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Mein Stotter-ABC

Kleingedrucktes großgeschrieben
Buch
270 Seiten
2022
Stottern & Selbsthilfe (Verlag)
978-3-921897-94-2 (ISBN)
CHF 42,90 inkl. MwSt
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Die Schlagwörter des Stotter-ABC (von »Advertising« bis »Zuversicht«)

Advertising; Akzeptanz; Allheilmittel; Anforderungen; Angst; Anspannung; Anteilnahme; Anweisen; Artikulation; Attraktivität; Auffälligkeit; Behinderung; Benachteiligung; Besorgnis, soziale Bezugspersonen; Bilanz; Blocks, Stotterblockaden; Bühne; Chorsprechen; Complience; Desensibilisierung; Diskutieren; Dosieren Eigenarbeit; Eigenverantwortung; Empathie; Engelskreis; Entspannung; Erfahrung; Erfolg; Erlaubnis; Erzählen; Evaluation; Fluchtverhalten; Fluencyshaping; Folgen des Stotterns; Fragen; Frustrationstoleranz; Ganzheitlichkeit; Geduld; Geiz; Generalisierung; Gewohnheit; Gruppenbehandlung; Habituation; Hausaufgaben; Haut; Heilung; Hemmung, reziproke; Herausforderungen; Identifizieren, Identifikation; Identität; Imagination; Improvisation; Improvisation, musikalische; Improvisation, theatrale; Individualisierung; Inklusion; In-vivo-Arbeit; Journal, Stotter-Tagebuch; Kapazitäten; Kleist, Heinrich von; Kognition; Kombination; Kommunikation
Kommunikationsstörung; Komorbidität; Kompetenz, soziale; Kontrolle; Kooperation; Lebenssinn; Leiden am Stottern, Leidensdruck; Leistungsdruck; Lufthoheit; Modell; Moderation; Modifikation; Modifikationstechniken, Probleme; Mottos; Nachsorge; Nachteilsausgleich; Notfallkoffer; Operationalisierung von Lernzielen; Pausenbetontes Sprechen; Pausentoleranz; Perspektivwechsel; Phobie, soziale; Ping-Pong; Pluserfahrungen; Podbielskiallee; Prävention; Premack-Prinzip; Progressive Muskelentspannung; Prolongation; Protokollieren; Pseudostottern; Psychische Faktoren; Pullout; Qualifikation der Stotternden; Qualifikation der Therapeut:innen; Rahmenbedingungen; Reststottern; Rollenspiel; Rückfall; Rückmeldung; Ruhebilder; Scharlatane; Scheitern; Schweinehund; Schwerpunktsetzung; Schwitzen; Selbstheilung; Selbsthilfegruppe; Selbstinstruktion; Selbstsicherheit, Selbstsicherheitstraining; Selbststeuerung; Selbstwirksamkeitsüberzeugung; Sexualität; Sprechaktivität; Sprechvorbereitung; Stagnation; Stolz, falscher; Stottermodifikation; Synonyma; Tabu, Tabuthema; Technik; Teilhabe, gesellschaftliche; Telefonieren; Therapie; Transfer; Überforderung; Überzeugungen; Umschalten; Unverschämtheit; Ursachen; Variabilität; Variation; Vererbung; Vermeidung, Vermeidungsverhalten; Vorteile des Stotterns; Warmlaufen; Weisheiten (hier: Stotter-Weisheiten); Widerstände; Yes you can!; Zeit; Zensur, Selbstzensur; Ziele; Zuversicht
In seinem Stotter-ABC lässt der erfahrene und renommierte Stottertherapeut Wolfgang Wendlandt all sein Wissen und seine Erfahrung in eine Art Lexikon einfließen, in dem die Leserin bzw. der Leser nach Herzenslust und je nach Bedürfnis stöbern kann.Wie bei Wendlandt gewohnt richtet sich der Blick dabei weit über den Tellerrand von Stottersymptomen und deren motorischer Beeinflussung hinaus auf eine Vielzahl von bedenkenswerten Aspekten: Im ABC finden sich neben obligatorischen Schlagwörtern wie Advertising, Pseudostottern oder Rückfall auch unerwartete wie Engelskreis, Lufthoheit oder Schweinehund und erstaunliche wie Geiz, Haut oder Kleist. Auch erfährt man nicht nur etwas über die wünschenswerte Qualifikation der Therapeut:innen, sondern der Autor thematisiert ebenfalls eine Qualifikation der Stotternden.Ein besonderes Anliegen ist Wendlandt stets die ganz konkrete und strukturierte (Eigen)Arbeit am Stottern, mit deren Hilfe sich ebenso konkrete und sichtbare Erfolge erzielen lassen.Im zweiten Teil des Buches finden die Leser:innen zu diesem Zwecke 35 Arbeitsbögenmit vielen praktischen Tipps und Übungsvorschlägen. Die Veränderungsarbeit am Stottern kann damit sofort beginnen.Das Buch ist eine reichhaltige Fundgrube für Stotternde, für Therapeut:innen und alle am Thema Stottern Interessierten.

Prof. Dr. Wolfgang Wendlandt Psychologischer Psychotherapeut (Gesprächs- und Verhaltenstherapie), über 50 Jahre als Stottertherapeut tätig; arbeitet z. Zt. in eigener psychotherapeutischer Praxis, Durchführung von Einzel- und Gruppentherapien, Supervisionen und Coachings sowie von Fort- und Weiterbildungen; 30 Jahre lang Lehre und Forschung an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin im Bereich Beratung und Therapie; umfangreiche Publikationstätigkeit. Darüber hinaus langjährige Bühnenerfahrung mit Improvisationstheater und Playbacktheater in unterschiedlichen Ensembles; Gründung und Leitung der „Tumoristen“; freie musikalische Improvisation mit Saxofon und Stimme; Ehrenamtliches Engagement im Bereich Selbsthilfe, Inklusion und Theaterarbeit mit Migranten. kontakt@wolfgangwendlandt.de / www.wolfgangwendlandt.de

Stottern ist eine Störung der Kommunikation ........................................................................ ........................ 9
Mein Stotter-ABC ist beherzt selektiv .................................................................................................................. 9
35 Arbeitsbögen für die Trainingspraxis ............................................................................................................ 10
Querverweise .................................................................................................................................................... 10
Für wen ich das Buch geschrieben habe ........................................................................................................... 10
Persönliche Ansprache ...................................................................................................................................... 10
Für zwischendurch und nebenbei ....................................................................................................................... 11

aus: Der Kieselstein – Forum der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V. 44. Jahrgang, Heft 4, November 2022

…Im Unterschied aber zu einem Lexikon, liefert dieses Schlagwort-ABC nicht einfach Sachinformationen über Wichtiges in der Stottertherapie. Vielmehr spricht der Autor die Lesenden immer wieder direkt an, wählt das „Du“ als Adressat*in, erzählt mir sozusagen seine Erfahrungen, stellt mir Fragen, regt zum Nachdenken an und stellt Aufgaben. Viel Persönliches von Wolfgang Wendlandt klingt zwischen den Zeilen mit – dazu tragen auch Bilder, Gedichte, Wortspiele, Aphorismen bei, die immer wieder in die Texte eingestreut sind. So entsteht beim Lesen der Artikel schon ein Gespräch, eine Kommunikation – und Kommunikation in Gang zu bringen, ist ja erklärter Sinn und Zweck des Wendlandt’schen Therapieansatzes. Dieses Buch hat ein leidenschaftliches Anliegen, es will bewegen; und wer sich als Leser*in bewegen lässt, findet eine Fülle von Ideen, Tipps und Anregungen, auch Korrekturen für sich selbst. Und damit es auch wirklich ins Leben kommt, sind zu den ABC-Artikeln im zweiten Teil des Buches passende Arbeitsbögen hinzugefügt mit sehr konkreten Tipps, wo und wie man mit dem persönlich gerade wichtigen Schlagwort beginnen und etwas ausprobieren kann.

Mein eigener Einstieg
„Persönlich gerade wichtig“: Das ist der rote Faden, mit dem ich mich in dieses Buch hineinlesen kann, immer wieder mal, je nach Bedarf und Interesse. Selbst erlebt: Nach einem ziemlich verstotterten Tag denke ich abends: „Pseudostottern wäre mal wieder eine gute Alternative…“, schlage dieses Stichwort nach – und finde eine kundige, differenzierte Darstellung, etliche Querverweise in alle thematischen Richtungen (sogar einen Video-Link), von denen mir ein oder zwei genau mein Thema zeigen … Ein anderes Mal blättere ich einfach rein und bleibe hängen bei einem Begriff, an den ich nie gedacht hätte, der aber viel mit mir zu tun hat. Und auch bei eigentlich vertrauten Standardthemen gab es immer mal kleine oder größere persönliche Aha-Erlebnisse: Dass das „Pausenmachen“ beim Sprechen, das mir so unsagbar schwerfällt, mit „Frustrationstoleranz“ zusammenhängt, hat mir plötzlich mein Problem erklärt. Oder dass „Entspannung“ die entscheidende Grundlage für gelingende „Modifikationen“ sind, baut eine neue Brücke, meine Aufmerksamkeit anders zu verteilen.

Wegbegleiter für lange Strecke
Die vielen guten Erklärungen, Gedankenblitze, Anregungen, Fragen im Stotter-ABC machen immer wieder Mut, bringen auf Ideen und in Bewegung. Das Buch ist nicht zum Einmal-Durchlesen gemacht, sondern eher als Wegbegleiter auf der langen Strecke, die ich mit meinem Stottern eben zu gehen habe. Wolfgang Wendlandt kennt die Problematik bis in alle Ritzen hinein und ist so ehrlich und einfühlsam, auch über „Stagnation“, „Überforderung“, „Schweinehund“ und „Geduld“ zu schreiben. Zugleich hält er unbeirrbar und für mich auch provozierend daran fest, dass Stottern immer und bei jedem/jeder Betroffenen nachhaltig veränderbar und das Leiden an dieser Beeinträchtigung heilbar ist, auch wenn noch Stottern bleibt.

