raum und Zeit erweitert. Er erzählt die Geschichte der Kreuzzüge als ein Panorama, das von den Kreuzfahrerstaaten des Mittelalters im Heiligen Land über die Kreuzzüge im Baltikum bis zum Verschwinden der Kreuzzugs-Idee im 18. und 19. Jahrhundert reicht. Profund, lebendig und spannend schildert Riley-Smith die Geschichte der Kreuzzüge, ihre Ursachen, Motive, Akteure und Verflechtungen - eine Pflichtlektüre für Historiker und Mittelalter-Fans!

Jonathan Riley-Smith (1938-2016) war Professor für Kirchengeschichte an der Universität Cambridge und Fellow des Emmanuel College. Er gilt als einer der renommiertesten Historiker auf dem Gebiet der Kreuzzüge. Zahlreiche Publikationen zur Geschichte der Kreuzzüge, darunter: ?What were the Crusades? (dt.: Wozu heilige Kriege? Anlässe und Motive der Kreuzzüge, Wagenbach 2003), ?The Crusades, Christianity and Islam? (2008), ?The Oxford Illustrated History of the Crusades? (1995, dt.: Illustrierte Geschichte der Kreuzzüge. Campus Verlag 1999. Nachdruck Parkland-Verlag, 2004), ?Großer Bildatlas der Kreuzzüge. Sechs Jahrhunderte abendländischer Kultur- und Glaubensgeschichte? (Herder 1992), ?The First Crusade and the Idea of Crusading? (1986).

Jonathan Riley-Smith (1938-2016) war Professor für Kirchengeschichte an der Universität Cambridge und Fellow des Emmanuel College. Er gilt als einer der renommiertesten Historiker auf dem Gebiet der Kreuzzüge. Zahlreiche Publikationen zur Geschichte der Kreuzzüge, darunter: ›What were the Crusades‹ (dt.: Wozu heilige Kriege? Anlässe und Motive der Kreuzzüge, Wagenbach 2003), ›The Crusades, Christianity and Islam‹ (2008), ›The Oxford Illustrated History of the Crusades‹ (1995, dt.: Illustrierte Geschichte der Kreuzzüge. Campus Verlag 1999. Nachdruck Parkland-Verlag, 2004), ›Großer Bildatlas der Kreuzzüge. Sechs Jahrhunderte abendländischer Kultur- und Glaubensgeschichte‹ (Herder 1992), ›The First Crusade and the Idea of Crusading‹ (1986).

Die Kreuzzüge und die Geschichtsschreibung


Noch für die Historiker der frühen 1950er-Jahre gab es eigentlich nur eine Art von „echten“ Kreuzzügen: solche nämlich, die von Westeuropa aus zur Eroberung oder Verteidigung Jerusalems unternommen wurden. Kriegszüge an anderen Schauplätzen – auf der Iberischen Halbinsel etwa oder im Baltikum – oder solche, die sich gegen innere Feinde der Kirche richteten (gegen Häretiker beispielsweise), wurden mitunter zwar schon damals als Kreuzzüge bezeichnet – etwas ungenau, wie man dachte –, aber da sie in eine andere Kategorie zu gehören schienen, dachte man über sie nicht weiter nach. Die Ära der Kreuzzüge endete, so die verbreitete Lehrmeinung, mit dem Verlust der letzten Brückenköpfe in Palästina und Syrien an muslimische Angreifer im Jahr 1291. Wenigstens etwas Interesse brachte man darüber hinaus noch den vermeintlichen „letzten Zuckungen“ der Kreuzzugsbewegung im Spätmittelalter entgegen. Der religiösen Motivation der Kreuzzüge schenkte man hingegen nur wenig Beachtung. Zwar gestanden manche Historiker durchaus ein, dass jene möglicherweise eine Rolle gespielt haben könnte – allein, sie fanden es geradezu moralisch verwerflich, diese Möglichkeit ernstzunehmen, und verfolgten lieber jenen Ansatz, demzufolge die Herrschaften und Ansiedlungen westlicher Kreuzfahrer in Palästina, Syrien und Zypern die erste Phase des europäischen Kolonialismus dargestellt habe. Schließlich hätten – so diese Sichtweise – selbst die Päpste womöglich politische Ziele verfolgt, als sie zum Kreuzzug aufriefen; die frisch rekrutierten Kämpfer hingegen hätten ganz gewiss das Streben nach materieller Bereicherung unter dem Deckmäntelchen eines frommen Strebens verborgen. Die Kreuzzüge seien ein Sicherheitsventil gewesen, durch welches überzählige Einwohner aus einem ernstlich übervölkerten Europa entweichen konnten, und dieser Sichtweise entsprechend waren die Ritterorden weniger religiöse Institutionen als vielmehr große Finanzhäuser, die in ganz Europa riesige Landgüter verwalteten, um aus den Gewinnen ihre militärischen Operationen im Osten zu finanzieren.

