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Alles Geruchssache (eBook)

Wie unsere Nase steuert, was wir wollen und wen wir lieben
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
272 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99657-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Alles Geruchssache -  Bettina M. Pause,  Shirley Michaela Seul
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Wenn wir auf andere Menschen treffen, wechseln wir nicht nur Worte und Blicke, sondern tauschen auch über unseren Geruchssinn zahlreiche Informationen aus. Diese Form der Kommunikation passiert meist völlig unbewusst, obwohl sie unsere Wahrnehmung und unser Verhalten ganz wesentlich steuert. Über die Nase erkennen wir zum Beispiel, ob unser Gegenüber wütend ist oder ängstlich, gesund oder krank. Unsere Fähigkeiten auf diesem Gebiet sind überraschend ausgeprägt: Wir können eine Billion Gerüche unterscheiden, aber nur fünf Millionen Farben. Die renommierte Geruchspsychologin Bettina Pause gibt Einblick in die neuesten Erkenntnisse ihrer bahnbrechenden Forschung und zeigt, warum wir im Alltag viel häufiger unserer Nase vertrauen sollten.

Bettina M. Pause studierte Psychologie an der Universität Kiel und promovierte dort. Zehn Jahre später folgte die Habilitation über den 'Zusammenhang von Geruch und Emotion' - das Thema ist bis heute einer ihrer Forschungsschwerpunkte. 2005 wurde sie als Professorin für Biologische Psychologie und Sozialpsychologie an die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf berufen.

Bettina Pause studierte Psychologie an der Universität Kiel und promovierte dort 1994. Zehn Jahre später folgte die Habilitation über den "Zusammenhang von Geruch und Emotion" – das Thema bildet bis heute einen ihrer Forschungsschwerpunkte. Nach mehreren Forschungsaufenthalten in den USA und Kanada wurde Bettina Pause 2005 als Professorin für Biologische Psychologie und Sozialpsychologie an die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf berufen. Shirley Michaela Seul, geboren 1962, hat zahlreiche erfolgreiche Bücher in verschiedenen Genres veröffentlicht, darunter Sachbücher, Ratgeber und Krimis.

Der Geruchscode


Ohne Ihre Nase könnten Sie dieses Buch nicht lesen. Ohne Gerüche könnten wir Menschen nicht fühlen, erinnern oder sprechen. Wir wären maximal auf einem Entwicklungsstand wie Schwämme, Würmer, Insekten und Quallen.

Unser Alltag ist von Gerüchen geprägt, jedoch nehmen wir nur den geringsten Teil davon bewusst wahr. Deshalb merken wir nicht, dass wir sozusagen an der Nase herumgeführt werden. Wir halten uns für vernünftig, weitsichtig, logisch, und wenn wir Entscheidungen fällen, glauben wir, wir hätten sie gewissenhaft durchdacht. In Wahrheit haben wir Menschen geheiratet, eingestellt, vertraut, die wir gut riechen können, und Argumente »erfunden«, die unserer Nase schmecken. Unser Geruchssinn erkennt nämlich nicht nur Erdbeeren und Gülle, sondern auch Liebe und Angst. Jeder Mensch sendet ununterbrochen Duft aus, der von anderen aufgenommen wird, die darauf reagieren – so wie wir selbst auf die chemischen Botschaften unserer Mitmenschen reagieren. Wir sind, was wir riechen! In diese faszinierende neue Welt möchte ich Sie auf den folgenden Seiten einladen. Bis vor Kurzem glaubte man, Menschen wären »Augentiere«. Doch wir gehören eher zu den Nasentieren; der Geruchssinn steht über dem Sehsinn, das haben viele Studien zweifelsfrei gezeigt. Die Art und Weise, wie wir riechen, hat sogar maßgeblich Einfluss darauf, ob wir glücklich leben, gesund sind, harmonische Beziehungen und Freundschaften pflegen. Und wie intelligent wir sind.

Aber nutzen wir diese Möglichkeiten? Was wissen wir über unser Riechvermögen? Oder glauben wir, die Beschäftigung damit zieme sich nicht für uns – als Gipfel der Evolution? Wir sind ja schließlich keine Tiere, die in einer Geruchswelt leben; wir sind, auch wenn wir biologisch zu den Säugetieren zählen, höher entwickelte Menschen, die nicht auf niedere Instinkte angewiesen sind. Halt! Das ist nicht nur ein gefährlicher, sondern auch ein Lebensqualität schmälernder Irrtum. Außerdem basiert er auf falschen Fakten:

Weltweit werden seit einigen Jahren Studien veröffentlicht, die uns verblüffen, weil sie alles über den Haufen werfen, woran wir seit Jahrtausenden glaubten, zum Beispiel auch, dass Tiere uns beim Geruchssinn überlegen wären. Nein, das sind sie nicht. Menschen können besser riechen als fast alle Tiere, höchstwahrscheinlich sogar besser als Hunde.