Ein „echter Wendlandt“
So ist dieses Buch wiederum ein „echter Wendlandt“: Stottern als Kommunikationsstörung ganzheitlich zu verstehen, die Selbstwahrnehmung und Selbstverantwortung zu fördern, eine systematische Veränderungsarbeit aufzubauen und zugleich durch spielerische Leichtigkeit dem Thema die Schwere zu nehmen, das zeichnet seinen therapeutischen Stil aus. Im Stotter-ABC, so scheint mir, begegnet man jedoch noch mehr als in den anderen Werken dem Menschen Wolfgang Wendlandt, der viel von sich zeigt: von seiner therapeutischen Leidenschaft und Freude ebenso wie von seiner lebenstiefen, ja meditativen Nachdenklichkeit, besonders in den begleitenden Bildern und Gedichten. Das ist ein sehr persönliches Geschenk an die Leser*innen, das mich mit Dank erfüllt!

Zum Schluss: Wem gehört dieses ABC?
Nun liegt das Buch vor mir auf dem Tisch: „Mein Stotter-ABC“, und ich frage mich: Wem gehört es eigentlich? Wer sagt da: „mein“ ABC? Ist es der Autor, der damit so etwas wie die Summe seiner Kenntnis und Erfahrung vorlegt? Oder ist es mein ABC, so wie einst die gleichnamige Schreiblern-Fibel, die ich als Erstklässlerin im Ranzen trug und mit der ich, begeistert neue Buchstaben malend, allmählich Lesen und Schreiben lernte? Dann wäre „Mein Stotter-ABC“ so etwas wie ein Schlüssel, mit dem ich, immer neu buchstabierend, mein Stottern allmählich verändern kann, hin zu mehr Freiheit und Kommunikation. Wie es im letzten Satz des dicken Buches heißt: „Lass auch Du Dich beflügeln von den Möglichkeiten, die vor Dir liegen.“ Jede*r kann sich also entscheiden, wem dieses Buch gehören soll …

P.S. – ganz praktisch: ABC-Treff gründen
Eine Idee, die mich beim Umgang mit diesem Buch beschlich, ist vermutlich ganz im Sinne des Autors: Ich kann mir dieses Buch sehr gut als Gesprächs- und Arbeitsgrundlage für eine Selbsthilfegruppe vorstellen, vielleicht für einen speziellen „ABC-Treff“. Die Kombination von großer inhaltlicher Bandbreite einerseits und individuell frei wählbarem Fokus andererseits könnte ein fruchtbarer Ansatz zu Austausch und Entwicklung sein, auch über eine längere Zeit hinweg. Wenn mehrere zusammen mit dem Stotter-ABC unterwegs sind, kann das eine interessante und zielführende Wanderung werden.

Schwester Teresa Friese, lebt als Benediktinerin (Ordensfrau) in der Abtei Varensell.
sr.teresa@abtei-varensell.de

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aus: Der Kieselstein | Februar 2023'

„Manchmal kann es sich auch lohnen – unter bestimmten Umständen – über den folgenden Satz nachzudenken: DAS ZIEL IST IM WEG.“

Solche Denkanstöße auf seine, ihm ureigene, kreative Art und Weise blitzen immer wieder auf, wenn er all sein Wissen und Erfahrung in eine Art Lexikon einfließen lässt. Hier kann ich als Dozent für Redeflussstörungen, wie auch als Praktiker in der täglichen Arbeit mit Klienten, nach Herzenslust stöbern und immer wieder neue Anregungen finden, auch wenn mir viele Bücher von Wolfgang Wendlandt schon bekannt sind.
Es ist gut gegliedert in eine pfiffige Einleitung, die einen guten Überblick ermöglicht, und danach das Herz des Buches mit Schlagwörtern des Stotter-ABC, sowie Arbeitsbögen für die Eigenarbeit und Therapie. Insgesamt gibt es neue Anregungen, auch wenn man die Arbeitsbögen aus seinem letzten Buch Abenteuer Stottern bereits kennen könnte. Selbst das Nachwort hat nochmals Tiefe und regt zum weiteren Forschen in Sachen eigenem Stotter-ABC an. Gleichzeitig hat er nicht den Anspruch, die in der Wissenschaftsszene bekannten Sachverhalte erneut darzulegen.
Besonders gut gefällt mir, dass keine Reihenfolge des Lesens eingehalten werden muss und wirklich nach Bedarf (Fragen von Klienten) und Laune (eigene Fragestellungen) geschmökert werden kann. Oft ergibt sich aus einem Gedanken (Schlagwort) wie z.B. Kleist, Heinrich von, eine spannende Querverbindung zu einem ganz anderen Thema wie Improvisation und weiter zu In Vivo-Arbeit und plötzlich taucht dann noch ein spannendes Foto oder Gedicht auf, ich komme ins Nachdenken und nicht nur ins Schmunzeln. Unter „Psychische Faktoren“ werden bekannte Sichtweisen gut geordnet dargestellt und mit Äußerungen der Klienten sehr anschaulich in auslösende und verstärkende innerpsychische Faktoren nachvollziehbar gemacht.
Richtig hilfreich finde ich die Möglichkeit, die vielseitigen und neu überarbeitenden Arbeitsbögen als pdf-Dokument herunterladen zu können. Dieses Buch ist wirklich eine große Bereicherung, eine Quintessenz aus 50 Jahren Erfahrung mit der Stottertherapie, Improtheater und Lust am kreativen Gestalten von Büchern.

