Der Yoga-Doc - Beweglich und schmerzfrei mit Faszien-Yoga (eBook)
176 Seiten
Riva Verlag
9783745309805 (ISBN)
Dr. Ronald Steiner ist Yogalehrer, Sportmediziner und Wissenschaftler. Er absolvierte seine Yogalehrerausbildung bei Pattabhi Jois und BNS Iyengar. Heute ist er einer der bekanntesten und renommiertesten Ashtanga-Yogalehrer weltweit und bildet auch selbst Yogalehrer aus. Die von ihm begründete AYI®-Methode vermittelt eine individuelle, sehr persönliche Yogapraxis.
Dr. Ronald Steiner ist Yogalehrer, Sportmediziner und Wissenschaftler. Er absolvierte seine Yogalehrerausbildung bei Pattabhi Jois und BNS Iyengar. Heute ist er einer der bekanntesten und renommiertesten Ashtanga-Yogalehrer weltweit und bildet auch selbst Yogalehrer aus. Die von ihm begründete AYI®-Methode vermittelt eine individuelle, sehr persönliche Yogapraxis.
Faszien: Das allumfassende Netzwerk unseres Körpers
Wir können Beschwerden auf zweierlei Art angehen. Entweder wir betrachten das Symptom isoliert und suchen dort lokal nach einer Lösung oder wir nehmen den Menschen als Ganzes in den Blick. Beide Ansätze sind wichtig und sinnvoll und können sich gegenseitig ergänzen.
Ein einfaches Beispiel: Bei einer Schnittverletzung ist es erforderlich, die blutende Wunde zu versorgen. Genauso wichtig ist es jedoch, im zweiten Schritt sicherzustellen, dass der Blutverlust nicht zu groß war und eventuell ausgeglichen werden muss. Ähnlich verhält es sich mit den meisten orthopädischen Beschwerden. Einerseits braucht die betroffene Körperregion zunächst gezielt Aufmerksamkeit. Andererseits ist es wichtig, die Ursache für die Beschwerden im Kontext des ganzen Körpers zu sehen.
Das erste Buch dieser Reihe - Der Yoga Doc: Heilen mit Yoga - legte den Fokus vor allem auf akute Symptome, die gezielte Linderung von Beschwerden und die Wiederherstellung von Beweglichkeit. Das vorliegende zweite Buch konzentriert sich auf die ganzheitliche Sichtweise. Anstatt an einzelnen Gelenken oder begrenzten Regionen etwas zu verändern, betrachten wir größere Zusammenhänge im Körper und trainieren diese.
Sobald wir unseren Blickwinkel auf globale Zusammenhänge im Körper lenken, werden Faszien wichtig. Molekular gesehen sind es vor allem kollagene Fasern. Diese helikal gewundenen Moleküle sind leicht elektrisch geladen.
Durch Zugkräfte oder Muskelanspannung entsteht ebenfalls ein geringes elektrisches Potenzial. Die Kollagenmoleküle richten sich anhand dieses Potenzials aus. Sie heften sich dann mit ihrer Ladung und helikalen Verwindung an das nächste Kollagenmolekül. So entstehen lange Bahnen von Kollagenfasern entlang wichtiger Richtungen für Zugkräfte oder Muskelspannung. Das sind die Faszienzüge, die sich wie ein Netz durch den ganzen Körper ziehen und Kraft übertragen.
Wir können uns das etwa so vorstellen wie viele kleine Kompassnadeln. Zunächst zeigen sie in verschiedene Richtungen. Fahren wir mit einem starken Magneten über diese Nadeln, richten sie sich gleich aus. Durch die geringe Ladung der Kompassnadeln selbst verbleiben diese dann in der eingestellten Ausrichtung.
Yogatherapie für die Faszien
Mit den Übungen in diesem Buch lernst du gezielt, die Faszienbahnen zu verändern, zu harmonisieren und diese Technik für deine Gesundheit zu nutzen. Der Fokus liegt dabei auf vier Bereichen:
- Das gesamte Fasziennetz
- Frontale und dorsale Faszie
- Helices des Rumpfes
- Helices von Arm und Bein
In jedem dieser vier Bereiche findest du entsprechende Übungsstrecken, die deine Gesundheit und dein Wohlbefinden auf ein neues Level bringen. Vorab schauen wir uns jedoch noch das Tensegrity-Modell an, das dir dabei hilft, deine Faszien besser zu verstehen.
Hinweis
Wenn du die Übungssequenzen dieses Buches mit Videoanleitung üben möchtest, findest du entsprechende Online-Yogastunden von Dr. Ronald Steiner persönlich auf AYI.info.
Das Tensegrity-Modell für ein neues Faszienverständnis
Das Tensegrity-Modell hilft dir, die Zusammenhänge deines Körpers zu verstehen und zu begreifen, wie Faszien die Knochen einspannen und Gelenke in einen Schwebezustand versetzen.
