Sehenswertes
Dom: Wie schon von der Schwelle aus über dem Chor zu lesen, ist das Gotteshaus mit dem zylinderförmigen Campanile den Heiligen Floridus und Amantius gewidmet, ersterer war 580-600 Bischof der Stadt, letzterer unter ihm Priester. Die Innenausstattung - Wandmalereien mit Motiven aus dem Leben des Bischofs - bietet wenig. An die große einschiffige Halle mit ihrer Kassettendecke wurde im 18. Jh. rechts eine kleine Kuppelkapelle angebaut, in der ein kürzlich restaurierter „Glorreicher Christus“ von Rosso Fiorentino (16. Jh.) zu sehen ist. Die Krypta, ein riesiger renovierter Gewölbekeller, wirkt so profan, dass man sie sich ohne weiteres als Lagerraum für altotiberinische Weine vorstellen kann.
Der Dom mit seinem zylinderförmigen Glockenturm
♦ April bis Sept. Di-So 10-13 und 16-18 Uhr, Okt. bis März Di-So 10-13 und 15.30-17.30 Uhr. Für das Eintrittsticket (7 €) erhält man die Ecclesia-Card. Die Karte ist dauerhaft gültig und gilt auch für die Turmbesteigung sowie viele weitere kirchliche Museen in Umbrien. Als Dreingabe bekommt man zudem Rabatt auf den Eintritt in die weltlichen Museen der Stadt.
Städtische Pinakothek: Sie befindet sich im Palazzo Vitelli alla Cannoniera (nicht zu verwechseln mit anderen Palazzi Vitelli in der Stadt!) und wurde im 15. Jh. von Antonio da Sangallo il Giovane erbaut; die dem Innenhof zugewandte Fassade ist mit prächtigen Wandmalereien versehen. Werke von Antonio Vivarini und Luca Signorelli („Martyrium des heiligen Sebastian“), Fresken aus Sieneser Schule und ungewöhnliche Darstellungen der Madonna mit Kind - z. B. eine blonde Madonna mit kurz geschnittenem Haar, eine dunkelhäutige Madonna mit Kind sowie eine asiatische Variante. Am beeindruckendsten ist neben fotografischen Reproduktionen in Originalformaten eine beidseitig bemalte Standarte von Raffael, der in seinen jungen Jahren in Città di Castello tätig war (1500-1504). Sie ist jedoch stark beschädigt; von Kunstbanausen über längere Zeit als provisorischer Ersatz für zerbrochene Fensterscheiben zweckentfremdet, war sie jeder Witterung ausgesetzt.
♦ 10-13 und 15-18 Uhr, Mo geschlossen. Eintritt 6 €.
Sammlung Alberto Burri: Eine Kunstausstellung ganz anderer Art ist im Palazzo Albizzini (Via Albizzini) zu sehen. Dort hat der berühmte Künstler Alberto Burri (1915-1995), geboren in Città di Castello, eine größere Kollektion seiner Werke der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Charakteristische Merkmale für Burris Plastiken sind die auf Weiß, Schwarz und Rot basierende Farbenpalette und die ungewöhnliche Wahl der Materialien: Säcke, Lumpen, einzelne Kleidungsstücke, angekohlte Hölzer, Metalle, Plastikfolien. Ausstellungen Burris fanden auf der ganzen Welt Beachtung, darunter auch auf der Documenta II in Kassel und 1980 zusammen mit Joseph Beuys im Haus der Kunst in München.
Tela Umbra ist nicht nur ein Gütesiegel für handwerkliche Textilproduktion, der Name hat auch in der Sozialgeschichte seinen Platz. Am Anfang steht Alice Hallgarten, eine amerikanische Jüdin deutscher Herkunft, die 1900 den Baron Leopoldo Franchetti heiratete. Während der umtriebige Leopoldo sich vor allem um die Modernisierung der Agrarwirtschaft verdient machte, gründete Alice 1901 in der Nähe von Città di Castello die Landschulen von Montesca und Rovigliano - damals ein geradezu revolutionäres Unternehmen. Im städtischen Krankenhaus richtete sie ein Zentrum für Mütter ein, das auch Milch und Medikamente für die Kinder verteilte. Bald erweiterten eine Haushaltsschule und eine spezielle Schule für Frauen das Reformprojekt. Dass die später weltberühmte Maria Montessori ihre pädagogischen Ideen in den Schulen von Alice Franchetti zum ersten Mal in die Praxis umsetzte, sei nur am Rande erwähnt. Heute ist der ehemalige Wohnsitz von Alice und Leopoldo, die Villa Montesca in den Wäldern über dem rechten Tiberufer, Sitz eines Zentrums für pädagogische Forschung, das innovative didaktische Methoden entwickelt.
1908 gründete Alice mit der tatkräftigen Unterstützung Leopoldos die Webmanufaktur Tela Umbra. Die Textilherstellung war damals schon heimisch im oberen Tibertal, aber mit Tela Umbra und ihrer rührigen, sozial engagierten Exportmanagerin wurden die umbrischen Stoffe auch außer Landes bekannt: 1910 waren Produkte der Tela Umbra auf der Brüsseler Weltausstellung vertreten.
