Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

Spurenlesen im Sprachdschungel (eBook)

Kommunikation und Verständigung mit demenzkranken Menschen
eBook Download: PDF
2019 | 2. Auflage
448 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-95749-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Spurenlesen im Sprachdschungel -  Svenja Sachweh
Systemvoraussetzungen
35,99 inkl. MwSt
(CHF 35,15)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Demenzen schränken neben den Gedächtnisleistungen und der Orientierungsfähigkeit auch die verbale und nonverbale Kommunikationsfähigkeit ganz erheblich ein: Demenzkranke Menschen haben Wortfindungsstörungen und Verständnisprobleme. Einige erfinden Geschichten, um ihre Gedächtnislücken zu vertuschen, andere wiederholen sich ständig. Viele Menschen mit Demenz durchschauen uns, wenn wir etwas vor ihnen verbergen wollen. Einige reagieren aufgeregt und aggressiv, weil sie unsere Körpersprache missverstehen. Und bei fast allen übertragen sich nonverbale Anzeichen für Stress, schlechte Laune und Aufregung. Wie kann man das vermeiden? Und wie kann man ohne zusätzlichen zeitlichen Aufwand gute Beziehungsarbeit leisten und gegenseitige Verständigung herstellen? Das Praxishandbuch der erfahrenen Kommunikationstrainerin und -forscherin Svenja Sachweh vermittelt Pflegenden und allen anderen, die täglich mit demenzkranken Menschen arbeiten, an Hand von authentischen Gesprächsausschnitten und Bildern aus der Altenpflege, wie sie effektiv mit den Betroffenen kommunizieren und schwierige Situationen meistern können. Die zweite überarbeitete Auflage wurde um Kapitel zum Motivieren von Menschen mit Demenz erweitert, um neue Beiträge zu den Themen Trösten, kreative Konfliktlösungen, Dialekt und Demenz ergänzt und bezüglich des Umgangs mit Wahrheit und Schweinwelten vertieft.