Karl Schneider, Freiburg

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aus: logoTHEMA, Jan. 2023
Zeitschrift des Berufsverbandes der österreichischen Logopäd_innen (logopädieaustria)

Chapeau! Herr Wolfgang Wendlandt wartet mit einem neuen Meisterstück auf, das in sprachlicher Feinarbeit und mit viel Charme auch jene Themenbereiche des Stotterns präsentiert, die wir dringend gebraucht haben – oder nicht davon gewusst haben, dass wie sie noch brauchen.
In seinem neuen Buch „Mein Stotter-ABC“ rückt er die Kommunikationsproblematik in den Focus und zeigt somit einfühlsam auf, dass die Auseinandersetzung mit dem Stottern, in allen Facetten, nur am Parkett der Interaktion, in den Begegnungen mit Menschen gelingen kann.
Fettgedruckt und groß geschrieben finden wir Themen – Klassiker wie Identifikation, Desensibilisierung, Modifikation, Generalisierung, Fluencyshaping, Pullout und beispielsweise In-vivo-Arbeit. Diese werden allerdings nicht im Sinne eines wissenschaftlich aktualisierten Werks präsentiert, sondern zeigen Herrn Wendlandts immensen Erfahrungsschatz und bieten uns praxiserprobte Lösungswege sowie wertvolle Sichtweisen der Betroffenen, den Kontext der Therapie und der Selbsthilfe an. Kleingeschrieben und wie zwischen den Zeilen präsentiert werden aber auch die Themen Compliance, Empathie, Leidensdruck, Habituation, Advertising, Kognition, Imagination, Notfallkoffer, Schweinehund, Scheitern und Vorteile des Stotterns „aufgeschlagen“. Im Kleingeschriebenen liegt auch die große Chance für die Leser_innen, Insiderwissen zu erhalten und therapeutische Abkürzungen zu entdecken. Das Buch will jedenfalls als Nachschlagewerk von A-Z verstanden werden, das uns, bestückt mit stimmig ausgewählten, großartig selbstverfassten Gedichten und lebensechten Betroffenenbeiträgen in gewohnter Wendlandtmanier Begleiter sein will – in der Arbeit mit stotternden Menschen und der ständigen Kalibrierung Betroffener im Umgang und der Auseinandersetzung mit dem eigenen Stottern. Ein wiederum hochgeschätztes Werk, das Mut macht und berührt zugleich.

Lisa-Maria Grießer, MSc, Logopädin (Österreich)

