Ein Buch, das nie erschien - vom System Gewalt gegen das Pferd (eBook)
136 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-6951-4879-0 (ISBN)
Regina Rheinwald ist Autorin, hat als Kind das Reiten begonnen, hat von Freizeit bis Turnier alles geritten, bildete Jungpferde aus und durch Menschen verdorbenen Pferden gab sie wieder eine Zukunft, bis eine Erkrankung sie vom Pferderücken holte. Die Höchststrafe, wie sie selbst sagt. Sie war Reitschulbesitzerin, hat mobil unterrichtet, hat ein Studium der Ethologie der Pferde an einer Schweizer Privatakademie absolviert und als Verhaltentherapeutin für Pferde gearbeitet. Regina Rheinwald schreibt Bücher und hat etliche Fachartikel in Pferdezeitschriften verfasst.
Punktieren, Löchern, Aufmachen:
Die Sporen
Bevor wir uns den Pferden zuwenden, stellen Sie sich einmal folgende Situation vor: Sie befinden sich bei einer Hundevorführung, vielleicht einem Agility-Turnier. Die Hundebesitzer beginnen, mit spitzen Gegenständen in die Rippen ihrer Hunde zu stoßen, um sie dazu zu bewegen, bestimmte Aufgaben schneller zu bewältigen. Die Hunde quietschen und jaulen vor Schmerz auf.
Ich glaube, wir sind uns einig, dass es einen Aufschrei geben, der Tierschutz (zu Recht!) auf den Plan gerufen würde und diese Form, Hunde zu einer Leistung zu motivieren, würde sehr schnell verboten.
Bei Pferden ist diese Form der „Hilfengebung“ völlig selbstverständlich. Weil sie nicht schreien oder auf andere Lautweise ihrem Schmerz Ausdruck verleihen können, meinen wir, dass ihnen die Sporen nichts ausmachen.
Wir sehen dieses Problem auch aus einem anderen Grunde nicht:
Wenn wir uns als Zuschauer auf einem Reitturnier befinden, sind wir erst einmal aus dem Grunde dort, um Spaß zu haben, die Atmosphäre zu genießen, vielleicht wegen der Spannung bei einem Springen oder um die Schönheit und die Anmut zu bewundern, die ein Pferd ausstrahlt, wenn es sein Können in der Dressur zeigt.
Auch ich genieße es in vollen Zügen, ein gut ausgebildetes Pferd mit einem guten Reiter oder einer guten Reiterin zu sehen.
Auf was aber achten Sie als Zuschauer nun, wenn Sie auf einem Reitturnier sind? Sehen Sie bei einem Springen zu, so werden Sie höchst wahrscheinlich darauf achten, ob eine Stange fällt, ob ein Pferd verweigert und wie schnell Reiter und Pferd den Parcours bewältigen.
Worauf man als Zuschauer halt nicht so sehr achtet, ist Folgendes: Wo befinden sich die Schenkel der Reiter vor, während und nach dem Sprung? Was machen die Reiter vor, während und nach dem Sprung mit den Zügeln? Was für ein Gebiss haben die Pferde überhaupt im Maul? Springt das Pferd mit schönem aufgewölbtem Rücken oder ist dieser durchgedrückt? Wie weit drückt der Fesselkopf bei der Landung nach unten durch?
Was sollen nun diese vielen Fragen?
Beginnen wir zunächst einmal mit der Lage der Schenkel. Achten wir einmal genauer darauf, werden wir feststellen, dass eine große Anzahl von Reitern nicht in der Lage ist, ihre Schenkel beim Springen korrekt am Pferd zu halten und die Absätze tief zu lassen.
Das wäre ja eigentlich nicht so schlimm, würde es sich lediglich um eine Frage des „Guten Aussehens“ handeln. Was aber bedeutet es für das Pferd? Vergessen wir nicht, dass an geschätzten 99% der Turnierreiterabsätze Sporen befestigt sind.
Ist ein Reiter nicht in der Lage, die Beine in korrekter Position zu halten und zieht er auch noch die Absätze hoch, so bohren sich die Sporen unabsichtlich in den Pferdebauch. Dummer Weise passiert dies meist beim Absprung oder über dem Hindernis.
Das Pferd wird also für braves Springen mit sich in seinen Bauch bohrenden Sporen belohnt. Verfeinerung der Hilfen? Dieses so oft herangezogene Argument, dass die Sporen die Hilfen verfeinern, zieht nun beim Springsport mit Sicherheit nicht. Hier geht es, mit Ausnahme der Stilspringprüfungen, um die schnellste Zeit und die wenigsten Abwürfe. Springreiter, denen es um die Verfeinerung ihrer Hilfen geht, werden wir vergeblich suchen …
Heftige, kurze Wendungen, nahezu alle durch starkes Ziehen an den Zügeln und den Einsatz der Sporen durchgeführt, Schnelligkeit und das Ziel des fehlerfreien Überwindens von Hindernissen lassen gar keinen Raum für feine Hilfen.
Der Reiter muss während seines Rittes zusätzlich noch auf so viele Dinge achten: Der Parcoursverlauf muss im Kopf sein, die Abstände zwischen den Hindernissen und damit die Anzahl der Galoppsprünge, die der Reiter sich vorher berechnet hat, er muss behalten, zwischen welchen Hindernissen er welchen kürzesten Weg nehmen wollte und welche Hindernisse sein Pferd besonders ungern springt. Den möchte ich sehen, der von sich behauptet, er achte bei all diesen Aufgaben, die er zu bewältigen hat, auf die Verfeinerung seiner Hilfen …
… und auch dieses Risiko trägt das Pferd im Springparcours ganz allein … Die Verletzung entstand in einem S-Springen.
Und selbst, wenn sich jemand das Ziel der Verfeinerung seiner Hilfen auf seine Fahnen geschrieben haben sollte, dieser Reiter würde die Sporen dorthin werfen, wohin sie gehören: In die Tonne!
Aber auch in der Dressur gibt es leider viel zu viele unschöne Bilder:
Hier landet einer der Sporen tief zwischen den Rippen. Was auf der anderen Seite des Pferdes passiert, können wir nur ahnen …
Trotz schlechter Fotoqualität gut zu erkennen: Haut und Fell werden vom Sporn mehrere Zentimeter hochgezogen. Der Sporn ist regelrecht eingehakt …
Wozu sind die Sporen eigentlich gedacht?
Viele Reiter antworten darauf: „Zur Verfeinerung der Hilfen“. Die Erfahrung aus meiner jahrzehntelangen Praxis zeigt, dass dieser Satz viel zu oft missverstanden wird. Fragt man einmal nach, wie diese „Verfeinerung der Hilfen“ denn genau vonstatten geht, folgt oftmals Schweigen oder die Reiter glauben, dass sie durch den Umstand, dass die Sporen ja einen viel stärkeren Reiz auf den Bauch des Pferdes ausüben als die Schenkel, nur noch minimal zu treiben bräuchten. Dies wird dann als Verfeinerung der Hilfen verstanden.
Leider ist dies grundlegend falsch, was wir aber nur selten den Reitern selbst anlasten können, sondern wohl eher ihren Trainern. Wenn ich einen Reitlehrer auf einem Vorbereitungsplatz brüllen höre: „Rechter Sporen! Rechter Sporen!“, dann kann der leichtfertige Umgang und selbstverständliche Einsatz dieser Hilfsmittel nicht mehr wundern.
Schon die Kleinsten, bei denen von einem unabhängigen Sitz oder wirklicher Einwirkung auf ihr Pferd nun wirklich noch nicht die Rede sein kann, selbst sie bekommen die spitzen oder runden „Bohrer“ an ihre Reitstiefel geschnallt.
Die Sporen sind eigentlich als eine Verstärkung der treibenden Schenkel (Das sind die Waden!!!) gedacht, genauso wie die Gerte, die kein Strafinstrument ist. Nimmt ein Pferd die treibenden Schenkel nicht an, so kann man es mit der Gerte touchieren oder eben mit den Sporen piksen. Das Pferd lernt dadurch, lieber sofort auf die feinen Hilfen mit den Waden zu reagieren und dadurch kommt es zu der gewünschten „Verfeinerung der Hilfen“.
Im Gegensatz zur Gerte lehne ich persönlich den Einsatz von Sporen grundsätzlich ab. Ein Tier mit einem mehr oder weniger spitzen Gegenstand in, bzw. zwischen die Rippen zu piksen, gehört verboten. Eine Gerte kann man gezielt und so dosiert einsetzen, dass sie lediglich als Verstärkung der treibenden Hilfen angewendet werden kann. Ein übermäßiger Einsatz wird sofort für jeden sichtbar und hörbar und löst zumindest Unbehagen bei Menschen aus, die dies sehen. Eine gute Grundlage, das Strafen mit der Gerte noch viel stärker zu sanktionieren.
Treffer – Versenkt! Entschuldigung, aber hier geht nur noch Sarkasmus. Man beachte die Reaktion der Bauchmuskeln, die als Reaktion auf den Sporn tief eingezogen sind.
Bei den Sporen jedoch sieht das ganz anders aus. Ihr Einsatz ist kaum sichtbar, wenn er schnell erfolgt. Selbst ein dauerhafter Einsatz wird leicht übersehen, weil kaum jemand auf die Füße des Reiters starrt, sondern auf das Pferd insgesamt und auf das, was Reiter und Pferd allgemein gerade so zeigen, sei es Dressur oder Springen oder, oder, oder …
… und wieder landet ein Sporn zwischen den Rippen …
Noch schlimmer ist die Tatsache, dass kaum jemand einen absolut unabhängigen Sitz beherrscht und selbst wenn, gibt es immer wieder Situationen, die selbst den besten Reiter aus dem Gleichgewicht bringen können und in diesen Momenten beherrscht er auch seine Beine nicht mehr so wie er möchte und schon landen die Sporen ungewollt im Bauch.
Besonders abstoßend ist das Strafen mit den Sporen, das man immer wieder beobachten kann. Dabei werden zunächst einmal die Zügel angenommen, damit das Pferd bei dem, was als nächstes passiert, nicht vor Schrecken und Schmerz panisch die Flucht ergreift, dann werden die Beine so weit wie möglich vom Bauch des Pferdes abgespreizt, um die Sporen anschließend mit aller Kraft ein- oder mehrmals kurz in den Bauch zu rammen. Das geht sehr schnell, meist schaut der Reiter kurz vorher in die Runde, ob er unbeobachtet ist, und deshalb habe ich es noch nie erlebt, dass so etwas geahndet wurde …
Aber ob gewollt oder ungewollt: Für das Pferd sind Sporen höchst unangenehm bis schmerzhaft.
Sicherlich gibt es Meister der Reitkunst, die Sporen tatsächlich so fein einsetzen können, dass sie die Versammlung des Pferdes dadurch zur Vollendung bringen, aber um diese Meister der Reitkunst geht es in diesem Buch nicht.
Es geht um das Leid, dass Tausenden von Pferden angetan wird, weil nahezu jeder Sporen benutzt.
Die Haut der Pferde ist so feinfühlig, dass sie...
| Erscheint lt. Verlag | 21.10.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| ISBN-10 | 3-6951-4879-9 / 3695148799 |
| ISBN-13 | 978-3-6951-4879-0 / 9783695148790 |
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Größe: 21,1 MB
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