Heilpraktiker-Kolleg - Hygiene und invasive Techniken - Lernmodul 6 (eBook)
80 Seiten
Haug (Verlag)
978-3-13-244127-9 (ISBN)
ERGÄNZEN |
2 Blutentnahme, Injektion und Infusion
2.1 Allgemeines
Aus der medizinischen Diagnostik ist die Blutanalyse kaum wegzudenken. Sie bietet vielfach die einzige Möglichkeit für einen sicheren Befund und ist deshalb ein essentielles Element der Diagnostik, Differenzierung und Verlaufskontrolle von Erkrankungen. In den meisten Fällen wird das Blut zwar in einem externen Labor untersucht, die Blutentnahme erfolgt i.d.R. jedoch in der eigenen Praxis. Genutzt wird v.a. venöses Blut, für wenige Zwecke auch Kapillarblut.
In der Therapie kommen Injektionen häufig zur Anwendung – auch in vielen Naturheilpraxen. Welche Art von Injektion ( ▶ Abb. 2.1) gewählt wird, kommt dabei ganz auf den beabsichtigten Zweck an:
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In die Vene (i.v.) spritzt man einen Wirkstoff, um ihn unter Umgehung des Verdauungstrakts direkt in den Blutkreislauf einzubringen und eine rasche Wirkung zu erzielen (Kap. ▶ 2.7).
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In und unter die Haut (i.c. und s.c.) spritzt man v.a. für lokale Anwendungen.
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In den Muskel (i.m.) spritzt man v.a., um eine Depotwirkung zu erzielen. Die i.m.-Injektion wird jedoch in der Naturheilpraxis nicht mehr häufig eingesetzt (Kap. ▶ 2.11).
HP-Praxis
Punktion
Die Punktion von Arterien oder die intraarterielle Injektion ist insbesondere in der Heilpraktikerpraxis absolut unüblich, deshalb wird hier nur die Venenpunktion erläutert.
Injektionsarten.
Abb. 2.1
(Abb. aus: Käding H. Injektionsarten. In: I care Pflege. 2. Auflage. Thieme; 2020)
Die Erläuterungen werden ergänzt um die Beschreibungen der Injektions- und Infusionstechniken, die regelmäßig Gegenstand der Heilpraktikerüberprüfungen sind.
Wie bei allen invasiven Techniken kommen den hygienischen und rechtlichen Aspekten besondere Bedeutung zu. Sie werden deshalb ebenfalls ausführlich beleuchtet.
Lerntipps
Blutentnahmen und i.v.-Punktionen – ein sensibles Prüfungsthema
Die hier vorgestellten Aspekte sind absolut prüfungsrelevant! Zwar werden sie nicht sehr häufig thematisiert, sind aber in dem Fall ein äußerst sensibles Thema. In der HP-Überprüfung geht es um „Gefahrenabwehr“, also um den Schutz des Patienten. Die genaue Kenntnis insbesondere der juristischen und hygienischen Rahmenbedingungen rund um die Injektionstechniken und die Konsequenzen für den praktischen Umgang kann für den Prüfungserfolg deshalb entscheidend sein. Dies gilt auch, wenn Sie derzeit nicht beabsichtigen, in Ihrer späteren Praxis Blut zu entnehmen oder zu injizieren. Sie dürften es tun und können deshalb dazu geprüft werden.
Lerntipps – Mündliche Prüfung
„Muss ich dem Prüfer etwas spritzen?“
Diese Frage stellen sich nicht wenige Heilpraktikeranwärter. Die Antwort ist einfach und erleichternd: Nein. Uns ist keine einzige Überprüfung bekannt, in der dies erwartet wurde. In aller Regel geht es allein um eine sorgfältige Erläuterung und Auswahl der richtigen Materialien und Hilfsmittel. Möglicherweise sollen Sie das Vorgehen an einem Prüfer zeigen, zur Punktion kommt es jedoch nie. In sehr seltenen Fällen wird ein Trainingsarm bereitgestellt. Dass eine Schweinepfote – frisch aus dem Kühlfach – auf dem Tisch liegt, gehört eher zum Prüfungsgebahren aus dem letzten Jahrhundert.
Fazit – Das müssen Sie wissen
Venenpunktion
Das Blutlabor und parenterale Gaben von Medikamenten sind auch in der Naturheilpraxis wichtige diagnostische und therapeutische Maßnahmen. Dabei ist besonders die Venenpunktion (i.v.) von Bedeutung, da sie zur Blutentnahme, zur einfachen Injektion wie auch zur Infusion genutzt wird. Die intra- und subkutane Injektion (i.c. und s.c.) werden v.a. bei bestimmten Therapien angewandt, das Spritzen in den Muskel (i.m.) kommt in der Naturheilpraxis kaum vor – ebenso alle intraarteriellen Gefäßzugänge.
