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Die Euro-Lügner (eBook)

Unsinnige Rettungspakete, vertuschte Risiken - So werden wir getäuscht
eBook Download: EPUB
2013 | 1. Auflage
272 Seiten
Heyne (Verlag)
978-3-641-12648-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Euro-Lügner -  Hans-Olaf Henkel
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Das Debatten-Buch gegen das Märchen von der Alternativlosigkeit der Euro-Rettung, die präziseste Analyse der Krise
Wer sind die Politiker, die das Festhalten am Euro um jeden Preis und den Euro-Rettungsschirm als alternativlosen Heilsbringer propagieren? Sind sie selber von ihren Botschaften überzeugt? Was ist ihre wahre Agenda? Hans-Olaf Henkel macht es sich zur Aufgabe, den Finger auf die eklatanten Schwachstellen der Euro-Rettungspolitik zu legen, ihre Risiken klar zu identifizieren und mutige Wege aus der Krise zu suchen. Vor allem aber nennt er endlich die beim Namen, die uns über die wahren Gefahren zu täuschen versuchen, die durch das Klammern an die Währungs-Union drohen. Er nutzt seine persönlichen Einblicke hinter die Kulissen der europäischen Finanzpolitik, um ein klares Bild von Täuschung und Wahrheit zu zeichnen und um aufzuzeigen: Es ist noch nicht zu spät, um sich von Propaganda und Wunschdenken freizumachen und neue Wege zu gehen.

Hans-Olaf Henkel, Jahrgang 1940, war Chef der IBM Europa, Mittlerer Osten und Afrika, Präsident des BDI und der Leibniz-Gemeinschaft. Seine Bücher wurden mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Europäischen Buchpreis 'Corine'. Er ist Mitglied in mehreren Aufsichtsräten und lehrt als Honorarprofessor an der Universität Mannheim 'Internationales Management in einer globalisierten Welt'.

VORWORT

Von Lügnern und Fantasten

Wir sind zum Glück ein freies Land. Die Welt bewundert uns für unseren Wohlstand und unsere Liberalität. Auch für die Meinungsfreiheit, die bei uns herrscht. Zu Recht sind wir stolz auf diese Errungenschaft der Demokratie, die uns über jene Staatsformen erhebt, in denen man das, was von der offiziellen Sicht abweicht, nicht offen sagen darf. Bei uns kann man das. Jedenfalls theoretisch.

Mit der Praxis sieht es ein wenig anders aus. Wer allzu sorglos dieses Vorrecht der Demokratie in Anspruch nimmt und aus seinem Herzen keine Mördergrube macht, kann sich ganz schnell im Abseits wiederfinden: Man hat etwas gesagt und entdeckt am nächsten Tag in den Medien, dass man erledigt ist. Wie man in vergangenen dunklen Zeiten missliebige Menschen einfach verschwinden ließ, entfernt man sie heute aus der Öffentlichkeit. Die Ansichten, mit denen sie Anstoß erregen, finden sich nicht mehr in den Medien. War da was? War da wer? Er lebt noch, gewiss, aber er existiert nicht mehr.

Wer das vermeiden möchte, gewöhnt sich im Kontakt mit den Medien eine doppelte Buchführung an: Offen sagt man, was man sagen kann, ohne Anstoß zu erregen. Und off the record, sozusagen hinter vorgehaltener Hand, fügt man hinzu, was man eigentlich gern auch offen sagen würde. Aber nicht kann, ohne die eigene Position zu gefährden.

Automatisch teilt sich ein solches Gespräch in ein Vorher und ein Nachher auf: Vorher äußert man, was gedruckt oder gesendet wird – nachher, was nicht zur Publikation geeignet ist, was der Journalist aber wissen muss, um das offen Gesagte richtig einordnen zu können.

Diese vorsichtige Zweiteilung scheint nicht mit dem Recht auf Meinungsfreiheit vereinbar zu sein. In Wahrheit jedoch ermöglicht sie es: Wer klug ist und nicht alles offen sagt, was er denkt, dem bleibt die »Meinungsfreiheit« erhalten – die Freiheit nämlich, seine Meinung auch weiterhin gedruckt und gesendet zu sehen. Diese simple Verhaltensregel wird von allen beherzigt, die vor Mikrofonen und Kameras stehen und auch nach dem Interview noch ihre Posten als Politiker, Mandatsträger oder Beamte innehaben möchten. Auch ich habe mich an diese Regel gehalten und meiner öffentlichen Botschaft immer – schon aus Selbsterhaltungsgründen – einige diskrete Bemerkungen angefügt.

