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Via Romea Germanica (I) (eBook)

Rom-Pilgern mit Hund von Stade nach Rom - Teil 1: von Stade nach Nordhausen
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
162 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7583-3397-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Via Romea Germanica (I) -  Christian Hottas
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Die VIA ROMEA GERMANICA ist eigentlich kein originärer Pilgerweg, sondern der Rückweg des Abts Abert von Stade bei seiner Dienstreise zum Papst in Rom 1236. Natürlich bediente sich Albert bei dieser Reise der vorhandenen sogenannten Altstraßen, also der damaligen Straßen, die auch von anderen Reisenden, Händlern, Kutschen und Kurieren oder auch Truppen genutzt wurden. Dieser Weg wurde, nachdem er in Vergessenheit geraten war, ab 2007 wieder rekonstruiert und - nun mit Start in Stade - als Rom-Pilgerweg wiederbelebt. Je ein deutscher und italienischer Förderverein bietet im Web alle wichtigen Informationen zu diesem noch recht wenig bekannten Weg an. Mich reizte dieser Weg vor allem, weil er kein Jakobsweg, sondern ein Rom-Weg ist, weil es kaum Pilgerberichte über ihn gibt und mich seine erstaunlich gute Infrastruktur sehr interessierte. Gemeinsam mit meinem Hund Kito, der bei allen Pilgertagen seit Juli 2021 stets an meiner Seite war, pilgerte ich im Sommer 2023 von Stade bis Nordhausen am südlichen Harzrand. Dieses Büchlein gibt unsere Erlebnisse und Eindrücke wieder.

Christian Hottas, Jahrgang 1956, lebt seit 1979 in Hamburg, wo er seit 1993 als Facharzt für Allgemeinmedizin mit den Zusatzschwerpunkten Sportmedizin, Chirotherapie und Reisemedizin niedergelassen ist. Zum Pilgern kam er erst im Herbst 2018, als er mit seiner Lebensgefährtin Christine Schroeder seinen ersten Jakobsweg, den Camino Inglés, ging. Zunächst pandemiebedingt, konzentrierte sich sein Pilgerinteresse seit 2020 auf deutsche Pilgerwege, wobei ihn insbesondere weniger bekannte Strecken faszinieren. Seit Sommer 2021 ist auch Vier-Pfoten-Pilger Kito (Pinscher-Mix, Jahrgang 2019) mit Begeisterung dabei. Website: https://www.facebook.com/autorenseite.christian.hottas

6. MAI 2023 STADE NACH HARSEFELD (Tag & Etappe 1)


Diese Auftakt-Etappe der VIA ROMEA sind Kito und ich bereits am 11. September 2022 mit Christine gegangen. Damals war es unsere letzte Etappe im Verbindungsstück zwischen dem Dithmarscher Jakobsweg und der Via Baltica. Wir hätten es uns damals also leicht machen und unsere in Stade neu gekauften VIA ROMEA Pilgerpässe gleich mitstempeln können. Dies widerstrebte uns jedoch. Wir wollten erst in Ruhe den einen Pilgerweg zu Ende gehen sein, bevor wir den anderen anfangen. Außerdem ist diese Etappe so hübsch, dass man sie mehr als einmal gehen kann!

Um 6:45 Uhr klingelt der Wecker. Kurz vor sieben Uhr stehe ich auf und packe die letzten, gestern Abend noch aufgelisteten Utensilien in den Rucksack. Kurz nach halb acht verlassen wir das Haus und erreichen rechtzeitig die S-Bahn-Station Poppenbüttel. Unser Zug fährt pünktlich um 7:49 Uhr los. Er ist ziemlich leer, was mich etwas irritiert, aber natürlich nicht stört. Am Hauptbahnhof Hamburg klappt das Umsteigen von der S 1 in die S 3 reibungslos, und so kommen wir pünktlich um 9:29 Uhr in Stade an. Stade ist der Endbahnhof der S 3.

Wir gehen dieselbe Route durch einen Park und dann entlang des alten Hafens bis zum Schwedenspeicher wie im September 2022 mit Christine. Das Museum Schwedenspeicher öffnet erst um 10 Uhr, so dass wir ein wenig warten müssen. Hier kaufe ich mir einen VIA ROMEA Pilgerpass aus der ersten Auflage, die einen schöneren und robusteren Einband hat, und lasse mir gleich einen Stempel in selbigen geben. Im benachbarten Stadtmarketing, das auch erst um 10 Uhr öffnet, hole ich mir den Start-Stempel in meinem neuen Pass und lasse zudem auch unsere kleineren und leichteren italienischen VIA ROMEA Pilgerpässe stempeln.

