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Physiotherapie in der Inneren Medizin (eBook)

Philippe Merz (Herausgeber)

eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
416 Seiten
Georg Thieme Verlag KG
978-3-13-243011-2 (ISBN)

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Physiotherapie in der Inneren Medizin -
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<p><strong>Basiswissen für die Praxis</strong></p> <p>Hier erhalten Sie einen umfassenden und griffigen Überblick über die Physiotherapie in der Inneren Medizin. Mit den anschaulichen Infos zu Krankheitsbildern, Untersuchungs- und Behandlungstechniken sind Sie immer gut beraten.</p> <p>Die klare und einheitliche Struktur erleichtert in jedem Kapitel den Überblick: Handlungsfeld, PT-relevante Symptome und Erkrankungen, Untersuchen und Therapie, jeweils runtergebrochen bis zu einzelnen Maßnahmen. Typische Fallbeispiele und Zusammenfassungen des Wesentlichen geben Ihnen zusätzliche Sicherheit.</p> <p>Der erfahrene Herausgeber lehrt seit über 30 Jahren, zuletzt am Studiengang PT in Basel.</p> <p>Aus dem Inhalt: </p> <ul> <li>Vernetztes, organübergreifendes, physiotherapeutisches Denken in der Inneren Medizin</li> <li>Clinical Reasoning und Erkennen von klinischen Mustern</li> <li>Dekonditionierung</li> <li>Assessments in der Inneren Medizin</li> <li>Training in der Inneren Medizin</li> <li>Hilfsmittel und apparative Unterstützung</li> <li>Physio- und atemtherapeutische Techniken</li> <li>Lunge</li> <li>Herz</li> <li>Intensivstation</li> <li>Kreislauf</li> <li>Innere Organe und Stoffwechselkrankheiten</li> <li>Psychosomatische Beschwerden</li> </ul>

1 Vernetztes organübergreifendes physiotherapeutisches Denken in der Inneren Medizin


Philippe Merz

1.1 Einleitung


Vielleicht gehören Sie zu den Personen, die eine Leidenschaft für das Kochen entwickelt haben. Kochen Sie nach Rezepten oder entwickeln Sie die Zubereitung eines Gerichts selbst?

Rezepte sind bei Anfängern willkommen, denn Kochen nach Rezept gibt Sicherheit, besonders bei neuen Zusammenstellungen oder Gerichten. Das Rezept beinhaltet eine genaue Anleitung sowie genaue Angaben über die Menge der verschiedenen Zutaten und führt Schritt für Schritt bis zum Ergebnis. Das Resultat gefällt, mundet, schmeckt, aber kann auch enttäuschen.

Mit mehr Erfahrung und Routine treten die Rezepte eher in den Hintergrund; einige Prinzipien sind nun bekannt, auch wie verschiedene Zutaten zusammenwirken und den Geschmack prägen. Dies lässt Kreativität zu.

Eigene Präferenzen werden berücksichtigt, die Erwartungen eventueller Gäste integriert, die Rahmenbedingungen und die vorhandenen Ressourcen beachtet.

Dieses Buch geht ähnlich vor. Es gibt Anleitungen zur Behandlung von Pathologien im Fachgebiet der Inneren Medizin. Doch mehr als das einfache Anwenden wagt es den Schritt vom Rezept zum therapeutischen Handeln, das auf dem Verständnis der Funktionsstörung und der möglichen Effekte (Wirkungen) einer Intervention basiert. Die Wahl und die Summation der Reize und ihre Auswirkungen auf verschiedene Organsysteme, die komplex miteinander vernetzt sind ( ▶ Abb. 1.1), stehen im Vordergrund.

Der menschliche Körper ist ein Ganzes, die einzelnen Elemente sind vernetzt.

Abb. 1.1 

In Kap. ▶ 1 wird das Verständnis für einige Prinzipien geweckt, z.B. das Prinzip „Struktur erklärt Funktion“. Das Prinzip „Struktur erklärt Funktion“ wird exemplarisch an dem respiratorischen System erklärt (Kap. ▶ 1.2).

Die ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health) wird als Modell des systemischen Denkens auf verschiedenen Ebenen angesprochen. Es ist ein Modell, das individuelle Ressourcen sowie Rahmenbedingungen berücksichtigt (Kap. ▶ 1.3). Zur umfassenden Beurteilung der verschiedenen Ebenen werden einerseits das „Lungenmobil Merz“ und andererseits der Fragebogen MAIA 2 vorgestellt.

Die 3 Pfeiler der „Evidence-based Practice“ und deren Gewichtung sowie Umsetzung in der therapeutischen Entscheidungsfindung werden im Kap. ▶ 1.4 beleuchtet.

Die reflektierte Praxis hilft, das physiotherapeutische Vorgehen beim Handeln zu strukturieren, zu systematisieren und aufzubauen. Das Ergebnis wird nicht dem Zufall überlassen, sondern bewusst, schrittweise durch Reflexion, abgesichert. So machen es Anfängerinnen und Anfänger wie auch erfahrene Köchinnen und Köche: Die einzelnen Schritte werden bewusst überprüft (Kap. ▶ 1.4).

1.2 Struktur erklärt Funktion


Im lebenden Organismus finden gleichzeitig viele Funktionen in unterschiedlichen Organen statt. Die folgende Einteilung in Systemgruppen ermöglicht einen besseren Überblick und eine didaktische Reduktion der Komplexität ( ▶ [4]).

Funktionell kann der lebende Organismus, als Gesamtheit aller Organe, in 3 Systemgruppen eingeteilt werden:

  • Bewegungsapparat

  • Betriebssystem

  • Steuerungssystem

Der Bewegungsapparat mit seiner stützenden und bewegenden Funktion ist vom Betriebs- und Steuerungssystem abhängig ( ▶ [4]).

Das Betriebssystem liefert die nötige Energie. Mit dem Stoffwechsel im Zellsystem wird die Energie produziert. Dazu braucht es das Atmungssystem mit der Hauptfunktion der O2-Aufnahme/CO2-Abgabe und das Herz-Kreislauf-System zum Transport von O2, Wärme, Hormonen und Nährstoffen.

Weiter sind zu erwähnen:

  • Verdauungssystem, zur Nährstoffaufnahme und Ausscheidung von Stoffwechselprodukten

  • Leber, zur Immunabwehr, zum Kohlenhydrat-, Fett- und Proteinstoffwechsel und zur Blutzuckerregulation

  • Nieren, zur Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten

  • Lymphsystem, mit Abwehrfunktion und Transportfunktion von interstitieller Flüssigkeit sowie Eiweißen

Der Bewegungsapparat ist durch das Betriebs- und Steuerungssystem, die im Hintergrund arbeiten, funktionell.

Das Steuerungssystem wird vom Nervensystem und von den Hormonen gebildet. Seine Aufgabe ist die Regulation der willkürlichen sowie der unwillkürlichen Prozesse. Damit ist das „innere Gleichgewicht“, die Homöostase, gemeint, abhängig von Kreislauf, Verdauung, Salz- und Elektrolythaushalt, Blutzucker, Immunabwehr sowie Schlaf-Wach-Rhythmus. Die Homöostase wird dank einer dynamischen Anpassung in definierten Grenzen erreicht. Ein dynamisches Gleichgewicht setzt eine Anpassungsfähigkeit an die momentanen Bedürfnisse voraus. Die Homöostase ist die Voraussetzung für eine optimale Funktion der verschiedenen Systeme.

All diese Systeme sind vernetzt. Sollte eine Dysfunktion in einem dieser Systeme auftreten, so sind Auswirkungen im ganzen Organismus möglich. Der Körper versucht zu kompensieren. Er verfügt über fast unbegrenzte Kompensationsmöglichkeiten, um das Gleichgewicht aufrechtzuhalten. Kommt es jedoch zur Dekompensation, so führen Defizite zu typischen, klinischen Mustern (siehe Kap. ▶ 2.2).

Um diese vielzähligen Funktionen zu sichern, braucht es Strukturen, die organspezifisch und entsprechend der jeweiligen Funktion aufgebaut sind. Da der Körper sehr haushälterisch mit den Ressourcen umgeht, ist jede Struktur auf eine oder mehrere Funktionen abgestimmt.

Das Prinzip „Struktur erklärt Funktion“ wird hier exemplarisch am respiratorischen System erklärt. Ausgehend von den Funktionen wird beschrieben, welche Strukturen diese ermöglichen.

Definition

Struktur ist gleichzusetzen mit dem Aufbau des menschlichen Körpers, mit der Anatomie. Mit Funktion ist die Physiologie gemeint, welche Prozesse im menschlichen Körper beschreibt.

1.2.1 Unterscheidung zwischen „äußerer und innerer Atmung“


Die Hauptfunktion der Lungen ist die Sauerstoffaufnahme und die Kohlendioxidabgabe. Dieser Prozess erfolgt im Lungenparenchym, dem funktionellen Anteil der Lungen. Dort findet die „äußere Atmung“, der Gasaustausch, statt. Das Herz-Kreislauf-System ist für den Transport zum und vom Zielgewebe zuständig, im Zielgewebe findet die „innere Atmung“ statt ( ▶ [23]).

Bei der äußeren Atmung, also in den Lungen, zwischen Alveolen und Lungenkapillaren, erfolgt die Aufnahme von Sauerstoff (O2) aus der Luft ins Blut und die Abgabe des Kohlendioxids (CO2) aus dem Blut an die Luft. Die Strecke zwischen Luft (Alveole) und Blut (Kapillare) ist idealerweise klein, damit der Austausch durch ein Konzentrationsgefälle rasch stattfindet ( ▶ Abb. 1.2, Alveole).

Das mit Sauerstoff angereicherte Blut wird über das Herz-Kreislauf-System bis zu den Körperzellen transportiert. Die Zellen verbrauchen den Sauerstoff, um Energie zu gewinnen. Dieser Prozess wird als innere Atmung bezeichnet. Eine gute Durchblutung und Kapillarisierung im Zielgewebe unterstützt diesen Prozess. Es braucht also ein gut ausgebildetes Kapillarbett.

Um die Luft von außen bis an den Ort des Gasaustauschs in den Lungen zu führen (äußere Atmung), braucht es Atemwege, die in obere und untere Atemwege eingeteilt werden, sowie die „Atempumpe“.

1.2.2 Nase und Nasennebenhöhlen


Die Nase ist Teil der oberen Atemwege. Ihre Aufgabe ist, die Luft vorzubereiten. Auch bei sehr kalter und trockener Luft im Winter erreicht die Luft beim Eintritt in die Luftröhre die Körpertemperatur. Welche Strukturen sind dafür zuständig?

  • Ein Venengeflecht in der Nasenwand, ähnlich wie das Heizschlangensystem einer Bodenheizung, temperiert die einfließende Luft. Die „feuchte“ respiratorische Schleimhaut befeuchtet sie und wirkt ähnlich wie ein Verdampfer.

  • Die Haare am vorderen Naseneingang filtern zusätzlich größere Fremdkörper.

Weiter dient die Nase als Riechorgan und Resonanzraum. Der Klang der Stimme wird durch Resonanzräume geprägt. Der Rachen, der Mund und die Nasennebenhöhlen, die in die Nasenhöhle münden, sind weitere Resonanzkörper. Der Kehlkopf bildet die Grenze zwischen oberen und unteren Atemwegen.

1.2.3 Untere Atemwege und ihre Eigenschaften: die 3 Etagen des Bronchialbaums


Die 3 strukturell unterschiedlich aufgebauten Etagen des Bronchialbaums.

Abb. 1.2 

(van den Berg F, Angewandte Physiologie 2. Organsysteme verstehen und beeinflussen, 2. Aufl. Stuttgart: Thieme; 2005)

...

Erscheint lt. Verlag 6.10.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Gesundheitsfachberufe
Schlagworte Atemtherapie • Atemwegserkrankungen • Ausbildung • Clinical Reasoning • COPD • Dekonditionierung • Herzinfarkt • Herz-Kreislauf-Erkrankungen • Physiotherapie-Studium • Stoffwechselerkrankungen
ISBN-10 3-13-243011-0 / 3132430110
ISBN-13 978-3-13-243011-2 / 9783132430112
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