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Meyrs Glas

Der versteckte Schatz
Buch | Hardcover
204 Seiten
2017 | 1. Auflage 2017
Ohetaler Verlag
978-3-95511-085-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Meyrs Glas - Martin Sichinger, Ossi Heindl
CHF 19,90 inkl. MwSt
Meyr s Glas
Dieser spannende Roman handelt von den letzten deutschen Glasmachern im Böhmerwald und von wertvollen Goldrubin-Gläsern, die 1968 nach dem Ende des Prager Frühlings, von den "Spezialisten" vor der russischen Armee versteckt wurden: "Meyr s Glas".
Die Spezialisten waren deutsche Glasmacher im Böhmerwald, die nach dem Zweiten Weltkrieg nicht vertrieben wurden, weil sie für die Glashütten unentbehrlich waren.
Martin Sichingers Roman "Meyr s Glas" erinnert an die bis heute fast vergessene Geschichte dieser Familien in Winterberg und Eleonorenhain, er erzählt aber auch offen und ohne Vorurteile von den letzten Deutschen dort und von einer spannenden Spurensuche, der Suche nach der eigenen Identität.
Martin Sichinger, ein gebürtiger Winterberger, ist einer von jenen jüngeren Autoren in unserem Nachbarland Tschechien, die auch vor so unbequemen Themen wie der Vertreibung nicht zurückscheuen. Nicht nur seinen Landsleuten, auch uns Deutschen hält Sichinger einen Spiegel vor und es ist hochinteressant und oft auch sehr amüsant zu lesen, wie unsere Nachbarn uns einschätzen.

Über den Autor Martin Sichinger wurde im Jahre 1967 in Winterberg geboren. Er studierte an der Pädagogischen Fakultät der Westböhmischen Universität Pilsen. Seine Romane spielen sich im Gebiet des Böhmerwalds ab. In dem Roman Smrt Krále Šumavy (2011) (Der Tod des Königs des Böhmerwaldes) wird die Reise eines zwölfjährigen Jungen geschildert, der aus Böhmen nach Röhrnbach in Bayern wandert, wo der Schmugglerkönig Kilián Nowotny lebte. Der Roman Duchové Šumavy (2012) (Die Geister des Böhmerwalds) erzählt die Geschichte eines vertriebenen bayerischen Mädchens, das sich im Jahre 1946 über die Grenze begibt, um ein verstecktes Glas zu suchen. Das Buch Poslední šumavská pastvina (2016) (Das letzte Weideland des Böhmerwalds) bringt die Geschichte eines tschechischen Offiziers, der im Jahre 1918 beauftragt wird, den Aufstand der Böhmerwäldler Deutschen niederzuschlagen, die nicht zum Teil des neu entstandenen Tschechoslowakischen Staates werden wollen. Als er im Jahre 1949 selbst vor den Kommunisten über die Grenze flüchten muss, können ihm nur dieselben Deutschen helfen, gegen die er damals kämpfte ... Die tschische Originalausgabe des Buches Meyrs Glas erhielt 2015 beim Böhmerwald-Literatur-Festival in Vimperk den 1. Preis. Martin Sichinger lebt in Prag, er ist verheiratet, hat drei Kinder und arbeitet als Lehrer.

Vorwort Es gab nach dem Zweiten Weltkrieg eine Gruppe von Deutschen, die in der Tschechoslowakei bleiben mussten und nicht vertrieben werden durften, weil das Wirtschaftssystem ohne sie zusammengebrochen wäre: Die unentbehrlichen Fachleute oder Spezialisten. In Nordböhmen waren das die Bergleute, im Böhmerwald die Glasmacher. Im Jahre 1946, zur Zeit der Vertreibung, gab es im Böhmerwald zwei Städte mit überwiegend deutscher Bevölkerung – Winterberg und Eleonorenhain (die Deutschen bildeten noch immer mehr als 90% der dortigen Bevölkerung). Der Betrieb in den Glashütten durfte nicht gestoppt werden. Die Spezialisten durften mit ihren Familienangehörigen in der Tschechoslowakei bleiben. Doch die Verordnungen, die dort das Leben der Deutschen nach dem Krieg beschränkten, erstrecken sich auch auf sie; die Deutschen durften zum Beispiel kein Fahrrad besitzen, nicht in den Wald oder in die Kirche gehen, sie durften in der Öffentlichkeit nicht Deutsch sprechen und ihre Kinder mussten tschechische Schulen besuchen. Deswegen gingen die Spezialisten oft heimlich über die Grenze nach Deutschland. Als sich die Familie von Heinrich Pankratz, einem der Helden dieses Buchs, entschloss, im Juni 1946 bei Nacht und Nebel wegzugehen, kamen die Familienmitglieder mit den Kindern an den Händen und Bettdecken auf dem Rücken nach Helmbach hinter Winterberg. Der Fluchthelfer und Führer über die Grenze Kilian Nowotny, „König des Böhmerwalds“ genannt, schickte sie zurück, weil an jenem Tag an der Grenze außerordentlich viele Grenzschützer waren. Sie verabredeten sich, dass sie es in drei Monaten noch einmal versuchen. Inzwischen verliebte sich ein Familienmitglied in ein tschechisches Mädchen. Die ganze Familie versammelte sich, um zu entscheiden, ob sie ohne ihn die Heimat verlassen sollte. Die Großmutter sagte damals, dass das Wichtigste in ihrem Leben die Glasmacherfamilie war und dass diese nie geteilt werden durfte. Sie verzichteten also darauf, nach Deutschland auszureisen und alle blieben in Winterberg. So ist es schließlich mit den meisten Glasmacherfamilien ausgegangen. Doch erst nach Jahren, nachdem ich mit den letzten Zeitzeugen gesprochen hatte, begriff ich, was daran am schlimmsten war – es war nicht die Tatsache, dass diese Leute in der Tschechoslowakei bleiben mussten, sondern dass sie das Glas nie mehr so machen konnten, wie vor dem Krieg. Sie konnten weder eigene Ideen verwirklichen noch neue Techniken versuchen. Zur Zeit des Sozialismus durfte nämlich nur ein einziger Glastyp geschliffen werden. Die deutschen Spezialisten bilden ein fast vergessenes Kapitel der deutsch-tschechischen Glasgeschichte. Ihre Enkel wuchsen heran, doch keiner von ihnen macht mehr Glas. Sie sprechen nicht einmal mehr Deutsch. Dieser Roman ist eine kleine Erinnerung an diese Glasspezialisten. Die tschechische Originalausgabe hat den ersten Preis beim Steinbrener-Literaturfestival in Vimperk errungen und wurde von Barbora Pačisková in die deutsche Sprache übersetzt. Ossi Heindl hat dieses Buch lektoriert und dabei manche Eigenheiten der tschechischen Sprache liebevoll belassen. August 2017, Martin Sichinger