Den Weg durch die Stader Altstadt hatte ich mir zuvor auf einem Stadtplan angesehen und eingeprägt, so dass wir problemlos das Johanniskloster mit der Statue des Abtes Albert finden. Kito posiert sogar ganz geduldig neben dieser Statue.

Der Weg von diesem offiziellen Startpunkt der VIA ROMEA durch die Stadt ist hervorragend ausgeschildert. Es gibt quasi keine Chance, sich zu verlaufen. Bei einem Bäcker in der Hökerstraße kaufe ich einen Apfelkrapfen, drei Brötchen und einen Becher Kaffee. Den Krapfen und den Kaffee verzehren wir noch vor Ort an einem Tisch vor der Bäckerei.

Kito ist schnell im Pilgermodus, möchte aber offenbar lieber ohne Leine pilgern. Noch in den Parkanlagen neben der Schwinge lasse ich ihn los, und da er stets dicht bei mir bleibt und auf Rückruf auch sofort kommt, lasse ich ihn auch in den Wohngebieten, die wir durchqueren, weiter frei herumlaufen. Allerdings muss ich trotzdem immer wieder auf der Hut sein. Einmal versucht er glatt, nach dem Postzusteller und einem anderen Mann in ein Mehrfamilienhaus zu gehen.

Das Wetter ist sehr angenehm zum Pilgern. Wie bei wetter.de prognostiziert, muss es während unserer Anreise geregnet haben. Bei anfangs 10 °C, später 15 °C, tut es wirklich gut, zügig zu gehen. Andererseits kommt man auch nicht unnötig ins Schwitzen.

Hinter dem Gut Hagener Mühle mit seinem schönen Mühlenteich passieren wir erneut den großen Reitplatz, auf dem im September 2022 viele Kinder ihr Können demonstrierten. Jetzt trainieren einige Reiterinnen hier ihre Springpferde, wobei die Höhe der Hindernisse sehr moderat ist.

Je weiter aufs Land hinaus wir kommen, umso grüner wird die Natur. Immer wieder riecht es wunderbar nach frisch bestellter, feuchter Erde.

Nach gut neun Kilometern (ab dem Johanniskloster Stade bzw. 11,7 km ab Bahnhof Stade) erreichen wir nahe des Orts Hagen den Picknickplatz, an dem wir bereits im September gerastet hatten. Kito freut sich sehr, als er ihn findet. Wir verweilen etwa 20 Minuten hier, trinken etwas und essen eines der drei Brötchen, die ich in Stade gekauft hatte.

Wenig später durchqueren der Pilgerweg und wir die Anlage des Golfclubs Deinster Mühle. Aber Golfer und Pilger stören sich nicht gegenseitig. Am Clubhaus des Golfclubs stoppen wir kurz, und während Kito brav neben meinem Rucksack sitzt und ihn bewacht, lasse ich unsere großen Pilgerpässe stempeln.

Direkt nach der gut frequentierten Autostraße bei Deinster, die wir bald darauf überqueren, bekommen wir Zulauf: Ein anscheinend herrenloser Dackelrüde gesellt sich zu Kito. Die beiden Rüden spielen ein wenig miteinander, wobei Kito dem kurzbeinigen Kollegen schnell klarmacht, wer hier der Chef ist, nämlich er, Kito. Der Dackel folgt uns durch eine Siedlung Deinsters, über einen unbeschrankten Bahnübergang (bei dem wir einen Schienenbus abwarten und durchlassen müssen) und immer weiter hinaus aufs freie Feld. Er macht keinerlei Anstalten, umzukehren und nach Hause zu laufen. Hat er hier kein Zuhause? Wurde er ausgesetzt? Oder hat er einen so weiten Aktionsradius? Immer wieder galoppiert er Kito mit kurzen, stampfenden Schritten hinterher. Inzwischen ist er sicher bereits 2,5 bis 3 Kilometer mitgelaufen.

Was soll ich mit ihm anfangen? Ihn mitnehmen? Was würde Christine sagen, wenn ich mit zwei Hunden heimkäme?

Als uns ein junges Paar mit einem Husky-Rüden entgegenkommt, spreche ich die beiden an, ob sie den Dackel kennen. Nein, leider nicht. Aber da sie hier aus der Gegend kommen, nehmen sie sich seiner an. Sie leinen ihn mit der Schleppleine ihres Huskies an, was der Dackel sich problemlos gefallen lässt, fotografieren ihn für irgendwelche Online-Gruppen und nehmen ihn wieder in die Richtung mit, aus der er mit uns gekommen ist. Damit ist er sehr einverstanden und trabt zufrieden neben dem Husky und dessen Menschen her.

