Ready to rumble (eBook)
500 Seiten
Neues Leben (Verlag)
978-3-355-50008-1 (ISBN)
Gunnar Meinhardt, geboren 1958, Sportjournalist, arbeitete bei der 'Jungen Welt', von 1991 bis 2005 als Sportredakteur bei dpa, ab 1999 als Korrespondent in Los Angeles; danach 'Die Welt', berichtete von neun Olympischen Spielen.
Gunnar Meinhardt, geboren 1958, Sportjournalist, arbeitete bei der "Jungen Welt", von 1991 bis 2005 als Sportredakteur bei dpa, ab 1999 als Korrespondent in Los Angeles; danach "Die Welt", berichtete von neun Olympischen Spielen.
Wilfried Sauerland
• Geboren: 29. Februar 1940 in Wuppertal
• Wohnort: Kapstadt/Südafrika
• Tätigkeit: Kaufmann, Unternehmer
• Box-Promoter und Manager seit 1978
• Arthur Abraham, Markus Beyer, Steve Cunningham, David Haye, Yoan Pablo Hernandez, Marco Huck, Mikkel Kessler, Henry Maske, John Mugabi, Sven Ottke, Graciano Rocchigiani, Sebastian Sylvester, Nikolai Walujew
• Weltmeisterin: Cecilia Brækhus
• Mitglied in der International Boxing Hall of Fame seit 2010
Wilfried, haben Sie noch das Foto, mit dem im Grunde genommen der deutsche Box-Boom eingeleitet wurde?
Sie meinen das legendäre Foto aus der Bild am Sonntag, auf dem Henry und Klaus-Peter Kohl zu sehen waren? Das habe ich nicht mehr.
Das Foto war in der Ausgabe vom 14. Januar 1990. Zu sehen sind darauf Henry Maske, fein rausgeputzt mit Schlips, weißem Hemd und Weste, sowie Universum-Promoter Klaus-Peter Kohl, mit dem er sich einen Tag zuvor im Berliner Hotel Intercontinental getroffen hatte. Die Schlagzeile lautete: »DDR-Maske will Rocky verhauen!«
Eigentlich hatte ich mich zu dem Zeitpunkt im Kopf schon vom Berufsboxen verabschiedet. Ich hatte zu viele Enttäuschungen erlebt. Dann aber kam der Fall der Mauer, und ich sah eines Tages diesen Artikel. Ich zeigte das Foto meiner Frau, und sie sagte: Das ist doch ein sympathischer Kerl. Mit dem könntest du doch sicherlich etwas machen. Das nahm ich zum Anlass, umzudenken und Kontakt aufzunehmen.
Wie lange dauerte es, bis Sie Kontakt zu Henry hatten?
Das ging innerhalb von ein oder zwei Tagen. Das erste Treffen mit Henry und seinem Trainer Manfred Wolke fand in Berlin statt. Auf der Rückfahrt nach Frankfurt (Oder) hatte Manfred, wie er mir später erzählte, zu Henry gesagt, dass ich wohl der Richtige für sie sei. Deshalb bin ich auch wenige Tage später zu ihnen nach Frankfurt gefahren, um noch einmal ausführlich miteinander zu reden.
War das Ihr erster Besuch in der Noch-DDR?
Ich war Jahre zuvor schon einmal dort, was mit sehr vielen Umständen verbunden war. Danach hatte ich genug von der DDR. Ich erinnere mich noch, wie ich auf dem Weg nach Frankfurt (Oder) diese endlosen Brandenburger Alleen entlang gefahren bin. In Frankfurt holte ich Manfred Wolke zu Hause ab, und wir fuhren dann in ein Restaurant. Dort habe ich den besten Rotkohl seit langer, langer Zeit gegessen, das werde ich auch nie vergessen. Nach dem Treffen habe ich sie beide im Februar zu mir in die Schweiz nach Gstaad eingeladen, wo wir unsere Zusammenarbeit besiegelten. Das ging alles sehr zügig. Henry und Manfred hatten vorher schon mit allen anderen möglichen Promotern und Managern gesprochen. Ich war der Letzte, den sie kontaktierten, hatte aber das große Glück, dass wir uns problemlos einig wurden.
Welchen Eindruck hatten Sie bei der ersten Begegnung?
Ich hatte ein sehr positives Gefühl. Da ich jahrelang im Ausland gelebt hatte, war es kein Problem für mich, dass sie, obwohl wir die gleiche Sprache sprachen, als Boxer ein ganz anderer Menschenschlag waren als die, die ich bis dahin kannte. Außerdem erinnerte mich Henry an meinen Vater, also vom Aussehen, vor allem von seiner Frisur her.
War Ihr Vater Ihr großes Vorbild?
Nein, nicht mein Vorbild, aber er war jemand, den ich sehr gern hatte. Er hatte auch meine Begeisterung für den Boxsport geweckt. Mit ihm bin ich oft in die Westfalenhalle nach Dortmund gefahren und sah dort unter anderem die Kämpfe von Erich Schöppner und Willi Hoepner. Das waren einprägsame Erlebnisse. Ich fand aber nicht nur Henry sehr angenehm, auch Manfred kam sympathisch rüber.
Sie sagten, beide seien als Boxer ein ganz anderer Menschenschlag gewesen, als die, die Sie bislang kannten. Haben Sie ihnen von Anbeginn vertraut?
Sonst hätte ich ihnen nicht meine kostbare Lebenszeit gegeben. Ich hatte schon genug Zeit beim Profiboxen vergeudet.
Und auch genug Geld verschleudert?
Auch das. Dass die beiden es ernst meinten, war mir von Anfang an klar. Keine Sekunde habe ich daran gezweifelt. Beide standen unter extremem Erfolgsdruck. Es war nicht das erste Mal, dass ich auf Boxer traf, die sehr, sehr leistungssportorientiert dachten. Ich sah mich ja viel in den Boxgyms in England um. Die Profiboxer dort hatten eine ganz andere Einstellung als die in Westdeutschland. Ich kannte es also schon, dass man da auch ernsthafter sein kann. Aus den Gesprächen mit Manfred und Henry hatte ich zudem das Gefühl, dass die ganze ehemalige DDR darauf schaute, was die beiden machten.
Wie lange brauchten Sie, um die Entscheidung zu treffen, mit den beiden noch einmal einen Neuanfang im Profiboxen zu starten?
Das ging sehr schnell. Schon nach wenigen Minuten merkte ich, dass wir auf einer Wellenlänge liegen, die gleichen Ziele hatten, und dass mir beide sympathisch sind. Da war mir schon klar, dass ich es machen werde, wenn sie sich für mich entscheiden. Der erste Eindruck ist immer der wichtigste, alles andere kann man regeln.
Am 8. März, drei Monate vor der Währungsunion, kam es bei einem ungewöhnlich großen Medienauflauf im Berliner Hotel Hamburg zur Vertragsunterzeichnung.
Vorher bin ich mit ihnen erst einmal einkaufen gegangen und habe sie eingekleidet. Das ist bei beiden bis heute hängengeblieben. Beide legen heute großen Wert auf Kleidung.
Hatten Sie sich mit ihnen geschämt?
Nein, um Gottes willen. Doch ich dachte, wenn wir schon eine Pressekonferenz haben, dann sollen sie auch gut gekleidet sein. Nicht unbedingt Krawatte, aber ein Jackett, damit sie bei den Medienleuten einen guten Eindruck hinterlassen. Ich war ja auch mächtig stolz, dass mir der Coup gelungen war, Henry unter Vertrag zu nehmen. Einen Olympiasieger zu bekommen – noch dazu war er der einzige deutsche Amateur-Weltmeister –, das war schon ein großes Erfolgserlebnis.
Was sich daraus dann entwickelte, war doch aber auch für Sie nicht abzusehen, oder?
Nein, nicht in dem Umfang. Ich hegte schon große Hoffnungen, dass Henry auch Weltmeister bei den Profis werden würde. Ich hatte ja auch Graciano zum Weltmeister geführt. Aber dass Henry und Manfred eine so große Wirkung haben würden, habe ich nicht gedacht.
