Heilpraktiker-Kolleg - Erkrankungen rund um Schwangerschaft und Geburt - Lernmodul 16 (eBook)
88 Seiten
Haug (Verlag)
978-3-13-244147-7 (ISBN)
2 Geburt
2.1 Geburtsablauf
2.1.1 Die Phasen der Geburt
Die Geburt wird in 3 Phasen unterteilt ( ▶ Abb. 2.1):
-
Eröffnungsphase: Sie beginnt mit den ersten regelmäßigen Wehen, durch die sich die Zervix weitet, und endet mit der vollständigen Eröffnung des Muttermunds.
-
Austreibungsphase: Sie schließt sich an die Eröffnungsphase an und dauert an, bis das Kind geboren ist.
-
Nachgeburtsphase: Sie beginnt unmittelbar nach der Geburt des Kindes und endet, wenn die Nachgeburt (Plazenta, Eihäute, Nabelschnurrest) abgegangen ist. ( ▶ Video 2.1)
Phasen der Geburt.
Abb. 2.1
(Abb. aus: I care Krankheitslehre. 2., aktualisierte Auflage. Thieme; 2020)
Während der Schwangerschaft unterdrückt v.a. Progesteron die Wehentätigkeit, indem es entspannend auf die Muskulatur der Gebärmutter wirkt. In der 2. Schwangerschaftshälfte sind allerdings kurze, vereinzelt auftretende Kontraktionen des Uterus normal. Sie halten nicht länger als 60 s an und werden Übungswehen genannt. In den letzten Wochen vor der Geburt nehmen diese Kontraktionen an Häufigkeit zu, bleiben aber unregelmäßig. Sie werden dann als Senkwehen (Vorwehen) bezeichnet. Sie dienen dazu, das Kind in eine günstige Position für die Geburt zu bringen, und lassen es tiefer in das Becken der Mutter treten. Das ist auch der Grund dafür, dass der Fundusstand nach der 36. SSW um einige Zentimeter absinkt.
Fazit – Das müssen Sie wissen
Geburt
Die Geburt unterteilt sich in 3 Phasen:
-
Eröffnungsphase,
-
Austreibungsphase und
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Nachgeburtsphase.
Bereits in der 2. Schwangerschaftshälfte kommt es zu kurzen, unregelmäßigen Kontraktionen des Uterus, den Übungswehen. In den letzten Wochen vor der Geburt nehmen sie an Stärke zu und führen dazu, dass das Kind tiefer in das Becken der Mutter gelangt. Man spricht bei diesen Wehen von Senkwehen.
2.1.1.1 Eröffnungsphase
In der Eröffnungsphase treten die Wehen regelmäßig auf, zunächst alle 15–20 min, im weiteren Verlauf häufiger. Diese Eröffnungswehen sind deutlich stärker als die Senkwehen und halten 40–60 s an. Sie schieben Fruchtblase und Kind weiter in Richtung Zervix. Der Druck der Fruchtblase auf die Zervix bewirkt, dass sich der Zervikalkanal weitet und sich der äußere Muttermund vollständig öffnet.
Ausgelöst werden die Wehen durch das Hormon Oxytocin. Es wird vom Hypothalamus ausgeschüttet und bewirkt eine Kontraktion des Myometriums. Seine Freisetzung wird über Dehnungsrezeptoren vermittelt, die sich im Bereich des unteren Uteruskörpers und der Zervix befinden. Diese werden aktiviert, wenn Fruchtblase und Kind diese Bereiche weiten.
Oxytocin wirkt aber nur dann, wenn die Uterusmuskulatur zuvor auf die Wehentätigkeit vorbereitet wurde. Diese Aufgabe übernehmen die Östrogene, deren Konzentration vor der Geburt stark ansteigt.
Auch Prostaglandine spielen eine wichtige Rolle im Vorfeld der Eröffnungsphase. Sie bewirken, dass sich das Gewebe der Zervix lockert. Durch diese sog. Zervixreifung wird die Öffnung des Zervikalkanals und des Muttermunds erleichtert. Der Durchmesser des Muttermunds beträgt bei vollständiger Öffnung etwa 10 cm.
Am Ende der Eröffnungsphase reißen die Eihäute normalerweise ein (Blasensprung), und der Kopf des Kindes ist zu tasten. Dabei sollte er mit dem Gesicht nach rechts oder links quer im Beckeneingang liegen.
Zusatzinfo
Vorzeitiger Blasensprung
Wenn die Fruchtblase schon platzt, bevor die Wehen eintreten, spricht man von vorzeitigem Blasensprung. Die häufigste Ursache sind Infektionen, die von Erregern verursacht werden, die über die Vagina aufgestiegen sind. Je früher der vorzeitige Blasensprung eintritt, desto schwieriger ist die Situation.
