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Norwegenfieber -  Angelika Roselstorfer,  Dietmar Roselstorfer

Norwegenfieber (eBook)

Fjorde und Fjells
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
192 Seiten
myMorawa von Dataform Media GmbH (Verlag)
978-3-99110-813-9 (ISBN)
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Nach ihrer ersten Motorradreise zum Nordkap besuchen Angelika und Dietmar Roselstorfer erneut Norwegen und diesmal ist der Weg das Ziel. Nach vielen Motorradreisen wagen sie wieder den Sprung in den hohen Norden. Wieder besuchen sie bekannte Plätze und finden dabei neue Abenteuer. Eine schön bebilderte Reiseerzählung, die Mut macht, die Trampelpfade zu verlassen. Noch ehrlicher, noch emotioneller, noch persönlicher!

Dietmar und Angelika Roselstorfer stammen aus Oberösterreich und Wien. Sie sind seit 2005 verheiratet und leben ihre Leidenschaft für das Motorradreisen seitdem gemeinsam. Derzeit leben und arbeiten sie in Wien. Schon lange träumten sie davon, viele Länder zu bereisen, ihre Erlebnisse zu beschreiben und dabei ihre Begeisterung für Geschichte und Kultur der bereisten Länder und ihre Erfahrungen zu teilen. Im Jahr 2015 haben sie sich diesen Wunsch mit einer Webseite über ihre Reisen erfüllt. Ihre Reiseberichte sind emotionell, ehrlich und laden zum Mitreisen ein. Sie fangen die Höhen und Tiefen des Motorradreisens ehrlich und schonungslos ein und beschönigen nichts.

Grindsted – Hirtshals - Mandal (337 km)

Wir frühstücken in der wohnlichen Gemeinschaftsküche zwei Rosinenbrötchen mit guter dänischer Butter und selbstgemachten Kaffee und plaudern noch mit der netten Gastgeberin, die gelassen ihren Tee schlürft, während ein halbes Dutzend polnische Kinder um sie herumlärmt. Sie empfiehlt uns einen Besuch von "Legoland", ganz in der Nähe. Schon angesichts der vielen grellbunten Plakate in dieser Gegend sind wir gestern auf diesen Vergnügungspark aufmerksam geworden12.

Das Packen dauert ein wenig, wir haben noch nicht die gute Urlaubsroutine, aber um 9.45 Uhr lenken wir die beiden Transalps aus dem blumengeschmückten Innenhof. Es ist bewölkt bei angenehmen 19°C, als wir die Route 30 nach Osten einschlagen, um "Legoland" zu sehen. Es ist nur eine kurze Fahrt nach Billund und man kann es neben dem Flughafen wirklich nicht übersehen! Vor unseren erstaunten Augen eröffnet sich eine schier gigantische Anlage, ganz aus bunten Legosteinen. Mount Rushmore, den man vom Eingang aus erkennt, scheint Originalgröße zu haben! Hier sind also die ganzen Menschen, die wir gestern auf den ausgestorbenen Ebenen vermisst haben! Unglaublich, was hier an einem Montagvormittag im Juni los ist! Eng an eng drängen sich die Massen um die bunten Kassenhäuschen und wir stehen mit unseren Hondas überall im Weg. Für Kinder muss das ein Paradies sein, doch diese Zeiten sind für uns lang vorbei und uns geht der Trubel auf die Nerven. Wir wenden und flüchten, so schnell es die achtlos umherlaufenden Fußgänger zulassen.

