"Mit reinem Gewissen" (eBook)
474 Seiten
Aufbau digital (Verlag)
9783841203632 (ISBN)
Alles andere als eine Erfolgsgeschichte des Rechtsstaats Während Opfer der NS-Militärjustiz jahrzehntelang um ihre Rehabilitierung kämpfen mussten, machten ehemalige Wehrmachtjuristen wie Richard Börker, Hans Filbinger, Ernst Mantel und Erich Schwinge in der Bundesrepublik eine zweite Karriere als Richter, Staatsanwälte, Beamte oder Dozenten. Renommierte Historiker und Juristen rücken die Folgen der personellen Kontinuitäten für die demokratische Rechtsordnung und die Aufarbeitung der NS-Verbrechen ins Bewusststein: Die Amnestie von Schreibtischtätern wurde durchgesetzt, Verfahren wegen Justizverbrechen endeten mit Freisprüchen oder wurden eingestellt. Selbst-entlastungen früherer Kriegsrichter stützten die Legende von der 'sauberen' Wehr-macht, eingeschlossen die Wehrmachtjustiz. Der politische Widerstand gegen Hitler, der vor allem auf die Wiederherstellung der Geltung des Rechts gerichtet war, da-gegen galt z.B. 1956 noch immer als strafrechtlich zu ahndendes Verbrechen. Erst über 50 Jahre nach Kriegsende hob der demokratische Gesetzgeber in mehreren Anläufen - zuletzt mit der Annullierung der Norm des Kriegsverrats - sämtliche Unrechtsurteile des Hitler-Regimes auf und gab den Opfern damit ihre Würde zurück. Hoch aktuell ist die differenzierte Auseinandersetzung mit Überlegungen zur Wieder-einführung einer Militärjustiz in der Bundesrepublik.
Wette, Wolfram, Prof. Dr. phil., geboren 1940, Studium der Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie, Promotion 1971 in München, Habilitation 1991 in Freiburg i. Br.; von 1971 bis 1995 Historiker im Militärgeschichtlichen Forschungsamt (MGFA) in Freiburg i. Br.; seit 1998 apl. Professor für Neueste Geschichte am Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br.; Mitbegründer des Arbeitskreises Historische Friedensforschung (AKHF); Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der 'Bundesvereinigung Opfer der NS-Militärjustiz e.V.'.
Joachim Perels, geb. 1942, Politikwissenschaftler, seit 1971 an der Universität Hannover, seit 1983 dort Professor für Politische Wissenschaft (inzwischen emeritiert). Arbeitsgebiete: Demokratische Verfassungstheorie, Herrschaftsstruktur des Staatssozialismus, Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, Nachwirkungen des NS-Systems in der Bundesrepublik Deutschland, Ahndung von Staatsverbrechen, Politische Implikationen von Theologie.Mitbegründer und Redakteur der Zeitschrift 'Kritische Justiz', Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des Fritz Bauer Instituts und Mitglied der internationalen Expertenkommission für den Ausbau der Gedenkstätte Bergen-Belsen, stellvertretender Direktor des Instituts für Föderalismusforschung.
MIT REINEM GEWISSEN 2
INHALT 6
EINLEITUNG 10
Aushöhlung des demokratischen Rechtsstaats durch Wehrmachtjuristen? Ein unbekanntes Kapitel der Geschichte der Bundesrepublik 10
I. GESCHEITERTE JUSTIZIELLE VERFOLGUNG DER WEHRMACHTRICHTER UND GERICHTSHERREN 23
Die Ausschaltung des Justizapparats der NS-Diktatur – Voraussetzung des demokratischen Neubeginns 23
Die NS-Militärjustiz in den Nürnberger Urteilen 42
»Meine Richter müssen lernen, Unrecht zu tun.« Generalfeldmarschall Ferdinand Schörner – ein ehemaliger »Gerichtsherr« auf der Anklagebank 49
Ehemalige Wehrmachtrichter in der SBZ/Elitenaustausch und verhinderte Aufarbeitung 65
II. DIE WEHRMACHTRICHTER UND IHRE OPFER 82
Frühe Selbstentlastung der Wehrmachtrichter – späte Rehabilitierung ihrer Opfer 82
Der Politiker Hans K. Filbinger und der Soldat Walter Gröger Ein Essay 99
Die Erzählung »Unruhige Nacht« von Albrecht Goes Ein Zeugnis aus der Kriegsgerichtsbarkeit während des Nationalsozialismus 116
III. SELBSTRECHTFERTIGUNGEN UND FREISPRÜCHE IN EIGENER SACHE 125
»Als Hüter wahrer Disziplin …« Netzwerke ehemaliger Wehrmachtjuristen und ihre Geschichtspolitik 125
Prof. Dr. Erich Schwinge. Der ehemalige Kommentator und Vollstrecker nationalsozialistischen Kriegsrechts als Apologet der Wehrmachtjustiz nach 1945 141
Kesselring vor Gericht Rechtfertigungsstrategien eines Gerichtsherrn nach 1945 157
Generalfeldmarschall Erich von Mansteins gerichtsherrliche Praxis im Zweiten Weltkrieg und seine Arbeit am Bild der »sauberen« Wehrmachtjustiz nach 1945 171
IV. NACHKRIEGSKARRIEREN VON WEHRMACHTJURISTEN 185
Ganz normale Richter? Kriegserfahrung und Nachkriegskarrieren von Divisionsrichtern der Wehrmacht 185
Die Richter am Reichskriegsgericht und ihre Nachkriegskarrieren 201
Die Karrieren des Kriegsrichters und späteren Marburger Amtsgerichtsdirektors Massengeil 221
V. ZUM WIRKEN VON WEHRMACHTRICHTERN IN DER BUNDESREPUBLIK 242
Freispruch für Bonhoeffers Richter Personelle Kontinuität als strukturelle Hypothek für die Rechtsprechung in der Bundesrepublik am Beispiel des NS-Juristen und Richters am BGH Ernst Mantel 242
Die De-facto-Amnestie von Schreibtischtätern 263
VI. DER LANGE KAMPF DER JUSTIZOPFER UM IHRE WÜRDE 279
Die Opfer der NS-Militärjustiz 279
Von der allmählichen Anerkennung des Unrechts und der Entschädigung der Militärjustizopfer 298
Otto Gritschneder Zeuge und Gegenspieler der Wehrmachtjustiz 314
Ein Kampf um Würde. Die Bundesvereinigung »Opfer der NS-Militärjustiz« 326
VII. LIEBÄUGELN MIT EINER NEUEN MILITÄRJUSTIZ? 338
Neue Militärjustiz? Überlegungen zu ihrer Wiedereinführung in der Bundesrepublik Deutschland von 1949 bis 2010 338
Kriegsjustiz durch die Hintertür 357
VIII. ANHANG 375
20
| Erscheint lt. Verlag | 7.11.2011 |
|---|---|
| Zusatzinfo | mit 15 Abbildungen |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Zeitgeschichte ab 1945 |
| Geschichte ► Allgemeine Geschichte ► 1918 bis 1945 | |
| Geisteswissenschaften ► Geschichte ► Regional- / Ländergeschichte | |
| Schlagworte | Aufarbeitung der NS-Verbrechen • Biografien • Deutsche Geschichte • Militärgerichtsbarkeit • Militärgeschichte • Vergangenheitsbewältigung • Wehrmachtsrichter • Zweiter Weltkrieg |
| ISBN-13 | 9783841203632 / 9783841203632 |
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