Bei Erstgebärenden dauert die Eröffnungsphase durchschnittlich 8–12 h, bei Frauen, die schon ein oder mehrere Kinder geboren haben, ca. 3–4 h.
2.1.1.2 Austreibungsphase
Nach der vollständigen Eröffnung des Muttermunds beginnt die Austreibungsphase, in der das Kind durch den Geburtskanal geschoben wird. Der Geburtskanal besteht aus dem kleinen Becken der Mutter und dem Weichteilkanal, der vom unteren Teil der Gebärmutter, der Zervix, der Beckenbodenmuskulatur und der Scheide gebildet wird.
Die Frequenz der Wehen erhöht sich im Laufe der Austreibungsphase auf 2–4 kräftige Presswehen innerhalb von 10 min. Die Wehen dauern dabei etwa 60 s. Unterstützt werden die Wehen durch die Kontraktion der Bauchmuskulatur und des Zwerchfells. Sobald sicher ist, dass die Zervix vollständig geweitet ist und sich das Kind in der richtigen Lage befindet, kann die Mutter bei den Wehen aktiv mitpressen.
Insgesamt dauert die Austreibungsphase 1–2 h, in den letzten 30–40 min davon treten die Presswehen auf. Eine längere Pressphase ist kritisch, da durch die starke Druckerhöhung während der Presswehen der Blutfluss in der Nabelschnur zum Stillstand kommt und sich dadurch die Sauerstoffversorgung des Kindes verschlechtert.
Zusatzinfo
CTG
Während der Geburt werden mittels CTG (Kardiotokografie, Herztonwehenschreiber) die Herzfrequenz des Kindes und die Wehentätigkeit überwacht und aufgezeichnet. Dadurch kann man Rückschlüsse auf den Zustand und die Sauerstoffversorgung des Kindes ziehen. Die Messgeräte werden meist mit einem Gurt am Bauch der Gebärenden befestigt. Auch bei den Vorsorgeuntersuchungen ab der 28. SSW wird mittels CTG der Zustand des Kindes überprüft.
2.1.1.3 Drehung des Kindes während der Geburt
Voraussetzung für einen unkomplizierten Geburtsverlauf ist, dass das Kind mit dem Kopf voran in den Geburtskanal eintritt. Diese Position des Kindes bezeichnet man als Schädellage. Sie ist mit 94 % die häufigste Lageform. Außerdem muss das Becken der Mutter zur Größe des Kindes passen. Wenn das Kind sehr groß ist und das Becken der Mutter eng, ist eine vaginale Entbindung nicht möglich.
Drehung des Kindes während der Geburt.
Abb. 2.2
Abb. 2.2a Zu Beginn der Austreibungsphase steht der Kopf des Kindes quer im Beckeneingang.
(Abb. nach: Grubert T, Staiger H. Die regelrechte Geburt. In: Weyerstahl T, Stauber M, Hrsg. Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. 4. Auflage. Thieme; 2013)
Abb. 2.2b Um durch den längsovalen Beckenausgang zu gelangen, dreht sich das Kind in den geraden Durchmesser. Die Haltung ist gebeugt (flektiert).
(Abb. nach: Grubert T, Staiger H. Die regelrechte Geburt. In: Weyerstahl T, Stauber M, Hrsg. Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. 4. Auflage. Thieme; 2013)
Abb. 2.2c Der Kopf des Kindes ist durch den Beckenausgang getreten und befindet sich noch im Weichteilkanal des Geburtskanals. Jetzt muss sich der Körper wieder zurückdrehen, damit auch die Schultern durch den längsovalen Beckenausgang passen.
(Abb. nach: Grubert T, Staiger H. Die regelrechte Geburt. In: Weyerstahl T, Stauber M, Hrsg. Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. 4. Auflage. Thieme; 2013)
Abb. 2.2d Der Kopf ist aus dem Geburtskanal ausgetreten, die Schultern stehen wieder senkrecht im Beckenausgang. Die Hebamme neigt vorsichtig den Kopf des Kindes nach unten, damit die obere Schulter austritt.
(Abb. nach: Grubert T, Staiger H. Die regelrechte Geburt. In: Weyerstahl T, Stauber M, Hrsg....
| Erscheint lt. Verlag | 19.10.2022 |
|---|---|
| Co-Autor | Maria Niemeyer |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Naturheilkunde |
| Schlagworte | Ausbildung • Heilpraktiker • Heilpraktikeranwärter • Heilpraktikerprüfung • Kompendium • Kurs • Lehrbuch • Lernmodule • Lernskript • Lernsystem • Multimedial • Podcasts • Prüfungstipps • Prüfungstraining • Prüfungsvorbereitung • Selbstlernsystem • Übungsbuch • Videos |
| ISBN-10 | 3-13-244147-3 / 3132441473 |
| ISBN-13 | 978-3-13-244147-7 / 9783132441477 |
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