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Akute Notfälle in der Altenpflege -  David J. Gräter

Akute Notfälle in der Altenpflege (eBook)

Symptome richtig erkennen - sicher reagieren. Was Pflegekräfte wissen müssen!
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
138 Seiten
Schlütersche (Verlag)
978-3-8426-9159-9 (ISBN)
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Medizinische Notfälle im Altenheim: Tagtäglich werden Pflege- und Betreuungskräfte mit Situationen wie Stürzen, akuten Schmerzen oder einem Atemstillstand konfrontiert. Dann gilt es die richtigen Entscheidungen zu treffen, um schnell und lebensrettend zu handeln! Dieses Buch hilft: mit der standardisierten, prioritätengeleiteten Vorgehensweise, orientiert an den Leitsymptomen. Alle Maßnahmen und Prozessschritte lassen sich auf jede Notsituation anwenden und vermitteln Sicherheit: bei der Ersteinschätzung und beim Absetzen des Notrufs, bei den Maßnahmen der Ersten Hilfe und bei der Übergabe des Patienten an das notfallmedizinische Personal. Praxisbeispiele machen wichtige Notfallmaßnahmen anschaulich, juristischer Rat gibt Sicherheit. So haben Pflege- und Begleitkräfte das aktuelle Wissen schnell parat. Für die 2., aktualisierte Auflage wurden die aktuellen Leitlinien (z. B. die ERC Reanimationsleitlinie sowie Sepsis- und Anaphylaxie-Leitlinien) berücksichtigt.

David Gräter ist Notfallsanitäter, Notfallpädagoge B. A. und Schulleiter der Notfallsanitäterschule des Städtischen Klinikums Braunschweig.

David Gräter ist Notfallsanitäter, Notfallpädagoge B. A. und Schulleiter der Notfallsanitäterschule des Städtischen Klinikums Braunschweig.

Im Fall einer akuten medizinischen Notfallsituation sind unter Umständen viele schwerwiegende Probleme zeitgleich zu behandeln. Es gilt, den Überblick zu behalten, die richtigen Entscheidungen zu treffen und zielgerichtete Maßnahmen durchzuführen. Das ist für ungeübte Helfende nicht einfach. Um solche seltenen und komplexen Situationen gut zu bewältigen, sollte eine standardisierte und prioritätenorientierte Vorgehensweise gewählt werden. Was das bedeutet, stelle ich Ihnen hier vor.

Erkennen Sie einen bedrohlichen Gesundheitszustand, so greift das Modell der sogenannten Rettungskette. Hier gibt es unterschiedliche Modelle. Hier wird ein Modell präsentiert, das an die im Buch beschriebene Vorgehensweise im Notfall angepasst ist. Die Rettungskette stellt den organisatorischen Ablauf eines Notfalls dar und besteht aus fünf Kettengliedern ( Abb. 1).

Bei der Betrachtung des Modells wird sofort deutlich: Die Versorgung der betroffenen Person durch den Rettungsdienst erfolgt erst zu einem späteren Zeitpunkt (Rettungskette Punkt 4). Davor sind Verunfallte und Erkrankte zwingend auf die Hilfe von Notfallzeugen angewiesen. Das wird umso deutlicher, wenn die Hilfsfrist des Rettungsdienstes näher betrachtet wird.

Abb. 1: Ablauf der Rettungskette

Die Hilfsfrist wird in den Rettungsdienstgesetzen jedes Bundeslandes geregelt. In der Regel beträgt diese zwischen 8–15 Minuten, je nach Region. Gerade im ländlichen Bereich kann es dementsprechend lange dauern, bis ein Rettungswagen den Notfallort erreicht. Die Hilfsfristen sind zu mindestens 95 % einzuhalten. Das bedeutet, dass es aufgrund zeitweiser starker Auslastungen der Rettungsdienste, besonderer Wetterlagen oder anderer Gründe im Einzelfall zu deutlichen längeren Wartezeiten kommen kann. Ein Betroffener kann bei akuter gesundheitlicher Gefährdung eine solche Zeit aber möglicherweise nicht ohne effektive Hilfe überleben – beispielsweise beim Herzkreislaufstillstand, einem drohenden Ersticken oder einer starken Blutung. Daher muss es Ersthelfer geben, die kompetent handeln können.