Inhaltsverzeichnis und Vorwort 7
Einleitung 15
Zum Aufbau des Buches 19
Exkurs: Wissenswertes u?ber das Gehirn 21
1 Veränderungen der verbalen Kommunikationsfähigkeit 25
1.1 Wortfindungsstörungen 25
1.1.1 Was bedeutet Wortfindungsstörung? 25
1.1.2 Wie reagieren Menschen mit Demenz auf Wortfindungsstörungen? 28
1.1.3 Wie sollten wir damit umgehen, wenn Menschen mit Demenz die Wörter nicht finden? 45
1.2 Sprachverständnis 50
1.2.1 Abnehmende Verstehensfähigkeit 50
1.2.2 Wie gehen demenzkranke Menschen mit Verstehensproblemen um? 59
1.2.3 Wie wir mit Verstehensproblemen umgehen sollten 61
1.3 Grammatik (Wortbildung, Satzbau) 64
1.3.1 Grammatische Fähigkeiten bei Demenz 65
1.3.2 Wie gehen die Betroffenen mit grammatischen Schwierigkeiten um? 69
1.3.3 Wie sollten wir uns verhalten, wenn Menschen mit Demenz Grammatikfehler machen? 70
1.4 Verhalten in Gesprächssituationen 70
1.4.1 Soziales Wissen und Verhalten 71
1.4.2 Veränderungen des Gesprächsverhaltens 78
1.4.3 Wie sollten wir auf das veränderte Gesprächsverhalten von Menschen mit Demenz reagieren? 93
2 Veränderungen der nonverbalen Kommunikationsfähigkeit 109
2.1 Körpersprache wahrnehmen und verstehen 110
2.2 Die Kehrseite: Nonverbale Kommunikation nicht oder falsch verstehen 117
2.3 Nonverbal sein: Körpersprache statt Worte 121
2.4 Was optimale nonverbale Kommunikation in Pflege und Betreuung erschwert 145
2.5 Die Gefahr von voreiligen Schlu?ssen und Fehleinschätzungen 146
2.6 Wie wir die nonverbale Kommunikation gestalten sollten 153
3 Tipps fu?r die Beziehungsarbeit 177
3.1 Angemessener Umgang mit demenzkranken Personen 177
3.2 Wertschätzende Gesprächsfu?hrung 179
3.3 Anrede 181
3.4 Zuhören 183
3.5 Auf Gefu?hle eingehen 184
3.6 Lob und Komplimente 186
3.7 Entscheidungen und Wahlmöglichkeiten 188
3.8 Zum Abgewöhnen: falsche Verhaltensweisen 189
4 Optimieren der Gesprächsfu?hrung 195
4.1 Geschickte Themenwahl 195
4.2 Fragen richtig stellen 198
4.3 Sinnvoller Einsatz von biografischem Wissen 201
4.3.1 Biografie hilft zu verstehen 201
4.3.2 Biografie hilft Identität und Selbstwertgefu?hl zu wahren 202
4.3.3 Biografie hilft bei der Beziehungsarbeit 202
4.3.4 Biografie liefert Gesprächsthemen 203
4.3.5 Wie Biografie sinnvoll zu nutzen ist 203
4.3.6 Was man mit biografischem Wissen nicht machen sollte 204
4.4 Humor 208
4.4.1 Humor verstehen 208
4.4.2 Selber humorvoll sein 211
4.4.3 Empfehlungen zum Einsatz von Humor 214
5 Die kommunikative Gestaltung von alltäglichen Pflegesituationen 221
5.1 Körperpflege 221
5.2 Essen und Trinken 225
5.3 Medikamentengabe 228
5.4 Ausscheiden 228
5.5 Einschlafen und Aufstehen 230
6 Motivieren 233
6.1 Ansatzpunkt: Gefu?hl geht vor Verstand 234
6.2 Voraussetzungen fu?r das Gelingen 235
6.3 Mögliche Gru?nde fu?r das Scheitern 238
6.4 Erfolgreiche emotionale Motivationsstrategien 238
7 Bewältigung schwieriger Situationen 255
7.1 Ständige Wiederholungen 256
7.1.1 Ursachen von Wiederholungen 259
7.1.2 Umgang mit Wiederholungen 260
7.2 Rufen und Schreien 267
7.2.1 Ursachen fu?r häufiges Schreien 268
7.2.2 Umgang mit Rufen und Schreien 270
7.3 Aggressionen und Konflikte 279
7.3.1 Auslöser von Aggressionen und Konflikten 279
7.3.2 Umgang mit Aggressionen und Konflikten 285
7.4 Fehlwahrnehmungen, Halluzinationen und Wahnvorstellungen 303
7.4.1 Ursachen von Fehlwahrnehmungen, Halluzinationen und Wahnvorstellungen 305
7.4.2 Umgang mit Fehlwahrnehmungen, Halluzinationen und Wahnvorstellungen 306
7.5 Herum- und Weglaufen 309
7.5.1 Ursachen fu?r das Herum- und Weglaufen 310
7.5.2 Empfohlener Umgang mit dem Herumlaufen 316
8 Umgang mit der Wahrheit 345
8.1 Realitätsorientierungstraining (ROT) 345
8.1.1 Die Inhalte 345
8.1.2 Die Methode 346
8.1.3 Die Auswirkungen von ROT 347
8.1.4 Bewertung 351
8.2 Validation nach Naomi Feil 352
8.2.1 Die Inhalte 352
8.2.2 Die Methode 353
8.2.3 Die Auswirkungen von Validation 354
8.2.4 Bewertung 356
8.3 Integrative Validation (IVA) nach Nicole Richard 358
8.3.1 Die Inhalte 358
8.3.2 Die Methode 360
8.3.3 Die Auswirkungen von IVA 361
8.3.4 Bewertung 364
8.4 „Notlu?gen“ 367
8.4.1 Die Inhalte 367
8.4.2 Die Methode 375
8.4.3 Die Auswirkungen von Notlu?gen 378
8.4.4 Bewertung 381
Fazit 397
Literatur 399
Sachwortverzeichnis 439

1 Veränderungen der verbalen Kommunikationsfähigkeit

1.1 Wortfindungsstörungen

Die Wortfindungsstörung ist die bekannteste Auswirkung der Demenz auf das Sprechenkönnen. Sie ist teilweise bereits im frühen Krankheitsstadium zu beobachten und kommt im Laufe der Krankheit immer häufiger vor. In den folgenden Abschnitten wird gezeigt, was darunter zu verstehen ist (Abschnitt 1.1.1), mit welchen kommunikativen Strategien die Betroffenen darauf reagieren (Abschnitt 1.1.2) und wie wir mit diesem Problem umgehen sollten (Abschnitt 1.1.3).