Dieses große Geschichtsbild war zwar in sich stimmig – und es erfreute sich großer Zustimmung in der interessierten Öffentlichkeit –, aber es ging von äußerst fragwürdigen Grundannahmen aus. Die erste dieser Grundannahmen – dass nämlich die einzig wahren Kreuzzüge jene gewesen seien, die zwischen 1097 und 1291 im Nahen Osten stattfanden – konnte schon damals auf eine lange Geschichte zurückblicken; sie ist als die Grundlage für eine traditionalistische Interpretation der Kreuzzüge anzusehen. Die zweite Grundannahme – dass es bei den Kreuzzügen im Grunde nur um Landnahme, Siedlungsexpansion und Profit gegangen sei – war erst vergleichsweise spät, in den 1920er- und 1930er-Jahren nämlich, allgemein akzeptiert worden; man bezeichnet darauf fußende Ansätze der Forschung heute als die materialistische Interpretation der Kreuzzüge. Das Bild, das in dem vorliegenden Buch von der Kreuzzugsbewegung gezeichnet wird, ist zugleich weniger verführerisch und von höherer Komplexität als jene älteren Deutungsansätze, und es entspricht auch nicht dem populären Bild der Kreuzzüge in der öffentlichen Wahrnehmung; dennoch glaube ich, dass es der Realität näherkommt.

Traditionalismus


Eine Definition der Kreuzzüge, die jene auf einen einzigen Schauplatz – den Nahen Osten – und einen klar umrissenen Zeitraum – von 1097 bis 1291 nämlich – beschränken wollte, hat schon der englische Historiker Thomas Fuller vorgeschlagen (in seiner Historie of the Holy Warre von 1639). Indem er das „echte Kreuzfahrertum“ in eine ferne Vergangenheit verlegte, handelte Fuller jedoch willkürlich und inkonsistent. Schwerlich konnte er den Krieg zwischen Christen und Türken ignorieren, der zum Zeitpunkt der Niederschrift seines Buches auf dem Mittelmeer tobte. Er wusste genau, dass die Malteser mit ihrem Insel-Ordensstaat aktiv daran beteiligt waren; tatsächlich sollten sie kurz darauf – binnen sechs Jahren nach der Veröffentlichung seines Buches – einer Kreuzzugsliga beitreten, die zur Verteidigung der Insel Kreta begründet worden war. Fuller wollte nicht ganz ausschließen, dass es auch in Zukunft wieder zu Kreuzzügen kommen könnte, und er stellte sich sogar ganz konkret einen erneuten Kreuzzug zur Rückeroberung Jerusalems vor – ein aussichtsloses Unterfangen, wie er selbst sogleich einräumte. Es überrascht nicht, dass Fullers zurückhaltende Definition seinerzeit nur auf geringe Zustimmung stieß. So gelangte Louis Maimbourg zu der Einsicht (und zwar in seiner Histoire des Croisades von 1675), der Kriegsschauplatz habe sich nur gezwungenermaßen, faute de mieux, auf europäischen Boden verlagert, und selbst der Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz schlug in seinem ambitionierten Projet d’expédition d’Égypte von 1672 vor, in einem Heiligen Krieg Ägypten zu erobern, obwohl die staatliche französische Armee daran beteiligt sein sollte.

