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Demenz, Delir, Depression (eBook)

Symptome erkennen - schnell und individuell handeln - Mit Sonderkapitel 'Wahn' und 'Schizophrenie'
eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
144 Seiten
Schlütersche (Verlag)
978-3-8426-9050-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Demenz, Delir, Depression -  Ingrid Hametner
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Nicht hinter jedem auffälligen Verhalten steht eine 'Demenz'. Auch ein Delir, eine Depression oder ein wahnhafter Schub können ähnliche Symptome auslösen. Der Unterschied: Für den Behandlungsverlauf ist es extrem wichtig, Demenz, Delir, Depression und auch Wahn voneinander unterscheiden zu können. Dieses Buch hilft dabei. Es erklärt die Krankheitsbilder und ihre Unterschiede, beschreibt die Symptomatiken und gibt Tipps für den Umgang mit Betroffenen und ihren Angehörigen. Wichtig ist dabei auch der Blick auf innovative und leicht umsetzbare Konzepte aus Krankenhäusern und Pflegeheimen. Fallbeispiele zeigen, wie es Pflegekräften gelingt, einen Zugang zu psychisch veränderten Patienten bzw. Bewohnern zu erlangen. Dieses Buch macht Mut - und erweitert die pflegerischen Kompetenzen

Ingrid Hametner unterrichtet u.a. beim Bildungswerk des ASB Köln 'Gerontopsychiatrische Basisqualifikation' und leitete Projekte zur Qualifikation der Gerontopsychiatrischen Fachkraft inkl. Staatlichem Abschluss

Ingrid Hametner unterrichtet u.a. beim Bildungswerk des ASB Köln „Gerontopsychiatrische Basisqualifikation“ und leitete Projekte zur Qualifikation der Gerontopsychiatrischen Fachkraft inkl. Staatlichem Abschluss

Beispiel Postoperatives Delir

Ein Bauingenieur (61 Jahre) scheint nach einer Dickdarmoperation auf dem Weg der Besserung zu sein. Doch leider stellen sich Komplikationen ein, und es wird ein erneuter Eingriff notwendig. Da alles schnell gehen muss, kommt der Patient ohne Prämedikation in den OP-Bereich.

Nach der Narkose reagiert er zwar auf Ansprache, nimmt aber keinerlei Kontakt zu den Personen in seiner Umgebung auf, auch nicht zu seiner Ehefrau. Er schaut sozusagen durch die Personen »hindurch«. Er spricht auch nicht, obwohl er alle motorischen Anforderungen erfüllt (er setzt sich hin, trinkt, isst etc.). Wenn er schläft, nestelt er an der Bettdecke und ist extrem unruhig. Ist seine Frau zugegen, verhält er sich ein wenig ruhiger, nimmt aber auch zu ihr keinen Kontakt auf. Dieser Zustand dauert 14 Tage an, die Ärzte sprechen vom »hirnorganischen Psychosyndrom«.

Als der Patient nach zwei Wochen wieder den Kontakt zu anderen Menschen aufnehmen kann, weiß er nichts von den Besuchen, Ansprachen an ihn etc. Er erinnert sich lediglich an den Weg zum OP und berichtet seiner Frau von quälenden Alpträumen und großer Angst um seine Familie.

Im Nachhinein wird nun ein Postoperatives Delirium diagnostiziert, das aufgrund der Stressfaktoren zur Überforderung des Gehirns geführt hat. Außerdem gibt die Nahtinsuffizienz nach der ersten Operation einen Hinweis auf eine Sepsis, die auch ohne die üblichen Entzündungszeichen wie z. B. Fieber vorliegen kann.

Die kognitive Leistungsfähigkeit des Patienten ist anschließend wieder vollständig vorhanden.

Beispiel Delir wegen Exsikkose

Ein 82-jähriger Mann kommt als Notfall in die Klinik, nachdem seine Tochter ihn in seinem Haus, in dem er allein lebt, völlig verwirrt vorgefunden hat. Sie war am Vortag bei ihm und da ging es ihm, trotz hochsommerlicher Temperaturen, gut. Der 82-Jährige ist bisher real orientiert und versorgt sich selbst. Als ehemaliger Sportler ist er in gutem körperlichen Zustand, fährt Fahrrad und Auto.

Nach der Notfallaufnahme verschlechtert sich sein Zustand im Rahmen der Untersuchungen, sodass er kaum noch ansprechbar ist. Eine Exsikkose wird festgestellt. Über Infusionen soll der Flüssigkeitsmangel ausgeglichen werden, da das selbstständige Trinken nicht mehr möglich ist.

Aber das Auffüllen des Volumens als Ausgleich des Elektrolytmangels ist problematisch, da der Patient aufgrund seiner Verwirrtheit die Behandlung ablehnt und versucht, die Infusionskanüle herauszureißen. (Zum Glück gibt es eine Vorsorgevollmacht, sodass die Tochter für ihn entscheiden kann).

Der Zustand des 82-Jährigen bleibt zunächst ernst, da er immer wieder in eine Schocksymptomatik gerät. In der Nacht nach der Aufnahme wird er schließlich ruhiger und wehrt sich nicht mehr gegen die Behandlung. Am nächsten Vormittag ist der Patient, zur großen Überraschung des Behandlungsteams, wieder vollkommen orientiert, weiß, wo er ist, kooperiert und lässt sich auf die Behandlung ein. Es dauert allerdings etliche Wochen und eine mehrwöchige Kurzzeitpflege, bis der 82-Jährige wieder so leistungsfähig ist, dass er sich im eigenen Haus versorgen kann.

