Ungerechtes Recht
2024
Mohr Siebeck (Hersteller)
978-3-16-163162-7 (ISBN)
Mohr Siebeck (Hersteller)
978-3-16-163162-7 (ISBN)
Für den Rechtspositivismus ist Ungerechtes Recht nicht denkbar. Recht ist inhaltlich neutral und bestimmt sich allein als Willensakt des Gesetzgebers. Und doch haben die totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts die Frage nach den Grenzen des Rechts herausgefordert, die sich auch für die Gegenwart stellt.
Alles Nachdenken über das Recht ist von der Gerechtigkeitsfrage begleitet, die sich einer Lösung durch rein formale Kategorien der Logik oder der verfahrensmäßigen Betrachtung entzieht. Die inhaltlichen Wertungen der Gerechtigkeit werden im Diskurs über Rechtsethik und soziale Verantwortung geprägt. Misslingt dieser Diskurs oder wird er von einer autoritären Staatsgewalt diktiert, geht der Rechtscharakter der vom Staat erlassenen Normen nicht per se verloren. Recht ist inhaltlich neutral und bestimmt sich allein als Willensakt des Gesetzgebers, gegebenenfalls innerhalb verbindlicher verfassungsrechtlicher Grenzen. Die Prominenz der "Reinen Rechtslehre" Hans Kelsens, die das Recht als Norm nach deren Logik analysiert, ist nicht zufällig. Schon aus methodischen Gründen bildet das rechtspositivistische Credo die Grundlage der modernen Jurisprudenz ebenso wie der rechtshistorischen Forschung. Den Rechtspositivismus stellen Erfahrungen ungerechten Rechts in Frage - die es bei striktem Beharren auf dieser Position gar nicht geben dürfte. Doch nicht zuletzt die totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts fordern die Frage nach den Grenzen des Rechts heraus, die sich auch für andere Epochen stellt. Dabei betritt der vorgelegte Band "Ungerechtes Recht" insoweit Neuland als er über die auf die Gesetzgebung fokusierte rechtsphilosophische Diskussion der Kelsenschen Normlogik hinaus die Frage nach den Grenzen des Rechts auch für die richterliche Urteilstätigkeit und das exekutive Verwaltungshandeln stellt. All the thinking about law is accompanied by the question of justice which evades any solution based on purely formal categories of logic or procedural considerations. The evaluation of the contents of justice is shaped by the discourse about legal ethics and social responsibility. If this discourse is to fail or being dictated by an authoritarian state, the legal character of the norms issued by the state is not per se lost. As far as its content is concerned, law in itself is neutral and determined as an act of will of the law-maker and - where appropriate - within obligatory constitutional borders. The prominence of Hans Kelsen's Pure Jurisprudence which analyzes law as a norm according to its logic is not random. It is alone to methodical reasons that the credo of legal positivism forms the basis of modern jurisprudence as well as legal historical science.
Alles Nachdenken über das Recht ist von der Gerechtigkeitsfrage begleitet, die sich einer Lösung durch rein formale Kategorien der Logik oder der verfahrensmäßigen Betrachtung entzieht. Die inhaltlichen Wertungen der Gerechtigkeit werden im Diskurs über Rechtsethik und soziale Verantwortung geprägt. Misslingt dieser Diskurs oder wird er von einer autoritären Staatsgewalt diktiert, geht der Rechtscharakter der vom Staat erlassenen Normen nicht per se verloren. Recht ist inhaltlich neutral und bestimmt sich allein als Willensakt des Gesetzgebers, gegebenenfalls innerhalb verbindlicher verfassungsrechtlicher Grenzen. Die Prominenz der "Reinen Rechtslehre" Hans Kelsens, die das Recht als Norm nach deren Logik analysiert, ist nicht zufällig. Schon aus methodischen Gründen bildet das rechtspositivistische Credo die Grundlage der modernen Jurisprudenz ebenso wie der rechtshistorischen Forschung. Den Rechtspositivismus stellen Erfahrungen ungerechten Rechts in Frage - die es bei striktem Beharren auf dieser Position gar nicht geben dürfte. Doch nicht zuletzt die totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts fordern die Frage nach den Grenzen des Rechts heraus, die sich auch für andere Epochen stellt. Dabei betritt der vorgelegte Band "Ungerechtes Recht" insoweit Neuland als er über die auf die Gesetzgebung fokusierte rechtsphilosophische Diskussion der Kelsenschen Normlogik hinaus die Frage nach den Grenzen des Rechts auch für die richterliche Urteilstätigkeit und das exekutive Verwaltungshandeln stellt. All the thinking about law is accompanied by the question of justice which evades any solution based on purely formal categories of logic or procedural considerations. The evaluation of the contents of justice is shaped by the discourse about legal ethics and social responsibility. If this discourse is to fail or being dictated by an authoritarian state, the legal character of the norms issued by the state is not per se lost. As far as its content is concerned, law in itself is neutral and determined as an act of will of the law-maker and - where appropriate - within obligatory constitutional borders. The prominence of Hans Kelsen's Pure Jurisprudence which analyzes law as a norm according to its logic is not random. It is alone to methodical reasons that the credo of legal positivism forms the basis of modern jurisprudence as well as legal historical science.
ist Professorin für Bürgerliches Recht sowie Deutsche und Europäische Rechtsgeschichte an der Universität Passau und Mitherausgeber der Schriftenreihe Grundlagen der Rechtswissenschaft.
| Erscheint lt. Verlag | 22.1.2024 |
|---|---|
| Verlagsort | Tübingen |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Recht / Steuern ► Allgemeines / Lexika |
| Schlagworte | Gerechtigkeit • Gesetzeskorrektur • Ungerechtigkeit |
| ISBN-10 | 3-16-163162-5 / 3161631625 |
| ISBN-13 | 978-3-16-163162-7 / 9783161631627 |
| Zustand | Neuware |
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