Alles Scheiße!? Wenn der Darm zum Problem wird (eBook)
208 Seiten
Scorpio Verlag
978-3-95803-064-0 (ISBN)
Dr. med. Adrian Schulte, geb. 1963, Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren, ist seit 1999 selbstständig in einer naturheilkundlichen Klinik tätig. Als Leitender Arzt und ärztlicher Direktor führt er das auf Darmsanierung spezialisierte»F.X. Mayr Zentrum Bodensee« in Überlingen.
Dr. med. Adrian Schulte, geb. 1963, Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren, ist seit 1999 selbstständig in einer naturheilkundlichen Klinik tätig. Als Leitender Arzt und ärztlicher Direktor führt er das auf Darmsanierung spezialisierte»F.X. Mayr Zentrum Bodensee« in Überlingen.
1. Die Wege der Verdauung – ein Reiseführer
Ungenutzte Möglichkeiten: riechen, schmecken, kauen
Geschmack und Geruch
Unsere Zellen verbrauchen Energie. Um diese bereitstellen zu können, müssen wir Nahrung aufnehmen. Das hört sich für einen Gourmet nicht sehr überzeugend an, und es wäre schade, wenn wir unser Essen auf diese rein physikalische Ebene reduzieren würden. Im Grunde ist das jedoch unser Antrieb.
Wer aber sagt uns, was gut für uns ist und was nicht? Was kaufen wir und was besser nicht? Unsere Sinnesorgane entscheiden darüber.
Allein das Auge entscheidet mehrheitlich in allen deutschsprachigen Ländern. In den Mittelmeerländern kommt oft noch der Tast- und Geruchssinn mit ins Spiel. Früchte und Gemüse werden in besserer Qualität gekauft und gegessen, wenn wir unserer Schaltzentrale, dem Gehirn, über die Sinnesorgane möglichst viele Informationen zukommen lassen. In Frankreich lernt man das in der Schule. »Classes du Goût« sind dort fester Bestandteil des Lehrplanes, indem schon die ganz Kleinen das Auge, den Tast-, Geschmacks- und Geruchssinn trainieren, um später richtig einkaufen und genießen zu können. Zugegeben, wer bei uns Gemüse oder Obst vor dem Bezahlen betatscht oder beschnüffelt, macht sich keine Freunde. Sinnvoll wäre es trotzdem. Man würde feststellen, dass eine in Holland oder Spanien unreif geerntete Tomate zwar einen langen Weg zurückgelegt hat, aber nie begonnen hat, nach irgendetwas zu riechen. Wenn man sich dann entschließt, die Tomaten trotzdem mit nach Hause zu nehmen, wird man daheim feststellen, dass es mit dem Geschmack auch nicht weit her ist.
Wenn das Tomatengericht dann zubereitet ist, kommt nach dem Geruch noch der Geschmack dazu. 10 000 Geschmacksknospen helfen uns bei der richtigen Beurteilung, mehr als bei jedem Tier. Eine Katze hat gerade einmal 500. Katzen sind Fleischesser. Sie würden nicht auf die Idee kommen, Wurzeln, Gemüse, Pilze oder Getreide zu verspeisen. Deshalb brauchen sie für diese Nahrungsmittel auch keine Knospen, die unterscheiden, ob sie gut oder schlecht sind. Katzen haben zudem ein gut ausgebildetes und trainiertes Riechorgan, das schon vor dem Schmecken arbeitet. Wenn man einer Katze etwas Verdorbenes vor die Nase stellt, wird sie die Nasen rümpfen und davonlaufen. Manch eine Lebensmittelvergiftung würde uns erspart bleiben, wenn wir unsere Nase mehr einsetzen würden. Denken Sie an eine verdorbene Muschel oder Auster oder an verdorbenes Fleisch. Das kann man riechen.
Geruch und Geschmack sind eng miteinander verbunden. Sie hatten sicher schon einmal einen Schnupfen und konnten nicht mehr gut riechen. Das Geschmackserlebnis beim Essen war dann auch nur noch mangelhaft. Oder halten Sie sich beim Essen einmal die Nase zu: Da können Sie fast nicht mehr schmecken.
Wie aber lassen wir die Geschmacksknospen zum reinsten Feuerwerk werden? Um den Geschmack zu nutzen, ob zur Lebensmittelwahl oder einfach, um zu genießen, muss man die Speise möglichst lange im Mund belassen. 2-mal beißen und hinunterschlucken, das ist nicht ausreichend, um die Geschmacksknospen zu aktivieren. Werden sie jedoch aktiv, und das Essen schmeckt uns, dann geschieht Erstaunliches: Das Gehirn schüttet Dopamin, Serotonin und körpereigene Opioide aus. Das sind Botenstoffe, die uns nach einer Mahlzeit nicht nur satt, sondern auch rundum zufrieden machen.
Leider ist der Geschmack leicht zu überlisten. Ein für uns gesundes und hochwertiges Nahrungsmittel schmeckt gut. Daran merken wir, dass wir die richtige Wahl getroffen haben. Doch Nahrungsmitteln, die durch die industrielle Fertigung ihren Geschmack verloren oder vielleicht niemals nach etwas geschmeckt haben, werden Geschmacksstoffe, sogenannte Aromen, beigegeben.
Die Nahrungsmittelindustrie arbeitet seit vielen Jahrzehnten auf dieser Basis. Der größte Teil der in unserer Zeit verzehrten Nahrung würde ohne diese Aromen niemals auf unseren Tisch gelangen. Würde man solches Essen ausschmecken, also lange kauen und genüsslich im Mund behalten, würde man bemerken, dass der Geschmack der Aromen sehr schnell verfliegt – im Gegensatz zum Geschmack eines hochwertigen, für uns gesunden Nahrungsmittels. Es wäre einfach zu unterscheiden. Das sollten Sie einmal ausprobieren!
Der Geschmack macht noch mehr. Er leitet die Verdauung ein. Schmecken wir etwas Süßes, wird die Bauchspeicheldrüse angeregt, Insulin zu produzieren. Insulin brauchen wir, um den mit der Nahrung aufgenommenen Zucker zu verwerten. Aber Vorsicht, das Reservefett, das manch einer gerne los wäre, wird nicht mehr abgebaut, wenn das Insulin am Arbeiten ist. Der Fettabbau wird blockiert. Es wäre nicht sehr ökonomisch, Reservefett abzubauen, wenn energiereicher Zucker im Anmarsch ist. Süßes zwischen den Mahlzeiten zu essen, wirkt so auf zweierlei Arten negativ auf die Energiebilanz.
Wir können davon ausgehen, dass auch bei anderen Geschmacksempfindungen die Verdauung vorbereitet wird. Spielen Sie mit mir einen interessanten Gedanken durch: Wir essen einen Joghurt mit künstlichem Erdbeergeschmack, also mit Erdbeeraromen. Die Arbeiter unten am Fließband in der Verdauung werden informiert, sie nehmen die für die Verdauung von Erdbeeren notwendigen Werkzeuge zur Hand. Leider kommt aber alles Mögliche, nur nicht die erwartete Frucht. Über die Auswirkungen, die diese Täuschung einleitet, wissen wir leider so gut wie nichts. Aber man kann sich sehr gut vorstellen, dass manch ein Arbeiter mit den falschen Werkzeugen in der Hand nach einer Weile ziemlich deprimiert ist und nicht mehr so gerne zur Arbeit kommt. Streik im Darm könnte die Antwort sein, wenn dann mal wieder eine echte Erdbeere im Anmarsch ist.
Fazit: Setzen Sie bei der Auswahl Ihrer Nahrungsmittel sowie bei deren Aufnahme alle zur Verfügung stehenden Sinne ein, Sie werden mehr Freude beim Essen haben und gesundheitlich profitieren.
Gut gekaut ist halb verdaut!
Kauen ist der erste Verdauungsabschnitt und, wie Sie sehen werden, auch der letzte, an dem Sie sich aktiv beteiligen können.
Deshalb ist er für uns so immens wichtig. Die Verdauung im Mund besteht vor allem aus der Produktion von Speichel und dem aktiven Teil: kauen.