Anforderungen der Evolution
Jede biologische Lebensform ist ein Produkt der Evolution. Demnach hat ein Lebewesen ein intrinsisches Bestreben, sich in seinem Lebensraum zu entfalten und sich an die dort bestehenden Herausforderungen immer besser anzupassen. Eine grundlegende Anforderung im Laufe der Evolution des Menschen war die Fortbewegung. Um diese zu ermöglichen, gibt es zwei wichtige Aspekte:
- Gewichtsoptimierung: Das Körpergewicht soll im Verhältnis zur Stabilität möglichst gering sein.
- Lageunabhängigkeit: Der Körper soll in verschiedenen Belastungsrichtungen die gleiche Stabilität aufweisen.
Eine einfache Annäherung
Würden wir ganz naiv an die Aufgabe herangehen, einen humanoiden Körper zu konstruieren, würden wir vermutlich bei den Füßen anfangen. Wir setzen die Beine obendrauf. Es folgen das Becken und weiter oben, wie die Ziegel einer Backsteinmauer, der Rest des Körpers. Die Kraft wird durch diesen Körper als Druck von oben nach unten übertragen. Dabei summiert sich die Druckkraft ganz unten im Körper. Die Füße müssen also alles tragen.
Wenden wir die beiden oben erläuterten Grundanforderungen der Evolution auf diesen Körper an, scheitert er schnell:
- Gewichtsoptimierung: Die hohe Druckkraft ganz unten müsste durch eine entsprechend große Fläche aufgenommen werden. Also müssten die Füße groß und schwer sein, nach oben hin würde die Masse am besten abnehmen. Wir sähen also etwa so aus wie eine Pyramide.
- Lageunabhängigkeit: Kippen wir nun diesen wie eine Backsteinmauer konstruierten Körper, so zerfällt er, denn der Druck setzt sich von oben nach unten fort. Auf eine andere Belastungsrichtung ist diese Kraftübertragung nicht ausgelegt.
Tensegrity
In den 1950er-Jahren prägten der Architekt Richard Buckminster Fuller und der Künstler Kenneth Snelson den Begriff »Tensegrity«: eine andere Art und Weise, Objekte zu konstruieren. Sie beriefen sich auf die Natur als Vorlage. Sie bildeten den Begriff »Tensegrity« aus dem Wort tension (englisch für »Spannung«) und integrity (englisch für »Zusammenhalt«).
Anders als bei der zuvor beschriebenen »naiven« Konstruktion wird hier Kraft nicht als Druck, sondern als Zugspannung durch den gesamten Körper weitergeleitet. Der Druck tritt nur lokal auf. Genau das Gegenteil einer Backsteinmauer also. Diese leitet den Druck im gesamten Körper weiter, während die Spannung nur lokal auftritt.
In der Tat finden wir dieses Prinzip überall in der Natur. Auch der Mensch wendete das Prinzip bereits vor der Beschreibung durch Fuller und Snelson an, am bewusstesten und klarsten wohl beim Speichenrad ab Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Fahrradfelge wird mit der Nabe durch Speichen verbunden. Diese Speichen stehen auf Zugspannung und geben dem gesamten Gebilde seine Stabilität. Durch diese mit dem Tensegrity-Modell gut beschreibbare Konstruktion erreicht die Natur die oben beschriebenen Anforderungen der Evolution:
- Gewichtsoptimierung: Die Zugspannung kann durch Bauteile mit relativ wenig Gewicht übertragen werden.
- Lageunabhängigkeit: Wenn der Organismus die Lage im Raum verändert, hält die Zugspannung ihn dennoch zusammen.
Im menschlichen Körper
Fuller und Snelson bauten mit diesem Modell Gebilde, in denen Stäbe die Kraft lokal als Druck aufnahmen, während Gummibänder die Kraft global als Zugspannung weiterleiteten. Im menschlichen Körper übernehmen die Knochen die Aufgabe der Stäbe. Das Netz der Faszien übernimmt die Aufgabe der Gummibänder. Die Gelenke übertragen kaum Druckkraft. Sie geben durch ihre Form lediglich eine Bewegungsrichtung vor. Die Kraft fließt als Zugspannung durch den gesamten Körper.
In der Praxis nutzt die Natur meist eine ganz simple Version der Tensegrity-Konstruktion: Um einen mit Flüssigkeit gefüllten Raum spannt sie eine Hülle mit gegenläufig helikalem Faserverlauf. Die Zugspannung dieser Hülle hält, ähnlich wie die Haut eines Luftballons, die Füllung auf Druck. Dadurch entsteht Stabilität.
