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Das Burgbauprojekt Guédelon: Wissensaneignung und -vermittlung bei öffentlich zugänglicher Experimenteller Archäologie - Veruschka-Meike Jähnert

Das Burgbauprojekt Guédelon: Wissensaneignung und -vermittlung bei öffentlich zugänglicher Experimenteller Archäologie

Buch | Softcover
96 Seiten
2015
Diplomica Verlag
9783959347860 (ISBN)
CHF 55,95 inkl. MwSt
Der Bau einer echten Burg im 21. Jahrhundert mit den Mitteln und Techniken des 13. Jahrhunderts - das ist keine utopische Idee eines realitätsfernen Träumers. Dieses Projekt gibt es wirklich: Guédelon.
Seit über 15 Jahren wird mitten in einem Wald des Burgunds an einer mittelalterlichen Burg gebaut. Wirklich jeder kann auf die Baustelle und mithelfen oder nur zuschauen. Hier sollen sich Wissenschaft und Öffentlichkeit auf gleicher Augenhöhe begegnen und den Bau so authentisch wie möglich vorantreiben.
Es stellt sich jedoch die Frage, ob es sich schlichtweg um ein abenteuerliches Projekt handelt, welches viele Mittelalterbegeisterte anlockt oder ob der intensive Einbezug von Laien eine neue Form erlebbarer Wissenschaft sein kann. Ist das Projekt eventuell ein Charakteristikum unserer Zeit, wie wir mit Vergangenheit umgehen, so dass es mehr über die Gegenwart aussagt als über das 13. Jahrhundert? Ist man sich auf der Baustelle der Verantwortung und Symbolhaftigkeit des Burgenbaus gegenüber der Öffentlichkeit bewusst?
Es ist Halbzeit auf Guédelon und daher ein guter Zeitpunkt, um eine Einschätzung zur bisherigen Tätigkeit und weiteren Entwicklungsmöglichkeiten zu geben.

Textprobe:
Kapitel 2.2.1, Die Experimentelle Archäologie und die Öffentlichkeit:
Die Experimentelle Archäologie hat es ohnehin schon schwer, sich in den eigenen wissenschaftlichen Kreisen zu behaupten. Geht es jedoch zudem noch um die Präsentation vor der Öffentlichkeit oder gar ihrer Einbindung, wird Kritik noch lauter. Die Gefahr ist schlichtweg zu groß, dass aktiv falsche Bilder von der Vergangenheit evoziert werden oder noch schlimmer, dass die Wissenschaftlichkeit generell in Frage gestellt werden muss, wenn beispielsweise durchweg auf Klischees zurückgegriffen wird. Andererseits steckt in der Einbeziehung von Besuchern auch eine Chance, die vielleicht nicht direkte Folgen für die Experimentelle Archäologie besitzt, jedoch Personen außerhalb des universitären Lebens die Möglichkeit gibt, Geschichte besser erfahrbar zu machen und bei einzigartigen Erlebnissen dabei zu sein. Es lassen sich verschiedene Methoden aufzählen, um Menschen, die nicht mit einem Projekt betraut sind, einen Einblick in die Arbeit der Experimentellen Archäologie zu bieten. Jaroslav Malina unterschied dazu vier Konzepte:
1. Klassische Museen, die mit Freilichtmuseen verbunden sind,
2. saisonale Expeditionen, um an geeigneten natürlichen Orten diverse Technikenund Arten der Verpflegung zu erproben,
3. dauerhafte Zentren der Experimentellen Archäologie, welche sich mit Problemen der Konversion und der Vernichtung von archäologischen Belegen auseinandersetzen sowie,
4. dauerhafte Zentren der Experimentellen Archäologie, die das Leben früherer Kulturen und deren Lebensweisen wiedergeben.
Wichtig ist in jedem Falle, dem Besucher zu erklären, dass es sich bei jeglichem Experiment nur um ein so-hätte-es-sein-können handelt und nicht um die tatsächliche Darstellung einer vergangenen Lebensweise. Kulturelle, zeitliche und ökologische Unterschiede zur Gegenwart werden die Distanz zur Vergangenheit immer aufrechterhalten und sollten den Zuschauern bewusst gemacht werden. Ob die umgesetzte Tätigkeit, Planung oder Struktur wirklich so war, wird so lange unbekannt bleiben bis vielleicht neu entdeckte Quellen studiert werden können. Bevor jedoch dem Besucher eine damals ziemlich wahrscheinliche Vorgehensweise präsentiert wird, muss diese zuvor unter Ausschluss der Öffentlichkeit wissenschaftlich erprobt werden, damit die Darstellung nicht an Seriosität verliert. Laut Mamoun Fansa würde es sich sogar prinzipiell empfehlen - nach einer gewissen Testphase - bei Experimenten, welche coram publico ausgeführt werden, diese nicht als solche zu deklarieren, sondern besser von Demonstrationen zu sprechen , um hervorzuheben, dass die Zuschauer nicht Zeuge einer aktuellen Versuchsreihe sind, sondern ihnen Forschungsergebnisse gezeigt werden.
Auch wenn es sich nur um Theorien handelt, kann die öffentlich zugängliche Experimentelle Archäologie dennoch einen Nutzen für den Besucher bringen. Sie bietet die Möglichkeit, auf sinnliche Weise die Geschichte zu reflektieren und Bezüge zur Gegenwart herzustellen, beispielsweise bezüglich "[...] Ernährung, Wohnung, Kleidung, Migration, Krieg und Gewalt, Umwelt, Fortschritt, Sexualität, Geschlechterrollen etc. [... und bietet einen] umfangreicheren Themenkanon, als es die bloße Beschäftigung mit Fragen prähistorischer Technik vermag".
3.1, Die Finanzen und andere wirtschaftliche Fakten:
Da Guyot aus den finanziellen Problemen beim Kauf und der Instandhaltung von Saint-Fargeau gelernt hatte, wollte er das neue Projekt nicht noch einmal so unsicher bestreiten. Also schlug er seiner Bank das Modell der schrittweisen Finanzierung über Eintrittsgelder à la Hermione vor, was auch genehmigt wurde. Das heißt, Sponsoren sollten Ausgaben, wie den Kauf weiterer Flächen oder notwendige Rohstoffe und Gehälter, sichern. Dabei bewegte man sich bereits im siebenstelligen Bereich der damaligen Währung. Zwei große Unternehmen ließen sich sogar auf das Vorhaben ein und ließen ihn über 2,5 Millio

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 155 x 220 mm
Gewicht 167 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Allgemeines / Lexika
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Kulturgeschichte
Schlagworte Experimentelle Archäologie • Living History • Mittelalter • Museumspädagogik
ISBN-13 9783959347860 / 9783959347860
Zustand Neuware
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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