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Arzthaftungsrecht -  Pauge/Offenloch

Arzthaftungsrecht (eBook)

Neue Entwicklungslinien der BGH-Rechtsprechung
eBook Download: EPUB
2017 | 14. Auflage
380 Seiten
RWS Verlag
978-3-8145-5515-7 (ISBN)
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Das geltende Arzthaftungsrecht ist kein statisches Recht. Vielmehr wird es insbesondere in der Rechtsprechung des BGH stetig verfeinert und an neue Herausforderungen angepasst. Wichtige Entscheidungen des BGH ergingen zu Abgrenzungsfragen, so etwa zur Abgrenzung der öffentlich-rechtlichen von der zivilrechtlichen Tätigkeit des sog. Durchgangsarztes, zur Abgrenzung von Diagnose- und Befunderhebungsfehler oder zur Abgrenzung von Primär- und Sekundärschaden. Fragen zur Eingriffsaufklärung wurden geklärt, etwa zur Haftung des nur aufklärenden Arztes oder zur Pflicht zur wiederholten Aufklärung über die Möglichkeit einer Sectio bei veränderten Umständen. Besondere Bedeutung dürfte schließlich auch den Ausführungen des BGH zur sekundären Darlegungslast von Krankenhäusern in den sogenannten „Hygienefällen“ zukommen. Das nun schon in der 14. Auflage erscheinende Werk versteht sich somit weiterhin nicht als Lehrbuch, sondern macht an den entschiedenen medizinischen Sachverhalten das immer dichter werdende Netz der Leitlinien der arzthaftungsrechtlichen Rechtsprechung insbesondere des Bundesgerichtshofs und der Oberlandesgerichte transparent. Für die Neuauflage haben die Autoren, die Tag für Tag mit dem Arzthaftungsrecht zu tun haben, zahlreiche neue Entscheidungen ausgewertet und in das Buch aufgenommen.