Mit dem Tod von Leopoldo Franchetti 1917 gingen Schulen und Manufaktur, wie es die 1911 verstorbene Alice testamentarisch bestimmt hatte, an eine wohltätige Organisation über, die für die nächsten 70 Jahre durch alle Krisen und Kriegswirren hindurch die Produktion aufrechterhielt. 1982 wurde Tela Umbra von der Region Umbrien übernommen, 1985 die Tela Umbra GmbH gegründet, an der neben der Stadt Città di Castello und dem regionalen Entwicklungsfond auch die derzeit fünf Arbeiterinnen beteiligt sind. Ihr Ziel ist es, die Produktion aufrechtzuerhalten und mit ihrem Museum die Geschichte von „Alice im Weberland“ vor der Vergessenheit zu bewahren.
1990 schenkte Burri seiner Heimatstadt weitere 128 Werke, vor allem großformatige Bilder und Plastiken - Grund genug, um eine frühere Tabaktrocknerei zum Kunstmuseum umzufunktionieren. Das Gebäude liegt an der alten Straße nach Perugia und ist leicht zu übersehen; knapp nach der Esso-Tankstelle bestätigt links auf der Wiese eine rostrote abstrakte Burri-Skulptur, dass man angekommen ist.
♦ Di-Fr 10-13 und 14.30-18 Uhr, Sa/So/Feiertage 10-18 Uhr. Eintritt Palazzo Albizzini 10 €, Tabaktrocknerei 12 €, Sammelticket Palazzo Albizzini und alte Tabaktrocknerei 20 €. fondazioneburri.org. Burri-Skulptur vor der ehemaligen Tabakfabrik
Webmanufaktur Tela Umbra: Die Textilmanufaktur an der Via S. Antonio hat eine stolze, über hundertjährige Tradition (→ Kastentext „Alice im Weberland“). In den 1920er-Jahren beschäftigte Tela Umbra bis zu 60 Weberinnen, nach dem Zweiten Weltkrieg schrumpfte die Belegschaft rapide. Heute arbeiten im Laboratorio in der ersten Etage noch fünf Frauen an den Handwebstühlen. Sie verarbeiten reines Leinen zu feinen Tischdecken, Servietten und Handtüchern. Es sind Facharbeiterinnen - jede mit ihrem eigenen Spezialgebiet -, die um den guten Ruf von Tela Umbra wissen und dafür sorgen, dass die kostbaren Tuche weiterhin in der Qualität auf den Markt kommen, für die der Name Tela Umbra bürgt. Die Werkstatt kann während der Arbeitszeiten besichtigt werden. In der zweiten Etage hat Tela Umbra ein kleines Museum eingerichtet: Spinnräder, Webstühle, Klöppelarbeiten. In Schaukästen mit Stoffmustern wird die ganze Palette der hier produzierten Stoffe gezeigt, ein Saal mit Gobelins aus den 1980er- und 1990er-Jahren. Fotos an den Wänden erinnern an die bewegte Geschichte der Werkstatt.
♦ Mo 10-12.30, Di-Sa 10-12.30 und 15.30-18, So 10.30-13 und 15.30-18 Uhr. Eintritt 4 €, Eintritt in den Verkaufsladen (Mo Nachmittag geschlossen) ist frei. Via S. Antonio 3, gleich hinter der Piazza Matteotti.
Bauern- und Kunsthandwerksmuseum (Centro delle Tradizioni Popolari): am Stadtrand von Città di Castello, an der alten Straße nach Perugia. Ein überaus sehenswertes Museum, in dem allerlei aus dem ländlichen Leben des oberen Tibertals zusammengetragen ist: Weinpressen, Ölmühlen, mittelalterliche Rasiermesser und andere Mordinstrumente, urzeitliche Mäusefallen, Webstühle, Spinnräder, das Ehebett mit Großmutters Pyjama usw. In der ersten Etage eine bäuerliche Kantine, in der sich Brueghel wohl gefühlt hätte. Kompetente Führung, allerdings nur in italienischer Sprache.
♦ April bis Okt. 10-12.30 und 15-18.30 Uhr, Nov. bis März 10-12.30 und 14.30-18 Uhr; Mo geschlossen. Eintritt 6 € (Ticket gilt auch für das Museum Malakos, ein Muschel-Museum im selben Gebäude; die Sammlung des Florentiner Biologen Gianluigi Bigi umfasst 30.000 bunte Exemplare aus aller Welt! Di-Fr 14.30-17, Sa/So/Feiertage 10-17 Uhr). Loc. Villa Garavelle.
Basis-Infos
Postleitzahl 06012
Hin und weg Bahn: Ausreichend Verbindungen über Umbértide nach Perugia und weiter in die Valle Umbra oder nach Norden bis Sansepolcro.
Bus: Verbindung nach Arezzo, Gubbio, Perugia....