1.1.1 Was bedeutet Wortfindungsstörung?

Von einer Wortfindungsstörung spricht man, wenn jemandem mitten im Sprechen plötzlich die Worte für das fehlen, was er sagen möchte: Der Zugriff auf einzelne, für den jeweiligen Gedanken passende Begriffe ist gestört. So begründete beispielsweise einmal eine Dame ihren Wunsch, auf dem Weg von ihrem Zimmer zum Speisesaal von einem Pflegenden begleitet zu werden, mit den folgenden Worten: „Wenn jemand na äh hinten/ nebenher läuft, na is er/ is man/ fühlt man sich gleich beha/ be * be be be be-was-t? Behütet!“ „Es ist, als wären die Regale mit den ordentlich sortierten Wörtern umgefallen und als müsste ich mir aus den unsortierten Haufen das Wort heraussuchen, das ich brauche. Wenn ich dieses Wort oder sein Äquivalent finde, muss ich mir überlegen, wie ich es ausspreche und an welche Stelle des Satzes es gehört.“ (Bryden, 2011, S. 125)

„Ich kann verrückt werden, wenn ein Name mir auf der Zunge liegt und ich komme nicht mehr darauf… Dinge, die ich immer gewusst habe, sind weg, einfach weg.“ (Andersson, 2007, S. 62)

Dieses Phänomen erleben durchaus auch jüngere und sprachgesunde Personen, und zwar gar nicht so selten – nämlich dann, wenn ihnen weniger gebräuchliche Wörter und insbesondere Namen von Menschen oder Restaurants sowie Filmund Buchtitel zwar, wie das die Betroffene im Zitat oben so treffend ausdrückt, „auf der Zunge liegen“, aber sie einfach nicht darauf kommen. Manchmal weiß man, mit welchem Buchstaben das gesuchte Wort beginnt. Man hat sogar eine ungefähre Vorstellung davon, wie viele Silben es hat – und kann es doch trotz höchster Konzentration und angestrengten Überlegens nicht aussprechen1. So ähnlich ergeht es auch Menschen mit Demenz, nur leider sehr viel häufiger: Für sie wird nicht nur das Suchen nach Personennamen2, sondern auch nach ganz einfachen, alltäglichen Wörtern zur Regel. Ihr aktives Vokabular schrumpft sozusagen3, wobei später im Leben erworbene Wörter früher verloren gehen und die zuerst in der Kindheit gelernten am längsten erhalten bleiben.4 „Die Krankheit stört besonders den Zugriff auf die Namen der Dinge, aber ich (er-) kenne das Ding noch. Im frühen Stadium ist es der Wortschatz, der verschwunden ist, nicht das Konzept.“ (Davis, 1989, S. 100)

Erscheint lt. Verlag 11.3.2019
Sprache deutsch
Themenwelt Medizin / Pharmazie Pflege
Schlagworte Altenpflege • Aufregung • Beziehungsarbeit • Demenz • Demenzkranke • Demenzkranke Menschen • Gedächtnisleistungen • Gedächtnislücken • Kommunikation • Kommunikationsfähigkeit • Körpersprache • Orientierungsfähigkeit • Pflege • schlechte Laune • Stress • Verständigung • Verständnisprobleme • Wortfindungsstörungen
ISBN-10 3-456-95749-1 / 3456957491
ISBN-13 978-3-456-95749-4 / 9783456957494
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
PDFPDF (Wasserzeichen)
Größe: 10,1 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: PDF (Portable Document Format)
Mit einem festen Seiten­layout eignet sich die PDF besonders für Fach­bücher mit Spalten, Tabellen und Abbild­ungen. Eine PDF kann auf fast allen Geräten ange­zeigt werden, ist aber für kleine Displays (Smart­phone, eReader) nur einge­schränkt geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. den Adobe Reader oder Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür einen PDF-Viewer - z.B. die kostenlose Adobe Digital Editions-App.

Zusätzliches Feature: Online Lesen
Dieses eBook können Sie zusätzlich zum Download auch online im Webbrowser lesen.

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Lehrbuch für Demenz- und Alltagsbegleitung

von Ingrid Völkel; Marlies Ehmann

eBook Download (2022)
Urban & Fischer Verlag - Lehrbücher
CHF 31,25