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Einleitung Stottern ist eine Störung der Kommunikation. Man kann sie nicht im kommunikationsfreien Raum bewältigen. Nicht für sich alleine in den eigenen vier Wänden. Stottern abzubauen bedeutet flüssig zu werden im Kontakt mit anderen Menschen. Für diesen Prozess sind Begegnungen notwendig, sie sind unerlässlich. Selbsthilfe, Eigentherapie und Stotterbehandlung verlangen, sich auf andere Personen einzustellen, sich mit ihnen abzustimmen, andere Menschen aufzusuchen, zu reden, immer wieder zu reden, eigene Rückzugstendenzen abzubauen und neue zwischenmenschliche Begegnungsmöglichkeiten zu entdecken. Veränderungen des Stotterns finden aufgrund gemeinsamen Handelns statt, durch die gegenseitige Bezugnahme mit Wörtern, Blicken, mit Körperausdruck und einem wechselseitigen Austausch von Gedanken und inneren Selbstgesprächen. Trotz aller Unflüssigkeiten im Sprechen geht es um eine flüssige Bezugnahme zu den Kommunikationspartner:innen. Sich auf Beziehungen einzulassen, ist ein spannendes Abenteuer. Eigene Einstellungen und Denkgewohnheiten können da schon mal ins Wanken geraten. Nicht nur die Redefähigkeit will betrachtet sein. Es geht um die ganze Person, um die eigenen Emotionen, Gedanken und Einstellungen. Um die eigenen sozialen Handlungsweisen. Aber auch um die Antworten und Impulse des Gegenübers. Mein Stotter-ABC ist beherzt selektiv. Für das vorliegende ABC, das mit „Advertising“ beginnt und mit „Zuversicht“ endet, habe ich den einzelnen Buchstaben Begriffe aus dem Bereich der Arbeit rund ums Stottern zugeordnet. Darunter gibt es Begriffe, die als Standards bekannt sind – ich nenne sie hier das Fettgedruckte. Ich erkläre diese Standards, zeige dabei allerdings auf, was an den ausgewählten Sachverhalten, Erkenntnissen oder Behandlungsmaßnahmen aus meiner Sicht allzu oft unvollständig verstanden bzw. einseitig praktiziert wird. Vor allem aber habe ich solche Schlagwörter in mein ABC aufgenommen, die ich als das Kleingedruckte bezeichne: Handlungswissen und Erfahrungsschätze, die leicht übersehen werden, Arbeitstechniken und Veränderungsschritte, die in der Eigenarbeit und Therapie zu kurz kommen, Motivationshilfen, die nicht genutzt werden. In diesem Stotter-ABC versuche ich das Kleingedruckte unter die Lupe zu nehmen und großzuschreiben. Die Arbeit am Stottern ist ein ausgesprochen anspruchsvolles Unterfangen, das die Betroffenen ebenso in Atem halten kann wie die Therapeut:innen. Die meisten Schlagwörter beziehen sich auf die alltäglichen Probleme und Herausforderungen im Ringen um den Abbau des Stotterns. Stottern ist zwar eine gut behandelbare Behinderung, doch Stagnationen und Rückfälle gehören im Verlauf von Eigenarbeit und Therapie zur Tagesordnung. So entpuppen sich persönliche Veränderungsvorhaben manches Mal als schwieriger als anfangs gedacht. Bei meinen Ausführungen zu den einzelnen Schlagwörtern war es mir wichtig, Sachverhalte unter neuen Perspektiven zu beschreiben und Lösungsideen für die alltägliche Übungspraxis anzubieten. Mein Stotter-ABC will also kein Fachbuch zum aktuellen Forschungsstand des Stotterns sein, es hat nicht den Anspruch, die in der Wissenschaftsszene bekannten Sachverhalte erneut darzulegen und den aktuellen Stand der Fachliteratur zu präsentieren. Es stellt vielmehr ein subjektives Zeugnis meiner über 50-jährigen Beschäftigung mit Menschen dar, die stottern, und ist in diesem Sinne ein Praxisbuch. Es zeigt auf, wie sich Stottertherapie und Selbsthilfe erfolgreich gestalten lassen und wie sich bei den Betroffenen dabei Lebensfreude und Zuversicht entwickeln können. Im Stotter-ABC kommen Betroffene durch wörtliche Zitate immer wieder selbst zu Wort. Oder es werden Gedichte vorgestellt, die das subjektive Empfinden von Personen, die stottern, zum Ausdruck bringen. Viele der Texte, die ich zu den einzelnen Schlagwörtern verfasst habe, wären ohne die Anregungen meiner Klient:innen und Fortbildungsteilnehmer:innen nicht entstanden. In letzter Zeit, in den langen Tagen der Pandemie, waren es vor allem die Neugier und Offenheit von Betroffenen und Stottertherapeut:innen meiner Online-Veranstaltungen, durch die ich immer wieder fruchtbare Impulse für meinen Schreibprozess erhalten habe. Für diesen lebendigen Austausch bin ich allen von Herzen dankbar! 