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Die Wiedergutmacher -  Raymond Unger

Die Wiedergutmacher (eBook)

Das Nachkriegstrauma und die Flüchtlingsdebatte
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
416 Seiten
Europa Verlag GmbH & Co. KG
9783958902527 (ISBN)
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Angela Merkels historische Entscheidung vom Sommer 2015 setzte die deutsche Gesellschaft unter Strom, politisierte und polarisierte das Land wie seit den Zeiten der Weimarer Republik nicht mehr. Über eine Million Zuwanderer teilten Deutschland in zwei geistige Bürgerkriegsparteien, deren Fronten sich zusehends verschärfen. Hat die Bundeskanzlerin mit ihrer historischen Willkommensgeste endgültig bewiesen, dass Deutschland seine dunkle Vergangenheit bewältigt hat? Oder handeln sie und viele andere der deutschen Eliten im Traumaschatten der Geschichte? In seinem Buch widmet sich Raymond Unger - selbst vom transgenerationalen Trauma betroffen - erneut den Auswirkungen nicht verarbeiteter Kriegstraumata auf die nachfolgenden Generationen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Babyboomer-Eliten, die aufgrund fehlender persönlicher Reife und nicht verarbeiteter Schuld-und Sühne-Komplexe mit ihren Entscheidungen die Gesellschaft polarisieren und den sozialen Frieden gefährden. Außerdem spürt er den Ursachen für den dramatischen Rückbau mühsam errungener Freiheiten in Kunst, Kultur und Medienlandschaften und für das Wiedererstarken von überwunden geglaubten, religiös fundamentalen Orientierungen nach, die zunehmend gesellschaftliche Akzeptanz gewinnen.

Raymond Unger, Jahrgang 1963, lebt als politischer Autor und bildender Künstler in Berlin. Er ist als Kunstmaler in eigenem Atelier tätig, schreibt Essays und Bücher und hält Vorträge zu den Themen Kunst, Psychologie und Politik. In seinen großen Gesellschaftsanalysen 'Die Wiedergutmacher' (2018, Europa Verlag), 'Vom Verlust der Freiheit' (2021, Europa Verlag) und 'Das Impfbuch' (2021, Scorpio Verlag) untersucht Unger die moralischen Übersteuerungen deutscher Politikansätze in der Klima-, Migrations- und Pandemie-Problematik. Als ehemaliger Therapeut besitzt Unger zwanzig Jahre medizinische Berufserfahrung. Anfang der 1990er-Jahre leitete er eine Naturheil- und Psychotherapiepraxis in Hamburg und bekleidete eine Dozentur für Naturmedizin an einer Hamburger Fachschule für Heilpraktiker. Für sein bildnerisches Schaffen erhielt Raymond Unger 2011 den internationalen Lucas-Cranach-Kunstpreis für Malerei. In seiner Eigenschaft als Maler und Autor bekam er 2014 eine Einladung des Präsidenten der Europäischen Kommission José Manuel Barroso zur dritten Generalversammlung NEW (Narrative for Europe). Die Einladung erging an ausgewählte Intellektuelle, Wissenschaftler und Künstler, die sich durch Haltung, Engagement oder Tätigkeit für die Zukunft Europas einsetzen.