Womöglich wüssten wir heute mehr über das Riechen, wenn wir nicht so zwanghaft versucht hätten, uns als »Krone der Schöpfung« von den Tieren abzugrenzen. Viele Gerüche haben wir in den Pfui-Bereich der unfeinen, nicht deodorierten Körperlichkeit verbannt. Sie soll in unserer zivilisierten Gesellschaft lieber nicht ruchbar werden. Doch die neuesten Forschungen, von denen ich Ihnen in diesem Buch einiges erzählen möchte, beweisen, dass wir Menschen uns in jeder Sekunde unseres Lebens durch unsere geruchliche Wahrnehmung leiten lassen, auch wenn es unbewusst geschieht. Bewusst ist uns genau genommen nur die Nasenspitze des Eisbergs. Unser Riechorgan steuert unsere soziale Kommunikation.

 

Auf der Fährte zu den Wundern der Geruchswelt werden Sie viel Neues erfahren und häufig staunen. Bestimmt werden Sie hin und wieder innerlich nicken, weil Sie es irgendwie schon immer gewusst haben: Die Chemie muss stimmen. Auch wenn wir sie nicht sehen und nicht bewusst riechen können. Der Mensch besteht nicht aus Natur, wie man landläufig denkt, sondern aus Chemie – der Natur in Urform.

Leider hat die Entdeckung, wie wichtig der Geruch für uns ist, zu einigen Fake News geführt, die sich in der Presse hartnäckig halten. Vorneweg: Es ist nicht richtig, dass wir uns in naher Zukunft mit Sexuallockstoffen einsprühen werden, die bereits ins Deodorant eingefügt sind, um attraktive Partner zu finden. Aber wir können trotzdem etwas tun, um auf andere Menschen anziehend zu wirken. Ja, wir brauchen nicht mal ein Spray dafür, wir können selbst Gerüche aussenden, die andere Menschen anziehen. Wie das funktioniert, erfahren Sie in diesem Buch auch.

 

Seit dreißig Jahren bin ich Geruchsforscherin. Seinerzeit bin ich mit der Hypothese angetreten, dass die Nase der bessere Verstand sei, wofür ich anfangs nicht nur Unverständnis, sondern auch Spott erntete. Oft wurden meine Forschungen nicht ernst genommen. Doch als sich Ergebnisse häuften, die meine Hypothesen stützten, schlug mancher Hohn in Skepsis um und schließlich in Staunen. Da scheint ja wirklich etwas dran zu sein! Mittlerweile gelte ich weltweit als das führende Nasentier in der Biologischen und Sozialpsychologie. Seit 2005 leite ich das Institut für Biologische und Sozialpsychologie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Die Biologische Psychologie erforscht, inwiefern biologische Prozesse mit Erleben und Verhalten einhergehen. Das messen wir über die Gehirnströme, die Herzfrequenz, Muskelaktivität und Hautleitfähigkeit. Die Sozialpsychologie untersucht, wie das Erleben und Verhalten durch die Gegenwart anderer Menschen beeinflusst wird, unabhängig davon, ob diese anderen Menschen real anwesend sind oder nur in der Vorstellung existieren.

Meine Professur ist einzigartig in dieser Kombination in Deutschland, was nicht verwundert, da sich die Biologische Psychologie und die Sozialpsychologie häufig nicht besonders gut riechen können. Mit meinem Team erforsche ich biosoziale Prozesse, die über den Geruchssinn ablaufen.

Mit der Entdeckung, dass Angst ansteckend ist, wurde ich auch einem breiteren Publikum als führende Forscherin im Bereich Psychologie des Geruchs bekannt. Leider sitzt die Nase noch immer in einer Nische, doch die meisten Menschen, denen ich erzähle, was ich erforsche, haben sofort eine Vorstellung davon. Weil wir es doch alle irgendwie spüren – und unsere guten alten Sprichwörter, die immer recht haben, sagen es auch: »Den kann ich nicht riechen.« Ja, irgendwo im Bauch wissen wir, dass die Nase ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hat.

