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Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise (eBook)

Ein Leitfaden für Führungskräfte, Personalverantwortliche und Betriebsräte
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
208 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-44373-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Mitarbeiter in Ausnahmesituationen - Trauer, Pflege, Krise -  Thomas Achenbach
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Soforthilfe für menschliche Ausnahmesituationen Geraten Mitarbeiter in persönliche Krisen - durch Todes- und Pflegefälle, Erkrankungen oder Ähnliches - wissen Führungskräfte oft nicht, wie sie sich verhalten sollen. Trauerbegleiter Thomas Achenbach zeigt anhand zahlreicher Beispiele, wie Unternehmen den Umgang mit menschlichen Krisen zu einem Teil ihrer Unternehmenskultur machen, und wie Trauer und Pflege ins Betriebliche Gesundheitsmanagement integriert werden können. Das Buch enthält zahlreiche Checklisten und Vorlagen zum Download sowie eine No-go-Liste, die vor Fauxpas bewahrt. So können Chefs, Personaler und Betriebsräte kompetent agieren und Betroffene angemessen unterstützen.

Thomas Achenbach ist Redakteur, Blogger und zertifizierter Trauerbegleiter nach den Standards des Bundesverbands Trauerbegleitung, in dem er auch Mitglied ist. Als Trauerbegleiter ist er spezialisiert auf die Themen Männertrauer und Trauer im Arbeitsleben.

Thomas Achenbach ist Redakteur, Blogger und zertifizierter Trauerbegleiter nach den Standards des Bundesverbands Trauerbegleitung, in dem er auch Mitglied ist. Als Trauerbegleiter ist er spezialisiert auf die Themen Männertrauer und Trauer im Arbeitsleben.

EINLEITUNG


Prallen bei einem Angestellten eine Grenzsituation des Lebens und die Arbeitswelt aufeinander, ist die Führungskompetenz des Vorgesetzten, des Personalverantwortlichen und auch der Betriebsräte im Unternehmen besonders gefragt. Gut ausgestattet mit Wissen über die Bedürfnisse des betroffenen Kollegen sowie über die Pflichten und Unterstützungsmöglichkeiten des Unternehmens, einem hohen Maß an Einfühlungsvermögen, Organisationswillen und vor allem Menschlichkeit, können die Beteiligten entscheidend dazu beitragen, dass der Angestellte die Lebenskrise gut übersteht. Und sie können Schaden von dem Unternehmen abwenden, der infolge der Krise auftreten kann. Darum habe ich dieses Buch geschrieben.

Mitten in die intensivste Schreibphase platzte der Suizid eines langjährigen und von mir sowie vielen anderen sehr geschätzten Kollegen. Er war ein Mann der Marke »Feiner Kerl«, zum einen ganz und gar mit seiner Tätigkeit identifiziert, zum anderen immer authentisch und durchaus mit einer gewissen Selbstironie ausgestattet. Ein Mann, den wir immer als integer, bodenständig und bei aller Zielorientierung und Unternehmensloyalität als sehr menschlich erlebt haben. Einer der wenigen, die diese Vereinbarkeit vorbildlich gelebt haben. Einer, den irgendwie alle mochten.

Plötzlich erlebte ich mich selbst als stark betroffen, bis in meine Tiefen erschüttert von diesem Ereignis, mit meiner eigenen Ohnmacht und Sprachlosigkeit konfrontiert. Und zugleich stand ich als Trauerbegleiter und Buchautor weiterhin Menschen in solchen Situationen zur Seite. Dies ist ein Zwiespalt, in dem wir als Begleiter besonders aufmerksam sein müssen, ob wir unserer Tätigkeit gerecht werden können. Und diesen Zwiespalt erleben Sie – je nach persönlicher Betroffenheit mehr oder weniger ausgeprägt – als Führungskraft, Teamleiter oder als Mitglied des Betriebsrats, wenn ein Angestellter des Unternehmens mit einer Grenzsituation des Lebens konfrontiert wird.

