Die Weltenleben-Reise (eBook)
332 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-8192-9254-5 (ISBN)
Sophia Schumitz, Jahrgang 1991, ist schon seit Kindheit an fasziniert und begeistert von unserer Erde mit all ihrer Schönheit, allen Facetten und Lebensformen. Ihr offenes Herz für Begegnungen mit Natur, Menschen und Tieren findet sowohl privat als auch beruflich Einsatz.
RÜCKBLICK AUF EINEN REISEAUFTAKT MIT UNERWARTETEN GROẞEN ABSCHIEDEN
22.07.21
Wir sind unterwegs!
An unserem Stellplatz duftet die Luft unerklärlicherweise nach Honig. Die Grillen zirpen, ab und zu tschilpt ein Vogel. Schwalbenschwärme ziehen immer wieder ihre Kreise hoch oben am Himmel. Es ist schwül-warm, die Sonne versteckt sich hinter den Wolken. Es könnte unglaublich idyllisch, ruhig und "urlaubig" sein – leider hört man die Autobahn in einem fort rauschen. Mal lauter, mal leiser, viele LKW fahren hier entlang. So ist die Lärmverschmutzung leider recht präsent.
Wir sind in Slowenien an einem kleinen See. Stehen das erste Mal "wild", also ohne Campingplatz. So, wie wir das eigentlich immer machen wollen auf dieser Reise.
Der See war wohl mal ein großer zweiteiliger Stausee, nun ist die eine Seite total ausgetrocknet, bis auf einen kleinen Rest "Pfützentümpel". Und an dieser Seite parken wir. Es kam bislang noch kaum jemand vorbei, was perfekt für unsere Zwecke ist – wildcampen wird in Slowenien anscheinend mit 80 bis 200 Euro für zwei Personen geahndet ... dieses Geld wollen wir lieber anderweitig ausgeben.
So ist Freistehen gerade noch sehr aufregend für uns und immer, wenn jemand in der Ferne zu sehen ist, werde ich nervös und denke: "Hoffentlich verpetzt der uns nicht!"
An der wasserreichen Seeseite waren wir nun gestern und heute zum Baden. Das Wasser ist überraschend warm und um den See herum ist es schön grün, eingewachsen mit vielen Bäumen und Wald. Ab und an springt ein Karpfen mit lautem "Platsch" aus dem Wasser raus und wieder rein.
Mal schauen, wie lange wir hier bleiben werden. Ohne Autobahn könnte es sicher noch ein paar Tage sehr gemütlich sein. Mit dieser – mal sehen.
Chris und ich sind beide erholungsbedürftig. Die letzten Monate waren sehr anstrengend und oftmals emotional aufreibend. Und auch unser Reisestart verlief leider anders, als wir ihn uns gewünscht hätten.
Obwohl wir aktuell erst seit zwei Wochen auf Reisen sind, ist schon sehr viel passiert, und der Beginn dieses neuen Lebensabschnitts war geprägt von großen emotionalen Abschieden.
Während ich hier am See sitze, drängt es mich, das Erlebte loszulassen und nicht als allzu schweren Ballast weiter mit mir herumzutragen. So schnappe ich mir Chris' Laptop und beginne einen Rückblick zu tippen:
***
07.07.21: Unser "Tag 0" der Reise - endlich fuhren wir "daheim" los!
Oder, besser gesagt, in Chris' ehemaligem Heimatort in Bayerisch-Schwaben. Allerhand gab es noch zu tun bis zum finalen Motorstart, unter anderem hatten wir nochmal drei Abschiedskontakte mit Chris' Familie, obwohl wir natürlich schon alle davor verabschiedet hatten. Der Besuchsteil bei Chris' Mutter war auf jeden Fall trotzdem auch nochmal wirklich schön und im Nachhinein das "Highlight" des Tages.
Wen ich jedoch sehr gerne auch noch einmal ein letztes Mal besuchen wollte, war mein Opa. Er wohnte zwar zwei Stunden entfernt, jedoch lag es quasi eh auf unserem Weg in Richtung Deutsch-Österreichischer Grenze.
Eigentlich war natürlich ein früheres Ankommen bei Opa geplant gewesen, aber mit allen letzten Erledigungen und Kontakten war es dann doch schon 20.30 Uhr, als wir hungrig und müde bei ihm ankamen.
Natürlich liegt mir Opa sehr am Herzen und ich weiß, dass es ihm ebenso geht. Ein "Ich hab dich lieb, Opa" - "Ich dich auch, Sophialein!" bei der Abschiedsumarmung eines quasi jeden Besuchs drückt das zum Beispiel auf jeden Fall aus und ist ein sehr schönes Ritual.
Abgesehen davon ist Opa jedoch nicht gut darin, sein Interesse an mir tatsächlich auch auszudrücken. Man könnte meinen, er interessiere sich nicht groß für mein Leben, da kaum je Fragen dazu kommen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er weiß, wo ich zuletzt gearbeitet habe - für immerhin eineinhalb Jahre - und meinen Geburtstag vergisst er mit schöner Regelmäßigkeit bereits seit über zwölf Jahren mindestens jedes zweite Mal.
Jetzt jedoch - diese Reise, zu der wir ja quasi heute aufgebrochen waren: die wäre doch sicher ein toller Gesprächsanlass! Und Opa, der gerne lang und breit von Abenteuern sehr entfernter, mir unbekannter Verwandtschaft erzählt und erst recht selbst erlebte vergangene Glanzzeiten und Reisestorys leidenschaftlich wieder aufleben lässt, der wäre doch nun sicher mit uns aufgeregt und voller Fragen, was wir so vorhätten und wohin es uns führen würde?! So hatte ich es mir zumindest gedacht.
