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Die Moral-Macher (eBook)

Erfolgreiche Manager mit Gewissen und was man von ihnen lernen kann
eBook Download: EPUB
2010 | 1. Auflage
220 Seiten
REDLINE Verlag
978-3-86414-320-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Moral-Macher -  Carin Pawlak,  Christoph Elflein,  Jobst-Ulrich Brand,  Stefan Ruzas
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Wachsen - so lautete der kategorische Imperativ der globalen Wirtschaftselite. Bis im September 2008 die große Blase nicht mehr wachsen wollte. Spätestens seit der Arcandor-Pleite und den Negativschlagzeilen um Middelhof, Schaeffler, Wiedeking und all die anderen großen und möchtegerngroßen Kapital-Kapitäne ist klar: In Zukunft brauchen wir andere Managertypen. Manager, die auf Nachhaltigkeit setzen statt auf schnelle Renditen. Manager, die langfristigen Erfolg für das ganze Unternehmen über kurzfristigen Shareholder-Value stellen. Dieser neue Typus des Managers wird ein Wirtschaftsweiser der Zukunft sein. Das Buch »Die Moral-Macher« ist die erste umfassende Veröffentlichung zu einem gesellschaftlich brisanten Thema, das unsere Wirtschaft die nächsten Jahre deutlich verändern wird. Der Text spannt den Bogen vom theoretischen Fundament über Beispiele von Managern alten Stils bis hin zu Porträts von rund einem Dutzend Unternehmer, welche die neuen ethischen und sozialen Ansprüche beispielhaft verwirklichen. Dabei wird deutlich, dass die Moral-Macher weder weltfremde »Waldorf-Manager« sind, die abgekoppelt von der Markwirtschaft agieren, noch messianische Heilsversprechen unters Volk bringen wollen. Die Autoren haben für die Erarbeitung des theoretischen Teils mit zahlreichen Wissenschaftlern und Personalberatern gesprochen. Die Porträts der Unternehmer entstanden bei ausführlichen Interviews mit Unternehmern in ganz Deutschland.

Christoph Elflein: 1963 geboren, Studium der Politikwissenschaften, Rechtswissenschaften und Psychologie. Redakteur im Ressort Politik. Carin Pawlak: 1965 geboren, Studium der Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte. Ressortleiterin im Ressort Reportage. Carin Pawlak wurde unter anderem mit folgenden Preisen ausgezeichnet: Ravensburger Medienpreis 2002, Mitteldeutscher Journalistenpreis 2002, Dr.-Georg-Schreiber-Medienpreis 2008. Stefan Ruzas: 1968 geboren, Studium der Kommunikationswissenschaft, Psychologie und Hispanistik. Gründer der Website 'Monte'. Redakteur im Ressort Medien.

Christoph Elflein: 1963 geboren, Studium der Politikwissenschaften, Rechtswissenschaften und Psychologie. Redakteur im Ressort Politik. Carin Pawlak: 1965 geboren, Studium der Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte. Ressortleiterin im Ressort Reportage. Carin Pawlak wurde unter anderem mit folgenden Preisen ausgezeichnet: Ravensburger Medienpreis 2002, Mitteldeutscher Journalistenpreis 2002, Dr.-Georg-Schreiber-Medienpreis 2008. Stefan Ruzas: 1968 geboren, Studium der Kommunikationswissenschaft, Psychologie und Hispanistik. Gründer der Website "Monte". Redakteur im Ressort Medien.

Die Bankrott-Erklärung der unternehmerischen Ich-AG oder: Warum Manager in Wirklichkeit Psychopathen sind


In diesem Augenblick spürt er mit jeder Faser seiner fast zwei Meter Körpergröße seine Wichtigkeit. Sein lange antrainiertes Blendax-Lächeln wird noch eine Spur breiter, noch eine Nuance strahlender. Er ist ganz oben. Und wenn auch so mancher Kleingeist an ihm rummäkelt. Er selbst wusste es immer – und vor allem immer besser: Er gehört nach ganz oben. Er, Guru des Turbokapitalismus, und vor ihm seine Jünger, dürstend nach jedem Wort, nach seinem Erfolgsevangelium.

Gut, einen Tag vorher war auch ein Großer zu Gast. Gerhard Schröder, Altkanzler und jetzt Gazprom-Beauftragter. Natürlich schnodderte der frühere Genosse der Bosse auch vor gut gefülltem Hörsaal der privaten European Business School in Oestrich-Winkel im Rheingau.

Aber bei ihm, »Big T«, wie er sich bei aller zur Schau gestellten Bescheidenheit von Freunden gerne nennen lässt, ist alles noch viel bedeutender.

Der Saal ist zum Bersten gefüllt, noch vor den Türen stehen die Studenten. Junge Menschen, die einen Traum haben. So zu werden wie er: Thomas Middelhoff, Chef des Kaufhauskonzerns Arcandor.

Smart tritt der 54-Jährige auf, jede Haartolle sitzt genauso exakt niedergebügelt wie der gedeckte Maßanzug. Er weiß um seine Menschenfängerfähigkeiten, um die Macht der Worte. »Ich bin jung, ich könnte hier noch studieren«, kokettiert er charmant und macht den gebannt lauschenden Studiosi Avancen: »Rufen Sie mich an, wenn Sie wollen.«

Ein blendender Auftritt – in jedem Sinne des Wortes.

