Wenn die Seele nicht heilen will (eBook)
240 Seiten
mvg Verlag
9783961215065 (ISBN)
Christine Seidel arbeitet als Traumatherapeutin (HP) und energetischer Coach in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Sie ist Dipl. Sozialpädagogin, Heilpraktikerin Psychotherapie, Vortragende und Autorin. Ihr erstes Buch »Theta-Balance« erschien 2012, in ihrem zweiten Buch »Wenn die Seele nicht heilen will« gibt Christine Seidel all ihr Wissen und viele Übungen zum Thema Trauma weiter. Ihr neuestes Buch »Dein Herz heilt« knüpft an ihren Ansatz an, die Leser selbst zu er mächtigen und sie bei ihrer Heilung zu unterstützen. Dazu erläutert sie energetische Techniken, inklusive vieler Übungen und Fallbeispiele. Zu ihren Büchern gibt es Webinare und Online-Kurse.
Christine Seidel arbeitet als Traumatherapeutin (HP) und energetischer Coach in ihrer eigenen Praxis in Berlin. Sie ist Dipl. Sozialpädagogin, Heilpraktikerin Psychotherapie, Vortragende und Autorin. Ihr erstes Buch »Theta-Balance« erschien 2012, in ihrem zweiten Buch »Wenn die Seele nicht heilen will« gibt Christine Seidel all ihr Wissen und viele Übungen zum Thema Trauma weiter. Ihr neuestes Buch »Dein Herz heilt« knüpft an ihren Ansatz an, die Leser selbst zu er mächtigen und sie bei ihrer Heilung zu unterstützen. Dazu erläutert sie energetische Techniken, inklusive vieler Übungen und Fallbeispiele. Zu ihren Büchern gibt es Webinare und Online-Kurse.
Kapitel 1
Meine Geschichte
Ich schreibe dieses Buch als ehemals selbst von einer Retraumatisierung Betroffene und als heutige Traumatherapeutin. Von der Betroffenen zum Profi war es ein langer Weg. Aber beginnen wir am Anfang.
Bis Januar 2007 lebte ich als Mutter von zwei Kindern ein erfolgreiches Leben als Dozentin und Coach. Mir ging es gut – klar, es gab immer mal das eine oder andere Problem, welches es zu lösen galt, aber mithilfe von Coachings kam ich sehr gut zurecht. Während meiner Ausbildung zum NLP-Practitioner (Neuro-Linguistisches Programmieren) und Coach war zwar im Jahr 2000 ein erster Verdacht auf sexuellen Missbrauch aufgetaucht, womit ich ziemlich zu kämpfen hatte. Aber ich bekam das alles irgendwie in den Griff. Denn eines war ich immer: eine Kämpferin. Ich gab niemals auf, sondern biss mich durch. Ich schaffte es stets, egal welche Widrigkeiten mir das Leben oder mein Körper in den Weg stellten. Zeitweise fühlte ich mich so kraftvoll wie ein muskelbepackter American-Football-Spieler, und so ging ich durchs Leben. Natürlich gab es auch eine zarte und verletzliche Seite in mir, doch die nahm ich selbst nur bedingt wahr. Das Ausmaß meiner Verletzungen war mir in keinster Weise bewusst. Den Begriff »Trauma« kannte ich nicht. Ich durfte schon damals immer wieder tiefste innere Zustände von Liebe, Licht und Stille erfahren. So erlebte ich mehrere Monate in absoluter Liebe. Ich fühlte permanent Liebe, war gelassen und still, unabhängig von anderen Menschen oder äußeren Umständen. Das war ich. Ich dachte, ich sei weit gekommen – wäre da nicht das eine oder andere Körpersymptom gewesen, welches mich ab und an störte, etwa zunehmende Blasenentzündungen oder ein Mangelthema, das sich trotz aller Bemühungen meinerseits immer mal wieder meldete. Ich war der Überzeugung, in meiner persönlichen und spirituellen Entwicklung bereits weit fortgeschritten zu sein. Das dachte ich bis zu jenem alles verändernden Abend in meiner Coachingpraxis, der mein Leben über Jahre hinweg nachhaltig erschüttern sollte und mich fast vernichtet hätte. Was war passiert?
