NANDA-I PLUS ENP (eBook)
2 Pflegedokumentation, Pflegeprozess und Pflegediagnostik
Pia Wieteck & Qiumei Jiang-Siebert
Mit den Schritten des Pflegeprozesses wird die pflegerische Arbeit als ein systematischer Handlungsablauf dargestellt. Dabei werden einzelne Prozessschritte beschrieben, die zur Problemlösung und Zielerreichung der Pflegearbeit führen. Durch diese Systematisierung der Pflegearbeit werden Leistungen transparent, nachvollziehbar und vor allem überprüfbar. Dies stellt eine Grundvoraussetzung zur Überprüfung der Wirkung pflegerischen Handelns dar. Zentrales Anliegen bei der Realisierung des Pflegeprozessmodells „ist die Sicherung der Kontinuität einer individuellen, patientenorientierten Pflege“ (Pröbstl & Glaser, 1997, S. 264).
2.1 Pflegeprozess
Definition
Der Pflegeprozess beschreibt die strukturierte und zielgerichtete Handlungsweise von Pflegefachpersonen in 4, 5 oder 6 Teilschritten im pflegerischen Versorgungsprozess, um die Pflegebedürfnisse des Pflegeempfängers oder der Pflegeempfängerin zu ermitteln und den Pflegebedarf abzuleiten, sowie die Wirkung des Pflegeprozesses zu evaluieren. Nach dem Pflegeberufegesetz (PflBG § 4) sind die Schritte des Pflegeprozesses sogenannte Vorbehaltstätigkeiten.
2.1.1 Vorbehaltsaufgaben der Pflege
Vorbehaltstätigkeiten sind pflegerische Aufgaben, die nur von Pflegepersonen mit einer Ausbildung zur Fachpflegeperson erbracht werden dürfen. Die Vorbehaltsaufgaben sind im Pflegeberufegesetz § 4 wie folgt definiert:
-
die Erhebung und Feststellung des individuellen Pflegebedarfs
-
die Organisation, Gestaltung und Steuerung des Pflegeprozesses
-
die Analyse, Evaluation, Sicherung und Entwicklung der Qualität der Pflege
2.1.2 Pflegebedarf
Definition
Der Pflegebedarf beschreibt die erforderliche Pflege bzw. die erforderlichen Pflegemaßnahmen. Also die Art, den Umfang, die Dauer von Pflegemaßnahmen, die ein Pflegeempfänger oder eine Pflegeempfängerin benötigt.
Der Pflegebedarf wird ermittelt, indem systematisch Informationen über die zu pflegende Person gesammelt werden, z. B. durch Pflegeanamnese, Pflegeassessment und davon abgeleitete Pflegediagnosen. Im Anschluss lassen sich geeignete Pflegemaßnahmen planen, wodurch der Pflegebedarf benannt wird.
2.1.3 Pflegebedürfnis
Definition
Ein Pflegebedürfnis bezeichnet die gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder Einschränkungen der Selbstständigkeit, der Fähigkeiten zur Alltagsbewältigung, die dazu führen, dass der betroffene Mensch einen Hilfe-/Pflegebedarf hat. Das Pflegebedürfnis kann in Form einer Pflegediagnose beschrieben werden.
Die Ursachen für ein Pflegebedürfnis können dabei unterschiedlichste körperliche, kognitive oder psychische Beeinträchtigungen oder gesundheitlich bedingte Belastungen und Anforderungen sein, die die betroffene Person nicht selbstständig kompensieren kann, um den Alltag zu bewältigen.
2.1.4 Pflegeprozessmodelle & Pflegeprozessschritte
Im deutschsprachigen Raum hat sich in der Lehre das sechsstufige Pflegeprozess-Modell angelehnt an Fiechter & Meier (1998) durchgesetzt:
-
Schritt 1: Die Informationssammlung
-
Schritt 2: Das Stellen von Pflegediagnosen
-
Schritt 3: Das Vereinbaren von Pflegezielen
-
Schritt 4: Die Planung von Pflegemaßnahmen
-
Schritt 5: Die Durchführung von Pflegemaßnahmen
-
Schritt 6: Die Evaluation des Pflegeprozesses
Abb. 2.1 Die 6 Schritte des Pflegeprozesses
Diese sechs Schritte des Pflegeprozesses werden in Form eines Regelkreises dargestellt ( ▶ Abb. 2.1).
Es ist sinnvoll, sich den Regelkreis als Spirale vorzustellen. Immer, wenn sich neue Informationen oder Veränderungen im Pflegeprozess ergeben, werden neue Pflegeprobleme bzw. Pflegeziele formuliert und Maßnahmen geplant.
Im Vergleich mit anderen, zum Teil aus weniger Schritten bestehenden Pflegeprozessmodellen, stellen Pröbstl und Glaser mehr Übereinstimmungen als Gegensätze fest (Pröbstl & Glaser, 1997). Ein Vergleich zwischen verschiedenen Pflegemodellen kann in ▶ Tab. 2.1 eingesehen werden.
Tab. 2.1 Prozess-Modelle im Vergleich (Rappold & Aistleithner, 2017, S. 8)| Gemeinsamkeiten der Prozessmodelle | 4-Phasen-Modell | 5-Phasen-Modell | 6-Phasen-Modell |
| WHO/Yura & Walsh (1967) | Strukturmodell & SIS (Beikirch et al., 2014, S. 7) | Ruth Brobst (1997) | nach Gordon (1994) | nach Fiechter & Meier (1998) |
| Die Informationssammlung (Pflegeanamnese, Assessment, körperliche Untersuchung, Krankengeschichte) | Assessment | Strukturierte Informationssammlung (SIS), Risikoeinschätzungsmatrix pflegesensitiver Phänomene | Assessment | Problem-identifikation | Assessment | Informationssammlung = Pflegeanamnese/assessment |
| Das Stellen von Pflegediagnosen | Diagnose | Diagnose | Erkennen von Problemen und Ressourcen = Pflegediagnose |
| Das Vereinbaren von Pflegezielen | Planung | Individuelle Maßnahmenplanung * indirekte Berücksichtigung von Pflegezielen | Planung mit Zielen und Pflegemaßnahmen | Problemlösung | Planung mit Pflegezielbestimmung | Festlegen von Pflegezielen |
| Die Planung von Pflegemaßnahmen | Interventionen | Planen von Pflegemaßnahmen |
| Die Durchführung von Pflegemaßnahmen | Intervention | Pflegebericht mit Fokus auf Abweichungen | Umsetzung | Durchführung der Pflegemaßnahmen |
| Die Evaluation des Pflegeprozesses | Evaluation | Evaluation | Ergebnisbewertung | Ergebnisbewertung | Beurteilung der Pflege = Pflegeevaluation |
Bei der Betrachtung ist leicht festzustellen, dass einige Modelle einzelne beschriebene Schritte im Vergleich zur ersten Spalte nicht explizit benennen. Wurde z. B. der Schritt „Planung“ beim WHO-Modell über zwei Prozessschritte der ersten Spalte dargestellt, zeigt das an, dass in der Phase „Planung“ die Schritte „Ziele formulieren“ und „Maßnahmen planen“ im WHO-Modell subsumiert...
| Erscheint lt. Verlag | 12.2.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Pflege |
| Schlagworte | Gesundheitswesen • Krankenpflege • NANDA • NANDA International • Pflege • Pflegediagnostik • Pflegefachsprache • Pflegeklassifikation |
| ISBN-13 | 9783897521735 / 9783897521735 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich