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Aus vollem Herzen (eBook)

Wie ich erst die Pferde verstand und dann das Leben
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
285 Seiten
Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG
978-3-7325-6896-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Aus vollem Herzen -  Andrea Kutsch
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Ihr ganzes Leben hat Andrea Kutsch damit verbracht, Pferde besser zu verstehen und Methoden zu entwickeln, wie dieses Verständnis im Training genutzt werden kann. Als sie in ihre neue Heimat Kalifornien zieht, spielt der Zufall ihr in die Hände: Ihr Nachbar ist Hirnforscher, ermutigt sie, wissenschaftliche Studien zur Wahrnehmung von Pferden zu veranlassen - und sie entwickelt eine neue, pferdezentrische Methode, die gleichermaßen mit Wissen und Empathie arbeitet. Die Methode wird begeistert angenommen, Andrea Kutsch feiert Erfolge. Als jedoch kurz darauf ihr Mann an einem bösartigen Hirntumor erkrankt, wird ihr klar, dass die entscheidende Lektion erst noch bevorsteht...



Andrea Kutsch, geboren in Frankfurt am Main, ritt schon mit sechs Jahren ihr erstes Pony. Sie war Dressur- und Springreiterin, Polospielerin und Windsurferin von Weltrang. Ab 2000 erlangte sie als deutsche Pferdeflüsterin mit Monty Roberts starke Medienaufmerksamkeit. Seit 2006 entwickelt sie ihre eigene Methode des wissenschaftlich basierten, pferdezentrischen Pferdetrainings, EBEC (Evidence Based Equine Communication). Ihr Ziel ist es, Menschen weltweit beizubringen, Pferde immer besser zu verstehen, um sie in Harmonie, Ruhe und Gelassenheit auf alle Nutzungsformen vorzubereiten.

Andrea Kutsch, geboren in Frankfurt am Main, ritt schon mit sechs Jahren ihr erstes Pony. Sie war Dressur- und Springreiterin, Polospielerin und Windsurferin von Weltrang. Ab 2000 erlangte sie als deutsche Pferdeflüsterin mit Monty Roberts starke Medienaufmerksamkeit. Seit 2006 entwickelt sie ihre eigene Methode des wissenschaftlich basierten, pferdezentrischen Pferdetrainings, EBEC (Evidence Based Equine Communication). Ihr Ziel ist es, Menschen weltweit beizubringen, Pferde immer besser zu verstehen, um sie in Harmonie, Ruhe und Gelassenheit auf alle Nutzungsformen vorzubereiten.

Lernen aus der Vergangenheit


Solange die Halle noch im Bau war, beschloss ich, herauszufinden und zu kategorisieren, worauf rohe, ungerittene Pferde grundsätzlich vorbereitet sein müssen, wenn sie angstfrei durchs Leben kommen sollen. Das Ziel war auch, eine Methode zu entwickeln, die die Produktion von »Problempferden«, die später mühsam korrigiert werden müssen, vermied.

Am Anfang sollte ein Blick in die Vergangenheit stehen: aus den Unmengen von Daten, über die das Gestüt verfügte, wollte ich Trainingsaufgaben kategorisieren. Ich durfte den Datenbestand der gesamten Tierklinik auf Lewitz sichten und sortieren und wertete in den folgenden sechs Monaten die gesamte tiermedizinische Statistik von Tausenden von Pferden aus: Wie und bei welchen Aktivitäten verletzen sich die Pferde besonders häufig? Wann sind die untrainierten Pferde besonders aufgeregt? Was funktioniert auch mit unvorbereiteten, wilden Pferden und wo treten Probleme auf? Auf welche Aufgaben mussten wir die Pferde also besser vorbereiten? Besonders häufig treten zum Beispiel Probleme beim Verladen auf.