Aber Fehlanzeige.
Keine Rückfragen, keine große Neugier, weder bezüglich unserer letzten Monate noch der bevorstehenden Reise. Alles, was dazu kam, war nur ein "Ich bin ja gespannt, was ihr alles erleben werdet." Und das war es dann auch schon.
Stattdessen bahnte sich alsbald eines von Opas Lieblingsthemen an: seine Fantasien und Ideen zum heutigen Weltgeschehen. Leider sind diese Gedanken voll diverser Verschwörungstheorien, welche Bösewichte was "von langer Hand geplant" haben, um "das Land in den Ruin zu treiben".
"Und diese Heimatliebe von jemandem, der Zwiebeln aus Neuseeland kauft", wie Chris später anmerkte.
Diesmal ging es um die "Flüchtlingskrise" von 2015, über die ein Dozent meiner Studienzeit einmal gesagt hatte: "Bei allem, was da vor sich geht, kann damit sicher nur eine 'humanitäre Krise' gemeint sein."
Aber nein, Opa wußte mal wieder besser, was da wirklich vor sich gegangen war.
Und diesmal platzte mir zum ersten Mal überhaupt der Kragen – aus einer Mischung aus Müdigkeit und Erschöpfung sowie Frustration und Enttäuschung angesichts seines mangelnden Interesses an uns, widersprach ich ihm zum ersten Mal in meinem Leben und nannte seine Gedanken "einen totalen Schmarrn".
Meine bisherige Strategie war gewesen, einfach hinauszugehen und etwas Zeit auf der Toilette totzuschlagen, schon mal den Tisch abzuräumen oder einfach nur seinen Sermon schweigend über mich ergehen zu lassen.
"Irgendwie dachte ich mir, nun mit fast dreißig muss ich mir echt keinen Scheiß mehr anhören!", sagte ich später am Abend zu Chris.
Opa bekam jedoch ob meiner Widerworte entgegen meinen Erwartungen keinen Wutausbruch, sondern entschuldigte sich kurze Zeit später, "dieses Reizthema angesprochen" zu haben. Aber er mache sich halt seine Gedanken ...
So war der Abend jedoch für uns gelaufen und um 23 Uhr beendet - und Chris und ich noch müder, frustrierter und obendrein auch noch aufgebracht.
"Wir sind so froh, ein Jahr lang einmal nur ganz für uns zu sein!", waren wir uns einig.
Und mein Fazit war: "So zeigt sich jeder beim Abschied nochmal, wie er wirklich ist. Keine verklärten Fantasien, die man mit auf Reisen nehmen könnte."
Trotzdem sehr schade und traurig, dass dies nun der letzte Kontakt mit Opa war, zumindest für die nächsten zwölf Monate.
Und wer weiß, ob wir uns nochmal in diesem Leben wiedersehen werden? Bei einem Alter von vierundneunzig Jahren ist es auch eine sehr reelle Möglichkeit, dass dieser Abend der letzte Abschied überhaupt gewesen sein könnte.
08. - 18.07.21: Am Tag nach dem missglückten Abend mit Opa verließen wir bereits vormittags Deutschland und fuhren los in Richtung Slowenien.
Dort kamen wir allerdings erst fünf Tage später an. Die Bremsen unseres Reisemobils Silvio hatten sich beim Aufbruch aus unserem letzten Quartier mittels unübersehbarer gelber Leuchtanzeige gemeldet. Ups! Wir hatten jedoch einfach nur noch los gewollt - endlich, endlich, endlich! – und nicht noch mehr Zeit in Deutschland absitzen zu müssen, während des Wartens auf einen Reparaturtermin.
So hatten wir also trotzdem unsere Reise gestartet. Allerdings wurde uns nun doch schnell etwas mulmig beim Gedanken diverse Bergstraßen in Slowenien rauf- und runterzufahren mit der Ungewissheit, ob dies den Bremsen noch zuzumuten wäre. Daher blieben wir spontan einige Tage im schönen Kärnten, in Villach am Fluss Gail, mit dem Ziel, in der Gegend dort die Reparatur durchführen zu lassen.
Diese Tage waren auch gut zum ersten Ankommenlassen des Gefühls, jetzt wirklich unterwegs zu sein und den Aufbruch geschafft zu haben.
Wir sind also doch keine Schnecke, die langsam vertrocknen muss.
Wir fanden in Villach zwei schöne Stellplätze in Flussnähe und ließen es uns bei schönem Sommerwetter etwas gutgehen.
Leider blieb unsere Stimmung jedoch weiter eingetrübt und gedämpft. Denn hier, wie auch schon kurz vor unserem Reiseaufbruch, wurde immer deutlicher, dass Nikos, mein vierzehnjähriger Hund und treuer Lebensbegleiter, seit ich selbst fünfzehn Jahre alt war, bald seinen Abschied von uns antreten würde.
Noch vor drei Monaten war er große Runden mit mir spazieren und sogar noch Rad fahren gewesen. Bis auf eine plötzliche Schwerhörigkeit, die nach dem Tod meiner anderen alten Hündin ein Jahr zuvor auftauchte, war er topfit gewesen und hatte sich sein Alter kaum anmerken lassen. Seit dem Auszug aus unserem gemieteten Haus hatte er jedoch rapide abgebaut und nun war es schon ab und an soweit gewesen, dass er nur noch ein paar Meter hatte laufen wollen und...
| Erscheint lt. Verlag | 13.8.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Reisen ► Reiseberichte |
| Schlagworte | Autobiografie • Overlander • Reisereportage • Reiseroman • Weltreise |
| ISBN-10 | 3-8192-9254-3 / 3819292543 |
| ISBN-13 | 978-3-8192-9254-5 / 9783819292545 |
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