Raymond Unger, Jahrgang 1963, lebt als politischer Autor und bildender Künstler in Berlin. Er ist als Kunstmaler in eigenem Atelier tätig, schreibt Essays und Bücher und hält Vorträge zu den Themen Kunst, Psychologie und Politik. In seinen großen Gesellschaftsanalysen "Die Wiedergutmacher" (2018, Europa Verlag), "Vom Verlust der Freiheit" (2021, Europa Verlag) und "Das Impfbuch" (2021, Scorpio Verlag) untersucht Unger die moralischen Übersteuerungen deutscher Politikansätze in der Klima-, Migrations- und Pandemie-Problematik. Als ehemaliger Therapeut besitzt Unger zwanzig Jahre medizinische Berufserfahrung. Anfang der 1990er-Jahre leitete er eine Naturheil- und Psychotherapiepraxis in Hamburg und bekleidete eine Dozentur für Naturmedizin an einer Hamburger Fachschule für Heilpraktiker. Für sein bildnerisches Schaffen erhielt Raymond Unger 2011 den internationalen Lucas-Cranach-Kunstpreis für Malerei. In seiner Eigenschaft als Maler und Autor bekam er 2014 eine Einladung des Präsidenten der Europäischen Kommission José Manuel Barroso zur dritten Generalversammlung NEW (Narrative for Europe). Die Einladung erging an ausgewählte Intellektuelle, Wissenschaftler und Künstler, die sich durch Haltung, Engagement oder Tätigkeit für die Zukunft Europas einsetzen.

Psychologische Grundlagen


»Man erwartet von Politikern, dass sie wenigstens oberflächliche Kenntnisse von Geschichte und Wirtschaft haben. Es wird höchste Zeit, dass man sie auch veranlasst, sich zumindest mit den Grundkenntnissen der Psychologie vertraut zu machen und die seltsamen geistigen Kräfte zu studieren, die die Menschen veranlassen, mit solcher Verbissenheit gegen ihr eigenes Wohl zu handeln.«

ARTHUR KOESTLER

Regierungskrise 2018


Die Regierungskrise vom Hochsommer 2018 veranschaulicht das Thema dieses Buches auf besondere Weise. Wie in jeder Krise verdichteten sich auch hier alle verschleppten und geleugneten Probleme, bis sie eine solche Klarheit entwickelt hatten, dass man gezwungen wurde, sie anzusehen. Gleichsam als Vorwegnahme und Kaleidoskop für die kommenden 400 Seiten beginne ich mein Buch deshalb mit einer kurzen Chronologie der Ereignisse der letzten beiden Juniwochen 2018, bevor ich zur Causa von 2015 zurückkomme.

Rund um das beinahe Ende der Kanzlerschaft Merkels, einer Ikone der Wiedergutmacher, läuft im Sommer 2018 ein ganz bestimmter Babyboomer-Typus noch einmal zur Hochform auf. In der Zeit des »Ultimatums der CSU« offenbaren die etablierten Strukturen in Medien, Parteien und Kulturwelt, wer in Deutschland die Deutungshoheit zur Wahrheit besitzt. Als Angela Merkel im Streit mit ihrem Innenminister Horst Seehofer nach 13 Jahren Kanzlerschaft ernsthaft ins Wanken geriet, führen ihre Anhänger einen bemerkenswerten Verteidigungskampf. Hierbei tritt die Einseitigkeit der Leitprinzipien der Wiedergutmacher mit großer Klarheit hervor: Moral vor Recht, Legende vor Wahrheit, Feminismus vor Maskulinität, Konformität vor Charakter, Gesinnung vor Verantwortung, Bekenntnis vor Handlung, Selbstverleugnung vor Selbstbehauptung, Gefühl vor Ratio, Feigheit vor Mut. Spätestens in der Nacht vom 1. auf den 2. Juli 2018, als ein völlig derangierter Innenminister Horst Seehofer vor die Presse tritt und seinen Rücktritt kolportiert, ist klar – die Zeit der »alten, weißen Männer« ist vorbei. Und mit ihnen endet auch das Zeitalter der alten weisen Männer. Die Konterfeis der politischen Charakterköpfe meiner Jugend hängen im Museum des Deutschen Doms am Gendarmenmarkt: Helmut Schmidt, Helmut Kohl, Richard von Weizsäcker, Willy Brandt, Herbert Wehner, Hans-Dietrich Genscher. Längst wurde der Staffelstab übernommen von den verletzten Söhnen und Töchtern der Republik. Kriegsenkelinnen und Kriegsenkel wie Claudia Roth, Andrea Nahles, Annalena Baerbock, Katja Kipping, Katrin Göring-Eckardt, Anton Hofreiter, Robert Habeck, Heiko Maas und Peter Altmaier bestimmen die Geschicke Deutschlands. Politik und Medien sind heute fest in den Händen der sogenannten »Nebelkinder«5, deren einzige Gewissheit ein nebulöses und doch stetig präsentes Gefühl ist: Schuld. Seit ihrer Kindheit bewegt Nebelkinder eine einzige Frage: Wie mache ich alles, alles wieder gut?

