Heilpraktiker-Kolleg - Pädiatrie und Geriatrie - Lernmodul 17 (eBook)
72 Seiten
Haug (Verlag)
978-3-13-244149-1 (ISBN)
2 Geriatrie
2.1 Was bedeutet „alt“?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Menschen als „alt“, die das 60. Lebensjahr vollendet haben, und differenziert dabei zwischen „jungem Alter“ (60–74 Jahre) und „höherem Alter“ (ab 75 Jahren). Allerdings spiegelt diese Definition nicht unbedingt das Altersempfinden der einzelnen Personen wider. Fest steht, dass der Lebensabschnitt „Alter“ heute im Vergleich zu früher deutlich länger ist.
Lag die durchschnittliche Lebenserwartung in Deutschland bei den 1960 Geborenen noch bei etwa 70 Jahren, ist sie bei den im Jahr 2020 Geborenen auf 81,5 Jahre angestiegen. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Frauen liegt dabei mit 84 Jahren über jener der Männer mit 79 Jahren. Der Trend geht weiterhin nach oben.
Aber nicht nur der Einzelne wird älter, sondern auch die deutsche Gesamtbevölkerung. Das liegt zum einen an der steigenden Lebenserwartung, zum anderen daran, dass die Geburtenrate sinkt. Diese Entwicklung führt zu einer Verschiebung des Durchschnittsalters der Bevölkerung nach oben, die auch als demografischer Wandel bezeichnet wird.
Geriatrisches Assessment. Um den Alterungsprozess angemessen beurteilen zu können, wird ein geriatrisches Assessment durchgeführt, ein diagnostischer Prozess zur systematischen Erfassung medizinischer, psychischer und sozialer Probleme des alten Patienten. Als Qualitätsmanagementinstrument ist es für eine angemessene Planung von Pflege und Behandlung wichtig.
In unterschiedlichen Testverfahren werden Daten erhoben, die Auswirkungen auf Pflege, Betreuung, Umfeld, medizinische Versorgung haben. Wichtige Parameter sind die Erfassung basaler Funktionen wie Nahrungsaufnahme, Selbstversorgung und Kontinenz. Die Mini-Mental-State-Examination (MMSE) erlaubt eine (grobe) Einschätzung kognitiver Fähigkeiten in Bezug auf Orientierung, Merken, Sprache, Gedächtnis und Aufmerksamkeit. Andere Tests beschäftigen sich mit sozialen Fragen, Mobilität, der Ausführung bestimmter Tätigkeiten und Depression.
2.2 Alterungsprozess
2.2.1 Alter und Altern
Definition
Alter und Altern
Die Begriffe „Altern“ und „Alter“ dürfen nicht verwechselt werden:
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Alter meint den aktuellen Zustand bzw. einen Abschnitt im Leben. Das Alter kann durch das Datum im Kalender genau definiert werden (kalendarisches Alter) oder anhand des Gesundheitszustands abgeschätzt werden (biologisches Alter).
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Altern beschreibt den biologischen, psychischen und sozialen Prozess des Älterwerdens. Er verläuft nicht bei allen gleich und ist auch nicht streng festgelegt, sondern wird in seinem Verlauf von vielen Faktoren beeinflusst.
Alter. Das kalendarische, auch biografische oder chronologische Alter spielt in unserem täglichen Leben eine wichtige Rolle. Es wird durch unser Geburtsdatum bestimmt. Das kalendarische Alter ist u.a. gesellschaftlich, sozial und juristisch von Bedeutung (z.B. Volljährigkeit, Rentenalter, Strafmündigkeit).
Das biologische Alter dagegen berücksichtigt die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und die gesundheitliche Situation. Ihm liegen die fortschreitenden Abbauprozesse des menschlichen Körpers zugrunde, womit nicht Verfalls- oder Krankheitsprozesse gemeint sind, sondern die natürlichen physiologischen Vorgänge. Diese werden mithilfe verschiedener Theorien beschrieben.
Das biologische Alter ist im Gegensatz zum kalendarischen Alter eine relative Bewertung, da es den Alterungsprozess der jeweiligen Person im Vergleich zum durchschnittlichen Verlauf des Alterns betrachtet. Liegt das biologische Alter über dem kalendarischen Alter (d.h., sind die Alterungsprozesse der betrachteten Person schon weiter fortgeschritten als bei den meisten Personen mit demselben kalendarischen Alter), spricht man von „vorgealtert“, liegt es darunter spricht man von „rüstig“ oder „jünger wirkend“.
Altern. Dieser Prozess äußert sich durch eine nachlassende Leistungsfähigkeit, die sich sowohl durch physische (körperliche) als auch psychische (geistige) Veränderungen bemerkbar macht. Alterungsvorgänge treffen jeden. Sie sind unumkehrbar und nicht zu verhindern. Allerdings verlaufen sie bei jedem unterschiedlich und werden sowohl von äußeren Faktoren (z.B. UV-Licht, Rauchen) als auch von inneren Faktoren (genetische Veranlagung) beeinflusst.
Fazit – Das müssen Sie wissen
Alter und Altern
Altern beschreibt den Prozess des Älterwerdens und ist ein natürlicher Vorgang. Alter dagegen bezeichnet den aktuellen Zustand des Alters bzw. einen Lebensabschnitt. Alter kann über den Kalender bzw. den Zeitpunkt der Geburt genau definiert werden (kalendarisches Alter) oder anhand des Gesundheitszustands und der Leistungsfähigkeit abgeschätzt werden (biologisches Alter).
2.2.2 Alterstheorien
Auch wenn wissenschaftliche Fortschritte dazu beigetragen haben, die Gesundheit des Menschen länger zu erhalten, ist Altern nach wie vor Teil des menschlichen Lebens. Die Frage, welche Faktoren nun eigentlich genau für den Alterungsprozess verantwortlich sind, wird mit verschiedenen Alterstheorien zu beantworten versucht. Dass das „Warum“ noch nicht endgültig geklärt ist, kann man schon allein daran erkennen, dass es mehr als 300 verschiedene Alterstheorien gibt. Vorgestellt werden im Folgenden die Theorien zum Altern des Immunsystems, zum Altern durch freie Radikale und die Glykierungstheorie. Allerdings kann nicht eine Theorie allein den Alterungsprozess erklären, vielmehr bildet eine Vielzahl von genetischen und umweltbedingten Faktoren die Grundlage des Alterns.
2.2.2.1 Altern des Immunsystems
Dieser Theorie nach nimmt im Alter die Reaktionsfähigkeit des Immunsystems ab, weil zwar die Anzahl der T-Gedächtniszellen im Laufe des Lebens ansteigt (Alterung des Immunsystems), diese aber nur auf ganz bestimmte Antigene antworten. Um neuen Erregern begegnen zu können, sind naive T-Zellen notwendig. Deren Anzahl geht aber im Alter zurück. Diese Entwicklung macht ältere Menschen anfälliger für Keime, mit denen sie bisher nicht in Kontakt gekommen sind, als jüngere Menschen, die noch über eine größere Zahl naiver T-Zellen verfügen. Auch schlafende Infektionen, wie eine Tuberkulose und Gürtelrose, können wieder ausbrechen und der Spiegel der Antikörper für bereits durchgemachte Infektionen sinkt.
2.2.2.2 Altern durch freie Radikale
Verschiedene Theorien schreiben den freien Radikalen eine tragende Rolle beim Altern zu. Freie Radikale sind Moleküle mit einem oder mehreren ungepaarten Elektronen, z.B. das Superoxidanion oder das Hydroxylradikal. Sie entstehen bei der Energiebildung in den Mitochondrien und sind sehr reaktionsfreudig. Freie Radikale setzen Oxidationsreaktionen in Gang, die zu einer Schädigung von Zellstrukturen, Eiweißen oder Chromosomen führen können.
Allerdings verfügt der Körper über Schutzmechanismen, mit denen die schädliche Wirkung der freien Radikale aufgehoben werden kann. Diese sog. Antioxidanzien („Radikalfänger“) verhindern die schädigende Oxidation der Biomoleküle durch die freien Radikale. Ihre Bildung scheint aber mit steigendem Alter nachzulassen. Werden mehr freie Radikale gebildet, als durch die Antioxidanzien abgefangen werden können, spricht man von oxidativem Stress. Antioxidanzien können auch mit der Nahrung aufgenommen werden, z.B. Vitamin C und E.
Die Radikalbildung spielt in mehreren ...
| Erscheint lt. Verlag | 19.10.2022 |
|---|---|
| Co-Autor | Maria Niemeyer |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Naturheilkunde |
| Schlagworte | Ausbildung • Heilpraktiker • Heilpraktikeranwärter • Heilpraktikerprüfung • Kompendium • Kurs • Lehrbuch • Lernmodule • Lernskript • Lernsystem • Multimedial • Podcasts • Prüfungstipps • Prüfungstraining • Prüfungsvorbereitung • Selbstlernsystem • Übungsbuch • Videos |
| ISBN-10 | 3-13-244149-X / 313244149X |
| ISBN-13 | 978-3-13-244149-1 / 9783132441491 |
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