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Das alte China (eBook)

Von den Anfängen bis zum 19. Jahrhundert
eBook Download: PDF | EPUB
2018 | 6. Auflage
144 Seiten
Verlag C.H.Beck
978-3-406-72293-6 (ISBN)
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Das alte China ist der Schlüssel, um die Dynamik des heutigen China zu verstehen. Helwig Schmidt-Glintzer schildert die Geschichte des Landes von den frühesten Kulturen über die Entstehung eines Einheitsreiches und die großen Dynastien und Reiche bis zur politischen und wirtschaftlichen Fremdbestimmung Chinas im 19. Jahrhundert. Ein besonderes Interesse gilt dabei der Frage, wie das Land trotz regionaler Vielfalt, Spaltungen und Fremdherrschaften seit mehr als zwei Jahrtausenden seine Einheit bewahrt hat.

Helwig Schmidt-Glintzer ist Direktor des China Centrums Tübingen.

Helwig Schmidt-Glintzer, seit 1993 Direktor der Herzog August-Bibliothek Wolfenbüttel und Professor für Sinologie an der Universität Göttingen, unterrichtete Sinologie und Ostasiatische Kultur- und Sprachwissenschaft an den Universitäten Bonn, Hamburg und München. Er ist Autor zahlreicher Werke zur Geschichte einschließlich der Literatur- und Religionsgeschichte Chinas und Ostasiens.

II. Die Begründung des Einheitsreiches (221 v. Chr. – 220 n. Chr.)


1. Aufstieg und Erfolg des Staates Qin


Erst mit der von dem Teilstaat Qin begründeten gleichnamigen Dynastie beginnt das chinesische Kaiserreich und damit beginnt «China» für uns, denn unsere Benennung des Landes, das sich das «Reich der Mitte» nennt, geht auf den Dynastienamen Qin zurück. Dieser Staat Qin hatte seinen Anfang mit dem Jahr 897 (traditionelle Datierung, denn bis 841 v. Chr. haben wir mehrere divergierende Chronologien) genommen, als der Zhou-König einem Häuptling und Pferdezüchter namens Feizi ein festes Einkommen durch Zuteilung von Land bei dem heutigen Tianshui (Gansu) aussetzte, damit dieser Pferde liefere. Der vierte Nachfolger Feizis, Herzog Zhuang (821–778 v. Chr.), hatte den Herzogtitel erhalten, den bis 325 v. Chr. alle Qin-Herrscher führten, ehe sie sich «König» nannten.

Neben den sich bildenden Staaten bestand das Königreich Zhou fort, das seit 770 durch einen Barbarenangriff seine Westliche Hauptstadt hatte aufgeben und in die Nähe des heutigen Luoyang (Henan) hatte weichen müssen, das bereits vom Herzog von Zhou, dem Bruder des ersten Zhou-Königs, als Hauptstadt eingerichtet worden war. Das Zentrum der Qin-Macht wurde mehrfach in Richtung Osten verlegt, im Jahr 677 nach Yong (dem heutigen Fengxiang in Shaanxi), im Jahr 350 nach Xianyang (in der Nähe von Xi’an).

Die Macht der Qin wuchs zunächst durch ihre militärischen Auseinandersetzungen mit den sogenannten Rong-Barbaren im Norden und Westen. Durch diese Berührung wurden die Qin geprägt, und sie galten selbst noch im 2. Jahrhundert v. Chr. bei anderen Stämmen Chinas als «Barbaren». Zugleich nahmen die Qin Institutionen und Praktiken aus anderen Teilen Chinas an, so etwa bestimmte Feste wie das Sommerfest und später das Winterfest (La), von denen einige unter den folgenden Dynastien ihre Bedeutung behalten sollten.