In jenem November 2007 zählten Manager wie Thomas Middelhoff noch zur Speerspitze der Halbgötter in Nadelstreifen. Knapp ein Jahr später begann mit der Weltwirtschaftskrise die Vertreibung aus dem Olymp. Fast über Nacht zerbarst der Glorienschein der Managerelite. Macher und Helden an den Schalthebeln der Großunternehmen wurden entzaubert. Gestern noch als Milliarden-Magier gefeiert, standen sie plötzlich als kolossale Versager, als habgierige Verbrecher und unfähige Fantasten da, die Milliardenwerte vernichteten und Hunderttausende in die Arbeitslosigkeit trieben.

Das Image sackte nach einer Allensbach-Umfrage ins Bodenlose. 69 Prozent beobachteten einen Verfall von Anstand und Moral. 63 Prozent attestierten den Managern so verheerende Charaktereigenschaften wie Gier, Rücksichtslosigkeit, Egoismus und Verständnislosigkeit in Bezug auf die »Sorgen der kleinen Leute«.

Explosionsartig beendete die Krise eine Entwicklung, die über Jahre auf Schein, auf glänzenden Darstellern, beschönigten Bilanzen, kurzatmigen Unternehmenszielen und im schlimmsten Falle auf zumindest rechtlich fragwürdigen Praktiken basierte – und vielleicht gerade deshalb so erfolgreich funktionierte. Unternehmensfürsten wie Jürgen E. Schrempp (DaimlerChrysler), Ron Sommer (Telekom), Klaus Esser (Mannesmann), Ulrich Schumacher (Infineon), Georg Funke (Hypo Real Estate), Stefan Ortseifen (IKB Deutsche Industriebank), Werner Schmidt (Bayerische Landesbank), Thomas Middelhoff (Arcandor) oder Wendelin Wiedeking (Porsche) gaben dem Scheitern ein Gesicht.

Sie alle stiegen hoch und fielen tief

»Immer größer!«, »Immer mehr!«, »Immer weiter!« – so lautete die Maxime der Wirtschaftselite. Und ihr Mantra fiel auf fruchtbaren Boden, vor allem bei den Wirtschaftskapitänen selbst.

Ohne Maß trieb sie die Hatz nach Rendite vorwärts. Sie fusionierten um der schieren Größe willen und ohne wirtschaftlichen Verstand. Der Größenwahn fraß sich in ihre Gehirne und verschluckte die unternehmerischen Gebote.

Kaum eine Woche verging, in der nicht neue Mega-Zusammenschlüsse und weltumspannende Kooperationen verkündet wurden. Im Wirtschaftsmonopoly kauften und verscherbelten sie Firmen und ließen sich dafür feiern. Für die selbst ernannten Shareholder-Value-Kapitäne zählte nur der kurzfristige Erfolg, das Quartalsergebnis – und zwar das des nächsten Quartals. Nachhaltigkeit oder langfristiger Nutzwert – Fremdworte aus einer längst vergangenen Zeit. Gestrichen aus dem Wortschatz der neuen Elite.

Sie trieben und sie waren Getriebene. Wer nicht in immer kürzeren Abständen einen neuen Coup vermelden konnte, plumpste schnell aus dem Zirkel der Mächtigen und Helden. Das verleitete sie zu immer waghalsigeren Aktionen.

So drückte Wendelin Wiedeking aufs Gas. Siebzehn Jahre stand er an der Spitze von Porsche, formte aus der arg ramponierten Zuffenhausener Sportwagenschmiede einen der profitabelsten Autohersteller der Welt. Dabei vermittelte er gerne den Eindruck, als wäre dies alles das Werk eines Einzelnen: nämlich seines.

Da ist etwas Wahres dran. Doch genauso wahr ist, dass er Porsche nicht nur an die Spitze geführt, sondern am Ende durch seinen unbremsbaren Drang nach Größe der Eigenständigkeit beraubt und zum Anhängsel von VW gemacht hat. Als er, der David aus dem Schwäbischen, mit allen möglichen Tricksereien den vielfach größeren Goliath Volkswagenkonzern übernehmen wollte, hat er sich verhoben.

Für den Münchner Wirtschaftspsychologen Dieter Frey lag dem Übernahmegedanken nichts ferner als ein unternehmerisches Kalkül. Vielmehr trieben den einstigen »Manager des Jahres« Machtgier, Arroganz und Narzissmus. Alles Eigenschaften, ohne die ein erfolgreicher Manager bis zu einem gewissen Grade nicht auskommen kann. Doch wenn Grenzen überschreiten das Ziel ist, dann pervertiert Machtgier zur Eroberungsfantasie wie bei römischen Feldherren und Narzissten laufen nach Frey Gefahr, sich zu Autisten zu entwickeln, denen in ihrem Gefühl der Omnipotenz die Kritik- und Einsichtsfähigkeit abhandenkommt.