Die EDV war nicht ganz so fortschrittlich wie der Rest des Gestüts. Vieles war noch auf Karteikarten festgehalten und nicht in praktischen Datensätzen. Gemeinsam mit einem Team von Helfern ging es an das systematische Einspeisen und Auswerten dieser Unmenge von Daten. Um den Betrieb tagsüber nicht zu stören, konzentrierten wir uns darauf, die Daten nachts auszuwerten.

Ich bin sicher, dass noch nie zuvor jemand Zugang zu einer solchen Menge von Daten über Pferdewirtschaft hatte, und bis heute bewundere ich Paul für seine Offenheit und sein Vertrauen mir gegenüber. Ihm leuchtete ein, dass die Pferde am Ende einen Vorteil haben würden, aber dass auch die Mitarbeiter zufriedener wären, wenn der Dialog zwischen ihnen und den Tieren besser funktionierte. Also gab er grünes Licht für alles, was ich machte. Die Teammitglieder und ich arbeiteten bis zur Erschöpfung, aber wir wurden belohnt durch unglaublich viele spannende neue Ergebnisse und Erkenntnisse.

Kleinigkeiten im Fütterungsablauf beispielsweise oder bei Gruppenzusammenstellungen, die für Verletzungen der Pferde untereinander sorgten. Es wurde deutlich, dass wir Menschen viel öfter gegen die Natur des Pferdes verstoßen, als wir das annehmen. Wenn beispielsweise ein neues Pferd in eine Gruppe kommt, es wird verkauft, ein neues hinzugekauft oder im Gestüt muss eines nach einer längeren Krankheit wieder in den Herdenverband integriert werden – all das sorgt für Unruhe im Herdenverband, wie wir feststellen konnten. Es kann zu Abwehrverhalten unter den Pferden kommen, die den Neuling nicht in den Herdenverband lassen wollen. Immer wenn Individualdistanzen unterschritten werden, wenn es Konkurrenz um die Ressourcen Futter, Wasser oder Sozialpartner gibt oder wenn das Platzangebot begrenzt ist, kann es zu Drohverhalten und Aggression kommen. Die Kosten für aggressive Auseinandersetzungen sind vermehrter Energieaufwand, Kampfstress, erhöhtes Feindrisiko und Verletzungsgefahr. Nach einigen Auswertungen waren wir uns einig, dass wir Unfallgefahren vermindern wollten. Die Fragestellung war, wie müssen wir Pferde integrieren, wenn Gruppen neu durcheinander gewürfelt werden, um Schlagverletzungen der Pferde gegeneinander zu reduzieren? Ich arbeitete an verschiedenen Alternativen und restrukturierte Abläufe pro Pferd. Das Pferd stand im Mittelpunkt und sein Verhalten wurde zum Maßstab all unserer Entscheidungen. Ich kam der pferdezentrischen Perspektive immer näher. Heute profitiert die AKA von diesen Inhalten, die wir an pferdeinteressierte Menschen weitergeben können. Alle Beteiligten befanden sich in einem Perspektivenwechsel vom Mensch zum Pferd. Das war spannend. Paul freute sich über jedes Ergebnis und war interessiert, welche Lösungsvorschläge wir erarbeiteten.