Vorwort
Es gab nach dem Zweiten Weltkrieg eine Gruppe von Deutschen, die in der Tschechoslowakei bleiben mussten und nicht vertrieben werden durften, weil das Wirtschaftssystem ohne sie zusammengebrochen wäre: Die unentbehrlichen Fachleute oder Spezialisten. In Nordböhmen waren das die Bergleute, im Böhmerwald die Glasmacher.
Im Jahre 1946, zur Zeit der Vertreibung, gab es im Böhmerwald zwei Städte mit überwiegend deutscher Bevölkerung - Winterberg und Eleonorenhain (die Deutschen bildeten noch immer mehr als 90% der dortigen Bevölkerung). Der Betrieb in den Glashütten durfte nicht gestoppt werden.
Die Spezialisten durften mit ihren Familienangehörigen in der Tschechoslowakei bleiben. Doch die Verordnungen, die dort das Leben der Deutschen nach dem Krieg beschränkten, erstrecken sich auch auf sie; die Deutschen durften zum Beispiel kein Fahrrad besitzen, nicht in den Wald oder in die Kirche gehen, sie durften in der Öffentlichkeit nicht Deutsch sprechen und ihre Kinder mussten tschechische Schulen besuchen. Deswegen gingen die Spezialisten oft heimlich über die Grenze nach Deutschland.
Als sich die Familie von Heinrich Pankratz, einem der Helden dieses Buchs, entschloss, im Juni 1946 bei Nacht und Nebel wegzugehen, kamen die Familienmitglieder mit den Kindern an den Händen und Bettdecken auf dem Rücken nach Helmbach hinter Winterberg. Der Fluchthelfer und Führer über die Grenze Kilian Nowotny, "König des Böhmerwalds" genannt, schickte sie zurück, weil an jenem Tag an der Grenze außerordentlich viele Grenzschützer waren. Sie verabredeten sich, dass sie es in drei Monaten noch einmal versuchen. Inzwischen verliebte sich ein Familienmitglied in ein tschechisches Mädchen. Die ganze Familie versammelte sich, um zu entscheiden, ob sie ohne ihn die Heimat verlassen sollte. Die Großmutter sagte damals, dass das Wichtigste in ihrem Leben die Glasmacherfamilie war und dass diese nie geteilt werden durfte. Sie verzichteten also darauf, nach Deutschland auszureisen und alle blieben in Winterberg. So ist es schließlich mit den meisten Glasmacherfamilien ausgegangen.
Doch erst nach Jahren, nachdem ich mit den letzten Zeitzeugen gesprochen hatte, begriff ich, was daran am schlimmsten war - es war nicht die Tatsache, dass diese Leute in der Tschechoslowakei bleiben mussten, sondern dass sie das Glas nie mehr so machen konnten, wie vor dem Krieg. Sie konnten weder eigene Ideen verwirklichen noch neue Techniken versuchen. Zur Zeit des Sozialismus durfte nämlich nur ein einziger Glastyp geschliffen werden.
Die deutschen Spezialisten bilden ein fast vergessenes Kapitel der deutsch-tschechischen Glasgeschichte. Ihre Enkel wuchsen heran, doch keiner von ihnen macht mehr Glas. Sie sprechen nicht einmal mehr Deutsch.
Dieser Roman ist eine kleine Erinnerung an diese Glasspezialisten. Die tschechische Originalausgabe hat den ersten Preis beim Steinbrener-Literaturfestival in Vimperk errungen und wurde von Barbora Pacisková in die deutsche Sprache übersetzt. Ossi Heindl hat dieses Buch lektoriert und dabei manche Eigenheiten der tschechischen Sprache liebevoll belassen.
August 2017, Martin Sichinger

Erscheinungsdatum
Mitarbeit Cover Design: Ivan Bruha
Übersetzer Barbora Paciskova
Verlagsort Riedlhütte
Sprache deutsch
Maße 148 x 2100 mm
Gewicht 450 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Literatur Historische Romane
Literatur Klassiker / Moderne Klassiker
Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Regional- / Landesgeschichte
Geisteswissenschaften Geschichte Regional- / Ländergeschichte
Schlagworte Eleonorenhain • Geschichte: Andere Regionen • Glasmacher im Böherwald • Heimatkunde • Historischer Roman • Meyr s Glas • Meyr´s Glas • Sichinger Martin • Tschechien • Vertreibung
ISBN-10 3-95511-085-0 / 3955110850
ISBN-13 978-3-95511-085-7 / 9783955110857
Zustand Neuware
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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