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Praxisanleitung im Hebammenstudium (eBook)

Fachbuch-Bestseller

Lena Agel (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
168 Seiten
Thieme (Verlag)
978-3-13-244330-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Praxisanleitung im Hebammenstudium -
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<p>Wissen erfolgreich weitergeben und Herausforderungen meistern<br></p><p>Eine empathische Einführung in die verantwortungsvolle Rolle als Praxisanleiterin: Dieses Buch zeigt, wie Sie Lernprozesse im Hebammenstudium begleiten und gestalten - pädagogisch und didaktisch.<br></p><p>Gewinnen Sie Sicherheit: Sie lernen, wie Praxisanleitung erfolgreich funktioniert und bekommen viele praktische Tipps zur Umsetzung.</p><ul type='disc'><li>Welche Aufgaben haben Sie als Praxisanleiterin?</li> <li>Wie gehen Sie pädagogisch und didaktisch vor?</li> <li>Welche Methoden gibt es in der Praxisanleitung?</li> <li>Wie wählen Sie geeignete Methoden aus?</li> </ul><p>Ein wertvolles Lehr- und Nachschlagewerk für alle Hebammen in der Praxisanleitung. Denn sie sind es, die ihre Studierenden fördern, prägen und motivieren und so die Weichen für das spätere Berufsleben stellen.<br></p><p>Herausgeberin Lena Agel ist Hebamme, Medizinpädagogin sowie Professorin und Gründungsdekanin des Studiengangs Hebammenkunde in Aschaffenburg. Sie ist auch selbst in der Weiterbildung für praxisanleitende Hebammen aktiv.<br></p><p> <br></p><p>&nbsp;</p><p> <br></p><p>&nbsp;</p>

2 Wissenschaftliche und Pädagogische Grundlagen


2.1 Evidenzbasiert Anleiten


Beate Kayer

Ein uns allen wohlbekannter Satz, den sowohl Hebammen als auch Praxisanleiter*innen bestimmt schon häufig gesagt haben: „Ich mache das schon seit Jahren so“. Der Anspruch an die Begleitung der Hebammenstudierenden hat sich jedoch in den letzten Jahren stark verändert. So ist unter anderem auch in den Hebammengesetzen der deutschsprachigen Länder festgeschrieben, dass die Berufsausübung aufgrund evidenzbasierter Erkenntnisse zu erfolgen hat. Hiermit wird auch von den Gesetzgebern gefordert, dass Hebammen ihr berufliches Handeln laufend hinsichtlich verfügbarer Evidenz reflektieren und aktualisieren. Somit kann gesagt werden, dass vor allem evidenzbasierte Fertigkeiten zur Förderung der physiologischen Vorgänge während der Schwangerschaft, der Geburt, im Wochenbett und der Stillzeit als geforderte Kompetenz der Hebamme angesehen werden müssen ▶ [14].

Die Hebammenwissenschaft ist ein noch junges Teilgebiet der medizinischen Versorgungsforschung. Wurden noch im letzten Jahrhundert Hebammenschüler*innen vor allem von Ärzt*innen in der Theorie und meist nur in der Praxis von Hebammen unterrichtet, so hat sich durch die Akademisierung der Hebammenausbildung der Anspruch entwickelt, dass Fragestellungen, die sich aus der praktischen Tätigkeit der Hebamme ergeben, auch von dieser wissenschaftlich bearbeitet und beantwortet werden können.

Wissenschaftlich begründete Handlungen in der Hebammenarbeit oder Evidence-based Midwifery (EBMid) lassen sich aus dem Konzept der Evidenzbasierten Praxis (EBP) ableiten ▶ [15]. Darunter können die Versorgung und Beratung der Klient*innen/Patient*innen aufgrund wissenschaftlich belegter Erkenntnisse verstanden werden. Neben der internen Evidenz (= das Wissen und die Erfahrung der Hebamme), sind auch die externe Evidenz (=Studien, Fachliteratur) und die Präferenzen und Wünsche der betreuten Frau zu berücksichtigen. Die Entscheidung zu einer bestimmten Therapie, Maßnahme oder auch Nicht-Intervention soll auf folgenden vier Faktoren basieren ▶ [16], ▶ [17], vgl. ▶ Abb. 2.1:

  • Werte, Präferenzen, Ziele der Klient*in/Patient*in

  • Klinische Expertise und Erfahrungswissen der Hebamme (interne Evidenz)

  • Aktuelle wissenschaftliche Forschungsergebnisse (externe Evidenz)

  • Institutioneller und politischer Kontext

Abb. 2.1 ‎Evidenzbasierte Hebammenarbeit.