Hilfsfrist: Das ist die Zeit, in der ein Rettungsmittel - in der Regel vom Rettungsdienst - am Notfallort eintreffen muss.

Wichtig Zeit – ein wichtiger Faktor

Potenziell »verlorene Zeit« bei der Erstversorgung in Notfallsituatio¬nen kann trotz guter medizinischer Weiterversorgung nicht aufge¬holt werden!

Daher ist die Hilfe von Notfallzeugen und Ersthelfern zwingend erforderlich – auch wenn in Deutschland ein flächendeckendes, qualitativ gutes Rettungsdienstsystem vorhanden ist.

Im Folgenden wird die Rettungskette näher beschrieben. Die detaillierte Erklärung der Vorgehensweise entnehmen Sie den nächsten Kapiteln.

Im Rahmen der Rettungskette wird mit der initialen Beobachtung ( Kap. 3.1.1) und dem Vorgehen nach dem BAK-Schema ( Kap. 3.1.2) begonnen. Bei der initialen Beobachtung gilt es auf das Umfeld, die Situation sowie auf mögliche Gefahren zu achten. So erfolgt an dieser Stelle beispiels - weise auch das Absichern einer Einsatzstelle.

BAK bedeutet das Einschätzen von:

B = Bewusstsein

A = Atemwege und Atmung

K = Kreislauf

Was die betroffene Person angeht, stellt das BAK-Schema die Ersteinschätzung im Notfall dar. Die BAK-Beurteilung müssen Sie immer durchführen. Denn aus Ihrer Ersteinschätzung des Betroffenen - sein Bewusstsein, die Atemwege sowie die Atmung und den Kreislauf betreffend –, lassen sich notwendige Sofortmaßnahmen ableiten! Das kann beispielsweise das Freimachen der Atemwege oder das Stoppen einer starken Blutung sein.

Nachdem Sie sich einen Überblick über die Situation verschafft haben, können Sie einen qualitativ hochwertigen Notruf absetzen, um weitere Hilfe anzufordern. Sie sind dann in der Lage, der Notrufzentrale schon wichtige Informationen zukommen zu lassen ( Kap. 3.1.2).

Im Anschluss erfolgen die zielgerichtete Untersuchung der betroffenen Person sowie das Durchführen erweiterter Maßnahmen, bis der Rettungsdienst eintrifft. Bevor der Rettungsdienst die Versorgung übernimmt, sollte eine professionelle Übergabe ( Kap. 5) an diesen erfolgen. Dazu gehört das Schildern der Situation, des Gesundheitszustands und der eingeleiteten Maßnahmen. Trotz der Übernahme durch den Rettungsdienst wird Ihre Unterstützung häufig noch weiter vonnöten sein, beispielsweise beim Umlagern o. Ä. Deshalb sollten Sie sich erst von dem Notfallort entfernen, wenn Ihre Unterstützung wirklich nicht mehr benötigt wird – fragen Sie deshalb die verantwortliche Rettungskraft, ob Sie gehen können.

Erfolgt der Transport durch den Rettungsdienst in das Krankenhaus, so fallen gegebenenfalls noch weitere Aufgaben für Sie an. Neben der Dokumentation Ihrer Maßnahmen und des Notfallgeschehens, könnte beispielsweise das Informieren der Angehörigen notwendig sein.

3.1 Standardisierte, prioritätenorientierte Vorgehensweise


Ein standardisierter Ablauf ermöglicht es Ihnen, in jeder Situation ähnlich oder gar identisch vorzugehen. Dieses einheitliche Vorgehen gibt Ihnen und anderem Fachpersonal Handlungssicherheit: In Notfallsituationen wird immer gleich untersucht und dann situativ behandelt. An dieser Vorgehensweise können sich sowohl routinierte als auch unsichere Helfende orientieren, ohne lange überlegen zu müssen. Standardisierte Abläufe tragen außerdem dazu bei, dass Helfenden mehr Verarbeitungskapazität ihres Gehirns zur Verfügung stehen, um auf zusätzliche, situative Probleme reagieren zu können. Standardisierte Abläufe helfen, in Stresssituationen wichtige Einschätzungen durchzuführen, die sonst nur unterbewusst erfolgen, wie etwa die Einschätzung der Umgebung und möglicher Gefahren für den Betroffenen und die Helfer.