Reformen unter Herzog Xiao (361–338)


Unter Herzog Xiao von Qin (361–338) und seinem Berater Shang Yang (gest. 338) wurden die entscheidenden Weichen für eine erfolgreiche Expansionspolitik gestellt. Shang Yang, zunächst kleiner Beamter im Staate Wei, dem östlichen Nachbarn und Rivalen von Qin, ging im Jahr 361 nach Qin. Die Staats- und Verwaltungsreformen dieses Kanzlers sowie einige Jahrzehnte später die Militärreformen des Generals Wei Ran (gest. 265 v. Chr.) schufen die Voraussetzungen für den Erfolg des Qin-Staates. Shang Yang setzte ein System von Belohnungen und Strafen durch und die Mehrheit der Bevölkerung wurde in produktive Berufe gedrängt. Vor allem hat die Zentralisierung der Verwaltung als sein Werk zu gelten. Im Jahre 350 gliederte er das Qin-Territorium in 31 Kommandanturen (jun), denen jeweils ein von der Zentrale eingesetzter Vorsteher (ling) vorstand. Eine effektive Landwirtschaft und ein starkes Heer waren seine obersten Ziele, wogegen Handel und Handwerk eher behindert wurden. Dies sollte, trotz der Beförderung des Handels zu Beginn der Han-Zeit, zu einem bestimmenden Faktor der späteren Jahrhunderte werden. Der Machtzuwachs der Zentralgewalt beruhte auf der Schwächung bzw. Ausschaltung von Zwischenschichten und auf der virtuellen – auch vor dem Strafrecht wirksamen – Gleichstellung der bäuerlichen Produzenten. Ein wichtiges Mittel der Disziplinierung wurde nach dem Wegfall intermediärer Lehns- bzw. Vasallenbeziehungen die Gruppenhaftung.

Seit den Reformen des Shang Yang wuchs die Macht des Qin-Staates beständig: Im Jahre 325 beanspruchte der Herzog von Qin, ebenso wie die meisten Fürsten der anderen Staaten, den Königstitel «wang». Auf Siege über nomadisierende Völkerschaften im Nordwesten im Jahr 314 v. Chr. folgte im Jahr 311 die Besetzung der Länder Shu (die Ebene von Chengdu in der Provinz Sichuan) und Ba (im östlichen Sichuan das Gebiet um Chongqing). Die abgeschirmte Lage der Hauptstadt im Wei-Tal spielte ebenso eine wichtige Rolle bei der Konsolidierung des Qin-Reiches wie die Randlage, von der aus sich der Staat nach Nordwesten, vor allem aber in das Gebiet der Provinz Sichuan ausdehnen konnte. Die Expansion des Qin-Staates rief diplomatische Bemühungen der anderen Staaten hervor, einerseits, um sich gegen Qin zu verbünden, andererseits, um sich durch Annäherung an Qin eine gewisse Sicherheit zu verschaffen.

Im Jahre 256 zerstörte Qin schließlich das Zhou-Haus, das einst die frühere Shang/Yin-Dynastie unterworfen und zunächst selbst die Vorherrschaft ausgeübt, seit Jahrhunderten aber eigentlich keine Bedeutung mehr gehabt hatte. Bereits seit Langem hatte Qin, ebenso wie die Fürstenhäuser einiger der anderen Staaten, den Anspruch auf das Himmelsmandat erhoben. Dabei spielte eine wichtige Rolle, dass nicht mehr die Belehnung durch den Zhou-Herrscher, sondern die faktische Macht und die agnatische Erbfolge zu den entscheidenden Kriterien für die Legitimität geworden waren.

Ebenso wie in den anderen Teilstaaten wurde auch im Staate Qin die Standardisierung von Maßen, Münzen, Hohl- und Längenmaßen sowie des Achsstandes gefördert und im Zuge der Erweiterung erwies sich schließlich auch eine Schriftreform als unabdingbar. Der Ausbau des etwa 120 Kilometer langen Kanals nördlich des Wei-Flusses durch den Baumeister Zheng Guo nach 246 v. Chr. und die Dujiangyun-Bewässerungskanalisation in Sichuan hatten Qin die nötigen Nahrungsressourcen verschafft, die überhaupt erst die Grundlage für die weitere Expansion bildeten. Dem Qin-Staat kam zwar auch eine fortgeschrittene Eisentechnologie zugute, wichtiger aber waren die Effizienz der Verwaltung und die erfolgreichen Agrarreformen.