Der Prozess der EBP wird in 5 Schritten, häufig auch in 6 Schritten dargestellt (s. ▶ Abb. 2.2).

Abb. 2.2 ‎Prozess der EBP ▶ [17], ▶ [18], ▶ [19].

2.1.1 Eingrenzung des Themas/Beschreibung des Problems


Die Fragestellung aus der Praxis ergibt sich aufgrund der Expertise der Hebamme, d.h. aufgrund ihrer sogenannten internen Evidenz. Darunter sind vor allem Erfahrung und berufliche Kompetenz der Hebamme/Praxisanleiter*in gemeint. Es ist jedoch nicht ausreichend, nur ein bestimmtes Thema zu identifizieren, das von Interesse ist. Für die weitere wissenschaftliche Bearbeitung ist eine Beschreibung des Problems Voraussetzung, welches sich in der praktischen Tätigkeit ergeben hat. Die Hebamme macht sich beispielsweise darüber Gedanken, ob es für ihre bisherige Vorgehensweise eine bessere Alternative gibt, da der Behandlungserfolg ausbleibt oder nicht der gewünschte Effekt erzeugt wird.

Praxisbeispiel

Die Hebamme Frau B. macht gemeinsam mit Hebammenstudentin Frau D. Nachsorgevisiten. Frau B. ist eine erfahrene Hebamme und schon seit vielen Jahren in der Nachsorge tätig. Vor drei Jahren hat sie außerdem die Praxisanleiter*innen-Ausbildung absolviert. Frau D. ist Studierende der Hebammenkunde im 5. Semester und freut sich, bei Frau B. die Gelegenheit zu erhalten, Frauen und ihre Kinder im Wochenbett zu begleiten.

Frau D. fällt auf, dass Eltern immer wieder große Unsicherheit im Umgang mit dem Nabelschurrest haben und viele froh sind, wenn dieser abgefallen ist. Die Empfehlungen der Kliniken zur Nabelpflege sind jedoch sehr unterschiedlich. Diese reichen von der Empfehlung täglich mittels eines Desinfektionssprays zu desinfizieren, bis hin zu keiner empfohlenen Intervention.

Frau D. fragt sich, was nun die beste Methode sei, das Abfallen des Nabelschnurrests zu beschleunigen und gleichzeitig Nabelinfektionen zu vermeiden. Sie bespricht dies mit ihrer Praxisanleiterin Frau B. Diese zählt einige weitere Methoden zur Nabelpflege auf, mit denen sie gute Erfahrungen sammeln konnte. Welche nun die effektivste Methode sei, können die beiden bei diesem Gespräch nicht konkret herausfinden. Daher beschließen sie, gemeinsam Studien und Literatur zu suchen, die die Frage der werdenden Hebamme beantworten.

Es kann auch der Fall eintreten, dass eine Klientin mit dem bisher in einer bestimmten Situation empfohlenen Vorgehen nicht einverstanden ist und sich von der Hebamme Alternativvorschläge erbittet.

Voraussetzung für die EBP sind der stets kritische Blick auf die eigenen Handlungsweisen und die Fähigkeit zur Reflexion der eigenen praktischen Tätigkeit. Auch Vorgehensweisen, die lange Zeit erprobt und erfolgreich waren, müssen dieser kritischen Betrachtungsweise standhalten und regelmäßig überprüft werden.