Ich hatte wieder eine sehr heftige Blasenentzündung, die mir große Angst machte und mit starken Schmerzen verbunden war. Da ich von Trauma und dem Umgang damit damals gar keine Ahnung hatte, traf ich eine folgenschwere Entscheidung. Ich wollte diese Symptomatik »aufstellen« – im Sinne der systemischen Familienaufstellung, bei der Personen oder Objekte stellvertretend für das Familiensystem räumlich angeordnet werden, um gewisse Beziehungsmuster erkennbar zu machen. Genauso kann man auch Symptome aufstellen, um dahinterzukommen, was es mit den Symptomen auf sich hat. Aus heutiger Sicht als Traumatherapeutin kann ich nur sagen: Das war der völlig falsche Weg – zumal ich das Ganze in der akuten Entzündungssituation »aufstellen« wollte. Auch das war ein großer Fehler. Ich war selbst in Familienaufstellungen ausgebildet und hatte damit gute Erfahrungen gemacht. Mit brachialem Willen wollte ich da jetzt ran! So fragte ich einen Freund, mit dem ich noch nie gearbeitet hatte und der selbst renommierter Aufsteller war, ob er mit mir die Aufstellung machen könnte. Er sagte zu, obwohl er kein gutes Gefühl dabei hatte. Ich hätte auf sein Gefühl hören sollen, es war ein letzter Warnhinweis, der mich vermutlich vor all dem Schrecklichen, das dann kam, hätte schützen können. Wir stellten das Symptom auf. Doch dabei blieb es nicht. Mein Freund nahm immer mehr Positionen mit in die Aufstellung, von denen für mich völlig unklar war, was sie zu bedeuten hatten. Zur Erklärung: Als Aufsteller darf man, wenn man das Gefühl hat, dass in der Aufstellung eine Person oder »Etwas« fehlt, dieses »Etwas« oder diese Person mit einer leeren Karte aufstellen, wohlgemerkt mit einer. Dann erforscht man selbstverständlich, in dem man sich auf diese Position begibt, wer oder was das sein könnte. Bei mir wurden viel zu viele »leere« Positionen aufgestellt, und vor allem wurde nicht erforscht, um wen oder was es sich da handelte. Ich blickte nicht mehr durch. Als selbst halbwegs erfahrene Aufstellerin fragte ich ihn, was er da tue. Er gab mir keine Antwort. Bis heute weiß ich nicht, was er da gemacht hat. Letztlich wurde die Aufstellung unbefriedigend aufgelöst. Ich war damit nicht glücklich, dachte aber in diesem Moment nicht weiter darüber nach. Mein Befinden war zunächst normal.
Zwei Tage später bekam ich aus dem Nichts massive Angstzustände und erlebte das, was ich heute Dissoziation und Depersonalisierung nennen würde. Zum besseren Verständnis: Bei einer Dissoziation trennt sich quasi der Geist vom Körper, ein Schutzmechanismus während einer stattfindenden Traumatisierung, der das Überleben sichern soll. Man spürt sich nicht mehr richtig und ist wie abgeschnitten von der Welt. Oftmals hat man den Eindruck, von seiner Umgebung wie durch eine Glasscheibe getrennt zu sein. Man kommt nicht mehr mit den anderen Menschen in Kontakt. Was ehemals als Schutzmechanismus gedacht war, taucht bei Reizen, die denen der ursprünglichen Traumatisierungssituation ähneln, immer wieder auf und fühlt sich schrecklich an (mehr dazu unter »Die Neurobiologie des Traumas«) – vor allem, wenn man solche Zustände nicht kennt, man nicht weiß, was sie bedeuten, und es einem auch keiner sagen kann. Bei einer Depersonalisierung erlebt man sich, seinen Körper, die eigenen Gefühle, ja, die eigene Identität als fremd.
Ich erkannte mich also selbst nicht wieder. Ich hatte den Kontakt zu mir, zu meiner inneren Stimme, zum Göttlichen völlig verloren. Da war nichts mehr außer Schwärze, Düsternis, Unverbundenheit und Orientierungslosigkeit. Ich konnte nicht mehr schlafen, nicht mehr allein sein, hatte keinerlei inneren Halt mehr, selbst am Computer zu sitzen überforderte mich – mein Nervensystem war so übersensibel, dass es die elektromagnetischen Strahlen des Computers nicht mehr aushalten konnte! Ich hatte Schmerzen in den Beinen, Mühe, mich zu konzentrieren, und war in einem permanenten Zustand von Dissoziation und Depersonalisierung gefangen. Ein Mensch kann wohl kaum Schlimmeres als diese Symptomkombination erleben. Und mir passierte genau das. Das, wovon wir hier sprechen, nennt sich Retraumatisierung. Allerdings kannte diesen Begriff damals niemand.
Durch die misslungene Familienaufstellung war gut integriertes und im Gehirn abgelagertes »Traumamaterial« – also sämtliche stattgefundenen Traumatisierungen und ihre Folgeerscheinungen – auf einen Schlag ins Bewusstsein geholt worden. Als Bild sah ich mich damals wie in tausend Teile zersplittert. Die Christine, die ich kannte, war verschwunden. Ich erkannte mich selbst nicht wieder und war gleichzeitig doch noch ich selbst. Meine Intelligenz, meine Fähigkeit zu denken funktionierten, sonst hätte ich mich nicht direkt auf die Suche nach Hilfe begeben können, nur der Rest funktionierte eben nicht mehr.
Da sich niemand in meinem Umfeld mit dem Thema Trauma auskannte und ich ja auch nicht wusste, was mit mir geschehen war, tappte ich im Dunkeln. Das war das Schlimmste überhaupt. Vor allem deshalb schreibe ich dieses Buch. Zu wissen, was mit einem los ist, macht schon die halbe Miete aus. Dann zu erfahren, was hilft, welche Methode, welche Maßnahmen, das ist schon fast die ganze Miete. Zwar ist das Erleben immer noch lange genug zutiefst schrecklich, aber ich kann mittels gezielter Traumatherapie wieder gesunden. Ich habe dann einen Weg ins Licht, so mühevoll er auch sein mag!