2.2 Vorteile einer Injektionstherapie
Mitunter reicht die orale oder dermale Applikation eines Arzneimittels nicht aus, um den gewünschten Behandlungserfolg zu erzielen. In bestimmten Fällen ist es wichtig, dass ein Medikament sehr schnell wirkt. Hier ist eine Behandlung ausschließlich über die intravenöse Applikation eines Arzneimittels möglich. Ist eine Depotwirkung mit sukzessiver Wirkung angestrebt, empfiehlt sich u.U. eine subkutane oder intramuskuläre Injektion bei der Einbringung des Wirkstoffs in den Körper. Grundsätzlich hat die Injektion gegenüber einer anderweitigen Gabe einige wichtige Vorteile:
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Ein Wirkstoff lässt sich intravenös verabreicht präziser dosieren, sein Wirkungseintritt und seine Wirkungsdauer lassen sich somit besser beeinflussen als bei einer oralen Gabe.
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Die Wirkung tritt schneller ein, weil der Wirkstoff nicht erst aus dem Verdauungstrakt ins Blut resorbiert werden muss:
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Bei intravenösen Gaben wirkt ein Medikament in der Regel bereits binnen weniger Sekunden.
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Bei einer intramuskulären Verabreichung dauert es meist weniger als 15 Minuten.
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Bei einer subkutanen Injektion wirkt ein Medikament binnen 20–30 Minuten.
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Bei allen Injektionen wird der Wirkstoff effektiver ausgenutzt, weil unvermeidbare Verluste beim Transport durch den Verdauungstrakt vermieden werden können. Bei bestehenden Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts ist die Wirkung mehr oder weniger eingeschränkt oder gar nicht gegeben.
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Außerhalb der Praxis kann der Therapeut nicht kontrollieren, ob ein Patient das von ihm verordnete oral einzunehmende Medikament regelmäßig anwendet. Die intravenöse Gabe ist unabhängig von der Compliance und den Fähigkeiten eines Patienten.
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In der Regel sind injizierte Wirkstoffe besser verträglich, weil Gegenreaktionen innerhalb des Verdauungstrakts umgangen werden. Bei bestehenden Allergien jedoch können unerwünschte Nebenwirkungen gravierender ausfallen!
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Bei Injektion in und unter die Haut ist eine genauere lokale Anwendung (z.B. in der Schmerztherapie oder bei Betäubung einzelner Nerven) möglich.
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Bei eingeschränkten Patienten kann ein Wirkstoff auch trotz Bewusstseinseintrübung, be- oder verhinderter Schluckfähigkeit oder anderen „Hindernissen“ in den Körper eingebracht werden.
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Schließlich spielt auch die psychologische Komponente eine Rolle: Ein Teil der Patienten misst im Vergleich zu anderen Gaben einer „Spritze“ eine höhere Wirksamkeit und dem Therapeuten eine größere Kompetenz bei.
Es spielt dabei keine grundlegende Rolle, ob ein Medikament über eine Injektion oder eine Infusion verabreicht wird.
Fazit – Das müssen Sie wissen
Injektion
Die Gabe eines Medikaments per Injektion hat gegenüber der oralen oder anderweitigen Applikation enorme Vorteile:
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Vor allem ist die Ausnutzung des Wirkstoffs erheblich höher, weil über den Darm nur Teile des Wirkstoffes ins Blut aufgenommen werden. Das gilt insbesondere für Patienten mit gastrointestinalen Erkrankungen.
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Eine parenterale (unter Umgehung des Darmes) Gabe ist besser dosierbar, wirkt kontrollierter und (bei intravenöser Injektion) rascher und ist oft besser verträglich. Bei der i.c.- und s.c.-Injektion kann eine genaue lokale Wirkung erzielt werden.
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Bei Patienten mit Schluckunfähigkeit oder Bewusstseinseinschränkungen ist die Medikamentengabe über die Injektion die einzig sichere.
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| Erscheint lt. Verlag | 19.10.2022 |
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| Co-Autor | Jürgen Sengebusch |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Naturheilkunde |
| Schlagworte | Ausbildung • Heilpraktiker • Heilpraktikeranwärter • Heilpraktikerprüfung • Kompendium • Kurs • Lehrbuch • Lernmodule • Lernskript • Lernsystem • Multimedial • Podcasts • Prüfungstipps • Prüfungstraining • Prüfungsvorbereitung • Selbstlernsystem • Übungsbuch • Videos |
| ISBN-10 | 3-13-244127-9 / 3132441279 |
| ISBN-13 | 978-3-13-244127-9 / 9783132441279 |
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