35 Arbeitsbögen für die Trainingspraxis: Erkenntnisse sind gut, Erfahrungen sind meist besser! Was hilft all das Begreifen, all das Wollen und Wissen, wenn dann nicht tatsächlich gehandelt wird. Während der Entwicklung von meinem Stotter-ABC wurde mir klar, dass ich die Schlagwörter und Erklärungen im Buch unbedingt verknüpfen sollte mit konkreten Handlungsanleitungen und Übungen. So entstanden insgesamt 35 Arbeitsbögen, mit deren Hilfe sich persönliche Veränderungsvorhaben rund ums Stottern planen und durchführen lassen. Sie schlagen nicht nur Ideen und Bewältigungstipps vor, sondern helfen auch das Selbsttraining auszuwerten und Schlussfolgerungen für die nächsten Übungsschritte vorzunehmen. Als Dokumentation der Eigenarbeit begünstigen sie zu einem späteren Zeitpunkt das Wiederaufgreifen erfolgreich durchgeführter Strategien der Eigenarbeit. Die Arbeitsbögen sind nicht nur für die Hand der Stotternden gedacht: Sie stellen darüber hinaus Therapiematerialien dar, die die Therapeut:innen in ihren Praxen einsetzen können. Fast alle Arbeitsbögen wurden für dieses ABC neu entwickelt und erprobt. Manchmal gibt es mehrere Arbeitsbögen zum gleichen Themenbereich. Querverweise: Die Schlagwörter in meinem Stotter-ABC sind untereinander durch Querverweise verbunden. So kann von hier nach da geschmökert und nach Lust und Laune vertieft werden. In den Schlagworttexten wird zudem auf die jeweils zugehörigen Arbeitsbögen des zweiten Buchteils verwiesen. Und auch die Arbeitsbögen sind durch Querverweise miteinander verknüpft. Da die von mir beschriebenen Sachverhalte sich nicht immer nur einem einzigen Schlagwort zuordnen lassen, kommt es hier und da zu Dopplungen, die dem besseren Verständnis dienen. Für wen ich das Buch geschrieben habe: Der Text richtet sich an erwachsene Stotternde und an Stottertherapeut:innen. Er ist aus meiner Sicht sowohl für alte Hasen als auch für Neulinge interessant. Auch für Angehörige und Bezugspersonen sowie für Student:innen der entsprechenden Ausbildungsgänge ist das Buch gedacht: Hier können sich alle Interessent:innen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich mit Gewinn über das Thema Stottern informieren. Persönliche Ansprache: Im Laufe des Schreibens habe ich mich entschieden, Dich, die Leserin und den Leser, immer wieder auch direkt anzusprechen und dafür das „Du“ zu wählen. In der Selbsthilfe ist das selbstverständlich. In meiner therapeutischen Arbeit ganz und gar nicht. Doch hier, beim Niederschreiben des Textes, habe ich mir ein persönliches Gegenüber vorgestellt, ein Du, dem ich meine persönlichen Sichtweisen und Überzeugungen aus meinem langjährigen Berufsleben mit dem Stottern vermitteln wollte. Ich möchte Dich teilnehmen lassen an den unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus meinen Begegnungen mit stotternden Menschen und mit Stottertherapeut:innen ergeben haben. 1968 habe ich, noch als Student, an einer Berliner Poliklinik angefangen Stotterbehandlungen durchzuführen (s. Wendlandt 2009 a). Seitdem habe ich zahllose Einzeltherapien, Gruppenbehandlungen, Elternberatungen, Fortbildungen und Supervisionen zum Stottern durchgeführt und viele stotterbezogene Texte verfasst. Und ich habe mitgeholfen, die deutschsprachige Selbsthilfebewegung auf den Weg zu bringen und sie immer wieder tatkräftig zu unterstützen. Heute blicke ich mit Dankbarkeit auf die zahlreichen positiven Arbeitsbeziehungen zurück, die ich mit stotternden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen pflegen konnte, auf die vielen Anregungen, die ich dadurch erhalten habe und die große Wertschätzung, die mir zuteilwurde. Erstaunlich bei alledem ist für mich, dass meine Wissbegierde zum Thema Stottern und meine Begeisterung für dieses Arbeitsfeld nie aufgehört haben. Wahrscheinlich hat dies etwas mit meiner eigenen Stotterbiographie zu tun (Wendlandt 2019). Für Zwischendurch und Nebenbei: Es darf geblättert werden, Du kannst getrost von einem Schlagwort zum anderen hüpfen. Dich hier versenken, dort nur kurz verweilen, Pausen einlegen und Tee trinken, Dich von den vielen Querverweisen weiterleiten lassen, Schlagwörter überblättern. Was spricht Dich an? Welche Schlagwörter werden zu Stichwörtern *, über die Du nachdenken möchtest? Es gibt keine Ordnung, die Du beim Lesen einhalten musst. Das ABC kann beim Warten an der Bushaltestelle nützlich sein, ebenso bei einer Erholungspause auf der Parkbank. Oder Du nutzt das Büchlein als Unterlage für eigene Notizen, die Dir beim Lesen durch den Kopf gegangen sind. Du wirst schnell spüren, welche Themen für Dich relevant sind. Lies nicht nur still vor Dich hin, sprich einzelne Passagen laut, deklamiere sie! Vielleicht gefällt Dir ein Gedicht. Und rede mit anderen Menschen über die Themen, die Dich berühren! Veränderungen entstehen in der Kommunikation. Wolfgang Wendlandt, Berlin, am 11. April 2022