Die Landschaft ist schön flach und angenehm zu pilgern. Das neue, frische Grün um uns herum ist eine echte Wohltat. Und die maximal 15 °C nachmittags sowie rund 2-3 Stunden Frühlingssonne sind sehr pilgerfreundlich und angenehm.

Unser Pilgerweg streift den Rand des Frankenmoors, eines renaturierten Hochmoors, wo wir – bzw. Kito als der dafür zuständige Spezialist – unseren zweiten Rastplatz dieser Etappe vom September 2022 finden.

Diese zweite Rast war aber auch wirklich nötig und mehr als willkommen: Kito hatte reichlich Durst und ebensolchen Hunger. Er beanspruchte einen guten Anteil unseres Teewurstbrötchens sowie einiges von seinem Premium-Trockenfutter, das ich ihm aber eh über den gesamten Tag anstelle von Leckerlies gebe.

Nachdem wir einige Spargelfelder passiert haben, erreichen wir Ohrensen. Während die Karte im Outdoor-Pilgerführer zur Via Jutlandica eindeutig beschreibt, dass hier die Via Romea nicht wie die Via Jutlandica nach halbrechts abbiegt, sondern geradeaus weitergeht, weisen uns die VIA ROMEA Wegweiser ganz eindeutig gemeinsam mit der Jutlandica nach halbrechts in Richtung Aueniederung. Damit bin ich sehr einverstanden, weil ich diesen Abschnitt noch in höchst angenehmer, positiver Erinnerung vom September habe. Kito hat eh keinerlei Einwände. Für ihn ist es nur wichtig, dass er dabei sein darf und möglichst viel Bewegungsfreiheit im Grünen hat.

Ab Ortseingang Harsefelds wird dann die Wegfindung schwieriger. Das liegt weniger an fehlenden Markierungen, sondern mehr an zugewachsenen oder von parkenden Autos zugestellten. Im Bereich der Klosterteiche und des Klosterparks verlieren wir die Wegführung zweimal kurz, finden sie jedoch rasch wieder.

Diesen Abschnitt kennen wir noch gar nicht! Im September 2022 waren wir hier bereits vom Jakobsweg in Richtung Bahnhof abgebogen, wo wir unseren Zug heimwärts passgenau noch erwischten.

Ab den Ruinen des ehemaligen Klosters und ab der evangelischen Kirche bin ich dann wieder im Bilde. Wir passieren das Eiscafé Dante, in dem wir 2021 zu dritt zu Abend aßen. Von hier sind es nur ein paar Meter bis zur katholischen Kirche St. Michael und zu unserer Pilgerunterkunft.

Wir legen jedoch noch einen kleinen Schwenk ein und gehen – auf der Suche nach einem Supermarkt – in Richtung Ortszentrum und Kreisverkehr. Rasch entdecke ich einen PENNY-Markt. Während Kito wieder mustergültig brav wartet, kaufe ich rasch Teewurst, Käse, Hunde-Sticks, Schokolade und Kaubonbons. Als ich meine Einkäufe gerade im Rucksack verstaue (es ist 18:05 Uhr), ruft Maria Schimmöller, unsere Pilgerbetreuerin, an. Ich verspreche, in zehn Minuten dort zu sein, was wir sogar knapp unterbieten. Sie ist wenige Minuten später dort.

Da eine Pilgerin – Anne aus Sachsen – das Pilgerzimmer bekommen hat, werden Kito und ich im Gemeindesaal einquartiert. Auch hier haben wir eine Küche und Sanitärräume, aber keine Dusche und kein WLAN. Das lässt sich verschmerzen.

Ich versorge zunächst meinen kleinen Mitpilger. Kito ist durstig und hungrig. Er verschlingt gut zwei Drittel der 300-Gramm-Packung Nassfutter, die ich soeben für ihn gekauft habe. Ansonsten macht er es sich auf seiner Schmusedecke gemütlich, die ich aufs Fußende unserer Matratze gelegt habe.

Kath. Kirche St. Michael Harsefeld

Kurz nach 19 Uhr brechen wir beiden jedoch noch einmal auf. Ich habe nämlich leider nur 50-Euro-Scheine und keine kleinen Scheine, die ich als Spende in der Spendendose zurücklassen kann....

Erscheint lt. Verlag 31.1.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseberichte Deutschland
Schlagworte Albert von Stade • pilgern in Deutschland • Pilgern mit Hund • Pilgerweg • Rom
ISBN-10 3-7583-3397-0 / 3758333970
ISBN-13 978-3-7583-3397-2 / 9783758333972
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