Es war der vielleicht größte strategische Fehler des letzten alten weißen Mannes, die notwendigen Maßnahmen zur Verantwortungsübernahme für kommende Generationen nicht einfach still und konsequent umzusetzen. Die Kanzlerin wäre in Zugzwang geraten. Vermutlich hätte sie reagiert, wie sie immer reagiert hat. Ihrem Machterhalt zuliebe hätte sie die Koalition schlussendlich nicht platzen lassen. Doch mit einem Zeitfenster von zwei Wochen, das Seehofer ihr einräumte, war Merkel in der Lage, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Die kritischste Phase hatte die Kanzlerin zweifellos zu Beginn der Krise. Erst Seehofers Pläne machten auch den Merkel-Getreuen klar, dass die Kanzlerin um jeden Preis die Ausnahmeregelung der offenen Grenzpolitik von 2015 zum Dauerzustand erklären wollte. Selbst in der CDU-Fraktion gerieten viele darüber ins Grübeln. War es wirklich alternativlos, dass die Grenzen dauerhaft unkontrolliert bleiben mussten, weil sonst ein unbeherrschbarer Domino-Effekt droht? Doch wie schrecklich könnte dieser Effekt schon sein, wenn es anderseits hieß, die Flüchtlingskrise hätte sich so gut wie erledigt? Gerade im Zusammenhang mit der Sommerkrise 2018 geistert eine wichtige Meldung durch die Medien: Der Flüchtlingsstrom habe um sensationelle 95 Prozent abgenommen, eine Zahl, die ich gegen Ende dieses Buches noch genauer untersuchen werde. Die Argumentation lautet demnach: Betroffen von Seehofers Plänen zur Zurückweisung an den Grenzen sei allenfalls ein unbedeutendes Häuflein, um das man nicht so viel Aufhebens machen sollte. Die Unlogik ist natürlich mit Händen zu greifen, denn der Umkehrschluss gilt ja ebenfalls. Wenn die Krise nahezu vorbei ist, warum sollte man dann nicht zur bewährten Rechtspraxis von 2015 zurückkehren? Warum riskiert Merkel wegen einer Belanglosigkeit ihre Kanzlerschaft? Merkels ausgesprochen dünne und widersprüchliche Argumentation, »keine nationalen Alleingänge«, hätte sie fast den Rückhalt ihrer eigenen Fraktion gekostet. Aber die Meisterin der Taktik wusste, was sie am dringendsten brauchte: Zeit. Den Rest würde ein Netzwerk von Wiedergutmachern erledigen, auf das sich Merkel seit Beginn ihrer Amtszeit verlassen konnte. Und so kam es auch. Obwohl im Sommer 2018 die Medienfront pro Merkel bereits erkennbar erodiert war, konnten die wichtigsten Meinungsmacher die Stimmung zugunsten der Kanzlerin drehen. Die Diskreditierungskampagne, mit der man gegen Merkels Widersacher zu Felde ziehen konnte, war schnell ersonnen:

1.Der CSU ging es nie um die eigentliche Frage der Kontrolle an den Grenzen, denn dort habe sich die Lage ja weitgehend beruhigt. In Wirklichkeit handelt es sich um populistisches Fischen am rechten Rand, die schäbige Wahltaktik einer im Prinzip europafeindlichen Partei mit dem Ziel, die AfD kleinzuhalten.