Seit ungefähr einem Jahr aber hat sich das Blatt gewendet. Nun sind es die Journalisten, die nach dem Interview gern etwas off the record loswerden möchten. Es drängt sie förmlich dazu, mir einzugestehen, dass sie der offiziellen, auch von ihrem jeweiligen Medium vertretenen Sichtweise nicht länger folgen können. »Ich sehe das ganz ähnlich wie Sie, Herr Henkel«, sagen sie dann. »Aber ich kann das nicht schreiben.« Oder: »In unserer Redaktion wäre diese Sichtweise vielleicht sogar mehrheitsfähig, aber wir bringen sie nicht.« Was normalerweise heißt, dass der Chefredakteur sie nicht will. Basta.

Um welche Sichtweise geht es hier? Natürlich um die auf den Euro. Selten wurde eine Währung mit solch tiefer, geradezu sakrosankter Bedeutung befrachtet. Der Euro ist heute Glaubenssache, scheint über Krieg und Frieden, Sein oder Nichtsein zu entscheiden. Jahrelang waren die Journalisten der offiziellen Meinung treu gefolgt. Bis die Krise kam, die eine Eurokrise war, aber den harmloseren Titel »Schuldenkrise« verpasst bekam.

Was bedeutet diese Krise für uns? Dass man europäische Freunde, auch solche, die einen gar nicht mögen, aus ihrer Schuldennot befreien muss. Koste es, was es wolle. Um dieser heiligen Pflicht willen werden immer neue, immer tollkühnere Rettungsschirme beschlossen. Am Ende sind sie so tollkühn, dass die Retter im Ernstfall selbst einen Schirm brauchen werden. Nur dass dann kein Dummer mehr da sein wird, der ihn aufspannen könnte.

Wer dies öffentlich sagen will, muss sich warm anziehen. Seit es um den Euro ging, hatte ich in den öffentlich-rechtlichen Talkshows einen schweren Stand. Es zeigte sich nämlich, dass mir gerade dann besonderer Applaus gespendet wurde, wenn ich die kostspielige, vermutlich sogar unbezahlbar teure Rettungsphilosophie kritisierte. Das schien den Redaktionen, wenn nicht sogar den Intendanten, zu missfallen. Zumindest kam es mir vor, als glaubten die Redaktionen, es könne ihrem Intendanten missfallen. Diese Art von Selbstzensur nennt man wohl vorauseilenden Gehorsam.

Irgendwann begannen die Moderatoren, mich an der Darstellung meiner Sichtweise zu hindern, indem sie mich ständig unterbrachen oder einem anderen das Wort erteilten. Dass dieser mir dann vehement widersprach, war zu erwarten – nicht aber, dass ich von Rettungsschirm-Befürwortern förmlich eingekreist wurde. Ermutigt vom Moderator, spielten sie Meinungs-Pingpong, möglichst ohne mich zum Zug kommen zu lassen. Vermutlich sollten sie sicherstellen, dass beim fernsehenden Millionenpublikum kein Unmut über die Regierungspolitik aufkam. Da aber, wie Umfragen bewiesen, über drei Viertel der Deutschen die Rettungsaktionen ablehnten, während nur eine kleine Minderheit ihnen zustimmte, schien es mir unlogisch, dass in den Diskussionsrunden das Verhältnis umgekehrt war.

Um nicht den ständigen Unterbrechungen und Anfeindungen ausgesetzt zu sein, beschloss ich im Herbst 2011, nicht mehr in Talkshows zu gehen. Ich wollte versuchen, der Öffentlichkeit meine Meinung zu präsentieren, ohne die voreingenommenen Medien in Anspruch zu nehmen. Einem Konzertveranstalter schlug ich vor, statt David Garrett, Patricia Kaas oder den Toten Hosen einmal den lebendigen Henkel zu bringen. Die DEAG-Agentur war einverstanden, zumal ich kein Honorar verlangte und sogar meine Reisekosten zu bezahlen versprach. In Münster, Hamburg und Berlin waren die Säle gefüllt mit jeweils 300 bis 400 Zuhörern. Und seltsam – sie hörten mir zu, unterbrachen mich nicht, buhten mich nicht aus für meine Ablehnung des Euro.

