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Mein Busen. Kriminalabenteuer aus den OPs der Plastischen Chirurgie -  Hippolyte

Mein Busen. Kriminalabenteuer aus den OPs der Plastischen Chirurgie (eBook)

(Autor)

eBook Download: PDF | EPUB
2015 | 1. Auflage
180 Seiten
Buch&Media (Verlag)
978-3-95780-044-2 (ISBN)
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Die Schönheitschirurgie boomt. Immer mehr Menschen nutzen die Möglichkeiten der modernen Medizin, um sich in ihrem Körper wieder wohlfühlen zu können. Doch nicht immer ist das Ergebnis das erhoffte - in »Mein Busen« schildert die Autorin, wie aus einem plastischen Eingriff ein Kriminalfall wurde. Die Ausgangslage: eine Hyperthrophie, ein übergroßes Wachstum der Brust. Der Tatort: ein renommiertes Universitätsklinikum. Die Verdächtigen: Operateure und Skalpell. Opfer und ermittelnde Detektivin: die Patientin. Diese, selbst mit abgeschlossenem Medizinstudium und entsprechender Fachkenntnis, geht dem Grund ihrer missglückten Brustverkleinerung nach. Akribisch und unnachgiebig ermittelt sie, um hinter Hierarchien, Qualifikationen und menschlichen Schwächen des Falles Lösung zu finden. Eine amüsante Mischung aus kompetenten Informationen und scharfzüngig kommentierter Reality-Doku. Ebenso eine nützliche Anleitung für den Umgang mit Ärzten, nicht nur den Vertretern der Plastischen Chirurgie.

Erbschaften


Die Geschichte meines Busens beginnt mit meiner Urgroßmutter Hannah. Ich sehe sie vor mir auf einem arrangierten Familienfoto, inmitten ihrer Familie, an der Seite ihres Gatten, einem Frauenarzt, vor sich ihre beiden Töchter.

Eine Frau, die das Selbstbewusstsein und die Selbstverständlichkeit der gutbürgerlichen Welt ausstrahlt. Ihren Kopf trägt sie stolz auf hochgerecktem Hals, das Kinn leicht gehoben, ihr volles Haar hat sie kunstvoll gesteckt. Die ebenmäßigen Gesichtszüge spiegeln gemessene Würde und Selbstachtung. Vielleicht keine Schönheit, aber eine Frau mit Ausstrahlung.

Was meine Blicke seit der Kindheit bannte, war jedoch etwas anderes. Unter einer fein plissierten, von einer edlen Brosche zusammengehaltenen Bluse, wölbt sich ein weit ausladender Busen, der mächtig und majestätisch Bewunderung fordert. Der Blick meines Urgroßvaters, einem aufrechten Mann mit energischem Fluidum, vermittelt den Eindruck, dass er die weiblichen Formen seiner Frau zu schätzen weiß.

Die beiden Töchter meiner Urgroßmutter, auf dem Foto noch kleine Mädchen, gingen in ihrem Leben unterschiedliche Wege. Gemeinsam war beiden die genetische Ausstattung ihrer Mutter mit einem ebenfalls übergroß angelegten Busen.

Meine Großtante Lotte, lebensfroh und extrovertiert, eine hochgewachsene Schönheit, heiratete nahezu von der Schule weg einen Gutsbesitzer und war zeitlebens bemüht, ihre Weiblichkeit zu leben und zu pflegen. Nach dem Krieg verarmt betätigte sie sich erfolgreich als Kosmetikberaterin. Bis zu ihrem Tod mit 92 Jahren zeigte sie selbst in fortgeschrittenem Alter mithilfe von straffen Korsagen und gekonnt angepassten – wenn nicht angesichts der Übergröße ihres Busens sogar maßgeschneiderten – Büstenhaltern eine wohlmodellierte Silhouette. Ich kenne sie als strahlende Erscheinung. Trotz knapper finanzieller Mittel in figurbetonte modische Kleidung verpackt war sie immer eine attraktive Frau, die mit erhobenem Haupt, das von einer zunächst blonden, später weißen Lockenpracht umrahmt war, durch ihr Leben schritt. Auch hochbetagt strahlte Tante Lotte noch Zufriedenheit mit sich und ihrem Erscheinungsbild aus.