Wir nehmen die Route 18 und erreichen nach etwa 100 Kilometern die Kleinstadt Viborg. Die Straßen erreichen eine neue Dimension von "platt" aber das irritiert uns längst nicht mehr! Es hat doch eigentlich eine schöne Seite, so langsam und immer geradeaus dahin zu fahren und seinen Gedanken nachzuhängen? Motorradreisen in Zeitlupe. Langweilig aber sehr meditativ! Die Landschaft trägt alle Grüntöne und die endlosen Felder scheinen ganze Kontinente ernähren zu können. Ab und zu sehen wir kleine gepflegte Häuschen und eine Herde schwarzweiße Rinder. Als bei Viborg die Sonne heraus kommt und die Wolken auflöst, hat es schnell 28°C. Bei uns meldet sich der Hunger, aber wir wollen noch ein Stück weiter kommen. Die Straßen werden abwechslungsreicher und wir sind mittlerweile dankbar für jede schattenspendende Nadelbaumreihe am Straßenrand, als wir nach 50 Kilometern in Aars ankommen. Obwohl das ein größerer Ort mit etwa 8.000 Einwohnern und einem Industriegebiet ist, wirkt alles hier so leicht und luftig! Das muss wohl an den Häusern liegen, die hier den 1. Stock niemals überschreiten; meistens sind sie ebenerdig. Hier finden wir einen ansprechenden Rastplatz unter hohen Bäumen!

Im Schatten machen wir auf einer gemütlichen Holzbank länger Pause, essen ein paar Kekse und trinken von unserem guten Brause-Elixier13, um wieder Kraft zu sammeln. Es ist wirklich heiß geworden und wir ziehen unsere Pullover aus. Wir vereinbaren die Route 29, um in den Norden zu kommen. Wir wollen sehen, was in der Jammerbucht los ist! Woher hat die nur ihren traurigen Namen14, der auf Dänisch übrigens genauso lautet? Die Strecke wird nun immer interessanter, kleine Wäldchen wechseln mit hohen Baumgruppen und nach 25 Kilometern fahren wir im strahlenden Sonnenschein über die hübsche Aggersund-Brücke über den in seinem Blassblau malerischen daliegenden Limfjord. Wir halten kurz für ein Foto an: Uns fallen die weitläufigen gelben Sandbänke auf, das Wasser muss hier sehr flach sein!

Ein besorgter Blick auf die Tankanzeige lässt uns hoffen, dass wir in Fjerritslev, der nächsten größeren Häuseransammlung auf der Karte, die von uns recherchierte Tankstelle finden! Wir kurven in den Ort hinein und haben Glück! Fjerritslev ist zwar nur ein verschlafenes Nest in der staubigen Sommerhitze und wir treffen an diesem Montagnachmittag keine Menschenseele, aber die winzige Automatentankstelle akzeptiert unsere VISA-Karten ohne Mucken. Was für eine Erleichterung! Aber Hunger haben wir immer noch.

Wir nehmen die Route 11 ostwärts und es geht jetzt tatsächlich gemächlich leichte Hügel bergauf und bergab. Wir sehen zahlreiche hübsche Badeorte an den weitläufigen Stränden Jütlands, die den Schildern nach zu schließen auch mit Autos befahren werden dürfen. Nichts an diesem Tourismusgebiet erinnert an die furchtbare Geschichte vieler toter Seeleute. Als wir diesen Gedanken nachhängen, steigt Angelika plötzlich hart in die Eisen. Da ist eine CircleK-Tankstelle am linken Fahrbahnrand! Großartig! Die erste CircleK dieses Urlaubs! Wie haben wir voriges Jahr unseren Jahresbecher mit Gratisgetränken in Norwegen geliebt und natürlich wartet er längst im Top-Case auf seinen ersten Einsatz15!

Unsere Freude ist ebenso groß wie unsere Enttäuschung, dass der Jahresbecher in Dänemark nicht gilt und es auch keine Hotdog-Theke gibt, wie wir sie in Norwegen lieben gelernt haben. Obwohl wir einander nicht verstehen können, muss der betagte Herr an der Kassa lachen. Er hat wohl verstanden, um was es uns geht! Eilfertig bietet er uns warme "Pølsehorn" an.

Wir sind sofort wieder versöhnt: Kleine Würstchen mit einem Spritzer Ketchup in Blätterteig eingebacken um etwa 1 EUR pro Stück! Wir lassen uns eine größere Menge einpacken. Diese Leckerei, die in Österreich „Würstel im Schlafrock“ heißt, wird uns diesen Urlaub noch oft begegnen und immer wieder die gleiche Begeisterung hervorrufen!