Speichel kann auch ohne unser Zutun produziert werden, da läuft uns sprichwörtlich das Wasser im Mund zusammen. Und das auch schon, ohne dass wir etwas im Mund haben. Unser Gehirn, die oberste Schaltzentrale, hat in diesem Fall schon Informationen der Augen verarbeitet, die etwas Leckeres gesichtet haben, oder aber rein gedankliche Informationen, die aus einem Wunsch, etwas Süßes zu essen, entstanden sind. Wir kennen zwei verschiedene Speichelqualitäten. Zum einen den Verdünnungsspeichel, der wie Wasser im Mund zusammenfließt, um zum Beispiel ein scharfes Gericht oder auch eine sehr süße Speise auszugleichen.
Im Gegensatz dazu wird die zweite Speichelqualität, der Gleitspeichel, durch aktives Kauen produziert. Er ist nötig, um unsere Speisen gleitfähig zu machen. Ohne diesen Speichel hätten wir Schwierigkeiten, den Speisebrei die Speiseröhre hinunterzubefördern. Da gibt es natürlich einen Trick, unter dem allerdings die Verdauung leidet. Wir können mit einem Getränk das Essen auch ungekaut, ohne zuvor den notwendigen Speichel produziert zu haben, den Rachen hinunterspülen! Wie Sie später sehen werden, leidet unser Magen darunter.
Zum anderen enthält der Gleitspeichel ein Enzym, das beginnt, Kohlenhydrate zu verdauen. Die Spaltung der langen Kohlenhydratketten, die wir als Stärke bezeichnen, beginnt also schon im Mund.
Das schmecken Sie bei einem kleinen Experiment: Kauen Sie ein altes Stück Brot mindestens 30-mal, dabei bemerken Sie, wie der Brei im Mund langsam süß wird. Die kurzkettigen, enzymatisch gespaltenen Zucker schmecken wir süß, die langkettigen nicht.
Durch Kauen wird der notwendige Gleitspeichel produziert, das ist aber längst nicht alles. Die Nahrung wird durch das Kauen zerkleinert, um eine regelrechte Verdauung zu gewährleisten, und dabei wird der Geschmack aktiviert. Über ein intensives Geschmackserlebnis erreichen wir ein Sättigungsgefühl, das sogenannte »sensory-specific satiety«, das nichts mit einem vollen Magen zu tun hat und mit dem wir eine Mahlzeit ohne Völlegefühl und Müdigkeit beenden können.
Wer mehr kaut, nimmt weniger Kalorien zu sich, wie eine Studie ergab, bei der das Essverhalten von schlanken und übergewichtigen Männern per Videokamera analysiert wurde. Die Übergewichtigen nahmen keine größeren Bissen als die Normalgewichtigen, aber sie aßen schneller, kauten weniger und tafelten länger. Es konnte gezeigt werden, dass bei gutem Kauen im Mittel 11,9 Prozent weniger Kalorien aufgenommen wurden. Wenn wir bei einer täglichen Kalorienaufnahme der Normalgewichtigen von ca. 2000 Kilokalorien ausgehen, sind das pro Tag ca. 238 Kilokalorien mehr. Im Jahr entsteht dadurch ein Überschuss von ca. 86 870 Kilokalorien. Das entspricht ca. 10 Kilogramm Fett! Natürlich spielen hier Bewegung, Stress und viele andere Faktoren eine Rolle.
Aber warum wurden weniger Kalorien aufgenommen? Das gründliche Kauen führt im Blut zu einer Abnahme des appetitstimulierenden Hormons Ghrelin. Gleichzeitig wird im Blut ein Anstieg von Glucagon-like Peptide 1 und Cholecystokinen gemessen, beides sind Hormone mit appetithemmender Wirkung.
Das ist aber noch nicht alles: Kauen führt zu einer verbesserten Durchblutung des Gehirns und steigert die geistige Leistungsfähigkeit. Nach einer Operation am Darm beschleunigt ausgiebiges Kauen den Heilungsprozess. Ein nach Darmoperationen immer wieder auftretender Darmverschluss kann durch intensives Kauen...
| Erscheint lt. Verlag | 1.2.2016 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Freizeit / Hobby |
| Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Ernährung / Diät / Fasten | |
| Schlagworte | Darm mit Charme • Darmregeneration • F.X. Mayr • Gesundes Essverhalten • Gesundheitsratgeber • Naturheilverfahren |
| ISBN-10 | 3-95803-064-5 / 3958030645 |
| ISBN-13 | 978-3-95803-064-0 / 9783958030640 |
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