Das Franchise-Paradox
Hybride Arrangements zwischen Markt und Hierarchie im materiellen und im Kollisionsrecht
2020
Mohr Siebeck (Hersteller)
978-3-16-158479-4 (ISBN)
Mohr Siebeck (Hersteller)
978-3-16-158479-4 (ISBN)
Die ökonomische Schlagkraft von Franchisesystemen wurzelt in der Verbindung gegensätzlicher Organisationslogiken: Hierarchie und Heterarchie, Einheit und Vielheit, Selbständigkeit und Abhängigkeit. Das Rechtssystem ordnet diese gegensätzlichen Organisationsformen traditionell je unterschiedlichen Regelungsregimes zu. Judith Schacherreiter untersucht, wie das Recht mit der paradoxen Verbindung der beiden umgeht.
Franchisesysteme sind hybride Verbindungen von Markt und Hierarchie. Sie oszillieren zwischen integriertem Einheitsunternehmen und dem Absatz über unabhängige Groß- und Einzelhändler. Ihre ökonomische Schlagkraft resultiert aus der paradoxen Verknüpfung von Einheit und Vielheit, Hierarchie und Heterarchie, Markt und Organisation. Dies haben Wirtschafts- und Sozialwissenschaften schon vor längerer Zeit festgestellt. In den Rechtswissenschaften macht der Doppelcharakter von Franchisesystemen unter Schlagworten wie 'Netzverträge' und 'Verbundverträge' erst seit kürzerer Zeit Furore. Judith Schacherreiter knüpft an diese Diskussion an. Sie geht von Erkenntnissen der Rechtsökonomik und der Systemtheorie aus, wo Franchisesysteme unter Bezugnahme auf die Dichotomie 'Markt versus Organisation/Hierarchie' behandelt werden, und übersetzt diese Dichotomie in rechtliche Gegenüberstellungen. Sie fragt, ob der Franchisenehmer Arbeitnehmer oder selbständiger Unternehmer ist, ob sich ein Franchisesystem nur als Vielheit bilateraler Austauschverträge oder aber auch als eine einheitliche Gesellschaft erfassen lässt, und ob eine Franchisebeziehung nur ein schuldrechtliches oder aber auch ein konzernrechtlich relevantes Verhältnis begründen kann. Diese Fragen werden vergleichend aus dem Blickwinkel des deutschen und des österreichischen Sachrechts sowie aus kollisionsrechtlicher Perspektive behandelt, wobei Unterschiede primär im Gesellschafts- und im Konzernrecht liegen. Sowohl im Sach- als auch im Kollisionsrecht wird sichtbar, dass die paradoxe Verfassung von Franchisesystemen das Recht in ein unruhiges Changieren versetzt - ein Changieren zwischen Selbständigkeit und Abhängigkeit, Einheit und Vielheit, hierarchisch-interner und marktlich-externer Beherrschung. Franchise systems are hybrids between market and hierarchy. Their economic power generates from the combination of unity and plurality, hierarchy and heterarchy, market and organization. Economics and social sciences have been dealing with the hybrid character of franchise systems and other network-like organizations for a long time. In the meantime, lawyers have also become interested in entrepreneurial structures between market, hierarchy and network. Judith Schacherreiter starts by dealing with those insights into the paradoxical character of franchise systems which were obtained by 'law and economics' and systems theory. Based on this, she asks whether and how the paradoxical character is relevant within the legal system. To answer this question, she translates the opposition of 'market versus hierarchy/organization' into legal dichotomies: the franchisee as employee or as self-employed, the multitude of franchise contracts as a bundle of bilateral contracts or as a uniform association, the franchise relationship as a simple civil law relationship or as a corporate relationship. These questions are analyzed from the perspective of German law, Austrian law and private international law. The author shows that both in substantive law and in choice of law, franchise systems irritate the legal system and make it oscillate between autonomy and dependency, plurality and unity, hierarchy-like internal and market-like external control.