Der Wachstumsvirus trieb sie in die Allmachtsfantasie

Ron Sommer, Schönling an der Spitze des altbackenen Staatsbetriebes Deutsche Telekom, erfand nicht nur die Volksaktie, mit der er die Deutschen zu einem Volk von Anteilseignern erziehen wollte – was so gründlich schieflief, dass er später als »Blender« und »Vernichter von Volksvermögen« zum Feindbild aller Kleinaktionäre avancierte.

Der Mathematiker, infiziert von Wachstumsvirus und Globalisierungsbakterium, versuchte sich Anfang des Jahrtausends auch als Weltmanager. 39 Milliarden Euro ließ er sich die Übernahme der US-Mobilfunkfirmen Voicestream und PowerTel kosten – mindestens zehnfach zu teuer. Dass sich dieses Investment niemals auszahlen würde, konnte sich jeder durchschnittlich gebildete Betriebswirt leicht ausrechnen.

Doch Größenwahn kennt keine Zweifel. Schließlich drückten die Telekom am Ende der Expansionsfantasien des immer urlaubsgebräunten Sommer 64 Milliarden Euro Schulden, Tausende Mitarbeiter verloren im Zuge der folgenden Sparmaßnahmen ihren Job, die (Volks-)Aktionäre rebellierten und SPD-Kanzler Gerhard Schröder ließ seinen früheren Darling fallen, weil er den Liebesentzug des erzürnten Wahlvolkes fürchtete.

Nur einen focht das alles nicht an: Ron Sommer.

Warum auch? Schuld sind ja immer die anderen: die Politik, der Markt, die Krise und vielleicht auch die Mitarbeiter, welche die tollkühnen Visionen nicht schnell genug umsetzen konnten.

Einsicht, selbst irgendetwas falsch gemacht zu haben? Fehlanzeige.

Erhobenen Hauptes verließ das Genie im Eigenmarketing die magentafarbene Telekombühne. Im Gegensatz zu seinen Untergebenen, die sich in den Fluren der Arbeitsagenturen wiederfanden, kassierte er zum Abschied noch einmal kräftig ab: Elf Millionen Euro an Gehalts- und Pensionsansprüchen. Zugegeben, nach »harten Verhandlungen« – aber das macht die Sache auch nicht besser. Und zeigt nur, dass Größenwahn und Schamlosigkeit im Elitenzirkel wie siamesische Zwillinge zusammengewachsen sind.

Das zumindest scheint ein Markenzeichen der Globalisierung. Als die US-Regierung neun große amerikanische Banken mit 175 Milliarden Dollar Staatshilfe vor dem Finanzkollaps rettete, hatten die Manager nichts Besseres zu tun, als zuerst einmal an sich selbst zu denken: Sie stopften sich 33 Milliarden Dollar als Prämien in die eigenen Taschen. Dabei fielen einige Bonuszahlungen sogar noch höher aus als die erwirtschafteten Gewinne einzelner Institute.

Immer skrupelloser, immer egoistischer. Die Verhaltensweisen vieler moderner Konzernchefs haben sich weit entfernt von dem Idealbild des klassischen Firmenpatrons, der sich seiner sozialen und unternehmerischen Verantwortung bewusst war und traditionelle Werte wie Anstand und Moral als Brücke für die Zukunft nachfolgender Generationen verstand.

Heute sind zahlreiche Manager nur noch Unternehmer in eigener Sache. Ihre Entscheidungen prägt das Shareholder-Value-Denken, kurzfristige Renditeziele wecken ihren Jagdinstinkt. Nicht das Morgen zählt und das Übermorgen kann schon wieder die eigene Vergangenheit sein. Das Motto »Nach mir die Sintflut« lässt keinen Platz für Sentimentalitäten wie Erhalt von Arbeitsplätzen oder nachhaltiges Wirtschaften.

Der Vater des modernen Kapitalismus kann mit vielen seiner Nachkommen wohl kaum zufrieden sein. Adam Smith (im Übrigen auch Moralphilosoph) wurde bei seinem Postulat »Wenn alle trachten, ihren Gewinn zu mehren, erhöht sich zwangsläufig auch das allgemeine Wohl« offensichtlich gehörig missverstanden. Denn das Allgemeinwohl liegt zahlreichen Managern noch ferner als das Wohl der Mitarbeiter.

Und am Ende zählt dann meistens ohnehin nur das eigene Wohl. Aber ist das nicht bei allen Menschen so? Mag sein. Allerdings nicht in dem Maße, in dem das...

Erscheint lt. Verlag 20.9.2010
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Wirtschaft
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management
Schlagworte Bestimmung • Corona-Krise • Erfolg • Erfolgsfaktoren • Erfolgsstorys • Fightback • Götz Werner • Klimaschutz • Krise • Manager • Moral-Macher • nachhaltiges Wirtschaften • Nachhaltiges Witschaften • Nachhaltigkeit • Purpose • purpose-driven • Unternehmenskommunikation • Unternehmensstrategie • Unternehmensziel • Wirtschaft • zukunftsfähig
ISBN-10 3-86414-320-9 / 3864143209
ISBN-13 978-3-86414-320-5 / 9783864143205
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