Ketzer, Konsuln und Büßer
Die städtischen Eliten von Montauban vor dem Inquisitor Petrus Cellani (1236/1241)
2020
Mohr Siebeck (Hersteller)
978-3-16-158577-7 (ISBN)
Mohr Siebeck (Hersteller)
978-3-16-158577-7 (ISBN)
Im Jahr 1241 verurteilte der Inquisitor Petrus Cellani in Montauban (Südfrankreich) fast die gesamte politische Führungsgruppe der Stadt für ihre Kontakte zu katharischen und waldensischen Ketzern. Jörg Feuchter zeigt, daß die Eliten die Inquisition weitgehend unbeschadet überstanden, indem sie diese kollektiv bewältigten.
Im Jahr 1241 verurteilte der Dominikanerinquisitor Petrus Cellani über 250 Einwohner der Stadt Montauban (Südfrankreich) für ihre Kontakte zukatharischen und waldensischen Ketzern. Die Büßer und Büßerinnen - ein Drittel waren Frauen - gehörten ganz überwiegend zu den politischen Eliten, den Geschlechtern der Konsuln. Doch obwohl damit die Führungsgruppe der Stadt gleichsam in eine Bußgruppe verwandelt wurde, überstand sie die Inquisition ohne größere Folgen. Denn die Büßer hatten eine rechtliche Neuerung im Inquisitionsverfahren genutzt, wonach bei einer freiwilligen und vollständigen Aussage die schwersten Sanktionen - Tod, Gefängnis und Enteignung - vermieden werden konnten. Deshalb erhielten sie lediglich Wallfahrtsbußen oder die Auflage, Kriegsdienst für das bedrohte Konstantinopel zu leisten. Tatsächlich kamen jedoch auch diese Bußen nicht in der vorgesehenen Form zur Ausführung. Vielmehr wurden die individuellen Expiationen in eine kollektive umgewandelt, den Neubau der Stadtkirche. In der Folge gewannen die urbanen Eliten trotz ihrer früheren Häresiebelastung sogar vermehrten Einfluß auf die von ihnen als reformbedürftig angesehene katholische religiöse Praxis in der Stadt. Jörg Feuchter verfolgt den Weg der Montalbaner Eliten von der Stadtgründung (1144) über ihre Berührung mit Katharismus und Waldensertum, ihre Strategien des Umgangs mit der Inquisition und den Bußen bis zu ihrer religiösen Neuformierung in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. Dabei entsteht ein unerwartetes Bild der Opfer einer mittelalterlichen Ketzerverfolgung. In 1241, the Inquisitor and Dominican friar Peter Cellani condemned more than 250 inhabitants of the city of Montauban in Southern France because of their contacts with Cathar and Waldensian heretics. Most of them belonged to the consular elite of the city, and this transformed them almost collectively into a group of penitents. However, this group managed to get through the inquisitorial process without major political or social consequences. Jörg Feuchter traces the history of the urban elite of Montauban, beginning with the founding of the city in 1144, and deals with their contact with the two heresies, their collective strategies in grappling with the inquisition and their religious reorganization in the second half of the 13th century. In doing so, he presents a unique portrayal of the victims of a medieval inquisition.
Im Jahr 1241 verurteilte der Dominikanerinquisitor Petrus Cellani über 250 Einwohner der Stadt Montauban (Südfrankreich) für ihre Kontakte zukatharischen und waldensischen Ketzern. Die Büßer und Büßerinnen - ein Drittel waren Frauen - gehörten ganz überwiegend zu den politischen Eliten, den Geschlechtern der Konsuln. Doch obwohl damit die Führungsgruppe der Stadt gleichsam in eine Bußgruppe verwandelt wurde, überstand sie die Inquisition ohne größere Folgen. Denn die Büßer hatten eine rechtliche Neuerung im Inquisitionsverfahren genutzt, wonach bei einer freiwilligen und vollständigen Aussage die schwersten Sanktionen - Tod, Gefängnis und Enteignung - vermieden werden konnten. Deshalb erhielten sie lediglich Wallfahrtsbußen oder die Auflage, Kriegsdienst für das bedrohte Konstantinopel zu leisten. Tatsächlich kamen jedoch auch diese Bußen nicht in der vorgesehenen Form zur Ausführung. Vielmehr wurden die individuellen Expiationen in eine kollektive umgewandelt, den Neubau der Stadtkirche. In der Folge gewannen die urbanen Eliten trotz ihrer früheren Häresiebelastung sogar vermehrten Einfluß auf die von ihnen als reformbedürftig angesehene katholische religiöse Praxis in der Stadt. Jörg Feuchter verfolgt den Weg der Montalbaner Eliten von der Stadtgründung (1144) über ihre Berührung mit Katharismus und Waldensertum, ihre Strategien des Umgangs mit der Inquisition und den Bußen bis zu ihrer religiösen Neuformierung in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. Dabei entsteht ein unerwartetes Bild der Opfer einer mittelalterlichen Ketzerverfolgung. In 1241, the Inquisitor and Dominican friar Peter Cellani condemned more than 250 inhabitants of the city of Montauban in Southern France because of their contacts with Cathar and Waldensian heretics. Most of them belonged to the consular elite of the city, and this transformed them almost collectively into a group of penitents. However, this group managed to get through the inquisitorial process without major political or social consequences. Jörg Feuchter traces the history of the urban elite of Montauban, beginning with the founding of the city in 1144, and deals with their contact with the two heresies, their collective strategies in grappling with the inquisition and their religious reorganization in the second half of the 13th century. In doing so, he presents a unique portrayal of the victims of a medieval inquisition.
Geboren 1967; Studium der Geschichte und Germanistik (FU Berlin); 1999-2005 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte II der Humboldt-Universität zu Berlin, seit 2005 am Sonderforschungsbereich 640 "Repräsentationen sozialer Ordnungen im Wandel"; 2006 Promotion.
| Erscheint lt. Verlag | 31.8.2020 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Spätmittelalter, Humanismus, Reformation / Studies in the Late Middle Ages, Humanism, and the Reformation |
| Verlagsort | Tübingen |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Psychiatrie / Psychotherapie |
| Schlagworte | Inquisition • Katharer • Ketzer • Waldenser |
| ISBN-10 | 3-16-158577-1 / 3161585771 |
| ISBN-13 | 978-3-16-158577-7 / 9783161585777 |
| Zustand | Neuware |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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