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Material Matters (eBook)

Wie eine neu gedachte Circular Economy uns zukunftsfähig macht | Die Antwort auf die Klimakrise ist die Kreislaufwirtschaft
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
280 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-2654-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Material Matters -  Sabine Oberhuber,  Thomas Rau
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Müll = Material ohne Identität  Unsere gegenwärtige Wirtschaftsform ist eine Einbahnstraße. Ein System, das nach dem Prinzip: 'Rohstoffe gewinnen, verarbeiten, gebrauchen und wegwerfen' funktioniert, hat sich von dem fundamentalen Gesetz des Lebens und der Erde entfernt - der Endlichkeit. Wollen wir uns und unserem Planeten eine Zukunft ermöglichen, muss es eine echte Alternative zu unserer Raubbaugesellschaft geben. Thomas Rau und Sabine Oberhuber präsentieren ein zukunftsweisendes Wirtschaftsmodell, in dem der Konsument nicht länger Eigentümer, sondern Benutzer ist und Abfälle der Vergangenheit angehören. Sie zeigen, dass in endlichen Ressourcen das Potential der unbegrenzten Möglichkeiten schlummert. Davon profitieren alle: die Konsumenten, die Produzenten und die Erde. Eine Utopie? Keineswegs. Die Autoren behaupten nicht nur, dass ihr Modell der Kreislaufwirtschaft funktioniert. Sie praktizieren es bereits. Stimmen zum Buch:  »Dieses Buch bietet eine zugängliche und praktische Vision der Circular Economy aus der Sicht von zwei Menschen, die eine Schlüsselrolle bei ihrer Verwirklichung gespielt haben und weiterhin spielen.« Dame Ellen Mac Arthur, Gründerin der Ellen Mac Arthur Foundation  »Die Produkte von heute sind die Ressourcen von morgen, wenn wir sie intelligent nutzen. Dieses Buch zeigt uns den Weg.« Prof. Dr. h.c. Walter R. Stahel, Member of the Club of Rome, Founder-Director des Product-Life Institute Geneva »Dieses Buch ist eine mutige Vision und eine Gebrauchsanweisung für eine Ökonomie im 21. Jahrhundert, ein Aufrüttler.« Prof. Dr. Martin R. Stuchtey, Universität Innsbruck, Gründer und Managing Partner von SYSTEMIQ  »Ein wichtiger Weckruf gegen den Irrtum des Postmaterialismus und gegen ein blindes Weiter so.« Prof. Dr. Günther Bachmann, Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung »Dieses Buch unterbreitet interessante Vorschläge, wie sich die Volkswirtschaft auf tatsächlich nachhaltigen Konsum ausrichten ließe und effektive Kreislaufwirtschaft funktionieren kann. Lesenswert!« Prof. Dr. Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung »Energie, Verkehr und Umwelt« am Deutschen Institut fu?r Wirtschaftsforschung (DIW)  »So spannend und verständlich wurde die Nutzen-statt-besitzen-Story bislang nirgends erzählt.« Prof. Dr. Niko Paech, führender Verfechter der Postwachstumsökonomie

Sabine Oberhuber (Dipl. Betriebswirtin), gründete zusammen mit Thomas Rau Turntoo. Eines der ersten auf die Kreislaufwirtschaft spezialisierten Unternehmen der Welt, das Unternehmen bei der Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen unterstützt. Sabine Oberhuber studierte an der Freien Wilhelms Universität in Münster und der ESCP European Business School.

Sabine Oberhuber (Dipl. Betriebswirtin), gründete zusammen mit Thomas Rau Turntoo. Eines der ersten auf die Kreislaufwirtschaft spezialisierten Unternehmen der Welt, das Unternehmen bei der Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen unterstützt. Sabine Oberhuber studierte an der Freien Wilhelms Universität in Münster und der ESCP European Business School. Thomas Rau wird gern der radikale Baumeister der Niederlande genannt. Der deutsche Architekt ist seit Jahrzehnten auf dem Gebiet des nachhaltigen und energieproduzierenden Bauens führend und hat das Modell der Kreislaufwirtschaft zu seinem Kernthema gemacht. 2012 baute er mit seinem Büro Europas erstes Gebäude, das nach diesem Prinzip funktioniert. 2016 war er für den Fortune CircularLeadership Award des Weltwirtschaftsforums nominiert.

