Verlässt der Ingenieur oder Chemiker als Master die Hochschule, ist er fachlich hervorragend ausgebildet - und in der Lage, selbst die komplexesten Fragestellungen zu beantworten.
Doch wer mit der Leitung eines Labors betraut wird, sieht sich Herausforderungen gegenüber, auf die er an der Universität oder Hochschule kaum vorbereitet wurde: Wirtschaftliche Erwägungen sowie kurz- beziehungsweise langfristige Planung bestimmen den beruflichen Alltag. Personalverantwortung und Mitarbeiterführung erfordern ganz andere Fähigkeiten als sie im Studium vermittelt werden. Und neben der Bewältigung des Tagesgeschäfts stehen Labororganisation, Arbeitssicherheit und Qualitätsmanagement an.
Studenten und Berufseinsteiger bekommen im vorliegenden Buch einen Überblick über die Themen, die beim Leiten eines Labors essentiell sind. Unter der Rubrik 'Der Laborleiter erzählt' gibt der Autor seine langjährige Erfahrung mit Beispielen aus der Praxis weiter.
Für den Manager im chemisch-analytischen Labor, aber auch für den medizinischen, biologischen oder präparativen Bereich der ideale Leitfaden.
Klaus G. Liphard ist Chemiker im Ruhestand. Nach dem Studium der Chemie an der Ruhr-Universität Bochum mit Abschluss Promotion leitete er analytisch-chemische Laboratorien im Bergbau-Umfeld. Nach dem Berufsstart 1979 bei der Bergbau-Forschung (später DMT) in Essen baute er Laboratorien zur Untersuchung von Produkten sowie im Umweltbereich auf. 1995 wechselte er zum Zentrallabor des deutschen Steinkohlebergbaus und wurde Geschäftsführer. Ende 2003 schied er aus dem aktiven Dienst aus. Seitdem arbeitet er ehrenamtlich in der nationalen und internationalen Normung (Feste Brennstoffe und Bodenanalytik) und hielt in den Jahren 2003-2013 die Vorlesung 'Labormanagement' an der Hochschule Niederrhein im Masterstudiengang 'Instrumentelle Analytik und Labormanagement'.
Klaus G. Liphard ist Chemiker im Ruhestand. Nach dem Studium der Chemie an der Ruhr-Universität Bochum mit Abschluss Promotion leitete er analytisch-chemische Laboratorien im Bergbau-Umfeld. Nach dem Berufsstart 1979 bei der Bergbau-Forschung (später DMT) in Essen baute er Laboratorien zur Untersuchung von Produkten sowie im Umweltbereich auf. 1995 wechselte er zum Zentrallabor des deutschen Steinkohlebergbaus und wurde Geschäftsführer. Ende 2003 schied er aus dem aktiven Dienst aus. Seitdem arbeitet er ehrenamtlich in der nationalen und internationalen Normung (Feste Brennstoffe und Bodenanalytik) und hielt in den Jahren 2003-2013 die Vorlesung "Labormanagement" an der Hochschule Niederrhein im Masterstudiengang "Instrumentelle Analytik und Labormanagement".
GRUNDLAGEN DER ARBEITSSICHERHEIT
Einführung
Gesetzliche Grundlagen
Unfallversicherungsträger
Grundsätze der Prävention
Unterstützer der Arbeitssicherheit
Unfälle
Gefahrstoffe
Informationsermittlung und Gefährdungsbeurteilung
BGI/GUV-I-850-0 "SICHERES ARBEITEN IN LABORATORIEN"
Anwendungsbereich
Allgemeines
Gefährdungsbeurteilung und Substitutionsprüfung
Betriebsanweisungen und Unterweisungen
Allgemeine Grundsätze und Ausrüstungen
Tätigkeiten mit Gefahrstoffen
Sicherheitseinrichtungen
Bauliche Einrichtungen des Labors
Prüfungen
STRAHLEN- UND UMWELTSCHUTZ IM LABOR
Einleitung
Strahlenschutz
Abwasser
Abluft
Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße
DER LABORLEITER ALS PERSONALVERANTWORTLICHER
Kommunikation und Information
Datenschutz
Besprechungsmanagement
Führungsstile
Führen mit Zielen (Zielvereinbarungen)
Change Management
Personalvertretung
Betriebliches Vorschlagswesen
Sucht am Arbeitsplatz
PROJEKTMANAGEMENT
Einführung
Projektbeispiel: "Erweiterung des Labors"
FEHLER UND UNSICHERHEIT
Fehler und Messabweichungen
Kontrollkarten
Verfahren zur Qualitätssicherung im Labor
Messunsicherheit
QUALITÄTSMANAGEMENT
Einführung
Qualitätsmanagementsysteme nach ISO 9000ff
Qualitätsmanagementsysteme nach ISO 17025
Qualitätsmanagementsysteme nach ISO 15189
Akkreditierung
Zulassung im gesetzlich geregelten Bereich (Notifizierung)
Arbeiten unter GLP und GCLP
NORMUNG
Rechtlicher Stellenwert von Normen
Nutzen der Normen
Deutsches Institut für Normung e.V. (DIN)
Erarbeitung von Normen
Bezeichnungen von Normen
Normensprache und Aufbau der Normen
Kosten der Normen
KOSTEN UND ERLÖSE
Labors als Dienstleister
Portfolio von Laboratorien
Planung
Kosten- und Erlösrechnung
Prozessanalyse
Beispiel: Detailerfassung der "Bestimmung von PAK im Wasser"
VERÄNDERUNGSPROZESSE
Ursachen
Benchmark
Optimierungsprozesse
PROBENAHME UND PROBENVORBEREITUNG
Probenahme
Probenvorbereitung von Feststoffproben
Probenvorbereitung von wässrigen Proben
Probenvorbereitung von sonstigen Proben
MATERIAL- UND INFORMATIONSFLUSS (WORKFLOW)
Labororganisation
Prüfplan
Informations- und Probenfluss im Labor
Kommunikation mit dem Kunden und Reklamationsbearbeitung
EDV IM LABOR UND LIMS
EDV-Einsatz im Labor
Laborinformations- und Managementsysteme (LIMS)
Struktur eines LIMS
Auswahl und Beschaffung eines LIMS
Anwendungsbeispiele für LIMS
Das Buch "eröffnet einen Blick über das eigene Arbeitsgebiet hinaus".
