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Brain Bugs (eBook)

Die Denkfehler unseres Gehirns
eBook Download: PDF
2012 | 1. Auflage
320 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95151-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Brain Bugs -  Dean Buonomano
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Wie uns unser Gehirn täglich austrickst - und was wir dagegen tun können

Mit seinen Billionen von neuronalen Verknüpfungen ist das menschliche Gehirn das komplexeste und schönste Organ in unserem Körper. Und obwohl wir noch weit davon entfernt sind, die Schaltpläne dieses Supercomputers in unserem Kopf komplett zu verstehen, lassen gerade seine Schwächen, die Bugs, interessante Einblicke in die faszinierende Funktionsweise unseres Gehirns zu.

Warum trügt uns unser Gedächtnis oft?
Warum haben wir Schwierigkeiten, grosse Beträge im Kopf zu addieren?
Warum misstrauen wir Menschen, die uns nicht gleichen?
Und warum treffen wir so oft Entscheidungen, die eigentlich komplett irrational sind?

Der Neurowissenschaftler Dean Buonomano zeigt anhand von eindrücklichen Experimenten und neuesten Erkenntnissen der Hirnforschung, woher diese Bugs kommen und wie sie unser Leben immer wieder durcheinanderbringen können - vor allem in unserer modernen, informationsgesättigten Welt. Gleichzeitig macht Buonomano aber auch klar, wie erstaunlich stark unser Gehirn bei allen Schwächen trotzdem ist.

Inhaltsverzeichnis 6
Einleitung 8
1. Das Gedächtnis-Netzwerk 26
Das semantische Gedächtnis 28
Assoziative Architektur 30
Verknüpfungen herstellen 36
Priming: Wie wir in Stimmung kommen 42
Erinnerungsfehler 44
Implizite Assoziationen 47
Verhaltenspriming 52
2. Gedächtnis-Upgrade erforderlich 58
Fehlerhafte Erinnerungen 59
Schreibenund neu schreiben 64
Erinnerungen: Bildung und Einbildung 68
Wo ist der Löschbefehl? 71
Gedächtniskünstler 76
Selektive Erinnerungen 79
3. Wenn das Gehirn abstürzt 84
Die Körperillusion 86
Die fantastisch plastische Hirnrinde 97
Eleganter Abbau und katastrophaler Zusammenbruch 101
4. Zeitliche Verzerrungen 110
Verzögerungsblindheit 112
Abzinsung der Zeit 116
Subjektives Zeitempfinden 120
Zeitliche Illusionen 123
Woher kennt das Gehirn die Zeit? 129
5. Der Angstfaktor 138
Fest verdrahtete und erlernte Angst 141
Die neuronalen Grundlagen der Angst 145
Auf Angst vorbereitet 150
Fremdenfeindlichkeit 152
Fernangst 155
Amygdala-Politik 157
6. Unvernünftige Vernunft 162
Kognitive Verzerrung 163
Framing-Effekt und Ankerheuristik 167
Risikoaversion 173
Wahrscheinlichkeitsblindheit 175
Neurobiologie der Einseitigkeit 181
7. Der Werbe-Bug 194
Werbung bei Tieren 198
Künstliche Assoziationen 205
Assoziationen sind keine Einbahnstraße 212
Köder 214
8. Die Übernatürlichkeitsmacke 222
Die Nebenprodukt-Hypothese 226
Die Hypothese der Gruppenselektion 230
«Die Weisheit, den Unterschied zu erkennen» 234
Götter im Gehirn 238
9. Fehlerbeseitigung 248
Übereinstimmung von Macken des Gehirns 250
Zwei Ursachen 254
Danksagungen 266
Anmerkungen 270
Literatur 292

Menschen sind natürlich nicht die einzigen Tiere, deren Gehirn aufgrund der chaotischen Konstruktionsprozesse der Evolution am Ende Schwächen aufweist. Manch einer hat vielleicht schon beobachtet, wie eine Motte ihren Abschiedsflug in eine Lampe oder Kerzenflamme unternimmt. Motten orientieren sich am Licht des unerreichbaren Mondes, und dabei kann das erreichbare Licht einer Lampe ihr inneres Navigationssystem durcheinanderbringen – mit tödlichen Folgen.18 Stinktiere, die sich einem schnell näher kommenden Auto gegenübersehen, bleiben bekanntermaßen stehen, drehen sich um 180 Grad, heben den Schwanz und bespritzen das näher kommende Fahrzeug. Solche Fehler kommen wie viele Schwächen des menschlichen Gehirns dadurch zustande, dass manche Tiere heute in einer Welt leben, auf die sie von der Evolution nicht vorbereitet wurden.

Andere Macken des Gehirns aus dem Tierreich sind rätselhafter. Manch einer hat vielleicht schon einmal beobachtet, wie eine Maus hektisch im Laufrad rennt. Wer eine Maus als Haustier hat, der weiß auch, dass sie manchmal stundenlang auf der Stelle läuft, und dann fragt man sich vielleicht, warum sie so viel Zeit und Energie auf das Laufen im Laufrad verwendet. Eine ein wenig anthropozentrische Antwort würde lauten: «Nun ja, der arme Kerl hat Langeweile, was soll er denn sonst machen?» Aber die Bewegungen einer Maus im Laufrad lassen weniger an ein Ventil für Langeweile als vielmehr an eine Versessenheit denken. Ein wichtiger Nachweis wurde schon vor Jahrzehnten an Ratten geführt: Verschafft man ihnen eine Stunde am Tag Zugang zu Futter, wobei sie während dieser Zeit so viel fressen können, wie sie wollen, führen sie ein relativ gesundes Laborrattenleben. Bringt man dagegen in ihrer Behausung ein Laufrad an, sterben sie häufig innerhalb weniger Tage. Sie laufen von Tag zu Tag immer mehr, und wenig später werden sie zum Opfer von Unterkühlung und Hunger. Wenn Ratten ein Laufrad im Käfig haben, sind sie zwar aktiver, sie nehmen aber während der einstündigen Fütterungsphase weniger Nahrung zu sich als Ratten ohne Laufrad.19 In dem Laufen spiegelt sich also ganz offensichtlich kein gesundes Interesse an aerober körperlicher Aktivität wider. Ratten und Mäuse sind sehr erfolgreiche biologische Arten. Abgesehen von Menschen und Küchenschaben gelingt es nur wenigen Tieren, in so vielen ganz unterschiedlichen Winkeln der Erde zu überleben und zu gedeihen. Sie sind äußerst anpassungsfähige, zähe Tiere; wie können sie so töricht sein, sich von einem Laufrad in den Tod locken zu lassen? Ganz offensichtlich spricht das Gerät bestimmte Nervenschaltkreise an, die nie richtig auf ihre Eignung geprüft wurden, weil es für sie in der Entwicklungsgeschichte der Nagetiere kein entsprechendes Umfeld gab.

Die Bugs im Gehirn von Motten und Stinktieren werden eines Tages vielleicht ausgebessert, denn es liegt auf der Hand, dass Motten, die in Kerzenflammen fliegen, und Stinktiere, die überfahren werden, sich seltener fortpflanzen als andere. Als Konstrukteur wird die Evolution aber ständig durch ihre berüchtigte Langsamkeit behindert. Um Lebewesen zu schaffen, die beispielsweise eine giftige gelbe Meeresschneckenart nicht mehr verspeisen, bediente die Evolution sich ursprünglich der Strategie, alle krank werden oder sterben zu lassen, die es tun, sodass diese Individuen weniger Nachkommen haben. Die Umsetzung eines solchen Prozesses kann Zehntausende von Generationen in Anspruch nehmen, und wenn die Meeresschnecken in dieser Zeit ihre Farbe ändern, muss der Prozess wieder von vorn beginnen. Die kluge Lösung für das Problem der Langsamkeit fand die Evolution mit dem Lernen. Viele Tiere lernen, giftige Beute zu vermeiden, nachdem sie zum ersten Mal davon probiert haben, oder – noch besser – sie lernen durch Beobachtung der Mutter, welches Futter ungefährlich ist. Durch das Lernen können sich die Tiere während der Lebensdauer eines Individuums an ihre Umwelt anpassen, allerdings nur bis zu einem gewissen Grade. Wie die Motten, die weiterhin in Kerzenflammen fliegen, und wie die Stinktiere, die immer noch näher kommende Autos anspritzen, so haben auch viele andere Tiere relativ starre Verhaltensweisen, die in den Schaltkreisen des Gehirns fest verdrahtet sind. Wie wir beispielsweise noch genauer erfahren werden, neigen Menschen von Geburt an zu Angst vor Dingen, die früher eine beträchtliche Bedrohung für unser Leben und Wohlbefinden darstellten: Raubtiere, Schlangen, enge Räume und Fremde – das heißt vor Gefahren, die uns in unserer modernen Welt mit Autounfällen und Herzinfarkten am allerwenigsten beunruhigen sollten. Wegen des langsamen Tempos der Evolution funktionieren viele Tiere einschließlich des Menschen heute auf einer Grundlage, die man sich als unglaublich altertümliches Nerven-Betriebssystem vorstellen kann.

Wenn man verstehen will, was ich mit einem Nerven-Betriebssystem meine, ist die Analogie zu Computern wiederum nützlich – sie kann aber auch in die Irre führen. Welche Aufgaben ein Computer ausführt, hängt von seiner Hardware und Software ab; als Hardware bezeichnet man die physischen Bausteine wie Chips und Festplattenlaufwerke, bei der Software handelt es sich um die Programme oder Anweisungen, die in der Hardware gespeichert sind. Das Betriebssystem eines Computers kann man sich als seine wichtigste Software vorstellen: Es ist das Oberprogramm, das eine Mindestausstattung an Computerfunktionen zur Verfügung stellt und die Möglichkeit schafft, auf dem Rechner eine praktisch unendliche Zahl zusätzlicher Programme laufen zu lassen. Wenn es um das Nervensystem geht, ist die Abgrenzung zwischen Hardware und Software im besten Fall verschwommen. Man ist leicht versucht, sich Neuronen und Synapsen als Hardware vorzustellen, weil sie die greifbaren Bausteine des Gehirns sind. Aber jedes Neuron und jede Synapse hat auch eine individuelle Persönlichkeit, die nicht nur von den Genen, sondern auch von der Umwelt geprägt wird. Neuronen und Synapsen verändern sich, wenn wir lernen, und ihre Eigenschaften bestimmen ihrerseits darüber, wer wir sind und wie wir uns verhalten – welche Programme also im Gehirn ablaufen. Demnach stellen die Neuronen und Synapsen auch die Software des Gehirns dar.

Nützlicher ist die Analogie zwischen Computer und Gehirn vielleicht, wenn man die Hardware und das Betriebssystem des Computers mit dem genetisch codierten Programm vergleicht, das die Anweisungen für den Aufbau eines Gehirns enthält. Hardware und Betriebssystem sind im Computer eigentlich immer vorhanden und wurden nicht dazu konstruiert, dass man sie regelmäßig oder leicht verändern kann.

Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
Geisteswissenschaften Psychologie
Schlagworte Hirnforschung • Neuropsychologie
ISBN-10 3-456-95151-5 / 3456951515
ISBN-13 978-3-456-95151-5 / 9783456951515
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