Ganz anders meine Großmutter Eva. Klein, still und introvertiert stand sie im Schatten ihrer jüngeren Schwester Lotte. Seit Kindertagen war sie nach einem tragischen Unfall mit einer Pferdedroschke durch eine leicht gekrümmte Nase gekennzeichnet. Ihr Vater hatte für sie schon frühzeitig zum Lebensmotto erklärt:

»Wichtig ist das, was du in deinem Kopf hast, nicht das, was darauf ist.«

So nahm meine Großmutter ein Studium der Zoologie und Botanik auf, das sie mit einer Promotion abschloss. Bis ins hohe Alter ging sie ihren intellektuellen Hobbys wie Übersetzungen von Caesar und Cicero nach.

Wie ihre Mutter und Schwester war auch meiner Großmutter ein Busen von weit überdurchschnittlichem Ausmaß gegeben. Doch welch ein Unterschied. Eine amorphe, schlaffe Masse hing an ihr irgendwie herum und nach unten, eine Ansammlung von Gewebe und Fett, die jegliche Struktur und Form, wie sie an einem weiblichen Körper gewünscht werden, vermissen ließ. Ich kenne meine Großmutter nur in weiten, ich muss leider sagen, sackartigen Kleidern und düsteren Gewändern, dazu praktische Schnürschuhe. Obwohl sie von der Natur ebenso wie ihre Schwester Lotte mit prachtvollem Haar gesegnet war, presste sie dieses zeitlebens mit vielen Nadeln zu einem kleinen Knoten, ihrem »Kauz«, zusammen.

Bei diesen genetischen Vorgaben ihrer Ahnen nimmt es nicht wunder, dass auch meiner Mutter Luise hinsichtlich ihres Busens genau diese Konstitution mitgegeben war. Auch für sie hatte das biologische Vermächtnis übergroß angelegte Brüste vorgesehen. Darüber hinaus trugen drei Schwangerschaften, langes Stillen und eine zeitlebens mollige bis adipöse Figur dazu bei, dass ich seit meiner frühen Kindheit auch die Brust meiner Mutter nur als unförmiges Etwas kennengelernt hatte.

Immer wieder hörte ich sie über ihren »Busento« klagen, der ihr lästig war und den sie nach dem Beispiel ihrer Mutter nicht stolz zeigte oder gar schmückte, sondern lieblos verhüllte. Schlimmer noch: Meine Mutter folgte in jeder Hinsicht der Tradition ihres eigenen mütterlichen Vorbilds. Sie vertrat und lebte die Überzeugung, dass sie als studierte und promovierte Germanistin erhaben über Eitelkeit und weiblichem Tand zu sein habe. Stattdessen hielt sie für sich ein Nietzsche-Zitat bereit:

»Um schön zu werden, darf ein Weib nicht für hübsch gelten wollen.«

Der Einsatz von auch nur simplen Verschönerungsmaßnahmen wie Haarefärben und Schminken, die bekanntlich seit der Antike von Frauen genutzt werden, erschien ihr ebenso wie die Beschäftigung mit Mode als Ausdruck eines Mangels an Intellekt.

Somit überrascht es nicht, dass ich mit dem Beginn der Pubertät meiner Zukunft mit Sorgen entgegenblickte. Denn wie angesichts meiner weiblichen Ahnentafel kaum anders zu erwarten, zeichnete sich bei mir frühzeitig ab, dass auch ich mit dem Potenzial eines hypertrophen Busens ausgestattet war. Ein Schicksalsschlag.

Nur nebenbei. Wie wir wissen, sind Leben und Schicksal nicht gerecht. So hat meine jüngere Schwester Claudia eher unterentwickelte Brüste, die sich bis zum Beginn ihres nunmehr sechsten Lebensjahrzehnts gut gehalten haben.

Spätestens seit meinem 13. Geburtstag erwies sich mein weibliches Erbe als uneingeschränkt entwicklungsfähig. In der Sprache der Dessousfabrikanten: Ich dürfte es im Alter von 14 Jahren bei meinem BH auf ein D-Körbchen gebracht haben. Unangenehm, sogar grauenhaft, gestalteten sich die Einkäufe von Büstenhaltern und Badeanzügen. Ein Bikini stand wegen der Fülle meiner Brüste gar nicht erst zur Diskussion. Nach dem Vorbild meiner Mutter war ich bemüht, meine schwellenden Formen möglichst dezent unter schlabbrigen Pullovern, überweiten Hemden und wallenden Kleidern zu verbergen.

Nachdem ich in diesen Zeiten über den Busen hinaus auch insgesamt zu rundlichen Formen neigte, versuchte ich zunächst, das Problem mit radikalen Diätmaßnahmen bis an die Grenze einer beginnenden Magersucht unter Kontrolle zu bringen. Schon in meinem Teenageralter zeichnete sich allerdings eine Tendenz ab, die bis heute fortbesteht. Obwohl ich mich damals auf eine nahezu anorektische Figur herunterhungerte, blieb meine Brust in überproportionalem Umfang erhalten. Getoppt wurden diese Gegebenheiten noch durch eine andere unglückselige, wenn auch konsequente Entwicklung. Trotz meiner Jugend folgte mein Busen den Gesetzen der Schwerkraft und begann gemäß dem genetischen Muster meiner mütterlichen Linie nach unten abzusacken.