Nachrichten aus der Chemie (01.03.2015)
1
Grundlagen der Arbeitssicherheit
Vorbemerkung In den ersten drei Kapiteln werden wesentliche Aspekte zur Arbeitssicherheit und zum Umweltschutz im Labor angesprochen. Jedoch ist und kann diese Zusammenstellung nicht vollständig sein und entbindet den Leser nicht von seiner Eigenverantwortung beim Führen seines Labors.
1.1 Einführung
Arbeits- und Umweltschutz im Labor ist ein Thema, welchem sich ein Betreiber eines Labors stellen muss. Neben einer Vielzahl gesetzlicher Vorschriften gibt es auch die Verantwortung für die Mitarbeiter und die Umwelt. Darüber hinaus ist eine Missachtung elementarer Grundsätze zum Schutz der Mitarbeiter eine potentielle bis wahrscheinliche Ursache von Erkrankungen, die sowohl menschliches Leid als auch damit verbundenen Mehrkosten verursacht.
Früher wurden häufig detaillierte Vorgaben für die Ausgestaltung von Maßnahmen zur Arbeitssicherheit gemacht. Inzwischen ist der Gesetzgeber dazu übergegangen, primär die Schutzziele zu formulieren und damit dem Arbeitgeber1) eine größere Gestaltungsmöglichkeit einzuräumen. Dies hat den Vorteil, dass auf den jeweiligen Einzelfall zugeschnittene Maßnahmen ergriffen und umgesetzt werden können. Dies bedeutet aber andererseits eine stärkere Eigenverantwortung bei der Planung und Umsetzung von Maßnahmen, was eingehenderer Planung bedarf und im Falle eines Schadensereignisses (beispielsweise Unfall) zu einer Hinterfragung beispielsweise durch die Unfallversicherungsträger führt.
Abb. 1.1 Aufschrift auf der Fassade eines ehemaligen lederverarbeitenden Betriebs
(Quelle: © Klaus G. Liphard).
Arbeits- und Gesundheitsschutz sind gesetzlich geregelt, aber auch wirtschaftlich notwendig und vorteilhaft für den Arbeitgeber. Maßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter verursachen Kosten. Dem Argument, das könne sich das Labor wegen der hohen Kosten hierfür bei gleichzeitig niedrigen Preisen eigentlich gar nicht leisten, kann man leicht entgegnen, dass diese Rechnung nur kurzfristig aufgeht. Unzureichender Schutz der Arbeitnehmer kann zu Ausfällen durch Unfälle und Krankheit führen, was Kosten durch die Lohnfortzahlung verursacht und den Betriebsablauf beeinträchtigt. Darüber hinaus besteht eine Fürsorgepflicht des Arbeitgebers für seine Mitarbeiter, diese vor Gefahren am Arbeitsplatz zu bewahren.
Arbeitsschutz (im Englischen meist occupational health and safety) ist keine Errungenschaft des 20. Jahrhunderts. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts gab es den Begriff „Arbeiterschutz“, beschrieben etwa in der preußischen Gewerbeordnung. Auf der Fassade einer ehemaligen Firma für Lederverarbeitung ist dieser Begriff heute noch zu lesen, siehe auch Abb. 1.1.
Eigentlich ist dieser Begriff unmittelbar einleuchtend, da es ja um den Schutz der Arbeiter vor Gefahren geht. Ende des 19. Jahrhunderts wurde jedoch der Begriff „Arbeitsschutz“ eingeführt. Im Rahmen der Bismarck’schen Sozialgesetzgebung wurde 1884 mit der Verabschiedung des Unfallversicherungsgesetzes der Arbeitsschutz weiter ausgebaut, so wurden zur Absicherung der Arbeitnehmer die Berufsgenossenschaften gegründet.