Advertising Dieser englischsprachige Begriff beschreibt den Vorgang der „Ankündigung“, der „Bekanntgabe“ des Stotterns zu Beginn eines Gespräches: Die stotternde Person informiert kurz über das mögliche Auftreten von Stottersymptomen. Warum ist das sinnvoll? Stottern hat Auswirkungen nicht nur auf die Befindlichkeit des Stotternden, sondern auch auf die Befindlichkeit seiner jeweiligen Gesprächspartner: innen. Betroffene müssen damit rechnen, dass diese auf die sichtbare und hörbare Symptomatik verunsichert reagieren: sie spannen sich körperlich an, die Atmung kann sich verändern, sie fragen weniger nach, gehen auf die gestotterten Äußerungen inhaltlich oft nur verkürzt ein oder unterbrechen mitunter die Rede des Betroffenen bei Stotterblockaden. Stottern ist also eine Kommunikationsstörung, sie beeinträchtigt die Kommunikation auf beiden Seiten. Hier führt das „Advertising“ zu einem entspannteren Gesprächsverlauf. Advertising reduziert die Stotterangst Unsicherheiten, Ängste, Scham- und Peinlichkeitsgefühle, die Du in einer Sprechsituation erlebst, lösen Deine Stottersymptome aus und verstärken die Häufigkeit und Stärke Deines Stotterns. Je stärker Du Deine Symptome vermeiden möchtest, desto wahrscheinlicher werden die Unflüssigkeiten. Gerade vor wichtigen Gesprächen stellen sich Misserfolgserwartungen ein („es wird wieder schief gehen“, „bloß nicht so viele Blocks!“), die Deine Unsicherheiten und damit auch Deine Körperspannungen erhöhen. Hier hilft das Advertising, die Vermeidungsspirale von vornherein zu stoppen: Es geht dabei darum, sich zum eigenen Stottern zu bekennen, es anzukündigen und dadurch selbst die Wahrscheinlichkeit des Stotterns zu reduzieren ( Desensibilisierung). Advertising macht nicht nur flüssiger, sondern schafft damit auch die Voraussetzungen, in Gesprächen das eigene Potenzial leichter entfalten zu können. Beispielsätze für ein Advertising könnten sein: „Ich stottere.“ „Ich brauche wegen meines Stotterns ein bisschen mehr Zeit.“ „Meine Sprechblockaden sind heute etwas stärker.“ „Nicht erschrecken – das sind Stotterblocks.“ „Sie können ruhig nachfragen und mich ansehen.“ „Ich spreche meine Sätze gerne selbst zu Ende.“ Es ist nicht wirklich wichtig, die eigenen Wörter beim Advertising überkritisch auf die Goldwaage zu legen, den richtigen Spruch draufzuhaben. Wichtig ist die Unbefangenheit, mit der Du zu Deinen eigenen Symptomen stehst. Vielleicht gelingt Dir auch ein kleines Lächeln, das signalisiert: „Ich schäme mich nicht für mein Stottern, ich gehe offen damit um“. Das sind Lernziele, die man sich erarbeiten kann. Leicht ist das nicht, wenn man das eigene Stottern jahrelang unterdrücken wollte und kaum Gelegenheiten fand, darüber offen zu sprechen. Die Erfahrungen beim Advertising werden Dir zeigen, welche Formulierungen Dir guttun und Deiner Art, Kontakte zu gestalten, am besten entsprechen und wie Du diese einführenden Sätze flexibel auf die jeweiligen Situationen und Gesprächspartner:innen abstimmen kannst. Advertising orientiert die Gesprächspartner:innen Dein Stottern belastet nicht nur Dich selbst. Es hat auch unmittelbare Auswirkungen auf die Gesprächspartner:innen, mit denen Du Dich gerade unterhältst. Auch sie reagieren, insbesondere wenn sie Dich nicht kennen, verunsichert: sie spannen sich körperlich an, ihre Atmung kann sich verändern, Du musst damit rechnen, dass sie auf Deine Äußerungen inhaltlich nur verkürzt eingehen und weniger nachfragen. Mitunter unterbrechen sie Dich und schauen bei deinen Stotterblockaden weg. Dies können Reaktionen der Ungeduld oder des Mitleids sein (was Dich provozieren kann). Also: Weil beide Parteien in einem Wechselgespräch vom Stottern deutlich tangiert werden, wird Stottern auch als eine „Störung der Kommunikation“ bezeichnet (vereinfacht: Kommunikationsstörung). Mit Deinem Advertising schaffst Du eine hilfreiche Orientierung für Dein Gegenüber. Ihm/ihr wird es damit leichter fallen, mit Deinen Unflüssigkeiten umzugehen, nachzufragen, auf die geäußerten Inhalte einzugehen und Raum für Deine Mitteilungen zu lassen. Nun stellt sich die Frage, ob Du dafür verantwortlich bist, dass sich Dein Gegenüber mit Dir im Gespräch entspannter verhalten kann. Natürlich bist Du dafür nicht alleine verantwortlich. Theoretisch sind es beide Seiten. Und praktisch? Was wissen Deine Gesprächspartner:innen über Stottern? Wer kennt sich da aus? Die meisten haben keine blasse Ahnung, was Stottern für die Betroffenen bedeutet und wie sie auf Stotternde eingehen sollten. Also: Werde selbst aktiv, übernimm die Verantwortung. Du bist Fachfrau/Fachmann für Stottern. Bei Deinen Bekannten, Arbeitskolleg:innen oder bei Fremden kannst Du dieses Wissen nicht voraussetzen. Advertising erhöht die gesellschaftliche Akzeptanz des Stotterns Advertising kann auch als Versuch verstanden werden, die Akzeptanz des Stotterns in unserer Gesellschaft voranzubringen, eine größere Barrierefreiheit für stotternde Menschen anzustoßen und so günstigere Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sich Menschen mit einer Stottersymptomatik stärker angenommen und wertgeschätzt fühlen können, Chancengleichheit erfahren und ohne Diskriminierungen ihr Leben gestalten können ( Teilhabe). Im Kleinen lassen sich diese anspruchsvollen Vorhaben erst einmal in vertrauensvollen Situationen umsetzten: Du kannst anfangen, Bekannte und Freund:innen über das Stottern zu informieren, etwas von Deinen Erfahrungen mit dem Stottern zu erzählen, von dem Austausch in der Selbsthilfegruppe oder von unterschiedlichen Therapieverfahren bzw. hilfreichen Modifikationstechniken. Oder Du heftest Dir einen der lustigen Sticker an die Brust, die (in kleiner oder großer Schrift) ankündigen, dass Du stotterst, z. B. mit dem Motto: Ich stottere. Und was ist Dein Hobby? (Diese tolle Idee geht auf Berthold Wauligmann zurück, 2002.) Wenn Du mutig bist, kannst Du das Stottern bei einer vertrauten Person vormachen, zeigen, wie es geht, den Automatismus des Bewegungsablaufes demonstrieren. Und dann Deine Schwester oder Freundin, Deinen Kumpel oder Arbeitskollegen eine Blockade erproben lassen. Auch eine Sprechtechnik ließe sich gemeinsam ausprobieren. Wenn meine Klient:innen das tun und mir davon erzählen, berichten sie von berührenden Gesprächen und einer Zunahme des gegenseitigen Vertrauens. Manchmal ist es auch ratsam, einem Familienmitglied Informationsmaterial über Stottern zuzustecken, das man sich über die Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe besorgen kann. Advertising als Aufklärungsarbeit lässt sich auch im Rahmen der Schule realisieren oder in einem Ausbildungskurs, wenn man als Person, die stottert, selber eine kleine Unterrichtseinheit zum Thema Stottern veranstaltet und dabei aufzeigt, was in Gesprächen mit Stotternden ein „No-go“ ist und was stattdessen ein „Go“ wäre.