2.Männer wie Horst Seehofer, Alexander Dobrindt und Markus Söder seien aus der Zeit gefallen. Im Prinzip wären die CSUAmbitionen die letzten Zuckungen der zum Glück aussterbenden Spezies testosterongesteuerter Männer: »Was ist da nur los mit diesen ganzen testosterongesteuerten Männern in Bayern?« (Katrin Göring-Eckardt), »Bei der CSU regieren Ego und Testosteron« (Anton Hofreiter), »Politik nach persönlichem Hormonhaushalt« (Kai Gniffke). Nebenbei bemerkt: Selbstverständlich ist die Strategie, politische Entscheidungen einzig auf das zwangsläufig alle Männer regulierende Sexualhormon zu reduzieren, blanker Sexismus. Der eigentliche Skandal ist die Einseitigkeit, mit der dieser Sexismus erlaubt ist. Man stelle sich nur den umgekehrten Fall vor: Ein Journalist oder Politiker würde Frauen wie Angela Merkel, Ursula von der Leyen oder Andrea Nahles als »östrogengesteuert« titulieren – das vorzeitige Karriereende wäre so gut wie sicher.

3.Letztlich sind die Streitlinien zwischen CDU und CSU uralte Machtfehden zwischen Preußen und Bayern, die von Altvorderen wie Franz Josef Strauß begründet worden waren. Kurzum: Wahltaktik, persönliche Racheakte und überkommene, patriarchale Machtfantasien würden die CSU leiten, aber keineswegs Sachargumente. Nur aus diesen Egoismen heraus würde eine »unbedeutende 6-Prozent-Lokalpartei« ein »ganzes Land in Geiselhaft« nehmen, ja mehr noch, »ganz Europa vorführen«. Besonders die Grünen waren sich sicher, die CSU würde einen Popanz aufbauen. Jedermann wisse, wie sehr sich die Lage an den Grenzen beruhigt habe, dennoch schüre die CSU niedere Instinkte und Ängste bei den Bürgern, indem sie so tue, als würde sich die Krise von 2015 wiederholen.

Doch zu Beginn der Krise, Mitte Juni 2018, sahen die einfachen Bürger all dies offenbar ganz anders. Zum Entsetzen der Merkel-Getreuen zeigte der Blick in die Statistik: »Im Streit zwischen Merkel und Seehofer stehen die meisten Deutschen hinter dem Innenminister.«6 Und dies nicht nur ein bisschen, sondern überdeutlich. Je nach Umfrageinstitut und Fragestellung zwischen 60 und 80 Prozent. Der weitaus größte Teil der Deutschen sprach sich glasklar für Seehofers Pläne der Grenzkontrollen aus, bezüglich der geplanten Umsetzung von Abschiebungen ist das Ergebnis sogar noch krasser. Mitte Juni stellt die Zeit fest: »Laut aktuellem ARD-Deutschlandtrend ist eine breite Mehrheit der Bundesbürger für eine harte Linie in der Asylpolitik. In der Umfrage sprachen sich 86 Prozent der Befragten für eine konsequente Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern aus.«7 Hätte Merkel auf dem Hoch dieser Stimmungsumfragen ihren Plagegeist einfach entlassen, es hätte sie vermutlich mitgerissen. Deshalb gaben merkelfreundliche Journalisten und TV-Moderatoren auf dem Höhepunkt der Regierungskrise 2018 ihr Bestes, um diese Pro-Seehofer-Anti-Merkel-Stimmung zu drehen, doch tagelang zeigten die Meinungsumfragen, dass es für einen Stimmungsumschwung weiterer Ingredienzien bedurfte. Drei Jahre nach Merkels Grenzöffnung hatten viele Bürger ihre eigenen Erfahrungen gemacht. Vor allem aber konnte niemand verstehen, warum man nach dem angeblichen Ende der Flüchtlingskrise nicht zur bewährten Rechtspraxis von 2015...

Erscheint lt. Verlag 21.9.2018
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Zeitgeschichte ab 1945
Schlagworte Flüchtlingsdebatte • Flüchtlingskrise • Kriegsenkel • Kriegstrumata
ISBN-13 9783958902527 / 9783958902527
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