Durch die Kraftübertragung per Zugspannung entstehen Körper, die nicht nur relativ leicht und lageunabhängig sind, sondern auch ein wenig federn. Das ist ein Vorteil für Lebewesen. Trifft eine hohe Belastung auf einen leicht federnden Körper, so flacht die Belastungsspitze ab. Dieses Einfedern speichert einen Teil der Energie und kann diese sogleich wieder abgeben. Genau so bewegt sich der Mensch mit jedem Schritt vorwärts. Beim Aufsetzen des Fußes speichern wir Energie im gesamten Körper, beim Abdrücken nutzen wir die Energie für den nächsten Schritt.
Stellen wir uns beispielsweise auf die Hände, müssen nicht die Handgelenke die komplette Gewichtskraft des Körpers aushalten. Vielmehr ist die Zugspannung des gesamten Körpers für unsere Stabilität verantwortlich. Die gleiche Zugspannung, die den Körper trägt und aufrecht hält, stabilisiert jedes Gelenk in seinem Schwebezustand.
Tensegrity in der Yogatherapie
Mit dem Tensegrity-Modell oder den darauf aufbauenden gegenläufigen Helices können wir die vielfältigen Bewegungsmöglichkeiten unseres Körpers viel besser verstehen. Daraus leiten sich Grundlagen ab, die für die Yogatherapie wichtig sind. Insbesondere hilft uns diese Sichtweise, den Körper als Ganzes zu verstehen. Ein Luftballon platzt nicht zwangsläufig dort, wo der Druck einwirkt, sondern dort, wo sein Gummi am dünnsten ist. Anstatt lokal ein Gelenk zu stabilisieren oder einen Muskel zu dehnen, bringen wir in der Yogatherapie Faszienzüge, die durch den gesamten Körper ziehen, in eine harmonische und gleichmäßige Spannung.
Anleitung
All diese Erklärungen mögen zunächst sehr abstrakt wirken. Es ist in jedem Fall beeindruckend, selbst ein Modell zu bauen, das auf Tensegrity beruht. So kannst du das lokale Aufnehmen der Kraft beobachten, begreifen und sehen, wie das Modell Stabilität und federnde Leichtigkeit miteinander verbindet.
- Du brauchst sechs gleich lange Holzstäbe und sechs Gummiringe, die mit etwas Spannung um je einen Holzstab längs herumpassen. Säge an die Enden der Holzstäbe je einen kleinen Schlitz. Dieser muss breit genug sein, um zwei Gummis dort einhängen zu können.
- Ziehe auf jeden Stab je einen Gummiring auf....
| Erscheint lt. Verlag | 19.4.2020 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Krankheiten / Heilverfahren |
| Schlagworte | Arzt • Ashtanga • Ashtanga Yoga • Atmung • Bandscheibenvorfall • bei schmerzen • Beschwerden • beschwerden behandeln • beschwerden vorbeugen • Beweglich • Beweglichkeit • Bewegung • Bewegungsapparat • Bindegewebe • Chronische Beschwerden • Chronische Schmerzen • Entspannen • Fachmann • Faszien • Faszien-Yoga • Fitness • Flexibilität • gegen schmerzen • Gelenke • Gelenkschmerzen • gelenkschmerzen behandeln • Geschmeidigkeit • Gesund • gesunde Gelenke • Gesunder Körper • Gesundheit • gesundheitsfördernd • Hüfte • Hüftgelenk • Hüftprobleme • keine medikamente • Knie • Knieprobleme • Knieschmerzen • Kräftigung • lösen • Meditation • Mediziner • Mobilität • Muskulatur • Nacken • Nackenschmerzen • ohne Medikamente • Prävention • Regeneration • Rücken • Rückenschmerzen • Schmerzbehandlung • Schmerzen • Schmerzen behandeln • schmerzen im gelenk • schmerzen in gelenken behandeln • Schmerzen loswerden • schmerzen vorbeugen • Schmerzfrei • schmerzfrei dank yoga • schmerzfrei durch yoga • schmerzfrei mit yoga • Schmerzfrei ohne Medikamente • Schmerztherapie • Schulter • Schulterschmerzen • Selbstbehandlung • Sport • sport arzt • sport gegen schmezen • Sportmedizin • Stabilität • stärkung der muskulatur • Tipps • Tipps vom Profi • training für gelenke • übungen für gelenke • übungen gegen schmerzen • verklebte faszien • Verletzungen • Verletzungen vorbeugen • Verspannung • Verspannungen lösen • Yoga • Yoga als Therapie • yoga bei schmerzen • yoga doc • yoga für gelenke • yoga für gesundheit • Yoga gegen Schmerzen • Yogalehrer • yoga therapie • Yogatherapie • yoga training • Yogatraining • Yogaübungen |
| ISBN-13 | 9783745309805 / 9783745309805 |
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