Im Nachhinein wird ein Delir aufgrund von Exsikkose diagnostiziert, das durch die Schocksymptomatik tödlich verlaufen wäre, wenn die Tochter den Vater nicht rechtzeitig gefunden hätte. Auch nach der Rehydratation ist der vorherige gute geistige und körperliche Zustand erst nach Wochen wieder hergestellt.

3.1Was ist ein Delir?


Das Delir ist ein akuter Verwirrtheitszustand, der häufig – wenn es sich um einen älteren Menschen handelt – mit einer Demenz verwechselt wird. »Der Begriff Delir kommt von dem lateinischen Wort »delirare«, und dies bedeutet wörtlich übersetzt ›aus der Spur geraten‹.«24

Definition Delir

Unter einem Delir – auch Delirium oder Verwirrtheitszustand genannt – versteht man eine vorübergehende psychische Störung, die sich durch Störungen des Bewusstseins, der Orientierung und der Wahrnehmung, des Denkvermögens bis hin zu Wahnvorstellungen zeigt.

Vegetative Symptome in Form von Schwitzen, Bluthochdruck, Tachykardie und große Unruhe kommen hinzu. Bei einem Delir aufgrund von Flüssigkeitsmangel kann es zum extremen Blutdruckabfall kommen.

Bei einem Delir handelt sich um ein noch häufig unterschätztes Phänomen, das sich innerhalb weniger Stunden entwickeln kann, das heißt: Der Beginn ist gewöhnlich akut.

Wo wir heute »Delir« sagen, sprach man früher vom »Durchgangssyndrom« und wertete es als Begleiterscheinung anderer Krankheitsbildern. Doch mittlerweile wird das Delir als eine eigenständige Krankheit bewertet und im ICD-10 aufgeführt.

3.2Symptome eines Delirs


Um die Diagnose »Delir« sicher stellen zu können, gibt der ICD Kriterien vor. Von einem (nicht durch Alkohol oder andere psychotrope Substanzen verursachten) Delir ist dann auszugehen, wenn zum einen das Bewusstsein gestört ist und zum anderen mindestens zwei weitere Störungen auftreten wie

Störungen der Aufmerksamkeit,

Störungen der Wahrnehmung,

Störungen des Denkens,

Störungen des Gedächtnisses,

Störungen der Psychomotorik,

Störungen der Emotionalität,

Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus.25

Für eine endgültige Diagnose müssen leichte oder schwere Symptome aus allen fünf Bereichen vorhanden sein.

Dilling & Freyberger gehen etwas detaillierter auf die Störungen ein, die ein Delir vermuten lassen:

Störung des Bewusstseins und der Aufmerksamkeit: Die Aufmerksamkeit kann nicht fokussiert oder aufrechterhalten werden, das Bewusstsein bewegt sich zwischen dem Zustand der leichten Bewusstseinsminderung und Koma.

Globale Störungen der Kognition sowie Wahrnehmungsstörungen mit zeitlicher Desorientierung, manchmal auch zu Ort und Person, Störungen abstrakten Denkens und der Auffassung, teilweise werden Wahnideen geäußert, die typischerweise recht zusammenhanglos sind, das Kurzzeitgedächtnis ist beeinträchtigt, das Langzeitgedächtnis ist aber intakt.

Psychomotorische Störungen wie verlängerte Reaktionszeit, aber verstärkte Schreckreaktion, vermehrter oder verminderter Redefluss, Hyperaktivität oder auch Hypoaktivität, mit evt. Wechsel dieser Phasen.

Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, wie Alpträume, die beispielsweise nach dem Erwachen als Sinnestäuschung weiter bestehen können, Verschlimmerung der Symptomatik, in schlimmen Fällen völlige Schlaflosigkeit.

Affektive Störungen, wie staunende Ratlosigkeit, Apathie, Reizbarkeit, Angst oder Furcht, depressive Verstimmung etc.26

Tatsächlich ist das Delir ein durchaus häufig vorkommender Zustand. So sollen 30 bis 80 Prozent der Intensivpatienten davon betroffen sein, bei chirurgischen Patienten variiert die Zahl je nach Eingriff zwischen 5,1 und 52,2 Prozent. Die frühere Bezeichnung »Durchgangssyndrom« ist übrigens genauso falsch wie verharmlosend. Das Delir erhöht die Sterblichkeitsrate, verlängert den Krankenhausaufenthalt und verschlechtert auch das Behandlungsergebnis. So behalten ca. 25 Prozent der Betroffenen eine kognitive Funktionsstörung zurück.27

Info

Risikofaktoren für ein Delir

bestehende demenzielle Erkrankung,

hohes Lebensalter mit Multimorbidität (Mehrfacherkrankungen) und damit einhergehender Polypharmazie (Gabe mehrerer Medikamente),

Flüssigkeitsmangel (durch zu geringe Trinkmenge, Hitze),

Einschränkungen beim Hören und Sehen,

Schlafentzug,

Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenmissbrauch,

Operationen mit Vollnarkosen besonders bei Patienten über 60 Jahre.

3.3Ursachen für die Entstehung eines Delirs


Neuropathologisch werden nach Dr. Hasemann28 drei Ursachen für die Entstehung benannt:

1. Delirien aufgrund eines Verlustes des Botenstoffes Azetylcholin führen zu Störungen weiterer Transmittersysteme im Gehirn. Dies kann durch Nebenwirkungen von Medikamenten – Opiaten, Atropin oder Diazepam – kommen. Auch Sauerstoffmangel oder Elektrolytverschiebungen können solche auslösenden anticholinergenen Mechanismen...

Erscheint lt. Verlag 17.4.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
Schlagworte Altenpflege • Demenz • Gerontopsychiatrie • Pflege
ISBN-10 3-8426-9050-9 / 3842690509
ISBN-13 978-3-8426-9050-9 / 9783842690509
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