Es war tröstend, erleben zu dürfen, wie vorbildlich das Unternehmen, in dem er zuletzt beschäftigt war, reagierte. Die von der Firma geschaltete Traueranzeige war in einem sehr freundschaftlichen und menschlichen Tonfall gehalten. Für die Kollegen vor Ort, von denen ein Teil seine Schockstarre nur schwer abschütteln konnte, war schon psychosoziale Unterstützung organisiert, bevor ich mich überhaupt anbieten konnte. Und es gab einen Erinnerungsgottesdienst, bei dessen Gestaltung langjährige Kollegen mitwirken konnten.

Alles war durchweg vorbildlich. Zwar sind die Nachwirkungen noch immer spürbar, zwar gibt es immer noch Kollegen, die ihre Fassungslosigkeit über das Geschehen kaum in Worten ausdrücken können und wie gelähmt erscheinen. Und doch haben die Personalverantwortlichen hier genau richtig reagiert: mit Menschlichkeit und Zugewandtheit. Und mit dem Mut, sich selbst als betroffen und verletzlich zu zeigen. Also mit einer mit reichlich Lebenskompetenz unterfütterten Führungskompetenz.

Eine derart positiv ausgeprägte Trauerkultur, einen solchen souveränen Umgang mit Mitarbeitern in Krisensituationen erlebe ich selten. Das Thema Trauer und Krise am Arbeitsplatz hat keineswegs selbstverständlich einen festen Platz in Unternehmen. Auch gute Lösungen und Strategien für Mitarbeiter, die in eine Pflegesituation geraten, sind noch nicht allgemeiner Konsens oder gar Standard, obwohl dieses Thema allen voran immer drückender wird.

Das wird sich vermutlich bald ändern. Alle Statistiken sprechen dafür und die ersten Tendenzen werden bereits sichtbar. Noch sind es zarte Pflänzchen, die hier und da blühen, meistens eher unbemerkt. Doch allein schon die Erfahrungen der vergangenen etwa zehn Jahre lassen erahnen, dass hier eine Veränderung eingesetzt hat.

Ich erinnere mich noch genau an den ersten Mitarbeiter unseres Unternehmens, der es wagte, als Mann zwei Monate lang in die Elternzeit zu gehen. In den ausklingenden 2000er-Jahren war das beinahe schon eine Provokation. Auf jeden Fall war es eine Pioniertat, etwas, das es vorher noch nie gegeben hatte.

Der Chef, so hörte man im Flurfunk, sei alles andere als amüsiert gewesen. Und schlimmer noch: Er habe im Gespräch die Frage in den Raum gestellt, ob so etwas nicht schädlich für die Karriere sein könnte. Wir anderen Mitarbeiter, die wir überwiegend gerade mit ganz anderen Themen als Familienplanung beschäftigt waren, vernahmen das alles mit einer Mischung aus Faszination und Unverständnis. Einerseits fanden wir es alle prima, dass da jemand dem Chef die Stirn bot und moderne Möglichkeiten für sich in Anspruch nahm. Andererseits wussten wir so wenig über das, was da vorging. Was war das überhaupt, diese Elternzeit für Männer? Warum war es auf einmal möglich, warum hatte es das vorher nicht gegeben? Natürlich war uns nicht entgangen, dass das Thema Vereinbarkeit von Familien- und Arbeitsleben irgendwie im Trend lag. Meistens durch eine in den Nachrichten auftauchende Meldung. Aber konkrete Details dazu kannten wir nicht.

Dass jetzt einer unserer Kollegen in unserem Unternehmen so etwas ganz Neues wagte, das fanden wir schlichtweg großartig. Wenn das möglich war, musste wohl doch etwas im Umbruch sein. Womöglich etwas Größeres als gedacht. Das war bereits spürbar. Auch wenn unklar war, ob es nicht bald wieder abgeschafft werden würde – von einer Führung, die von traditionellen männlichen Sichtweisen geprägt war und Männer in ihrer Karriere behindern würde, die die Elternzeit wagten.