Take, make and waste – System der Endlichkeit

Wir leben in einer Zeit schneller Veränderungen. Kein Tag vergeht, an dem wir nicht das Abbröckeln vertrauter Sicherheiten erleben und Dinge, die wir bislang für unmöglich ge halten haben, als neue Realität akzeptieren müssen: ganze Gesellschaften, werden wegen eines Virus in den Lockdown geschickt, unsere jahrzehntelang so sicher geglaubte demokratische Grundordnung erscheint von Jahr zu Jahr weniger selbstverständlich. Die Corona-Krise und die Flutkatastrophe des Sommers 2021 haben deutlich gemacht, dass sich alles schlagartig ändern kann. Aber war und ist dies alles wirklich so überraschend? Oder haben wir nicht in Wahrheit die zugrunde liegenden Ursachen schlichtweg übersehen, die Vorzeichen negiert? Schon seit Langem gibt es dringende Probleme in unserer globalisierten Gesellschaft, die wir systematisch ausblenden. Solange die Konsequenzen nicht direkt vor unserer Nase stehen, erlauben wir uns, sie zu vernachlässigen. Warnungen von Wissenschaftlern über den Klimawandel, Migrationsströme oder das Auseinanderfallen unserer Gesellschaft gibt es schon seit Jahrzehnten.

Doch erst wenn die Probleme so drastisch und aktuell werden, dass sie unseren Alltag erreichen, sind wir zum Handeln bereit. Aber dann ist es für eine adäquate Antwort meist zu spät. In Holland sagt man in einem solchen Fall: Die Kaimauer wendet das Schiff.

Das gilt vor allem für die ökologische Krise, die sich schon seit einem halben Jahrhundert ankündigt und von Jahrzehnt zu Jahrzehnt und inzwischen von Jahr zu Jahr immer dringlicher wird. Bisher erreichte sie uns meist nur über einen Bildschirm als Nachricht über Wirbelstürme, Waldbrände oder Überschwemmungen in für uns weit weg gelegenen Teilen der Erde, nur um dann sehr schnell wieder im Trubel und in der Kurzatmigkeit unserer medialen Welt unterzugehen. Der Sommer 2021 hat deutlich gemacht, dass die durch den Klimawandel bedingten Naturkatastrophen nicht vor unseren Haustüren haltmachen werden.

Inzwischen ist es offensichtlich: Die großen globalen Herausforderungen hängen mit unserem Wirtschaftssystem zusammen, das angeblich komplex, aber in Wahrheit unglaublich simpel organisiert ist, nämlich linear. Wir kennen immer nur eine Richtung: Rohstoffe gewinnen, gebrauchen und schließlich wegwerfen – take, make and waste. Es ist dieses Prinzip, das nicht nur zu einer gigantischen Verschwendung von Rohstoffen, sondern auch zu Klimawandel und einer zunehmenden Zerstörung von Ökosystemen führt.

Unser Wirtschaftssystem ist ausgerichtet auf kontinuierliches Wachstum. Unser Wohlstand hängt davon ab, dass Produkte in stets größeren Mengen konsumiert werden.

Deshalb wird die Lebensdauer von Produkten mittlerweile künstlich verkürzt. Unser Smartphone ist nach einem Jahr schon nicht mehr up to date, ein Drucker gibt nach einer festgelegten Anzahl von Kopien den Geist auf, und mit den Schuhen der letzten Saison macht man sich dieses Jahr lächerlich.