EinleitungStottern ist eine Störung der Kommunikation. Man kann sie nicht im kommunikationsfreien Raum bewältigen. Nicht für sich alleine in den eigenen vier Wänden. Stottern abzubauen bedeutet flüssig zu werden im Kontakt mit anderen Menschen. Für diesen Prozess sind Begegnungen notwendig, sie sind unerlässlich. Selbsthilfe, Eigentherapie und Stotterbehandlung verlangen, sich auf andere Personen einzustellen, sich mit ihnen abzustimmen, andere Menschen aufzusuchen, zu reden, immer wieder zu reden, eigene Rückzugstendenzen abzubauen und neue zwischenmenschliche Begegnungsmöglichkeiten zu entdecken. Veränderungen des Stotterns finden aufgrund gemeinsamen Handelns statt, durch die gegenseitige Bezugnahme mit Wörtern, Blicken, mit Körperausdruck und einem wechselseitigen Austausch von Gedanken und inneren Selbstgesprächen. Trotz aller Unflüssigkeiten im Sprechen geht es um eine flüssige Bezugnahme zu den Kommunikationspartner:innen. Sich auf Beziehungen einzulassen, ist ein spannendes Abenteuer. Eigene Einstellungen und Denkgewohnheiten können da schon mal ins Wanken geraten. Nicht nur die Redefähigkeit will betrachtet sein. Es geht um die ganze Person, um die eigenen Emotionen, Gedanken und Einstellungen. Um die eigenen sozialen Handlungsweisen. Aber auch um die Antworten und Impulse des Gegenübers.Mein Stotter-ABC ist beherzt selektiv. Für das vorliegende ABC, das mit "Advertising" beginnt und mit "Zuversicht" endet, habe ich den einzelnen Buchstaben Begriffe aus dem Bereich der Arbeit rund ums Stottern zugeordnet. Darunter gibt es Begriffe, die als Standards bekannt sind - ich nenne sie hier das Fettgedruckte. Ich erkläre diese Standards, zeige dabei allerdings auf, was an den ausgewählten Sachverhalten, Erkenntnissen oder Behandlungsmaßnahmen aus meiner Sicht allzu oft unvollständig verstanden bzw. einseitig praktiziert wird. Vor allem aber habe ich solche Schlagwörter in mein ABC aufgenommen, die ich als das Kleingedruckte bezeichne: Handlungswissen und Erfahrungsschätze, die leicht übersehen werden, Arbeitstechniken und Veränderungsschritte, die in der Eigenarbeit und Therapie zu kurz kommen, Motivationshilfen, dienicht genutzt werden. In diesem Stotter-ABC versuche ich das Kleingedruckte unter die Lupe zu nehmen und großzuschreiben.Die Arbeit am Stottern ist ein ausgesprochen anspruchsvolles Unterfangen, das die Betroffenen ebenso in Atem halten kann wie die Therapeut:innen. Die meisten Schlagwörter beziehen sich auf die alltäglichen Probleme und Herausforderungen im Ringen um den Abbau des Stotterns. Stottern ist zwar eine gut behandelbare Behinderung, doch Stagnationen und Rückfälle gehören im Verlauf von Eigenarbeit und Therapie zur Tagesordnung. So entpuppen sich persönliche Veränderungsvorhaben manches Mal als schwieriger als anfangs gedacht. Bei meinen Ausführungen zu den einzelnen Schlagwörtern war es mir wichtig, Sachverhalte unter neuen Perspektiven zu beschreiben und Lösungsideen für die alltägliche Übungspraxis anzubieten. Mein Stotter-ABC will also kein Fachbuch zum aktuellen Forschungsstand des Stotterns sein, es hat nicht den Anspruch, die in der Wissenschaftsszene bekannten Sachverhalte erneut darzulegen und den aktuellen Stand der Fachliteratur zu präsentieren. Es stellt vielmehr ein subjektives Zeugnis meiner über 50-jährigen Beschäftigung mit Menschen dar, die stottern, und ist in diesem Sinne ein Praxisbuch. Es zeigt auf, wie sich Stottertherapie und Selbsthilfe erfolgreich gestalten lassen und wie sich bei den Betroffenen dabei Lebensfreude und Zuversicht entwickeln können. Im Stotter-ABC kommen Betroffene durch wörtliche Zitate immer wieder selbst zu Wort. Oderes werden Gedichte vorgestellt, die das subjektive Empfinden von Personen, die stottern, zum Ausdruck bringen. Viele der Texte, die ich zu den einzelnen Schlagwörtern verfasst habe, wären ohne die Anregungen meiner Klient:innen und Fortbildungsteilnehmer:innen nicht entstanden. In letzter Zeit, in den langen Tagen der Pandemie, waren es

Erscheinungsdatum
Mitarbeit Cover Design: Ulrike Wewerke
Zusatzinfo Grafiken und Fotos
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Maße 170 x 240 mm
Gewicht 580 g
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe Logopädie
Schlagworte Advertising • Akzeptanz • Behinderung • Desensibilisierung • Fluencyshaping • Hemmung, reziproke • Logopädie • Modifikationstechniken • Reststottern • Rollenspiel • Selbsthilfe • Selbstsicherheitstraining • Soziale Kompetenz • Stotterblockaden • Stottern • Stotter-Tagebuch • Stottertherapie • Therapie
ISBN-10 3-921897-94-7 / 3921897947
ISBN-13 978-3-921897-94-2 / 9783921897942
Zustand Neuware
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