2.1.2 Formulierung einer Frage


Nach der klaren Eingrenzung und Identifikation des Problembereichs, ist der nächste Schritt die Formulierung einer konkreten, klaren und beantwortbaren (Forschungs-)Frage. Bei der Frage nach möglichen alternativen Interventionen und Therapiemöglichkeiten eignet sich sehr gut das PIKE-Schema (engl. auch PICO-Schema).

Das Akronym PIKE steht für Person-Intervention-Kontrollintervention-Ergebnis (oder Outcome). Mit diesen Elementen lassen sich in strukturierter Weise bearbeitbare und eingegrenzte Forschungsfragen bilden (s. Praxisbeispiel ▶ p_PIKE_Schema).

Es werden zunächst jene Personengruppe/Person, Intervention und Kontrollintervention eingegrenzt und bestimmt, die im Zentrum des Interesses stehen. Als Ergebnis wird das gewünschte Erkenntnisziel genannt.

Mit einer strukturierten Erstellung einer konkreten Forschungsfrage wird das Finden von Suchbegriffen für die nachfolgende Literatursuche vereinfacht. Für die Generierung der Forschungsfrage sollte unbedingt genügend Zeit eingeplant werden, da dieser Schritt wesentlich für das Gelingen des Forschungsvorhabens ist.

Praxisbeispiel

PIKE-Schema

Person

Neugeborenes mit bestehendem Nabenschnurrest

Intervention

Tägliche Behandlung des NSR mit Wunddesinfektionsspray

Kontrollintervention

Keine Intervention

Ergebnis

a) Zeitpunkt des Abfallens des NSR

b) Auftreten von Infektionszeichen

Frage 1: Wie beeinflusst die Pflege des Nabelschnurrestes bei täglicher Behandlung mit Wunddesinfektionsspray im Vergleich zu keiner Pflegeintervention den Zeitpunkt des Abfallens des Nabelschnurrests beim Neugeborenen?

Frage 2: Wie beeinflusst die Pflege des Nabelschnurrestes bei täglicher Behandlung mit Wunddesinfektionsspray im Vergleich zu keiner Pflegeintervention die Infektionsrate des kindlichen Nabels?

2.1.3 Literaturrecherche


Für die mitunter aufwändige aber sehr wichtige Suche nach passender wissenschaftlicher Literatur ist es von Vorteil, sich vorab zu überlegen was und wo konkret gesucht werden soll.

Es stehen eine Vielzahl an Ressourcen und Datenbanken zur Verfügung, die für die Recherche genutzt werden können.

2.1.3.1 Bücher und Zeitschriften/Journale

Fach- und Lehrbücher sind eine gute Quelle, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen und sich Grundlagenwissen anzueignen. Dabei sollte nach Möglichkeit die aktuellste Ausgabe des Werkes zur Hand genommen werden. Der Nachteil von Büchern ist allerdings, dass der Inhalt gelegentlich nicht mehr dem aktuellsten Stand der Wissenschaft entspricht. Außerdem ist in Büchern nicht immer zu unterscheiden, ob es sich um wissenschaftliche Erkenntnisse oder Expert*innenmeinungen handelt.

Journale sind eine gute Quelle, um aktuelle wissenschaftliche Ergebnisse zu finden. Bevorzugt werden sollten dabei solche, die peer-reviewed (dt. begutachtet) sind. Dies bedeutet, dass Artikel nur dann veröffentlicht werden, wenn mindestens zwei Personen mit entsprechender Expertise befunden haben, dass sie wissenschaftlichen Kriterien entsprechen.

2.1.3.2 Datenbanken

Am einfachsten und raschesten gelangt man zu aktuellen Artikeln über eine internetbasierte Datenbankrecherche. Dabei empfiehlt es sich für die Literatursuche stets mehrere Datenbanken zu verwenden. Folgend...

Erscheint lt. Verlag 6.12.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe
Schlagworte Geburtshilfe • Hebammenstudium • Hebammenwissenschaften • Kreißsaal • Lernen in der Praxis • Praxisanleitung • Theorie-Praxistransfer • werdende Hebamme
ISBN-10 3-13-244330-1 / 3132443301
ISBN-13 978-3-13-244330-3 / 9783132443303
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