Nach dieser Stärkung brausen wir ambitioniert die Route 55 weiter bis Vittrup. Die Straße legt sich hier in sehr langgezogene Kurven und uns fallen die makellos sauberen Siedlungen auf, deren Häuser in blendendem Weiß getüncht sind. Uns gefällt die Landschaft Nordjütlands! Nur zwei Kilometer nach Vittrup biegen wir scharf links in den Lønstrupvej ein. Hier steht kein Wegweiser, aber ein Blick auf die Karte zeigt, dass hier ein guter Weg zum Leuchtturm verläuft.

Leuchtturm? Noch knapp fünf Kilometer auf diesem kleinen „Single-Track“ durch winzige Siedlungen und schon sind wir da! Wir holpern über tiefe Schlaglöcher auf den staubigen Parkplatz beim "Rubjerg Knude Fyr16". Es hat mittlerweile 30°C und uns ist heiß. Wir sind rechtschaffen müde, als wir uns einen schönen Pausenplatz im weichen Gras suchen. Der Hitze fordert nun ihren Tribut! Das kleine Museum hat leider heute geschlossen, aber das stört uns nicht. Wir haben uns über die Verhältnisse hier bereits vorab informiert und kennen die Geschichte von Wanderdüne und Leuchtturm schon. Die Ruhe hier ist unbeschreiblich, nur ab und zu kommt ein lautstark summendes Insekt vorbei.

Während wir im kühlen Schatten eine lange Pause machen und die Blumen beobachten, stört eine Touristenfamilie im Trainingsanzügen mit ihrer breit bereiften Kilometerleiche unsere Kreise. Das Oberhaupt widmet sich hysterisch keifend ihrem Angetrauten, während sich die Tochter trotzig weigert, hier das WC zu benutzen. Er hatte mit Vollgas und quietschenden Reifen das aussagekräftige Schlagloch an der Parkplatzeinfahrt übersehen und wahrscheinlich den ganzen Unterboden aufgeschlitzt. Knapp bevor uns ihre überlaute Streiterei zu nerven beginnt, steigen die Bedauernswerten wieder ein und holpern mit ihrer leidgeprüften Karre auch schon weiter. "Schönen Urlaub!" rufen wir ihnen kopfschüttelnd nach.

Aber zurück zum Leuchtturm! Wir sollten ihn in seiner letzten Lebensphase besichtigen, denn Dänemark hat ihn nach 68 Jahren Tätigkeit aufgegeben. Er wird vielleicht schon 2019 Jahr die Steilküste hinunterstürzen, denn er steht nur mehr wenige Meter von der Wasserkante entfernt auf seiner Klippe. Die traurige Geschichte dahinter ist unheimlich! Die große Wanderdüne, die dort alles plattwalzt, hat den Leuchtturm bereits passiert und macht sich nun daran, ein Haus nach dem anderen zu verschlingen. Nichts, rein gar nichts kann man dagegen tun, man hat alles versucht. Wir sind sprachlos. Eine unglaubliche Story!

Dennoch ist uns einfach zu heiß, in Motorradklamotten 500 Meter einen instabilen Sandberg hinauf zu hecheln. Auch wenn dieses Naturschauspiel bald nicht mehr möglich sein wird17. Aber immerhin machen wir ein paar Fotos aus der Ferne und sind beeindruckt vom Anblick der goldgelben Rubjerg Knude, die hier so endgültig zerstörerisch wirkt.

Die letzten 40 Kilometer bis Hirtshals sind schnell erledigt. Uns gefällt der weitschweifende Blick über den Hafen, wenn man über die Route 55 ankommt. Warum auch immer, aber wir haben uns die Anlage kleiner vorgestellt! Alles ist wunderbar beschriftet und mit unseren Online-Tickets geht das Einchecken sehr schnell. Wir nehmen um Punkt 17.00 Uhr Aufstellung in der Wartespur. Viele Autos sind da, auch einige Motorradfahrer aus Deutschland. Es ist furchtbar heiß auf der unendlichen dunkelgrauen Asphaltfläche und wir sind froh, bald an Bord...

Erscheint lt. Verlag 11.11.2020
Sprache deutsch
ISBN-10 3-99110-813-5 / 3991108135
ISBN-13 978-3-99110-813-9 / 9783991108139
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