Auf den folgenden Seiten werde ich davon berichten, wie sie unser Leben gestaltet und prägt – mehr als jeder andere unserer Sinne.[1] Der Geruchssinn führt sogar zum Lebenssinn. Liegt es da nicht nahe, ihn zu manipulieren? Gerade bei Düften scheinen wir Menschen leicht verführbar zu sein. Es wäre doch verlockend, Duftmoleküle so zu verändern, dass man lediglich die gewünschten Gerüche aussendet und keine unkontrollierten Informationen über sich selbst preisgibt. Man schminkt nicht nur das Gesicht, sondern auch den Eigengeruch? Lifting gegen Traurigkeitsmoleküle? Versagensängste werden abgesaugt wie Fett? Für mich ist das eine gruselige Vorstellung, auch wenn sich derjenige, der den Code des Geruchs knackte, eine goldene Nase verdienen würde. Beim Stand der Forschung kann ich mir einen solchen »Durchbruch« in naher Zukunft allerdings nicht vorstellen.

Ich selbst interessiere mich übrigens nicht für die Vermehrung von Geld, weil ich schon lange fühle und mittlerweile aus vielen Studien weiß, dass Geld nicht glücklich macht. Mein Interesse gilt vielmehr dem Versuch, menschliches Leid zu reduzieren und Glück zu erkennen und zugänglich zu machen. Wenn wir uns bewusst wären, über welche geruchlichen Kapazitäten wir verfügen, würden wir zu einem neuen Verständnis von Intelligenz und Glück gelangen. Die Wissenschaft hat eindeutig nachgewiesen, dass die Währung für das Glück sich in Molekülen statt Moneten bemisst. Doch in unserer bewussten Wahrnehmung ist Riechen ein »weißer Fleck«, wenngleich wir unsere Umwelt und alle unsere menschlichen Begegnungen maßgeblich auf unser Geruchsempfinden abstimmen. Aber wir haben keinen bewussten Zugang dazu. Wir sagen nicht: Mit diesem Menschen möchte ich nichts zu tun haben, weil er nach Angst riecht. Sondern: Der war mir unsympathisch, weil er überheblich ist/schlecht über andere gesprochen hat/eine bestimmte Partei wählt/pausenlos kichert.

Wir missbrauchen den Verstand, um Erklärungen für etwas zu finden, wofür wir keine Worte haben. Oder vielleicht hätten wir Worte, aber die sagt man nicht. Man kann ja wohl schlecht gefühlsmäßig argumentieren.

Kann man nicht? Warum eigentlich nicht? Zumal unsere vernünftigen Gründe häufig nur vorgeschoben sind, um zu verschleiern, dass wir eigentlich keine Ahnung haben, schon gar nicht davon, wie wir zu unseren Einschätzungen und Überzeugungen und auch Entscheidungen gelangen. Menschen handeln nicht rational und unabhängig von ihrer Subjektivität. Menschsein und rational sein ist ein Widerspruch in sich – ebenso wie die absurde Vorstellung, man könne ausschließlich vernünftig argumentieren. Wo entspränge eine solche Vernunft, wenn wir die Informationen zur Entscheidungsfindung nicht mit unseren Sinnen sammeln würden? Schon Epikur im alten Griechenland ahnte, dass ohne Sinneserfahrung keine Erkenntnis möglich ist, und viele mittelalterliche Vorstellungen von der Welt konnten durch die Wiederentdeckung der Sinne als Erkenntnisquelle im Humanismus des 16. Jahrhunderts verworfen werden. Wie vernünftig kann eine Vernunft sein, wenn sie den Körper übersieht, überriecht, überhört … der ihr doch alle Eindrücke vermittelt, über die sich der Mensch Gedanken machen kann, die zu einer ausgewogenen und klugen Entscheidung nötig sind. Es ist nicht die Vernunft oder die Intelligenz, die den Menschen zum Menschen macht, sondern das Bauchgefühl, und das beginnt in der Nase. Wir täten gut daran, ihm zu folgen. Die Nase meint es immer ehrlich mit uns. Wenn wir alle mehr riechen als denken würden, wären wir ziemlich sicher glücklicher. Auch die Welt insgesamt wäre vermutlich in einem besseren Zustand. Also: immer der Nase nach!

Türsteher zum Glück


Nach einem herrlichen Wandertag an der Mosel hatte Sandra ihren Liebeskummer wieder ein Stück mehr abgelaufen. So gut wie heute...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2020
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Natur / Technik Naturwissenschaft
Naturwissenschaften
Technik
Schlagworte Angst • Biopsychologie • chemosensorische Kommunikation • Depression • Duft • Düfte • Einsamkeit • Emotionen • Freundschaft • Geruch • Gerüche • Geruchsforschung • Geruchssinn • Nase • olfaktorisch • Riechen • Riechtraining • Riechvermögen • Riechwahrnehmung • Sinneserfahrung • Sinneswahrnehmung • Soziale Intelligenz • Soziale Kommunikation • Soziale Wahrnehmung • Sozialpsychologie • Wahrnehmung
ISBN-10 3-492-99657-4 / 3492996574
ISBN-13 978-3-492-99657-0 / 9783492996570
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