In vielen Firmen ist Arbeitssicherheit ein inzwischen gleichberechtigter Baustein der Unternehmensziele. Folgende Unterpunkte sind darin häufig enthalten:
- Arbeitssicherheit und Gesundheit sind Voraussetzungen für wirtschaftliche Produktion. Arbeitsschutz ist selbstverständlicher Bestandteil der täglichen Arbeit.
- Wirkungsvoller Arbeitsschutz ist das sorgfältige Ermitteln und Beurteilen von Belastungen und Gefährdungen sowie die Festlegung geeigneter Maßnahmen bei der Planung und deren Umsetzung bei der Arbeit.
- Die Verantwortung für Arbeitssicherheit und Gesundheit wird sowohl von allen Führungskräften als auch von jedem einzelnen Mitarbeiter getragen. Jeder ist Vorbild.
- Verantwortungsvolles Denken und Handeln vermeidet Unfälle und arbeitsbedingte Erkrankungen.
- Die kontinuierliche Verbesserung des Arbeitsschutzmanagements gewährleistet stets optimale Arbeitssicherheit und bestmöglichen Schutz der Gesundheit für die Mitarbeiter.
Abb. 1.2 Rechtspyramide.
1.2 Gesetzliche Grundlagen
Hinweis: Internetadressen, auf denen Gesetze und Verordnungen und Publikationen der Unfallversicherungsträger sowie der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung zu finden sind, stehen im Literaturverzeichnis am Ende des Buches.
Zur Veranschaulichung, wie das deutsche Rechtssystem hierarchisch gegliedert ist, wird häufig die sogenannte Rechtspyramide verwendet, sie wird exemplarisch am Gefahrstoffrecht in Abb. 1.2 gezeigt. Diese Darstellung soll verdeutlichen, dass sich von oben nach unten die Basis verbreitert und damit verbunden die Anzahl der Regelungen und somit auch die Zahl der Dokumente größer werden kann, vor allem aber der Grad der Konkretisierung.
Hierbei bedeuten:
| REACH | Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals |
| ArbSchG | Arbeitsschutzgesetz |
| CLP | Regulation on Classification, Labelling and Packaging of Substances and Mixtures. |
Die Begriffe werden in den nachfolgenden Abschnitten näher erläutert.
1.2.1 Europäisches Recht
Die Regelungen zum Arbeitsschutzrecht hängen eng mit dem europäischen Binnenmarkt zusammen. Das erklärte politische Ziel ist es, innerhalb dieses Binnenmarktes für alle Beschäftigte europaweit einheitlich einen wirksamen Gesundheitsschutz zu erreichen. Hierzu hat die EU ein Richtlinienpaket zum Arbeitsschutz verabschiedet. Kernstück ist die europäische Arbeitsschutz-Rahmenrichtlinie 89/391/EWG.
Darauf aufbauend wurden Einzelrichtlinien für bestimmte Bereiche des Arbeitsschutzes wie die Arbeitsstättenrichtlinie oder die für Laboratorien besonders relevante Richtlinie zum Schutz vor Gefahren durch chemische Stoffe (RL 98/24/EG) erlassen.
Die Richtlinien enthalten europaweit gültige Mindeststandards für den Arbeitsschutz. Die EU-Mitgliedsstaaten müssen diese Vorgaben (Mindeststandards) zwingend ins nationale Recht übernehmen. Kommen die Staaten diesen Vorgaben nicht nach, wird der säumige Staat vor dem europäischen Gerichtshof verklagt und gegebenenfalls so lange mit Bußgeldern belegt, bis die Umsetzung erfolgt.
Zentrales Element im europäischen Chemikalienrecht ist die Verordnung zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe; Kurzbezeichnung ist REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals). Diese Verordnung ist in allen Mitgliedsstaaten der EU unmittelbar geltendes Recht und bedarf somit keiner Umsetzung in das jeweilige nationale Recht.
Alle Chemikalien, auch Altstoffe sind zu registrieren und zu bewerten, wobei mit steigenden Produktions-, Verwendungs- oder Importmengen höhere Anforderungen an den Umfang der beizubringenden Untersuchungsergebnisse vorgeschrieben werden. Dazu wurde extra eine eigene Behörde gegründet, die ECHA (European Chemicals Agency) mit Sitz in Helsinki, Finnland.
Labors sind von REACH weniger stark betroffen als Hersteller, Importeure oder industrielle Verwender. Dennoch gilt auch für Labors gemäß § 12 der REACH-Verordnung die Notwendigkeit der Substitution von gefährlichen Stoffen durch weniger gefährliche, wie sie auch in der GefStoffV festgelegt ist.
Ein weiterer wichtiger Baustein zur...
| Erscheint lt. Verlag | 17.9.2014 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Naturwissenschaften ► Chemie |
| Technik | |
| Schlagworte | Chemie • Chemisches Labor • Chemische Verfahrenstechnik • Chemische Verfahrenstechnik / Theorie, Planung u. Management • Laboratorium • Qualitätssicherung in der Chemie • Qualitätssicherung in der Chemie • Wirtschaft u. Management • Wirtschaft u. Management in der Chemischen Industrie |
| ISBN-10 | 3-527-67841-7 / 3527678417 |
| ISBN-13 | 978-3-527-67841-9 / 9783527678419 |
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