II.  Behandlungs-, Haftungsverpflichtete


1.  Vertragliche Verantwortung


90  Vertragliche Haftungsverantwortung trifft den Behandlungsträger, der die Behandlungsaufgabe vertraglich übernommen oder zu übernehmen hat: den niedergelassenen Arzt; den Chefarzt für seine Privatpraxis und die Krankenhausambulanz in Form der Chefarztambulanz (zur Institutsambulanz, zum vor- und nachstationären Behandeln sowie zum ambulanten Operieren vgl. Rz. 79 ff); den Krankenhausträger (eingeschränkt für Belegkrankenhäuser) und den selbstliquidierenden Krankenhausarzt für die stationäre sowie die vor- und nachstationäre Behandlung; den Krankenhausträger für das ambulante Operieren nach Übernahme gem. § 115b SGB V.
91  Die vertragliche Haftung deckt für die Behandlungsaufgabe auch fremde Fehler der beteiligten Gehilfen ab (§ 278 BGB), wenn und soweit die Mitbeteiligten nicht selbst liquidierungsberechtigte Vertragspartner des Patienten sind; ob der Arzt bzw. Krankenhausträger den Gehilfen gegenüber weisungsbefugt ist, ist dabei unerheblich.
Niedergelassener, frei praktizierender Arzt, Konsiliararzt:
92  Er haftet für Arzthelferin, Labor, Konsiliararzt desselben Fachbereichs, assistierenden Arzt jedenfalls desselben Fachbereichs.
BGH, Urt. v. 20.6.1989 – VI ZR 320/88, NJW 1989, 2943 = VersR 1989, 1051 – Laborleistungen des selbständigen Instituts ohne eigene Abrechnung gegenüber dem Patienten;
BGH, Urt. v. 21.1.2014 – VI ZR 78/13, VersR 2014, 374 – Konsiliararzt in Schlaganfalleinheit;
OLG Frankfurt/M., Urt. v. 28.10.1997 – 8 U 80/97, VersR 1998, 1282 – angestellter Arzt als Erfüllungsgehilfe des Praxisinhabers;
OLG Koblenz, Urt. v. 15.1.2004 – 5 U 1145/03, VersR 2004, 1323 – vom Zahnarzt hinzugezogener Anästhesist Erfüllungsgehilfe des Zahnarztes;
OLG Naumburg, Urt. v. 14.9.2004 – 1 U 97/03, VersR 2005, 1401 – vom Chirurg hinzugezogener Anästhesist kein Erfüllungsgehilfe des Chirurgen;
OLG Naumburg, Urt. v. 29.10.2015 – 1 U 32/15, juris – von der Klinik zur Operation hinzugezogener und deshalb von ihr zu vergütender Konsiliararzt Erfüllungsgehilfe der Klinik.
93  Regelmäßig beschränkt für den niedergelassenen Arzt die Überweisung des Patienten an das andere Fach die eigene Behandlungsaufgabe vertraglich, wenn sie eigene Vertrags- (und Honorar-)Beziehungen des Patienten zu dem Kollegen eröffnet, für den Patienten also als wirkliche Überweisung in fremde Hände offenbar wird.
Vgl. auch BGH, Urt. v. 12.3.1987 – III ZR 31/86, VersR 1987, 1191;
BGH, Urt. v. 14.7.1992 – VI ZR 214/91, NJW 1992, 2962 = VersR 1992, 1263;
BGH, Urt. v. 17.9.1998 – III ZR 222/97, NJW 1999, 868 = VersR 1999, 367;
OLG Jena, Urt. v. 23.5.2007 – 4 U 437/05, NZB zurückgewiesen mit Beschl. v. 1.7.2008 – VI ZR 224/07, VersR 2008, 401 – konsiliarische Hinzuziehung eines Onkologen durch den Frauenarzt.
94  Entsprechendes gilt für die Hinzuziehung eines Instituts, etwa eines Großgerätezentrums oder eines pathologischen Instituts.
BGH, Urt. v. 29.6.1999 – VI ZR 24/98, BGHZ 142, 126 = NJW 1999, 2731 = VersR 1999, 1241 – von niedergelassenem Gynäkologen hinzugezogenes pathologisches Institut ist nicht Erfüllungsgehilfe des Gynäkologen.
Ein niedergelassener Pathologe haftet nicht für eine Präparatverwechslung und eine hieraus resultierende Fehldiagnose des behandelnden Arztes, wenn Organisationsmängel nicht festgestellt werden können und eine Verwechslung der Probeentnahmen im Krankenhaus nicht gänzlich auszuschließen ist.
LG Essen, Urt. v.12.9.2012 – 1 O 247/11, MedR 2013, 183 – Verwechslung einer Gewebeprobe.
95  Allerdings kann den Arzt bzw. Krankenhausträger für Versagen in der Zusammenarbeit mit einer anderen Stelle eine vertragliche Haftungsverantwortung wegen eigener Koordinations- oder Kooperationsfehler auch dann treffen, wenn jene Stelle nicht als sein Erfüllungsgehilfe anzusehen ist.
BGH, Urt. v. 16.4.1996 – VI ZR 190/95, NJW 1996, 2429 = VersR 1996, 976 – Belegkrankenhaus gemeinsam mit dem Belegarzt;
BGH, Urt. v. 26.1.1999 – VI ZR 376/97, BGHZ 140, 309 = NJW 1999, 1779 = VersR 1999, 579 – Zusammenarbeit von Anästhesist und Ophthalmologen bei Schieloperation;
BGH, Urt. v. 16.5.2000 – VI ZR 321/98, BGHZ 144, 296 = NJW 2000, 2737 = VersR 2000, 1146 – Haftung des Belegkrankenhauses für Lücken in der ärztlichen Überwachung des Geburtsvorgangs.
96  Der Urlaubsvertreter des niedergelassenen Arztes haftet dem Patienten prinzipiell nur deliktisch, nicht vertraglich, sofern es um wirkliche Stellvertretung und nicht, wie regelmäßig, um Weiterverweisung des Patienten an die andere Praxis geht; der Vertretene haftet vertraglich über § 278 BGB für den Vertreter.