Viertausend Pferde befanden sich kontinuierlich »on Tour« im Gestüt. Zunächst erfassten wir, wann und wo welche Pferde in welchem Alter wohin transportiert wurden, wie lange sie dort bearbeitet wurden – also zum Beispiel gynäkologischen Untersuchungen oder Besamungen unterzogen wurden –, welche Unfälle oder sonstige Zwischenfälle es gab, was gut und was weniger gut klappte und wohin die Pferde anschließend transportiert wurden. Jedes einzelne Pferd wurde nun nach Nummern und Zielen und Nutzungsformen in einer riesigen Datenbank angelegt, in der wir vermerkten, wie lange Verletzungen brauchten, um zu heilen und wie hoch die Kosten waren, um das Pferd nach einem Zwischenfall wieder auf die Spur zu kriegen. Auch ob der Unfall oder die Verletzung durch ein Einnehmen einer pferdezentrischen Perspektive hätte vermieden werden können oder es sich um einen Einzelfall handelte, der eben vorkam in der normalen Arbeit mit dem Pferd. Wir hielten fest, ob ein Pferd nach einem unangenehmen Erlebnis zum Beispiel im Untersuchungsstand schwieriger zu handhaben war als vorher, oder ob sich nichts verändert hatte. Wir schauten uns also auch an, wie sich die Mitarbeiter verhielten: Waren sie gestresst, wenn ein Pferd ein Fehlverhalten zeigte? Wie lange blieb man gelassen und wann riss jemandem der Geduldsfaden? Alles wurde in unseren Computerdateien festgehalten. Jedes einzelne Pferd, jede Nummer hatte eine Datei in unserer EDV und alles, was mit jedem einzelnen Pferd passierte, wurde kontinuierlich in einer eigens programmierten Software, die ich dafür programmieren ließ, erfasst. Hatte ein Schmied ein Pferd, was die Hufe nicht gab, wurde sich nicht lange damit aufgehalten, es wurde in der Datenbank von dem Schmied eingetragen und wir analysierten das Verhalten. Die EDV erfasste auch die Halle, den Standort, wo das Pferd gerade zu finden war. Hatte ein Gynäkologe in der Datei erfasst, dass eine Stute gestresst im Untersuchungsstand stand und Probleme hatte, konnte ich in der EDV später ablesen, ob sich das auf die Fruchtbarkeit der Stute ausgewirkt hatte. Über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg erfassten wir so annähernd 6.500 Pferde. Denn eines sollte man nie vergessen: Die Pferdewirtschaft besteht aus Wirtschaftsunternehmen, in denen Profis arbeiten, die mit ihren Pferden Geld verdienen wollen. Im professionellen Zuchtbetrieb geht es nicht darum, dass ich mich stundenlang mit meinem geliebten Privatpferd befasse und nach bestem Wissen und Gewissen improvisiere. Nein, in einem so professionellen Betrieb geht es um bezahlte Arbeitsstunden – allerdings sind die Ergebnisse der Forschung, die wir hier herausfanden, auch für jeden privaten Pferdeliebhaber von großer Bedeutung.

Das war ein anderer interessanter Aspekt meiner Auswertungen: Was kostet am Ende eigentlich wie viel Arbeitszeit? Ist es wirtschaftlicher, wenn man das Pferd auf den Besuch beim Hufschmied vorbereitet, also antrainiert und anschließend alles anstandslos läuft oder wenn der Schmied mit einem untrainierten und ängstlichen Pferd zu kämpfen hat? Würde ich am Ende beweisen können, dass eine wissenschaftsbasierte Trainingsmethode wirtschaftlich effizienter ist als das Althergebrachte?

Wieder war es ein Schlüsselpferd, das mich weiterbrachte. Eine zuckersüße Stute, die ich besonders ins Herz geschlossen hatte (ja, ich verliebe mich auch andauernd in Pferde, die in mein Leben kommen, seufz), wurde in einen Untersuchungsstand zur gynäkologischen Untersuchung gebracht. Dabei erschreckte sie sich so sehr, dass sie trotz geschlossener Tür aus dem Stand sprang und sich dabei schwer verletzte. Ein Fall, der mir bei der Datenauswertung schon öfter untergekommen war. Die kleine Stute tat mir schrecklich leid und mir war klar: Wir mussten unbedingt das Unfallrisiko bei Untersuchungen minimieren. Deshalb entwickelte ich kurzerhand ein Anschnallsystem für Pferde im Untersuchungsstand, für das ich Anschnallgurte der Flugzeugindustrie verwendete. Paul war begeistert und stattete umgehend alle Untersuchungsstände in der Lewitz mit diesem Anschnallgurtsystem aus und die Unfallrate ging deutlich zurück.