Einmal stellte ich zu Beginn des Vortrags die Frage: »Wer von Ihnen könnte sich vorstellen, den Euro durch einen Nord-Euro zu ersetzen?« Ungefähr 10 Prozent hoben die Hände. Nach meiner Rede, die ich ohne Podium oder Manuskript hielt, wiederholte ich die Frage. Nun waren es mindestens drei Viertel meiner Zuhörer, die mir recht gaben. Zweifellos würden alle Deutschen so reagieren, wenn Sie die Gelegenheit bekämen, meine Argumente für den Abschied vom Euro und den Einstieg in den Nord-Euro zu hören.* Meine kleine Aufklärungstournee »an den Medien vorbei« wurde übrigens ein voller Erfolg.

Wenn ich sage, ich wollte meine Botschaft an den Medien vorbei vortragen, so ist mir dies allerdings auch in einem unbeabsichtigten Sinn gelungen: Die Presse blieb meinen Vorträgen meist fern. Obwohl die Konzertagentur über genügend Erfahrung mit PR-Maßnahmen verfügt und »die Werbetrommel rührte«, rührte sich kein Blatt im Blätterwald. Wenn sich aber doch ein Journalist in meinen Vortrag verirrte, dann berichtete er über unpassende Meinungsäußerungen aus dem Publikum wie »Wir brauchen Europa nicht!«. Die hatten zwar mit meinem Vortrag nichts zu tun, rückten mein Anliegen aber in ein schiefes Licht. Plädierte ich dagegen für eine Aufnahme der Türkei in die EU, wurde das verschwiegen, weil es dem »rechten« Etikett widersprach, das man mir anheften wollte. Natürlich war auch kein einziges Wort darüber zu lesen, dass die Zuschauer bei allen drei Veranstaltungen von der Idee des Nord-Euro sehr angetan waren.

Dafür spekulierte man aus der Distanz, was mich zu meinen drei Auftritten getrieben haben könnte. Natürlich, so hieß es, hinge es damit zusammen, dass ich eine Partei gesucht hatte, die meine Alternative zum Euro in ihr Programm aufnehmen könnte. Da ich offenbar nicht fündig geworden wäre – wer würde sich schon für etwas so Absurdes hergeben! –, hätte ich kurzerhand beschlossen, selbst eine Partei zu gründen. Meine Auftritte seien dafür die Versuchsballons gewesen. Das war reiner Unsinn, aber es las sich gut, und nur darauf kommt es im Endeffekt an.

Der Stern, der die falsche Spur ebenfalls aufnahm, fragte mich damals, ob es überhaupt jemanden in Deutschland gebe, der eine solche Partei gründen könne. Ich nannte Friedrich Merz, den einstigen ökonomischen Hoffnungsträger der CDU, den Angela Merkel weggebissen hatte. Und was machten einige Zeitungen, allen voran die Bild, daraus? Henkel hätte bei Merz angefragt, ob er nicht mit ihm eine Partei gründen wolle. Dabei hatte ich nie mit ihm über derlei gesprochen.

Wie bei Intrigen üblich, wurde der CDU-Mann indirekt zu einem Dementi gezwungen, das mich beschädigen sollte. »Ich habe Herrn Henkel einen Brief geschrieben mit der Aufforderung«, so schrieb er harsch, »davon Abstand zu nehmen, meinen Namen im Zusammenhang mit einer Parteigründung weiterhin zu nennen.« Nie hatte ich an eine Parteigründung mit Friedrich Merz gedacht – und doch warf man mir die ganze dreiste Erfindung vor die Füße.

Neben der gezielten Beschädigung meiner Person habe ich auch deren Pendant, die gezielte Unterstützung meiner Gegner, kennengelernt. Als ich nach fast einjähriger Abstinenz im Frühjahr 2013 wieder an einer Talkshow, hart aber fair, zum Thema Euro teilnahm, traf ich dort auf die üblichen Verdächtigen, die keine andere Funktion zu erfüllen hatten, als den Euro in...

Erscheint lt. Verlag 22.7.2013
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte eBooks • Euro • EuropäischeUnion • Finanzen • Kritik • Politik • Rettung • Risiko • Täuschung • Währung • Währungspolitik • Wirtschaft
ISBN-10 3-641-12648-7 / 3641126487
ISBN-13 978-3-641-12648-3 / 9783641126483
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