Das alles ist jetzt bereits rund 12 Jahre her. Heute ist der besagte Kollege – anders als der damalige Chef – immer noch in unserem Unternehmen tätig, inzwischen sogar selbst in einer leitenden Position. Er hat in der Zwischenzeit noch ein zweites Kind bekommen und ist abermals zwei Monate in Elternzeit gegangen. Da war das allerdings schon weniger spektakulär und nicht mehr ganz so neu. Heute ist es Standard.

So gibt es tatsächlich eine Menge von Entwicklungen in der Arbeitswelt, von denen wir noch vor wenigen Jahren niemals gedacht hätten, dass sie einen solchen Verlauf nehmen würden.

Im vergangenen Jahr beklagte der Geschäftsführer eines IT-Unternehmens aus unserer Region im persönlichen Gespräch, dass ihm gleich mehrere Kandidaten für die Besetzung einer leitenden Stelle kurzfristig abgesprungen seien. Und das, obwohl die Firma recht großzügig auf fast alle der von den Bewerbern genannten Bedingungen eingegangen war. Verhandelt wurden zum Beispiel drei Tage pro Woche Homeoffice und total flexible Arbeitszeiten, die sich vor allem an die Bedürfnisse des Familienvaters anpassen sollten. Ein Kandidat wünschte eine 35-Stunden-Woche bei zusätzlicher Bezahlung von Sport- und Fitnessangeboten, die möglichst ebenfalls in der Arbeitszeit stattfinden sollten; dass das betreffende IT-Unternehmen keinen eigenen Fitnessraum bereitstellen konnte, war für diesen Kandidaten schon ein Ausschlusskriterium. Die Firma war weitgehend auf alle Wünsche eingegangen – aber sie war eben nicht der einzige potenzielle Arbeitsgeber. Und weil es andere gab, in größeren Städten, die dazu noch besser bezahlten, waren die Kandidaten allesamt abgesprungen.

Ein massives Entgegenkommen bei allen Bedürfnissen und Anforderungen, die ein Bewerber äußert, ist heute fast schon üblich. Bei vielen Unternehmen sogar schon, wenn es um die Anstellung von Auszubildenden geht.

Das verhält sich beim Umgang mit den Themen Tod und Pflege noch nicht so. Doch alle Experten sind sich einig darüber, dass diese Themen die Unternehmen künftig immer intensiver beschäftigen werden.

»Unternehmen zu führen heißt heute: Bewusstsein zu führen«, sagt der dm-Gründer Götz Werner in dem Film Die stille Revolution. Der Film stellt die viel zitierte Unternehmensphilosophie der Upstalsboom-Hotelkette in den Mittelpunkt und unterstreicht die These: Moderne Mitarbeiterbindung sollten wir heute definieren als die Frage »Was tut eigentlich meinen Mitarbeitern gut?«, wie es Hotel-Chef Bodo Janssen in dem Film ausdrückt.1

Das Bewusstsein der Unternehmenszugehörigen auch für die Themen Tod und Vergänglichkeit offenzuhalten ist die Kunst, um die es in diesem Buch gehen wird. Die Notwendigkeit dafür belegen allein schon Zahlen des Statistischen Bundesamtes, aber auch die allgemeine Entwicklung zeigt eindeutig, wo die Reise hingeht. Die Zahl der Pflegebedürftigen, die von Menschen im erwerbsfähigen Alter – die dann vermutlich selbst schon auf eine fortgeschrittene Berufskarriere zurückblicken können – gepflegt werden wollen und müssen, hat mit der erhöhten Lebenserwartung deutlich zugenommen und steigt weiterhin an. 2017 gab es bereits 3,4 Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland, ab ...

Erscheint lt. Verlag 11.3.2020
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Bewerbung / Karriere
Schlagworte Arbeitsunfall • Depression • Krebs • Pflegefall • Selbstmord • Suizid • Todesfall
ISBN-10 3-593-44373-2 / 3593443732
ISBN-13 978-3-593-44373-7 / 9783593443737
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