Franchisesysteme sind hybride Verbindungen von Markt und Hierarchie. Sie oszillieren zwischen integriertem Einheitsunternehmen und dem Absatz über unabhängige Groß- und Einzelhändler. Ihre ökonomische Schlagkraft resultiert aus der paradoxen Verknüpfung von Einheit und Vielheit, Hierarchie und Heterarchie, Markt und Organisation. Dies haben Wirtschafts- und Sozialwissenschaften schon vor längerer Zeit festgestellt. In den Rechtswissenschaften macht der Doppelcharakter von Franchisesystemen unter Schlagworten wie 'Netzverträge' und 'Verbundverträge' erst seit kürzerer Zeit Furore. Judith Schacherreiter knüpft an diese Diskussion an. Sie geht von Erkenntnissen der Rechtsökonomik und der Systemtheorie aus, wo Franchisesysteme unter Bezugnahme auf die Dichotomie 'Markt versus Organisation/Hierarchie' behandelt werden, und übersetzt diese Dichotomie in rechtliche Gegenüberstellungen. Sie fragt, ob der Franchisenehmer Arbeitnehmer oder selbständiger Unternehmer ist, ob sich ein Franchisesystem nur als Vielheit bilateraler Austauschverträge oder aber auch als eine einheitliche Gesellschaft erfassen lässt, und ob eine Franchisebeziehung nur ein schuldrechtliches oder aber auch ein konzernrechtlich relevantes Verhältnis begründen kann. Diese Fragen werden vergleichend aus dem Blickwinkel des deutschen und des österreichischen Sachrechts sowie aus kollisionsrechtlicher Perspektive behandelt, wobei Unterschiede primär im Gesellschafts- und im Konzernrecht liegen. Sowohl im Sach- als auch im Kollisionsrecht wird sichtbar, dass die paradoxe Verfassung von Franchisesystemen das Recht in ein unruhiges Changieren versetzt - ein Changieren zwischen Selbständigkeit und Abhängigkeit, Einheit und Vielheit, hierarchisch-interner und marktlich-externer Beherrschung. Franchise systems are hybrids between market and hierarchy. Their economic power generates from the combination of unity and plurality, hierarchy and heterarchy, market and organization. Economics and social sciences have been dealing with the hybrid character of franchise systems and other network-like organizations for a long time. In the meantime, lawyers have also become interested in entrepreneurial structures between market, hierarchy and network. Judith Schacherreiter starts by dealing with those insights into the paradoxical character of franchise systems which were obtained by 'law and economics' and systems theory. Based on this, she asks whether and how the paradoxical character is relevant within the legal system. To answer this question, she translates the opposition of 'market versus hierarchy/organization' into legal dichotomies: the franchisee as employee or as self-employed, the multitude of franchise contracts as a bundle of bilateral contracts or as a uniform association, the franchise relationship as a simple civil law relationship or as a corporate relationship. These questions are analyzed from the perspective of German law, Austrian law and private international law. The author shows that both in substantive law and in choice of law, franchise systems irritate the legal system and make it oscillate between autonomy and dependency, plurality and unity, hierarchy-like internal and market-like external control.
Geboren 1977; Studium der Rechtswissenschaften in Linz und Wien; seit 2003 Universitätsassistentin an der Abteilung für Rechtsvergleichung, Einheitsrecht und Internationales Privatrecht an der Universität Wien; FWF-Erwin-Schrödinger Auslandsstipendium in Mexiko; 2013 Habilitation.
| Erscheint lt. Verlag | 31.8.2020 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Studien zum ausländischen und internationalen Privatrecht |
| Verlagsort | Tübingen |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Recht / Steuern ► Allgemeines / Lexika |
| Recht / Steuern ► EU / Internationales Recht | |
| Schlagworte | Kollisionsrecht • Netzverträge • Verbundverträge |
| ISBN-10 | 3-16-158479-1 / 3161584791 |
| ISBN-13 | 978-3-16-158479-4 / 9783161584794 |
| Zustand | Neuware |
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