BGH, Urt. v. 13.1.1998 – VI ZR 242/96, NJW 1998, 1780 = VersR 1998, 457;
BGH, Urt. v. 16.5.2000 – VI ZR 321/98, BGHZ 144, 296 = NJW 2000, 2737 = VersR 2000, 1146;
BGH, Urt. v. 20.3.2007 – VI ZR 158/06, BGHZ 171, 358 = NJW 2007, 1682 = VersR 2007, 847;
OLG Düsseldorf, Urt. v. 15.11.1984 – 8 U 26/84, VersR 1985, 370;
OLG Hamm, Urt. v. 29.5.1985 – 3 U 176/84, NA-Beschl. v. 28.1.1986 – VI ZR 203/85, VersR 1987, 106;
OLG Oldenburg, Urt. v. 14.8.2001 – 5 U 36/01, VersR 2003, 375.
97  Ob der Vertretene für den Vertreter auch gemäß § 831 BGB haftet, wurde in der höchstrichterlichen und obergerichtlichen Rechtsprechung unterschiedlich beantwortet. Überwiegend wird die Verrichtungsgehilfeneigenschaft des Vertreters und damit auch eine deliktische Haftung des Vertretenen nach § 831 BGB bejaht.
BGH, Urt. v. 16.10.1956 – VI ZR 308/55, NJW 1956, 1834;
BGH, Urt. v. 10.3.2009 – VI ZR 39/08, NJW 2009, 1740 = VersR 2009, 784;
OLG Oldenburg, Urt. v. 14.8.2001 – 5 U 36/01, VersR 2003, 375;
dagegen BGH, Urt. v. 20.3.2007 – VI ZR 158/06, BGHZ 171, 358 = NJW 2007, 1682 = VersR 2000, 847.
98  Über die Rechtsfigur des voll beherrschbaren Risikos und die damit verbundene Beweislastumkehr (jetzt § 630h Abs. 1 BGB, vgl. näher Rz. 572) hat der BGH das Versagen technischer Apparate (OP-Instrumente, Beatmungs- und Bestrahlungsgeräte, Dialyseeinrichtungen) dem Gehilfenversagen im praktischen Ergebnis weitgehend gleichgestellt.
Anstaltskrankenhaus
99  Der Krankenhausträger haftet aufgrund eines totalen Krankenhausvertrages oder eines Krankenhausvertrages mit Arztzusatzvertrag (vgl. Rz. 31 ff) für den ärztlichen und nichtärztlichen Dienst einschließlich des Chefarztes als seine Erfüllungsgehilfen.
BGH, Urt. v. 18.6.1985 – VI ZR 234/83, BGHZ 95, 63, 67 ff = NJW 1985, 2189 = VersR 1985, 1043, 1045;
BGH, Urt. v. 19.2.1998 – III ZR 169/97, BGHZ 138, 91 = NJW 1998, 1778 = VersR 1998, 728;
BGH, Urt. v. 15.2.2000 – VI ZR 135/99, BGHZ 143, 389 = NJW 2000, 1782 = VersR 2000, 634 – für vom Krankenhaus hinzugezogenen niedergelassenen Consiliarius offengelassen;
BGH, Urt. v. 14.1.2016 – III ZR 107/15, NJW 2016, 3027 = VersR 2017, 825.
OLG Oldenburg, Urt. v. 12.10.1988 – 3 U 86/88, NA-Beschl. v. 4.7.1989 – VI ZR 318/88 = VersR 1989, 1300 – frei praktizierender Kinderarzt als Erfüllungsgehilfe des Krankenhauses;
OLG Stuttgart, Urt. v. 15.3.1990 – 14 U 38/87, NA-Beschl. v. 23.10.1990 – VI ZR 130/90, VersR 1992, 55 – frei praktizierender Augenarzt als Erfüllungsgehilfe des Krankenhauses;
OLG Hamm, Urt. v. 1.2.2006 – 3 U 182/05, VersR 2007, 1525 – Mitarbeiter eines Transportunternehmens sind Erfüllungsgehilfen des Krankenhauses beim Transport des Patienten in ein anderes Krankenhaus zur konsiliarischen Untersuchung;
anders bei endgültiger Verlegung des Patienten in ein anderes Krankenhaus.
100  Der selbstliquidierende Arzt hat in der stationären Krankenhausbehandlung für die ihm nachgeordneten Ärzte einzustehen, die ihm bei der Operation assistieren oder auf die er seine Aufgaben delegiert.
BGH, Urt. v. 30.11.1982 – VI ZR 77/81, BGHZ 85, 393 = NJW 1983, 1347 = VersR 1983, 244.
101  Die ärztliche Assistenz fremder Fächer dagegen erfüllt nicht die Vertragsaufgabe des selbstliquidierenden Arztes. Sie steht im Dienst des Krankenhausträgers und/oder der regelmäßig ebenfalls selbstliquidierungsberechtigten Abteilungsärzte des jeweils betroffenen Fachs (§ 16 Satz 2 BPflV, § 17 KHEntgG). Für die Fehler des fremden Fachs haftet der selbstliquidierende Arzt nur, wenn sie durch eigene Fehler in der Koordination, Kommunikation, Information gesetzt worden sind, für die er mitverantwortlich ist (vgl. Rz. 289).
102  Der nichtärztliche Pflegedienst ist im Bereich der Grund- und Funktionspflege nicht Gehilfe des liquidierungsberechtigten Arztes, sondern des Krankenhausträgers. Das gilt prinzipiell auch für die Behandlungspflege; die Durchführung seiner Anweisungen erfüllt Aufgaben des Krankenhausträgers. Anderes sollte für Tätigkeiten gelten, die, wie diejenigen der OP-Schwester, derart eng mit der ärztlichen Tätigkeit verzahnt sind, dass zuallererst der Arzt die Anweisungs- und...

Erscheint lt. Verlag 30.11.2017
Sprache deutsch
Themenwelt Recht / Steuern
ISBN-10 3-8145-5515-5 / 3814555155
ISBN-13 978-3-8145-5515-7 / 9783814555157
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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