Die deutschlandweite Euphorie begann am 20. März 1993, als Henry in Düsseldorf den Amerikaner Charles Williams durch einen einstimmigen Punktsieg als IBF-Weltmeister im Halbschwergewicht entthronte.
Die Euphorie setzte völlig überraschend schon vor dem Kampf ein. Bislang waren zu Henrys Kämpfen kaum mehr als 2000 Zuschauer gekommen. Es war mühselig, ihn bekannt zu machen. Es existierte damals schon ein Vertrag mit der ARD, die ab und zu mal Freitagabend ein paar Ausschnitte von ihm zeigte. Vor dem Kampf gegen Williams gab es aber schon Tage vorher keine Karten mehr. Das war der Wahnsinn, in die Düsseldorfer Phillipshalle gingen immerhin weit über 5000 Zuschauer rein.
Waren Sie erschrocken?
Ja klar. Viele Leuten, denen wir immer Karten gegeben hatten, riefen an und wollten Karten von uns, wir konnten ihnen keine geben, weil es einfach keine mehr gab. Henry war in diesem Kampf aber nicht der Favorit, weil Charles Williams als ein sehr starker Weltmeister galt. Henry löste die Herausforderung wahrhaftig weltmeisterlich. Das Ergebnis war total korrekt.
Wie fühlten Sie sich nach dem Schlussgong?
Wie auf Wolke sieben, es war traumhaft. Was sich aus dem Titelgewinn entwickelte, ist vielleicht vergleichbar mit dem, was heute mit den Klitschkos passiert. Die Gegner spielten bei Henry auch keine Rolle mehr, Hauptsache, Henry geht in den Boxring und gewinnt. Die Leute kamen zu einem Event. Das Wichtigste war, dabei zu sein, wenn Henry boxt. Einfach ein absolutes Phänomen! Sven Ottke hatte im Vergleich zu Henry viel schwerere Kämpfe zu bestreiten. Auch er zog viele Zuschauer in die Halle oder vor den Fernseher, aber er ist nie in die Regionen von Henry gekommen. Möglicherweise lag es auch daran, dass Henry der Erste war. Das lässt sich schwer sagen.
Selbst Ihnen bleibt es ein Rätsel?
Ja, bis heute. Man kann auch nicht sagen, nur weil Henry aus der DDR kam, haben viele ihren Fernseher eingeschaltet. Bei Sven Ottke dachten auch alle, er sei aus dem Osten. Natürlich hat RTL auch gepusht. Für die öffentliche Wahrnehmung ist es schon ein Unterschied, ob etwas auf RTL läuft oder auf einem öffentlich-rechtlichen Sender. Die privaten TV-Sender haben halt andere Vermarktungsstrategien, dadurch kannst du schon automatisch höhere Einschaltquoten erwarten. Der Vertrag mit RTL, den ich im Herbst 1992 schloss, war ein Segen für uns. Ohne RTL, ohne die großartige Unterstützung von RTL-Gründer Dr. Helmut Thoma, Sportchef Burkhard Weber und später auch Chefredakteur Hans Mahr wäre das alles nicht möglich gewesen.
Der erste Kampf, den RTL dann übertrug, war das Duell von Axel Schulz um die vakante Europameisterschaft im Schwergewicht gegen den Briten Henry Akinwande am 19. Dezember 1992 in Berlin. Der Fight endete unentschieden.
RTL hatte übrigens schon vorher Gracianos Titelverteidigung gegen Thulane Malinga übertragen. Allerdings nur diesen einen Kampf.
Das war am 27. Januar...
| Erscheint lt. Verlag | 11.3.2013 |
|---|---|
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Sport ► Kampfsport / Selbstverteidigung |
| Schlagworte | Biografien • Boxen • Sport • Sportler • Weltklasse |
| ISBN-10 | 3-355-50008-9 / 3355500089 |
| ISBN-13 | 978-3-355-50008-1 / 9783355500081 |
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