Checkliste Hämatologie (eBook)
1792 Seiten
Thieme (Verlag)
9783132454194 (ISBN)
1 Labordiagnostik
1.1 Peripheres Blut
Karl-Anton Kreuzer
1.1.1 Aktuelles
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Bislang gebräuchlich sind Antikoagulanzien Ethylendiamintetraacetat (EDTA), Heparin und Natriumzitrat
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Zusätzlich gewinnen Nukleinsäurestabilisatoren für genetische Analysen zunehmend an Bedeutung:
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Diese sind insbesondere für Untersuchungen von labilen Ribonukleinsäuren (RNA) notwendig, weil sie deren Degradation verhindern und längere Transportzeiten bei Raumtemperatur ermöglichen.
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Probenhandbücher der beauftragten Labors geben im Zweifelsfall Auskunft hierüber.
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1.1.2 Definition
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Im klinischen Sprachgebrauch wird unter peripherem Blut venöses Blut aus den Extremitäten verstanden.
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Peripheres arterielles Blut oder Kapillarblut fallen nicht hierunter.
1.1.3 Indikationen
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Eine Entnahme peripheren Bluts zu diagnostischen Zwecken ist indiziert bei geplanten Laboruntersuchungen. Hierzu zählen:
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Blutbilduntersuchungen,
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klinisch-chemische Untersuchungen,
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Blutgruppenserologie, Infektionsserologie,
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mikrobiologische Untersuchungen,
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pharmakologische Untersuchungen,
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Zytologie,
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Durchflusszytometrie,
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Zytogenetik,
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Molekulargenetik,
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Genomik.
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1.1.4 Aufklärung und spezielle Risiken
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Die Venenpunktion ist ein nahezu trivialer Eingriff, dessen Notwendigkeit und Risiken allgemein bekannt sind. Daher erübrigt sich eine schriftliche Aufklärung für den Eingriff per se.
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Schriftliche Aufklärungs- und Einwilligungspflicht besteht jedoch in Abhängigkeit von den angeforderten Untersuchungsparametern, insbesondere bei Analysen, welche Keimbahnsequenzen des menschlichen Erbguts (DNA) betreffen (z.B. Faktor-II- oder Faktor-V-Mutationsnachweis bei Thrombophilie).
1.1.5 Präoperative/präinterventionelle Diagnostik
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Für die Punktion kleinlumiger oberflächlicher Extremitätenvenen sind im Allgemeinen keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen notwendig.
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Anamnestisch sollte jedoch eine etwaige Blutungsneigung evaluiert werden, um ggf. eine besonders starke Gefäßkompression durchzuführen.
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Bei der Punktion größerer Venen kann es sinnvoll sein, die Ergebnisse einer zuvor durchgeführten Gerinnungsdiagnostik in Erfahrung zu bringen.
1.1.6 Material
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Einmalhandschuhe,
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Hautdesinfektionsmittel,
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Tupfer (steril oder unsteril),
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Punktionsnadel,
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Entnahmegefäße, ggf. mit passendem Adapter,
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ggf. Objektträger (mindestens 6 Stück) mit Ausstrichmappe,
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Pflasterverband,
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Abwurfbehälter.
1.1.7 Durchführung
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Vor der Durchführung sollte man sich versichern, dass alle erforderlichen Materialien verfügbar sind.
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Übereinstimmung der Daten auf Gefäß/Anforderung mit dem Patienten:
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Bei der Zusammenstellung der Entnahmegefäße ist darauf zu achten, dass die Patientendaten auf den Gefäßen mit den Anforderungsunterlagen übereinstimmen.
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Es ist zu kontrollieren, ob die angeforderten Parameter mit den hierfür erforderlichen Probengefäßen (Anzahl und Art) übereinstimmt.
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Ist dem Durchführenden der Patient nicht persönlich bekannt, empfiehlt sich die Patientenidentität mit der Begrüßung zu überprüfen („Guten Tag, mein Name ist Dr. ABC. Sie sind Herr Peter XYZ, geboren am 01.01.2000?“).
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Nach kurzer Aufklärung des Patienten und Anlegen der Einmalhandschuhe sollte der Patient in eine angenehme Position gebracht werden, die auch im Falle einer Synkope die Sturzgefahr minimiert.
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Auswahl der geeigneten Vene:
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Bei der Punktion von Armvenen empfiehlt sich zunächst die Inspektion der Venenverhältnisse ohne Stauung, sofern erforderlich kann zusätzlich eine Staubinde angelegt werden.
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Grundsätzlich sollte die größte verfügbare Vene ausgewählt werden (meist in der Kubitalregion). Bei kleineren Venen besteht ein höheres Risiko für Fehlpunktionen oder Gefäßkollabierungen. Durch leichte Schläge auf die Punktionsstelle oder Betätigung der Muskelpumpe (wiederholte Faustschließungen) treten Venen besser hervor.
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Stauung des Bluts:
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Spätestens nach Auswahl der Vene wird Staubinde angelegt
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Dabei ist darauf zu achten, dass nur eine Stauung der oberflächlichen Venen (entspricht ca. dem diastolischen Blutdruck) und keine Unterbindung der gesamten Perfusion verursacht wird.
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Stauzeiten >1 min sollten wegen Fehlermöglichkeiten (Hämolyse, Azidose) vermieden werden.
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Bei infektiösen Patienten kann zur Verhinderung von Kontaminationen nicht sterilisierbarer Staubinden alternativ ein Einmalhandschuh als Tourniquet benutzt werden.
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Desinfektion und Punktion:
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Desinfektion der Punktionsstelle mit Hautdesinfektionsmittel (70% Ethanol oder 0,5% Chlorhexidin).
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Nach Trocknung wird die die Haut leicht durch Zug gestrafft und die Punktionsnadel (19 oder 20 G) mit dem Schliff nach oben in einem Winkel von etwa 35–45° in die Vene eingeführt.
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Je schneller dieser Vorgang durchgeführt wird, umso weniger schmerzhaft wird er im Allgemeinen empfunden.
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Vor Einführung der Hohlnadel ist darauf zu achten, dass das Blut nicht sofort aus der patientenabgewandten Seite austreten kann. Die meisten Entnahmesysteme verfügen über entsprechende Rücklaufschutzeinrichtungen oder Adapter.
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Der Aspirationsvorgang sollte behutsam erfolgen, um die Vene zu schonen und eine In-vitro-Hämolyse zu vermeiden.
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Das Entnahmegefäß ist vollständig zu füllen. Dies ist insbesondere bei quantitativen Laborparametern und Blutkulturen für die nachfolgenden Untersuchungen wichtig.
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Unmittelbar nach Entnahme sollte das Gefäß mehrfach geschwenkt werden, um eine gleichmäßige Durchmischung zu gewährleisten.
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Nach Entfernung der Nadel sollte die Punktionsstelle für einige Minuten kräftig komprimiert werden, um eine Nachblutung zu vermeiden.
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Spitzes Material muss in einem sicheren Abwurfbehältnis entsorgt werden.
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Nicht ideal, aber in vielen Situationen vertretbar ist die Entnahme von Blut aus liegenden zentralvenösen Kathetern (zentraler Venenkatheter, zentralvenöser Portkatheter,...
| Erscheint lt. Verlag | 23.4.2025 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Checklisten Medizin |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Medizinische Fachgebiete ► Innere Medizin ► Hämatologie |
| Schlagworte | Anämie • Chemotherapie • Hämatologie • Leukämie • Lymphome • Stammzelltransplantation • Strahlentherapie |
| ISBN-13 | 9783132454194 / 9783132454194 |
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