Der eigentliche „Traditionalismus“ in der Kreuzzugsforschung geht jedoch auf die Köpfe der Aufklärung im 18. Jahrhundert zurück, die denselben Ansatz verfolgten wie vor ihnen Fuller. Die Franzosen Denis Diderot (der in seiner 1751–1772 erschienenen Encyclopédie unter anderem auch auf die Feldzüge gegen Häretiker und im Baltikum zu sprechen kam) und Voltaire (in seinem Essai sur les mœurs et l’esprit des nations von 1756); die Schotten David Hume (in seiner History of England von 1762) und William Robertson (der 1769 mit seiner Betonung der kulturellen Überlegenheit der Muslime in The Progress of Society in Europe einen zusätzlichen Gesichtspunkt zur Diskussion stellte) sowie der Engländer Edward Gibbon (in seinem monumentalen Werk The History of the Decline and Fall of the Roman Empire, 1776–1789) wollten den Kreuzzugsbegriff allesamt nur auf den Nahen Osten und das hohe Mittelalter angewandt sehen. Und damit repräsentierten sie den allgemeinen Konsens ihrer Zeit: Wenn man solche Malteser-Propagandisten wie etwa René de Vertot (in seiner Histoire des chevaliers hospitaliers von 1726) einmal beiseite lässt, kann gar kein Zweifel daran bestehen, dass in den gebildeten Kreisen des 18. Jahrhunderts die Kreuzzugsbewegung als tot galt, als ein Phänomen längst vergangener Zeiten. Und obwohl manche Autoren des 18. Jahrhunderts den Kreuzzügen zugestanden, dass sie Europa wohl doch auch einigen Nutzen gebracht hatten, blieb die Kreuzzugsbewegung als Ganze ein bevorzugtes Beispiel für Aberglauben und Torheiten der vormodernen Epoche.

Man kann es gar nicht genug betonen: All diese Historiker und Philosophen der Aufklärung wandten eine vollkommen willkürliche Definition des Begriffs „Kreuzzug“ an – eine Definition, die es ihnen erlaubte, einerseits die Kreuzzugsbewegung als Ausgeburt mittelalterlicher Dummheit zu brandmarken, über neuere und ganz ähnliche Entwicklungen jedoch den Mantel des Schweigens zu breiten. Diderot etwa konnte es letztlich nicht vermeiden, in seiner Encyclopédie die Insel Malta als einen „Knotenpunkt des Krieges gegen die Feinde des Christentums“ zu bezeichnen; aber in dem langen Artikel über die Geschichte des Malteserordens gibt es dennoch kaum einen Verweis auf irgendwelche Kampfhandlungen nach 1291 (obwohl selbst der Organisationsstruktur und Verfassung des Ordens einiger Platz eingeräumt wird). Dem Beispiel der Aufklärer folgte bald jedoch auch ein seriöser Historiker namens Friedrich Wilken, zu dessen Vorzügen seine Kenntnisse des Arabischen und des Persischen gehörten. Seine große Geschichte der Kreuzzüge erschien in sieben Bänden zwischen 1807 und 1832 und galt in Gelehrtenkreisen schnell als ein Musterbeispiel quellensatter und objektiver historischer Forschung. Ungefähr zur gleichen Zeit wurde die Sicht der Aufklärung auf die Kreuzzüge von keinem Geringeren als Sir Walter Scott popularisiert, dessen Bücher späterhin einen weitaus größeren Einfluss gewinnen sollten, als sie es eigentlich verdient hatten. In gleich vier von Scotts Romanen geht es um Kreuzzüge und Kreuzfahrer. Count Robert of Paris (1831) spielt in Konstantinopel zur Zeit des Ersten Kreuzzuges. Die anderen drei Romane waren in der Zeit des Dritten Kreuzzuges angesiedelt. Während sich Ivanhoe (1819) und The Betrothed (1825) um die Geschehnisse an der Heimatfront drehten, ist in The Talisman (1825) Palästina der Schauplatz der Handlung, in deren Mittelpunkt die Freundschaft zwischen einem schottischen Ritter und dem Sultan Saladin steht, der in einer verblüffenden Anzahl von Maskeraden auftritt (darunter die eines kunstfertigen Arztes, der edlerweise den englischen König Richard Löwenherz von einem Leiden kuriert). Scotts Romane stellten die Kreuzfahrer als tapfere und glanzvolle Helden dar – aber auch als Prahlhansel, Geizkrägen, Kindsköpfe und Bauerntölpel. Nur wenige von Scotts Romanrittern werden...

Erscheint lt. Verlag 21.1.2020
Übersetzer Tobias Gabel
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Allgemeines / Lexika
Geisteswissenschaften Geschichte
Schlagworte Der Erste Kreuzzug • Friedrich Barbarossa • Friedrich II Staufer • Geschichtsbuch • Heiliger Krieg • Kinderkreuzzug • Königreich Jerusalem • Kreuzfahrer • Kreuzfahrerstaaten • Kreuzritter • Kreuzzug • Kreuzzüge • Kreuzzüge Karte
ISBN-13 9783806241396 / 9783806241396
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