Kollektive Nichtanerkennung illegaler Staaten
Grundlagen und Rechtsfolgen einer international koordinierten Sanktion, dargestellt am Beispiel der Türkischen Republik Nord-Zypern
2020
Mohr Siebeck (Hersteller)
978-3-16-158087-1 (ISBN)
Mohr Siebeck (Hersteller)
978-3-16-158087-1 (ISBN)
Am Beispiel der seit mehr als 20 Jahren faktisch als Staat bestehenden, aber von der internationalen Gemeinschaft (mit Ausnahme der Türkei) nicht anerkannten Türkischen Republik Nord-Zypern untersucht Stefan Talmon die Rechtsgrundlagen und Rechtsfolgen der von den Vereinten Nationen koordinierten Sanktion der kollektiven Nichtanerkennung.
Mehr als 100 Jahre war die Debatte über die Wirkung der Anerkennung von Staaten geprägt von der Auseinandersetzung zwischen der deklaratorischen und der konstitutiven Theorie. Am Beispiel der international nicht anerkannten Türkischen Republik Nord-Zypern zeigt Stefan Talmon, daß keine der beiden Theorien die Nichtanerkennung von Wirkungseinheiten erklären kann, die die Staatskriterien erfüllen, aber unter Verstoß gegen das Völkerrecht entstanden sind. Der Nichtanerkennung eines bestehenden Staates kommt weder statusverhindernde noch statusbestätigende, sondern statusverneinende, d.h. negatorische Wirkung zu. Bei der kollektiven Nichtanerkennung handelt es sich um eine von der Staatengemeinschaft seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts eingesetzte Sanktion gegen schwerwiegende, die wesentlichen Interessen der Staatengemeinschaft als Ganzes verletzende Völkerrechtsverstöße. Bei der vom Völkerbund bzw. von den Vereinten Nationen koordinierten Nichtanerkennung werden dem 'illegalen Staat' nicht nur die optionalen zwischenstaatlichen Beziehungen und die sich der daraus ergebenden Rechte und Privilegien, sondern auch die zwingenden Grundrechte eines Staates (d.h. alle aus der Staatsqualität resultierenden Rechte, Kompetenzen und Privilegien) vorenthalten. The question of the legal effect of the recognition of new entities that call themselves 'states' has been characterized for over a century by the intense debate between the constitutive and the declaratory schools of thought. An examination of the American, British and German state practice in the case of the internationally non-recognized Turkish Republic of Northern Cyprus however shows that none of the two theories can satisfactorily explain the non-recognition as a state of an entity that meets all the international legal criteria for statehood but that has been created in violation of a fundamental norm of international law. Non-recognition of an existing state can neither have status-preventing nor status-confirming effect, it can only have status-denying, i.e. negatory, effect. Collective non-recognition has been employed by the international community since the 1930s as a sanction against serious breaches of fundamental norms of international law affecting the international community as a whole. Initially coordinated by the League of Nations it is now administered by the United Nations. Non-recognition as a state means that other states do not just withhold all optional or discretionary relations and the resulting rights and privileges from an 'illegal state' but that they deny it all the rights, powers and privileges inherent in statehood.
Mehr als 100 Jahre war die Debatte über die Wirkung der Anerkennung von Staaten geprägt von der Auseinandersetzung zwischen der deklaratorischen und der konstitutiven Theorie. Am Beispiel der international nicht anerkannten Türkischen Republik Nord-Zypern zeigt Stefan Talmon, daß keine der beiden Theorien die Nichtanerkennung von Wirkungseinheiten erklären kann, die die Staatskriterien erfüllen, aber unter Verstoß gegen das Völkerrecht entstanden sind. Der Nichtanerkennung eines bestehenden Staates kommt weder statusverhindernde noch statusbestätigende, sondern statusverneinende, d.h. negatorische Wirkung zu. Bei der kollektiven Nichtanerkennung handelt es sich um eine von der Staatengemeinschaft seit den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts eingesetzte Sanktion gegen schwerwiegende, die wesentlichen Interessen der Staatengemeinschaft als Ganzes verletzende Völkerrechtsverstöße. Bei der vom Völkerbund bzw. von den Vereinten Nationen koordinierten Nichtanerkennung werden dem 'illegalen Staat' nicht nur die optionalen zwischenstaatlichen Beziehungen und die sich der daraus ergebenden Rechte und Privilegien, sondern auch die zwingenden Grundrechte eines Staates (d.h. alle aus der Staatsqualität resultierenden Rechte, Kompetenzen und Privilegien) vorenthalten. The question of the legal effect of the recognition of new entities that call themselves 'states' has been characterized for over a century by the intense debate between the constitutive and the declaratory schools of thought. An examination of the American, British and German state practice in the case of the internationally non-recognized Turkish Republic of Northern Cyprus however shows that none of the two theories can satisfactorily explain the non-recognition as a state of an entity that meets all the international legal criteria for statehood but that has been created in violation of a fundamental norm of international law. Non-recognition of an existing state can neither have status-preventing nor status-confirming effect, it can only have status-denying, i.e. negatory, effect. Collective non-recognition has been employed by the international community since the 1930s as a sanction against serious breaches of fundamental norms of international law affecting the international community as a whole. Initially coordinated by the League of Nations it is now administered by the United Nations. Non-recognition as a state means that other states do not just withhold all optional or discretionary relations and the resulting rights and privileges from an 'illegal state' but that they deny it all the rights, powers and privileges inherent in statehood.
Geboren 1965; Studium der Rechtswissenschaft in Tübingen, München und Cambridge (LL.M., 1989); von 1991 bis 1995 Promotion an der Universität Oxford; 1995 Doctor of Philosophy (D.Phil.); 2002 Habilitation; 2003 Master of Arts (M.A.); 2003-11 University Lecturer, Reader ab 2008 Professor of Public International Law an der Universität Oxford. Seit 2011 Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht, Völkerrecht und Europarecht an der Universität Bonn.
| Erscheint lt. Verlag | 18.5.2020 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Jus Publicum |
| Verlagsort | Tübingen |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Recht / Steuern ► EU / Internationales Recht |
| Recht / Steuern ► Wirtschaftsrecht | |
| Schlagworte | Kollektive Nichtanerkennung • Vereinte Nationen • Völkerrechtliche Sanktionen |
| ISBN-10 | 3-16-158087-7 / 3161580877 |
| ISBN-13 | 978-3-16-158087-1 / 9783161580871 |
| Zustand | Neuware |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |