Emanzipationsgeschichte der Logopädie in Deutschland
Schulz-Kirchner (Verlag)
978-3-8248-1288-2 (ISBN)
Seit über zweitausend Jahren beschäftigen sich Menschen mit Sprach-, Sprech- und Stimmstörungen. Zunächst beschrieben historische Persönlichkeiten, die selbst betroffen waren, ihre Probleme und ihre Versuche, sie zu beheben. Therapeutische Ansätze werden erst im 18. Jahrhundert mit Beginn der Aufklärung erkennbar. In Europa entstehen die ersten karitativen Einrichtungen. Aber auch der medizinische Fortschritt beflügelt das Interesse an Sprach- und Sprechstörungen, insbesondere an der Redeflussstörung Stottern. Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickeln sich bereits erste sprachtherapeutische Konzepte und auf der Agenda therapeutisch interessierter Mediziner und Taubstummenlehrer steht die Versorgung sprachgestörter Patienten. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts blühte die Logopädie förmlich auf. Neben sprachtherapeutischen entstehen auch stimmtherapeutische Konzepte. Erste Kliniken und Ambulanzen werden gegründet und internationale Beziehungen aufgebaut - erste Schritte der Logopädie auf dem Weg zu einer Professionalisierung. In Deutschland kommt diese Entwicklung durch den Nationalsozialismus abrupt zum Stillstand. Die Folgen des Dritten Reiches und das damit verbundene unermessliche Leid für Menschen mit einer Sprach- und Sprechstörung, die Vertreibung und Ermordung von jüdischen Therapeut*innen und Ärzt*innen beeinflussen die Logopädie bis heute.
Nach dem 2. Weltkrieg vollzieht sich der Neubeginn in der BRD und der DDR systembedingt sehr unterschiedlich. In der BRD wird ein "medizinischer Hilfsberuf" etabliert, für den 1980 ein Berufsgesetz mit Berufsfachschulstatus verabschiedet wird. In der DDR gibt es unterschiedliche hochschulisch qualifizierte Berufe, die auf Augenhöhe mit Medizinern zusammenarbeiten. Die Wende 1990 hatte eine berufliche Abwertung der in der DDR ausgebildeten Therapeut*innen zur Folge, die bis heute anhält, da auch im Jahre 2021 das Logopädengesetz von 1980 immer noch Geltung hat.
Seit Beginn der 1970er-Jahre hat die Berufsgruppe in der BRD die eigene Professionalisierung konsequent vorangetrieben, unterstützt wurde sie dabei auch durch den 1964 gegründeten Berufsverband ZVL/dbl. Die Forderung nach einer hochschulischen Ausbildung für Logopäd*innen, die bereits 1976, noch vor Inkrafttreten des LogopG, seitens der Berufsgruppe artikuliert wurde, ist auch im Jahre 2021 immer noch aktuell. Allem politischen Widerstand zum Trotz hat sich heute eine eigenständige Logopädie etabliert, die sich in unterschiedlichen Berufsbiografien widerspiegelt. In diesen Zeitzeugnissen wird aber auch die Emanzipation eines Frauenberufs deutlich.
Heidrun Macha-Krau studierte Rehabilitationspädagogik und Kommunikationswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Sie ist staatl. anerk. Logopädin und Diplom-Pädagogin und promovierte an der Universität Bielefeld im Fach Pädagogik. Seit 1976 arbeitet sie als niedergelassene Logopädin in einer Gemeinschaftspraxis. Im Fachbereich Klinische Linguistik der Universität Bielefeld ist sie seit vielen Jahren als Lehrbeauftragte tätig. Von 1991 bis 1995 war sie Mitglied im Vorstand des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie (dbl) und anschließend Arbeitsgruppenleiterin im dbl für die AG Fachhochschule. Heidrun Macha-Krau ist Autorin mehrerer Veröffentlichungen zur Geschichte der Logopädie, der Frauenarbeit und Professionalisierung.
Dietlinde Schrey-Dern studierte Romanistik und Erziehungswissenschaften an der RWTH Aachen, absolvierte das 1. und 2. Staatsexamen für das Lehramt am Gymnasium, arbeitete als Assistentin im Fachbereich Romanistik an der GHS Paderborn und als wissenschaftl. Mitarbeiterin am Landesinstitut für Lehrerfort- und Weiterbildung des Landes NRW. Seit 1986 ist sie staatl. anerk. Logopädin. Von 1987 bis 2007 arbeitete sie als Lehrlogopädin an der Lehranstalt für Logopädie des UK Aachen in den Fachbereichen Laryngektomie und Kindersprache sowie als Dozentin für Pädagogik, Psycholinguistik und Linguistik mit Schwerpunkt Morphologie-Syntax. Sie war Lehrbeauftragte im Studiengang Lehr- und Forschungslogopädie der RWTH Aachen und Dozentin an der FH Joanneum Graz sowie Referentin für Sprachförderung in der dbl-Geschäftsstelle. Seit 1992 ist sie Mitherausgeberin die Fachbuchreihe "Forum Logopädie" beim Thieme Verlag. Seit 1988 hat sie zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten für den Deutschen Bundesverband für Logopädie e.V. (dbl) wahrgenommen: Delegierte des dbl beim CPLOL, von 1993-2005 Vorstandsmitglied im CPLOL (Vizepräsidentin, Präsidentin); Mitarbeit in den dbl-Gremien, AG Europa/BKIB und AG Fachhochschule; dbl-Vorstandsmitglied: Beisitz Europa (1992-1996), Vizepräsidentin (1996-1997); Präsidentin (1997-2001; 2014-2017); Leitlinienbeauftragte des dbl im Bereich Sprachentwicklungsstörungen bei der AWMF. Im Januar 2016 initiierte sie die Gründung des Arbeitskreises (AK) Berufsgesetz, deren Sprecherin sie seit 2018 ist.
Erscheinungsdatum | 01.06.2021 |
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Verlagsort | Idstein/Ts. |
Sprache | deutsch |
Maße | 160 x 240 mm |
Gewicht | 706 g |
Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Gesundheitsfachberufe ► Logopädie |
Medizin / Pharmazie ► Pflege | |
Schlagworte | historische Entwicklung der Logopädie • Professionalisierung der Logopädie • Sprach-, Sprech-, Schluck- und Stimmstörungen |
ISBN-10 | 3-8248-1288-6 / 3824812886 |
ISBN-13 | 978-3-8248-1288-2 / 9783824812882 |
Zustand | Neuware |
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