Mama, es juckt! (eBook)
120 Seiten
KVM-Der Medizinverlag
9783868677751 (ISBN)
Dr. Fabienne Bradfisch ist Fachärztin für Dermatologie und Venerologie und an der Rosenpark Klinik in Darmstadt im Bereich der ästhetischen Dermatologie und Dermatochirurgie tätig.
Dr. Fabienne Bradfisch ist Fachärztin für Dermatologie und Venerologie und an der Rosenpark Klinik in Darmstadt im Bereich der ästhetischen Dermatologie und Dermatochirurgie tätig.
2 Allgemeine Hautpflege: Weniger ist mehr
Wenn es um die Hautpflege deines Kindes geht, gilt der Leitspruch „Weniger ist mehr“. Zu viele Produkte oder Inhaltsstoffe können die empfindliche Kinderhaut reizen oder ihre natürliche Balance stören. Gleichzeitig gibt es nicht die eine Pflege, die immer und für jeden passt. Die Bedürfnisse der Haut deines Kindes ändern sich regelmäßig und werden von genetischen Faktoren und äußeren Einflüssen wie den Jahreszeiten beeinflusst. Im Sommer bei feuchter Hitze z. B. braucht die Haut eine andere Pflege als im Winter, wenn kalte, trockene Luft sie strapaziert. Das kann auf den ersten Blick verwirrend sein und den Eindruck erwecken, dass es fast unmöglich ist, die richtige Pflege zu finden. Aber keine Sorge, wenn du ein paar grundlegende Spielregeln kennst und die Haut deines Kindes aufmerksam beobachtest, wirst du intuitiv die richtigen Entscheidungen treffen.
Die kindliche Haut ist durchlässiger als die eines Erwachsenen, und das Verhältnis von Körperoberfläche zu Gewicht ist deutlich höher. Deshalb müssen die Inhaltsstoffe der Pflegeprodukte unbedingt unbedenklich sein. Je nach Hautzustand sollte die Pflege entweder Feuchtigkeit oder Fette liefern – und das Ganze in der richtigen Balance. Außerdem sollte die Textur, wie Öl, Creme oder Lotion, regelmäßig an die aktuellen Bedürfnisse der Haut angepasst werden.
2.1 Auf Inhaltsstoffe achten
Was für Erwachsene unbedenklich sein mag, kann bei Kindern schnell problematisch werden. Duftstoffe, aggressive Konservierungsmittel und synthetische Zusätze reizen die empfindliche Haut, fördern Allergien und schwächen die natürliche Schutzbarriere. Deshalb ist es besonders wichtig, Pflegeprodukte bewusst auszuwählen und die Inhaltsstoffe sorgfältig zu prüfen, anstatt sich von Verpackung oder Werbeversprechen leiten zu lassen. Mit der folgenden Liste kannst du schnell erkennen, welche Inhaltsstoffe der empfindlichen Kinderhaut schaden können und warum. So wählst du sicher Produkte aus, die sanft und hautverträglich sind. Wenn du dir beim Einkaufen unsicher bist, geben dir praktische Apps wie ToxFox oder CodeCheck Orientierung im Dschungel der Inhaltsstoffe.
i Checkliste: Inhaltsstoffe, die du vermeiden solltest
Konservierungsstoffe
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Parabene (z. B. Methylparaben, Propylparaben, Butylparaben, Ethylparaben) können hormonelle Störungen verursachen
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Formaldehyd und Formaldehyd-Abspalter (z. B. DMDM Hydantoin, Quaternium-15, Imidazolidinyl Urea, Diazolidinyl Urea) sind reizend, möglicherweise krebserregend
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EDTA (z. B. Disodium EDTA, Tetrasodium EDTA) ist schwer abbaubar und belastet die Umwelt
Duftstoffe
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Synthetische Duftstoffe (z. B. Fragrance, Parfum) und natürliche Duftstoffe (meist aus ätherischen Ölen gewonnen, wie Linalool, D-Limonene, Citronellol, Geraniol, Eugenol, Benzyl benzoate oder Cinnamal) können allergische Reaktionen und Hautreizungen auslösen
Propolis (Bienenharz)
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Sollte aufgrund eines hohen Allergierisikos gemieden werden
Lanolin (Wollwachs oder Wollfett)
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Sollte aufgrund eines hohen Allergierisikos gemieden werden
Korbblüter (Compositae)
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Korbblüter wie Arnika (Arnika montana), echte Kamille (Chamomilla recutita) und Ringelblume (Calendula officinialis) sollten aufgrund eines hohen Allergierisikos gemieden werden
Austrocknende Alkohole
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Ethanol, Isopropyl Alcohol, Alcohol Denat., Methanol – diese Alkohole werden als Lösungsmittel verwendet, trocknen die Haut aus und schwächen die Barriere
Sulfate
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Sodium Lauryl Sulfate (SLS), Sodium Laureth Sulfate (SLES), Ammonium Lauryl Sulfate – Sulfate sind starke Tenside, die die Haut austrocknen und reizen können
Mineralöle
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Paraffinum Liquidum, Petrolatum, Cera Microcristallina, Microcrystalline Wax sind Nebenprodukte der Erdölverarbeitung, die die Haut versiegeln und bei längerer Anwendung die natürliche Regeneration behindern. Zudem können sie mit Mineral-ölrückständen (MOAH) verunreinigt sein, deren möglicher Zusammenhang mit einem erhöhten Krebsrisiko bislang nicht ausgeschlossen werden konnte
PEGs (Polyethylenglykole)
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PEGs wie bspw. PEG-40 Stearate oder PEG-6 Caprylic/Capric Glycerides können die Hautbarriere schwächen und sind biologisch schlecht abbaubar
Synthetische Farbstoffe
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CI-Nummern (z. B. CI 19140, CI 42090) werden verwendet, um Produkte optisch ansprechender zu machen, können jedoch Hautreizungen und allergische Reaktionen verursachen
Palmöl
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Elaeis Guineensis Oil, Hydrogenated Palm Glycerides – der Anbau trägt zur Regenwaldabholzung und zur Zerstörung von Lebensräumen bei
Aber: Im Gegensatz zu den anderen bedenklichen Inhaltsstoffen, die strikt gemieden werden sollten, stellt Palmöl meiner Meinung nach einen zu diskutierenden Sonderfall dar. Ein völliger Verzicht fördert Alternativen wie Rapsöl, die durch Monokulturen Böden und Artenvielfalt belasten. Statt das Problem zu verlagern, ist es sinnvoll, auf nachhaltige Produktion zu achten und nur zertifiziertes Palmöl in kleinen Mengen zu verwenden
Mikroplastik
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Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polymethylmethacrylat (PMMA), Polyamid-12, Polyamid-6 sind kleine Kunststoffpartikel, die schwer abbaubar sind und die Umwelt belasten
Schwer abbaubare Polymere
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Acrylates Copolymer, Carbomer, Polyquaternium-10, Polyacrylat sind biologisch schwer abbaubar und belasten die Umwelt ähnlich wie Mikroplastik
Nanopartikel
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Titanium Dioxide (Nano), Zinc Oxide (Nano) werden in Sonnencremes verwendet, sind jedoch potenziell schädlich für Kinder und Wasserlebewesen
Silikone
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Dimethicone, Cyclopentasiloxane, Cyclohexasiloxane, Trimethylsiloxysilicate sind biologisch schwer abbaubar, belasten die Umwelt und können die Haut versiegeln, wodurch bei längerer Anwendung der natürlichen Hautstoffwechsel gestört wird
2.2 Die richtige Textur — Öl, Lotion oder doch lieber Creme?
Die richtige Pflegeform hängt vom Hauttyp deines Kindes ab. Für den häufigsten Fall, normale und relativ unempfindliche Haut, gibt es eine einfache Grundregel. Die Hautbarriere, also die Hornschicht, schützt vor Feuchtigkeitsverlust, ist aber bei kleinen Kindern noch nicht vollständig entwickelt. Ziel der Pflege sollte immer sein, diese natürliche Barriere sanft zu stärken. Pflanzliche Öle eignen sich dafür besonders gut.