Durch diese Aktion wurde mir aber auch klar, dass wir die Ursache beheben mussten und nicht das Symptom. Wir verminderten zwar mit dem Gurtsystem das Unfallrisiko, aber wir erreichten nicht, dass die Pferde angstfreier wurden, wenn sie etwas Neues machen sollten, was sie noch nicht als »okay« oder angenehm abgespeichert haben. Sie sollten ja angstfrei und freiwillig in den Untersuchungsstand gehen. Es musste doch möglich sein, die ängstlichen Pferde bereits vorher durch die Anwendung klassischer Konditionierung und der Lerntheorien auf den Untersuchungsstand vorzubereiten.

Gemeinsam mit einer Tiermedizin-Studentin, die damals in Lewitz eine Bachelorarbeit anfertigte, und den Mitarbeitern der Tierklinik begannen wir mit Pauls Genehmigung eine erste kleine Studie mit sechzig Stuten. Dreißig sollten mit meiner in der Entwicklung befindlichen Methode darauf trainiert werden, über einen gewissen Zeitraum ruhig und konzentriert im Untersuchungsstand still zu stehen. Die anderen dreißig Stuten sollten herkömmlich gehandhabt werden, also einfach reinführen und schauen was passiert, hoffen dass alles glatt läuft, im schlimmsten Fall eben sedieren, also das Pferd medikamentös beruhigen, so ist es in der Pferdewirtschaft allgemein in Zuchtbetrieben üblich.

Paul baute mir für diese Studie eigens eine Halle in dem Bereich des Gestüts um. Ich bekam sechs Untersuchungsstände zur Verfügung gestellt, die optimal für das Training ausgestattet wurden. Die Untersuchungsstände hatten eine gewisse Breite und wurden dann enger. Sie wurden mit rutschfestem Boden ausgestattet, damit ein aufgeregtes Pferd nicht stürzen konnte. Es wurde eine wundervolle, riesige Halle, ein Trainingsparadies für Zuchtstuten, mit ausreichend Raum und Licht. Hier bereitete ich die ersten dreißig Stuten für...

Erscheint lt. Verlag 28.9.2018
Sprache deutsch
Original-Titel Aus vollem Herzen
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Literatur Romane / Erzählungen
Medizin / Pharmazie Medizinische Fachgebiete Onkologie
Schlagworte alles über Pferde • angstfrei • Annie • Araber • Aufgabenheft • Aufgeben • Ausbildung • Autobiografie • Behinderung • Bibi und Tina • Buck • Clickertraining • Deutschland • Dressur • EBEC • Empathie • Equine Communication • Equitana • evans • Evi Simeoni • Fahrabzeichen • Fahren • Fohlen • Gelassenheit • Geschenk für Frauen • Geschenkidee • gewaltfrei • Glioblastom • Hamburg • Harmonie:Ruhe • Hengst • Hippotherapie • Hirnforscher • Hirntumor • Horsemanship • Hundeflüsterer • Isabell Werth • Kalifornien • Katja Erdmann • Körpersprache • Krebs • Lebensenergie • Longieren • Marlie • Mediation • mit den Pferden spricht • Monty Roberts • Parcour • Partnerschaft • Pat Parelli • Perspektive • Pferdebox • Pferdebuch • Pferdeflüsterin • Pferdefreunde • Pferdeheiler • Pferdekauf • Pferdeklinik • Pferdemediator • Pferdeparadies • Pferdesprache • Pferdestall • Pferdetraining • Pferde verstehen • Pferdewissen • pferdezentrisch • Pilgrim • Polo • Pony • Privatleben • Problempferd • Reitabzeichen • Reiterhof • Reithalle • Reitsport • Reittherapie • Robert Redford • Sattel • Schicksal • Sprache der Pferde • Springreiten • Stute • Therapie • Tierarzt • Tierkommunkation • Tierpsychologie • Tierquälerei • Timo Ameruoso • Trense • Verhalten • Veterinärpsychologie • Vier Beine tragen meine Seele • Voltigieren • von Pferden lernen • Wechsel
ISBN-10 3-7325-6896-2 / 3732568962
ISBN-13 978-3-7325-6896-3 / 9783732568963
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