Von Muttergottheiten des Neolithikums abgesehen konnte ich in den Darstellungen von Weiblichkeit nirgendwo derart gestaltete Busen finden, wie ich sie bei verstohlenen Blicken auf meine Mutter in der Dusche entdeckte oder unter den Gewändern meiner Großmutter ahnte.

Sollte das meine Zukunft werden? Eine furchtbare Perspektive.

In den Haushalten anderer Familien gehörten bunte Zeitschriften und spannende Magazine zur regelmäßigen Lektüre. In meinem hyperakademischen Elternhaus lagen neben grauen Zeitungen vor allem eine Vielzahl von medizinischen Zeitschriften herum. Denn mein Vater war Internist und glaubte, für nahezu nichts anderes außer für seine Praxis Zeit zu haben, noch nicht einmal für seine Fachlektüre. Also stapelten sich diese sogar im Wohnzimmer zu einem ungelesenen Haufen.

Das sollte meine Rettung werden.

Denn beim flüchtigen Blättern im Deutschen Ärzteblatt entdeckte ich einen Artikel über die »Mammareduktionsplastik «, also einer Operation zur Verkleinerung der Brust. Nicht nur im fernen Amerika, sondern auch in Deutschland wurden derartige Operationen durchgeführt. Von einem Pionier der Plastischen Chirurgie, dem Chirurgen Herbert Höhler aus Frankfurt, war die Technik der Brustverkleinerung weiterentwickelt worden.

Aufgewachsen im Haus eines leidenschaftlichen Mediziners waren für mich Maßnahmen der ärztlichen Kunst und alles, was dazu gehörte, eine Selbstverständlichkeit. Daher konnte mich der Gedanke an eine Operation meines Busens, sei sie auch beschwerlich und schmerzhaft, in keiner Weise schrecken. Sie erschien mir als eine willkommene, realistische Chance auf die Befreiung von meinem Unglück.

Seit meiner frühen Kindheit mussten sich meine Eltern mit meinem Durchsetzungswillen abfinden. Hatte ich mir etwas in den Kopf gesetzt, mobilisierte ich schon damals Tod und Teufel, um meine Wünsche zu realisieren und mein Ziel zu erreichen. Trotzdem zeigte sich meine Mutter gegenüber meinem neuen Projekt skeptisch, hatte sie doch zum damaligen Zeitpunkt selbst über mindestens 30 Jahre ihre Brust ertragen. Mein Vater hingegen fand die Möglichkeiten der modernen Medizin spannend und war anders als meine Mutter meinen Plänen gegenüber aufgeschlossen.

Gesagt, getan. Es fand sich ein Chirurg, der vermutlich bei Höhler in die Lehre gegangen war und sich rühmen konnte, schon einige Brustverkleinerungen durchgeführt zu haben. Bald nach meinem Abitur ging es los. Über diese erste Operation meines Busens gibt es nichts weiter zu berichten. Ich habe wenig Erinnerungen daran. Alles verlief glatt und unproblematisch.

Wenn ich mit meinen heutigen Kenntnissen diese allererste Operation beurteile, so brachte diese nach dem aktuellen Standard der Plastischen Chirurgie kein wirklich optimales Ergebnis. Vielleicht infolge der geringen Erfahrung des Operateurs waren meine Brüste etwas ungleich geraten und die Mamillen, also die Brustwarzen, zu weit in der Mitte meines Oberkörpers gelandet. Aber das war für mich überhaupt nicht schlimm. Denn mein Busen war nun unauffällig und vor allem in Einklang mit den Proportionen meines...

Erscheint lt. Verlag 1.9.2015
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Freizeit / Hobby
Schlagworte Ästhetische Chirurgue • Ästhetische Medizin • Brust • Brusthypertrophie • Brustoperation • Brustverkleinerung • busen • Chirurgie • Hypertrophie • Krankenhaus • Mammareduktion • Mammareduktionsplastik • Operation • Patient • Patientenratgeber • Plastische Chirurgie • reoperation • Schönheit • Schönheitschirurgie • Schönheitsmedizin • Schönheitsoperation
ISBN-10 3-95780-044-7 / 3957800447
ISBN-13 978-3-95780-044-2 / 9783957800442
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