Pflanzliche Öle — sanfte Helfer der Natur
Für Kinderhaut eignen sich besonders kaltgepresste Öle wie Mandel-, Jojoba-, Sonnenblumen-, Kokos- oder Traubenkernöl. Kaltgepresst deshalb, weil diese Öle nicht erhitzt werden und dadurch wertvolle Fettsäuren, Vitamine und Antioxidantien erhalten bleiben. Gerade diese Inhaltsstoffe unterstützen die Hautbarriere optimal. Im Gegensatz dazu verlieren raffinierte Öle durch die Erhitzung viele ihrer pflegenden Inhaltsstoffe.
Öle
Doch nicht nur das Was, sondern auch das Wie ist entscheidend. Wird das Öl auf die feuchte Haut aufgetragen, entsteht eine natürliche Emulsion, die tief in die Haut eindringt. Das Wasser spendet die nötige Feuchtigkeit, während sich das Öl mit den hauteigenen Lipiden verbindet. Dadurch wird die Hautbarriere gestärkt und die Verdunstung von Feuchtigkeit wirksam verhindert. Wird Öl dagegen auf trockene Haut aufgetragen, legt es sich nur wie ein Film auf die Oberfläche. Es bindet kein Wasser und der Schutz vor Verdunstung ist deutlich geringer. Trockene Haut kann mit der Zeit sogar noch weiter austrocknen. Im Allgemeinen reicht es aus, die Haut ein- bis zweimal pro Woche mit Feuchtigkeit zu versorgen.
Während Mandel-, Jojoba-, Sonnenblumen-, Kokos- oder Traubenkernöl für Kinderhaut empfehlenswert sind, solltest du auf die regelmäßige Anwendung von Olivenöl in den ersten zwei Lebensjahren verzichten, da es die Entwicklung der natürlichen Hautfette stören könnte.
Lotion — die leichte Alternative
Lotionen
Wenn Öl für dein Kind nicht ideal ist, z. B., weil es auch auf feuchter Haut einen leicht fettigen Film hinterlässt, kann eine Lotion eine gute Alternative bieten. Lotionen enthalten weniger Fette als Öle, dafür aber starke Feuchtigkeitsspender wie Glycerin, Panthenol oder Aloe vera. Dadurch ziehen sie schnell ein und sorgen für ein angenehmes Hautgefühl. Letztlich ist der Feuchtigkeitsgehalt der Haut vergleichbar, denn Öl bindet die Feuchtigkeit, Lotionen schenken mehr Feuchtigkeit, die aber schneller verdunstet. Ein reines Naturprodukt wie Öl oder eine leichte Lotion mit einem angenehmeren Hautgefühl zu wählen, bleibt insofern eine Frage des Geschmacks.
Cremes und Lipolotionen für trockene Haut
Lipolotionen
Cremes
Trockene Haut benötigt eine intensivere Pflege, die viel Feuchtigkeit und auch Fette liefert. Hier kommen fettreiche Lotionen (Lipolotionen) oder Cremes ins Spiel. Lipolotionen enthalten etwa 20–30 % Fett, während Cremes je nach Bedarf bis zu 60 % Fettanteil haben können. Diese Pflegeform stärkt die geschwächte Hautbarriere, bindet Feuchtigkeit und beruhigt gereizte...
| Erscheint lt. Verlag | 17.7.2025 |
|---|---|
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Dermatologie |
| Schlagworte | Allergien • Babyakne • Babycreme • Babyhaut • Behandlung • Dermatologie • Ekzem • Elternratgeber • Feuchtigkeitscreme • Hand-Fuß-Mund • Hautarzt • Hautausschlag • Hauterkrankungen • Hautgesundheit • Hautschutz • Hautwissen • Juckreiz • Kinderarzt • Kinderdermatologie • Kindergesundheit • Kinderhaut • Kinderhautkrankheiten • Kinderhautpflege • Kontaktallergie • Kopfgneis • Masern • Milchschorf • Naturkosmetik • Nesselsucht • Neurodermitis • Pflegeprodukte • Röteln • Sonnencreme • Sonnenschutz • Urtikaria • Windelausschlag • Windeldermatitis • Windpocken • Wundschutzcreme |
| ISBN-13 | 9783868677751 / 9783868677751 |
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