Prioritätenorientiertes Vorgehen bedeutet, dass die wichtigsten Untersuchungen zuerst durchgeführt werden. Ebenfalls folgt daraus, dass die zeitkritischsten Maßnahmen die höchste Priorität haben: Sie werden als erstes durchgeführt.

Beispiel Entscheiden Sie nach Priorität!

Sie treffen auf die 85-jährige Bewohnerin Maria Müller mit Diabetes. Sie klagt über Luftnot, liegt flach auf dem Bett, trägt eine hochgeschlossene Bluse und ein Halstuch.

Hier steht die Atemnot an erster Stelle und macht den bedrohlichen Zustand aus: Die ersten Maßnahmen bestehen daher im Hochlagern des Oberkörpers, im Entfernen des Halstuches und Öffnen der oberen Blusenknöpfe, um der Frau die Atmung zu erleichtern.

Ihren Blutdruck zu messen und/oder den Blutzuckerspiegel zu bestimmen, sind hingegen nachgeordnete Maßnahmen in dieser Notfallsituation.

3.1.1 Initiale Beobachtung


Vor Beginn der strukturierten Patientenversorgung sollten Sie im Rahmen der initialen, also anfänglichen Beobachtung die Sicherheit sowie die Situation analysieren. Dabei steht die Sicherheit an erster Stelle. Ist die betroffene Person beispielsweise sehr aggressiv, sollten Sie das frühzeitig erkennen und erst einmal Abstand halten. Es gibt aber auch noch viele andere Gefahrenquellen für Sie als Ersthelfer oder die betroffene Person – etwa spitze, scharfe Gegenstände am »Unfallort« oder mögliche Infektionserkrankungen des Betroffenen. Mögliche Gefahren frühzeitig zu erkennen und zu eliminieren beziehungsweise einzugrenzen, ist eine Grundvoraussetzung für eine sichere Notfallversorgung.

Bedenken Sie Ihre eigene Sicherheit! Schützen Sie sich vor Infektionen und anderen gefährlichen Dingen bei der Ersten Hilfe.

Nachdem Sie alle Gefahren erkannt und im Rahmen Ihrer Möglichkeiten eingegrenzt haben, erfolgt die weitere Beurteilung der Situation ( Tab. 1). Dieser Schritt ist wichtig, da Sie sich damit einen wichtigen Überblick über das gesamte Geschehen verschaffen. Dieser situative Blick dient z. B. dazu, mögliche Unfallmechanismen bei einem Sturz von einer Treppe, aus dem Bett oder eben auch Ursachen für zunächst unklare Beschwerden zu erkennen. So kann ein angebissenes Brot neben einem bewusstlosen Bewohner darauf hindeuten, dass ein Ersticken vorliegt. Fragen Sie Umstehende oder auskunftsfähige betroffene Personen selbst, was vorgefallen ist oder die akuten Beschwerden sind. Solche Informationen dienen dem schnellen Erkennen von Leitsymptomen und unterstützen beim Finden von Krankheitsursachen.

Tab. 1: Initiale Beobachtung – Sicherheits- und Situationsanalyse

  Beurteilung Sofortmaßnahmen
Initale Beobachtung Sicherheit:

Beachten Sie:

Haben Sie Anzeichen für Gefahrenquellen (z. B. übertragbare Infektionen, Rauch, spitze Gegenstände etc.)?

Befindet sich die betroffene Person in Sicherheit?

Tragen Sie ausreichende Schutzkleidung (z. B. bedarfsorientiert: Infektionsschutzhandschuhe, Schutzkittel, Mundschutz,...

Erscheint lt. Verlag 30.10.2022
Reihe/Serie Pflege Praxis
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege Altenpflege
Schlagworte Altenpflege • Medizin • Notfallmedizin • Pflege • Pflegemanagement & -planung
ISBN-10 3-8426-9159-9 / 3842691599
ISBN-13 978-3-8426-9159-9 / 9783842691599
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