Durch immer schneller wechselnde Modetrends werden Konsumenten gezwungen, sich jede Saison etwas Neues anzuschaffen. Das gilt nicht nur für Kleider, die mit der Mode kommen und gehen, Stichwort »Fast Fashion«. Das gilt inzwischen auch für einst generationenüberdauernde Güter wie Möbel oder Geräte. Ob Kühlschrank oder Kleiderschrank – alles muss nicht nur funktional, sondern auch »trendy« oder »up to date« sein. Technisch haben sich Thermoskanne, Toaster und Kaffeemaschine seit Jahrzehnten nicht wirklich fortentwickelt; trotzdem werden Jahr für Jahr alte Geräte durch neue ersetzt. Nicht nur weil sie kaputt oder dysfunktional wären, sondern weil sie nicht mehr gefallen. Und immer öfter und immer schneller veralten Produkte durch »Innovationen«, die gar keine sind – vor allem in der IT-Welt zwingen datenmäßig aufgeblasene Software-Updates die Verbraucher irgendwann dazu, ein neues Gerät zu kaufen, obgleich das alte noch wunderbar seinen Dienst getan hat. Und wie viele Geräte landen im Müll, einfach weil ein winziges Ersatzteil fehlt – oder eine Reparatur schlichtweg nicht möglich ist, weil die Produkte absichtlich so konstruiert wurden, dass sie nicht zu reparieren sind?!

Das gilt auch für das Wirtschaftssystem selbst. Wir können es nicht durch geringfügige Verbesserungen »reparieren«. Wir müssen es austauschen. Es ist notwendig, das Wirtschaftssystem grundlegend anders zu organisieren.

Die Erde ist ein geschlossenes System. Unser Verbleib hier ist zeitlich begrenzt. Anstatt ein System zu nutzen, das das Fortbestehen von uns selbst und vieler anderer Wesen auf diesem Planeten in Gefahr bringt, müssen wir umdenken. Das wichtigste Ziel der Ökonomie muss dabei sein, die Wertschöpfung vom steigenden Verbrauch an Rohstoffen zu entkoppeln. Dafür sollten wir uns drei Erkenntnissen nicht länger entziehen:

Erkenntnis 1: Eigentum bedeutet Verantwortung

Wer heute etwas kauft, übernimmt ungefragt eine Verantwortung, die er oder sie gar nicht tragen kann. Wir erwerben – ohne es zu wollen und meist ohne es zu merken – nicht nur das, was wir zu kaufen glauben, sondern auch allerlei Dinge, die wir gar nicht wahrnehmen.

Wenn beispielsweise der Laptop, auf dem dieses Buch geschrieben wird, eines Tages nicht mehr funktioniert, dann haben wir nur eine Möglichkeit: Wir tragen ihn zu einem Wertstoffhof, wo wir hoffen müssen, dass das Gerät richtig »entsorgt« wird. Aber schon in diesem Wort liegt das Problem! Das Gerät ist voller wertvoller Materialien1, für deren Erhalt wir sorgen müssten. Wir selbst aber sind mit einem verantwortungsvollen Umgang vollständig überfordert. Als individuelle Nutzer können wir nicht Sorge tragen für alle Materialien, die in diesem Laptop verarbeitet sind. Wir können schon gar nicht für ihre Wiederverwendung sorgen. Ja, schlimmer noch: Wir wissen meist noch nicht einmal, welche Rohstoffe oder Materialien sich in dem Laptop befinden, geschweige denn was ihre Eigenschaften sind. Dafür sind wir außerstande, langfristig die Verantwortung zu übernehmen.

Selbst wenn wir ahnen, dass manches im Innern der Geräte versteckt ist, das nicht kompostierbar ist. Selbst wenn wir auch ahnen, dass manches darin für die Verbrennung auf der Mülldeponie viel zu schade ist. Selbst wenn wir obendrein ahnen, dass manches hochgiftig oder für die Flora und Fauna, für die Menschheit oder das Klima gefährlich ist, sobald es in Kontakt mit ihr kommt.

Eigentum verpflichtet, steht im deutschen Grundgesetz. Aber wir kommen dieser Pflicht nicht nach, weil wir es nicht können.

Wir ahnen das. Wir wissen das. Aber wir wollen es nicht wahrhaben. Weil wir überfordert sind.