Bei mir tauchte das Licht lange, lange nicht auf. Ich versuchte es mit allen möglichen Techniken, von NLP über EFT (Emotional-Freedom-Technik – einer Klopftechnik aus der energetischen Psychologie, die oft bei Ängsten wie Flugangst verwendet wird) bis hin zu Heilern. Es wurde alles immer schlimmer, bis ich nach Wochen des Kampfes zusammenbrach und freiwillig eine Krisenstation aufsuchte. Krisenstationen sind Spezialstationen für Menschen, die in akute Krisen geraten sind und diese nicht mehr allein bewältigen können. Diese Stationen nehmen (in Deutschland) den Betroffenen meist bis zu zwei Wochen auf, um ihn erst einmal zu stabilisieren und zu schauen, wie es weitergeht. Krise wird hier auch als Chance begriffen. Darüber hinaus kann sich der Betroffene mit anderen Menschen austauschen, die gerade in eine Krise geraten sind. Krisenstationen sind vor allem in Großstädten zu finden.
In der Krisenstation konnte mir zwar auch keiner helfen, aber ich hatte Raum, um zu mir zu kommen. Und fand langsam wieder Zugang zu meinem Glauben. Ich fühlte mich nicht mehr ausschließlich von Gott verlassen, hatte nicht mehr dauerhaft den Eindruck, meine Anbindung und Spiritualität seien vollständig verloren gegangen. Ich hörte auch zum ersten Mal etwas zum Thema Trauma.
Leider konnte ich auf der Krisenstation nicht bleiben. Es folgten mehrere Klinikaufenthalte, ich lebte bei Freunden, in einem spirituellen Zentrum im Grünen in Hessen, wo ich überhaupt erstmals wieder allein schlafen konnte. Es war eine jahrelange, dramatische Odyssee, in deren Verlauf ich Mühe hatte, die Hoffnung nicht aufzugeben. Ich arbeitete in meinen schlimmsten Zeiten selbstfinanziert viermal pro Woche mit EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing – Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung; mehr dazu finden Sie unter »Traumatherapien und ihre Wirksamkeit« in Teil II). Diese psychotraumatologische Behandlungsmethode ist nur leider bei einer Retraumatisierung nicht das Mittel der Wahl, was weder ich noch der behandelnde Traumatherapeut wusste.
Ich wünschte mir so sehr Heilung! Ich hoffte auf die richtige Hilfe und Unterstützung, und die kam auch, wenn auch nicht mit einer sofortigen Erlösung von meiner Symptomatik, so, wie ich es mir gewünscht hätte, aber doch in kleinen Schritten – es gab die...
| Erscheint lt. Verlag | 10.5.2020 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
| Schlagworte | alte Verletzungen • Alte Wunden heilen • Angst • Angststörungen • Beklemmung • dami charf • Depression • Dissoziation • emotionale verletzungen • Entwicklungstrauma • ererbte Wunden • innere Kind • Kindheitstrauma • Kindheit verletzung • Körper Trauma • Kränkungen • Missbrauch • Misshandlungen • pränatale Traumatisierung • Psychotherapie • Repersonalisierung • Retraumatisierung • Schlaflosigkeit • Seele heilen • seelische blockaden • seelische Veletzungen • Sexueller Missbrauch • Somatic Experiencing • Therapie • Trauma • trauma ambulanz • Traumaambulanz • trauma angst und liebe • trauma bei kindern • trauma beratung • Traumabewältigung • Trauma Bewältigung • trauma beziehung • trauma bindung • trauma cd • trauma eltern • trauma folgen erkennen überwinden und an ihnen wachsen • Traumafolgestörung • trauma gehirn • trauma grundlagen • Trauma heilen • trauma heilen reddemann • trauma heilung • trauma heilung levine • trauma herzinfarkt • trauma hilfe zentrum • Traumahilfezentrum • trauma huber • trauma ist nicht alles • trauma ist ziemlich strange • trauma jetzt überwinden • trauma kinder • trauma kinder und jugendliche • trauma körper • Trauma Krankheit • trauma levine • Trauma lösen • trauma mediabook • trauma nächste generation • trauma opfer täter • Traumapädagogik • trauma reddemann • trauma resilienz • trauma schreiben • trauma schule • trauma selbsthilfe • trauma selbsthilfebuch • trauma sensitive achtsamkeit • traumasensitive achtsamkeit • Trauma Sucht • Traumata • trauma therapie • Traumatherapie • Traumatologie • trauma treatment toolbox • trauma trinität • Trauma überwinden • trauma und der befreite körper • Trauma und die Folgen • trauma und dissoziation mit neuen augen sehen • trauma und entwicklung • trauma und gedächtnis • trauma und körper • trauma und persönlichkeitsstörungen • trauma und posttraumatische belastungsstörung • trauma und sexualität • trauma und sucht • trauma verarbeiten • trauma yoga • vorgeburtliche Traumatisierung |
| ISBN-13 | 9783961215065 / 9783961215065 |
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