2. Eroberungen und Reichseinigung


Die «Architekten» des Einheitsreiches


Der im Jahr 250 v. Chr. zum Kanzler von Qin ernannte Handelsherr Lü Buwei wurde nach dem Tod des Qin-Herrschers im Jahr 247 als Regent für den unmündigen Thronfolger, der als «Erster Erhabener Kaiser der Qin» (Qin Shihuangdi, geb. 259 ​v. Chr.) in die Geschichte eingehen sollte, eingesetzt, bis dieser ab 238 die Regierungsgeschäfte führte. Nachfolger Lü Buweis wurde Li Si, der bereits im Jahr 247 nach Qin gekommen war und über Lü Buwei Zugang bei Hofe gefunden hatte. Irgendwann zwischen 219 und 213 wurde Li Si schließlich Kanzler zur Linken und bekleidete dieses Amt bis zu seinem gewaltsamen Tode im Jahr 208. Lü Buwei und Li Si waren die eigentlichen «Architekten» des ersten Kaiserreiches. Vor allem Li Si ist das Verdienst der Reichseinigung zuzuschreiben und auf ihn gehen die großen Leistungen des jungen Einheitsreiches zurück, die Überwindung feudaler Strukturen, die Disziplinierung der Literaten, die Vereinheitlichung der Schrift und die Rationalisierung der Verwaltung.

Die innere Überlegenheit des Staates Qin befähigte ihn schließlich dazu, die anderen sechs Staaten zu unterwerfen und nach dem Untergang des Staates Qi im Jahr 221 v. Chr. ein Einheitsreich zu errichten. Den Eroberungen der anderen Staaten war eine lange Reihe von Ausdehnungsfeldzügen nach Norden und vor allem Südwesten vorangegangen. Der imperiale Anspruch der Qin wurde auch dokumentiert durch die Eulogien und Lobeshymnen, die der Minister Li Si in Stein einschreiben ließ. Wie nach ihm nur wenige Herrscher Chinas durchreiste Qin Shihuangdi auf fünf großen Reisen sein Reich und ließ an signifikanten Orten, namentlich auf Berggipfeln, Inschriftensäulen aufstellen. Die Reisen Shihuangdis durch sein Reich hatten auch die Funktion, Verbindung mit allen Göttern aufzunehmen und sich ihres Beistandes zu versichern. In den Küstenregionen meinte er offenbar zudem, am ehesten mit seinen Gottkollegen in direkte Berührung zu gelangen. Besonders in den beiden Küstenstaaten Yan und Qi waren ja Praktiken im Schwange, mit deren Hilfe Menschen angeblich zu frei umherschweifenden Gottheiten werden konnten. Auch wurde dort gelehrt, diese Halb- oder Vollgötter pflegten sich auf paradiesischen Inseln im Meer aufzuhalten und ließen von dorther manchmal einem Auserwählten die Lebensverlängerungsmedizin zukommen.

Die prägende Rolle Shihuangdis


Dem Kaiser Qin Shihuangdi kommt bei der Ausprägung des imperialen Staatskultwesens eine besondere Rolle als Vorbild zu und auch der Begründer der nachfolgenden Han-Dynastie, Gaozu, war...

Erscheint lt. Verlag 7.5.2018
Reihe/Serie Beck'sche Reihe
Beck'sche Reihe
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Regional- / Landesgeschichte
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte Bevölkerung • China • Chinesisch • Dynastie • Geschichte • Herrschaft • Konflikt • Kultur • Mongolen • Wirtschaft
ISBN-10 3-406-72293-8 / 3406722938
ISBN-13 978-3-406-72293-6 / 9783406722936
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