Diesem Dilemma könnten wir durch einen Systemwechsel entkommen. Ein System, in dem Produzenten verantwortlich für ihre Produkte bleiben, verbindet etwas, das im Sinne des Planeten verbunden gehört: die Macht zur Gestaltung des Produktes zum einen und die Verantwortung für das Material zum anderen. Die Hersteller eines Produkts wissen sehr genau, welche Rohstoffe sie dafür verwenden. Wenn sie die Verantwortung für den weiteren Lebensweg der Rohstoffe nicht durch den Verkauf an ihre Kunden wegdelegieren könnten, sondern dafür verantwortlich blieben – dann würden und müssten sie sich überlegen, wie sie mit ihrer Verantwortung umgehen können. Es würde quasi von selbst ein Wirtschaftsmodell entstehen, in dem wertvolle Materialien nicht länger als Abfall verloren gehen, sondern in kontinuierlichen Kreisläufen zirkulieren.

Ein solches System würde automatisch zu einem anderen Umgang mit Eigentum führen – nämlich insofern, als wir nicht Eigentümer eines Gegenstands werden, sondern nur das Gebrauchsrecht dafür erwerben. Vereinfacht gesagt: nutzen statt kaufen. Für ein solches System brauchen wir demnach nicht nur anderes Produktdesign und andere Produktionswege, sondern ganz neue Geschäftsmodelle.

Erkenntnis 2: Wir besitzen alle Dinge nur auf Zeit

Wir sollten uns nachdrücklich bewusst machen, dass wir die meisten Produkte und also auch alle damit verbundenen Rohstoffe lediglich für sehr kurze Zeit gebrauchen. Das gilt – von einer größeren Perspektive aus gesehen – selbstverständlich auch für Produzenten, die genau wie jeder einzelne Konsument mit der Verantwortung für das Eigentum – langfristig – überfordert sind. Aus Erdöl wird Schaumstoff, aus Schaumstoff ein Sitz, aus dem Sitz ein Wagen, aus dem Wagen ein Zug und aus dem Zug ein Verkehrsnetz. Ständig wechseln die Eigentümer.

Die Frage liegt auf der Hand: An welche Stelle gehört das Eigentumsrecht auf Material? Durch die ganze Produktionskette hindurch, von der Mine bis zum Endverbraucher – wo kann das Eigentumsrecht am besten mit Verantwortungspflicht kombiniert werden?

Und noch eine Frage liegt auf der Hand: Wo halten wir fest, welche Rohstoffe in einem Produkt enthalten sind? Für die konsequente Registrierung von Material brauchen wir eine Art »Materialpass«. Rohstoffe werden als wertvolle Identität erfasst. Denn das, was wir gemeinhin als »Abfall« bezeichnen, ist de facto nichts anderes als eine Ansammlung von »Rohstoffen ohne Identitätsbeweis«.

Der heutigen Wert-Schöpfungskette, die im gegenwärtigen System de facto eine Wert-Vernichtungskette ist, wird damit eine Wert-Erhaltungskette hinzugefügt, was zu einer fundamentalen Veränderung des gesamten Systems führt. Wer diesen Gedanken konsequent weiterdenkt, kommt bald zum Kern unseres »Turntoo«-Modells: Nicht nur Produkte, sondern auch alle Materialien sind ein Service, eine Dienstleistung, die wir uns wechselseitig zur Verfügung stellen.

Erkenntnis 3: Der Kopf ist rund, die Erde eine Kugel
und die...

Erscheint lt. Verlag 29.11.2021
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Beruf / Finanzen / Recht / Wirtschaft Wirtschaft
Naturwissenschaften Biologie
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Wirtschaft Allgemeines / Lexika
Wirtschaft Betriebswirtschaft / Management
Schlagworte Circle Economy • Cradle to Cradle • Konsum • Konsumentenverhalten • Kreislaufwirtschaft • Mataster • Materialpass • Nachhaltigkeit • Obsoleszenz • Ökologie • Postwachstum • product as a service • Ressourcen • Rohstoffe • Service als Dienstleistung • Sollbruchstellen • Utopie • Verantwortung • Wegwerfgesellschaft • Wiederverwertung • Wirtschaftsmodell • Zukunft
ISBN-10 3-8437-2654-X / 384372654X
ISBN-13 978-3-8437-2654-2 / 9783843726542
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