Multiple Sklerose und Familie
Karger, S (Verlag)
978-3-8055-7453-2 (ISBN)
Das komplexe wechselnde Krankheitsbild der Multiplen Sklerose und die Ungewissheit ihres Verlaufs sowie die möglichen erblichen Risiken und die unsichere Prognose einer bis heute noch nicht heilbaren Krankheit stellen für Eltern und Kinder eine ganz spezielle Herausforderung dar. Die schwere Erkrankung eines Elternteils beeinflusst in vielfacher Art und Weise die Beziehung zwischen Eltern und Kind und kann die psychische Entwicklung eines Kindes gefährden. Solche Kinder werden vorzeitig und in viel intensiverem Ausmaß als gewöhnlich zur Auseinandersetzung mit Krankheit, Trennung und Verlust genötigt.
Auf der Basis einer Studie, die 52 Familien mit 87 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einschloss, werden die innere Erlebniswelt und die Bedeutung der Krankheit bei Kindern und Eltern beschrieben und in einem psychodynamischen Rahmen diskutiert. Die hohen Anforderungen der kontinuierlichen Auseinandersetzung, Bewältigung und Anpassung, die die Krankheit an Betroffene, Familien und Kinder stellt, werden aufgezeigt. Mit Hilfe eines neuen Evaluierungsverfahrens stellt die Autorin die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Krankheitsverarbeitung sowie den Einfluss der Krankheitsverarbeitung von kranken und gesunden Eltern auf den Umgang ihrer Kinder mit dieser Erkrankung dar.
Eine angemessene Betreuung von betroffenen Familien wie auch die Erfassung ihrer spezifischen Bedürfnisse und der Gefährdung der Familie sowie der Kinder in den verschiedenen Altersstufen sind von zentraler Bedeutung.
Das Buch ist eine Hilfe für Betroffene und Angehörige, ebenso für ihre Ärzte, für Neurologen, Psychiater, Kinder- und Jugendpsychiater, Psychologen, Psychotherapeuten, Pflegepersonal, Sozialarbeiter, Sozialpädagogen und Lehrer.
Jede schwere körperliche Krankheit ist für den betroffenen Elternteil und die übrigen Familienmitglieder, besonders für Kinder und Jugendliche, mit einer erheblichen Belastung verbunden. Der psychosozialen Situation von Familien und Kindern mit einem somatisch erkrankten Elternteil wurde bisher wenig Beachtung geschenkt. Das komplexe wechselnde Krankheitsbild der Multiplen Sklerose und die Ungewissheit ihres Verlaufs sowie die möglichen erblichen Risiken und die unsichere Prognose einer bis heute noch nicht heilbaren Krankheit stellen für Eltern und Kinder eine ganz spezielle Herausforderung dar. Die schwere Erkrankung eines Elternteils beeinflusst in vielfacher Art und Weise die Beziehung zwischen Eltern und Kind und kann die psychische Entwicklung eines Kindes gefährden. Solche Kinder werden vorzeitig und in viel intensiverem Ausmaß als gewöhnlich zur Auseinandersetzung mit Krankheit, Trennung und Verlust genötigt. Auf der Basis einer Studie, die 52 Familien mit 87 Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einschloss, werden die innere Erlebniswelt und die Bedeutung der Krankheit bei Kindern und Eltern beschrieben und in einem psychodynamischen Rahmen diskutiert. Die hohen Anforderungen der kontinuierlichen Auseinandersetzung, Bewältigung und Anpassung, die die Krankheit an Betroffene, Familien und Kinder stellt, werden aufgezeigt. Mit Hilfe eines neuen Evaluierungsverfahrens stellt die Autorin die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Krankheitsverarbeitung sowie den Einfluss der Krankheitsverarbeitung von kranken und gesunden Eltern auf den Umgang ihrer Kinder mit dieser Erkrankung dar. Eine angemessene Betreuung von betroffenen Familien wie auch die Erfassung ihrer spezifischen Bedürfnisse und der Gefährdung der Familie sowie der Kinder in den verschiedenen Altersstufen sind von zentraler Bedeutung. Das Buch ist eine Hilfe für Betroffene und Angehörige, ebenso für ihre Ärzte, für Neurologen, Psychiater, Kinder- und Jugendpsychiater, Psychologen, Psychotherapeuten, Pflegepersonal, Sozialarbeiter, Sozialpädagogen und Lehrer.
Barbara Steck, Priv. Doz. Dr. med., war viele Jahre Oberärztin an der kinder- und jugendpsychiatrischen Universitätsklinik und Poliklinik Basel. Sie verfügt über eine breite psychoanalytische und familientherapeutische Ausbildung und arbeitet in freier Praxis.
1;Inhalt ;6
2;Vorwort ;10
3;Dank;12
4;Einführung ;13
5;Grundlagen zum Verständnis der Krankheit ;15
5.1;Allgemeine Beschreibung ;15
5.2;Epidemiologie und Gentik ;17
5.3;Schwangerschaft ;18
5.4;Kognitive Störungen ;18
5.5;Psychische Störungen ;20
5.6;Stress ;23
5.7;Fatigue ;24
5.8;Komplikationen und Begleitkrankheiten ;24
6;MS und Familie ;25
6.1;Chronische somatische Krankheit eines Elternteils als belastende Lebenssituationen für Familie und Kinder ;25
6.2;Entwicklungspsychologische Aspekte ;26
6.3;Psychologische Auswirkungen der MS auf Familie und Kinder ;28
6.4;Herausforderungen für die Familie ;29
6.5;Auswirkungen der elterlichen MS auf Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ;35
7;Krankheitsverarbeitungsprozess ;40
7.1;Anpassung und Bewältigung ;40
7.2;Zeitlicher Verlauf ;42
7.3;Positive und negative Krankheitsverarbeitung ;43
7.4;Entwicklung- und altersspezifische Krankheitsvorstellungen bei Kindern ;44
7.5;Zusammenhänge zwischen elterlicher und kindlicher Krankheitsverarbeitung ;45
8;Psychosoziale Situation und Krankheitsverarbeitung ;47
8.1;Zielsetzung ;47
8.2;Methodik ;48
8.3;Probleme bei der Gewinnung von Familien zur Studienteilnahme ;49
8.4;Beschreibung der Familien ;50
8.5;Fragebogen ;53
9;Elterninterviews ;57
9.1;Interviewthemen ;58
9.2;Aussagen von kranken und gesunden Eltern ;58
9.3;Krankheitsverarbeitung von Eltern ;75
10;Kinderinterviews ;80
10.1;Probleme der Informationsgewinnung;80
10.2;Semistruktriertes, psychoanalytisch orientiertes Interview;81
10.3;Interviewthemen ;81
10.4;Aussagen von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ;82
10.5;Krankheitsverarbeitung bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ;123
10.6;Fragebogen ;124
10.7;Pschoomatische Symptome und hypochondrische Klagen bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ;126
10.8;Ergebnisse der Auswertung des TAT ;128
11;Zeichnung ;129
11.1;Die Zeichnung unserer Studie ;133
11.2;Versuch einer Interpretation ;136
12;Eltern- und Kinderinterviews ;140
12.1;Krankheitsverarbeitung von kranken und gesunden Eltern und ihren Kindern ;140
12.2;Besonders belastende Situationen ;142
13;Professionelle Hilfe und therapeutische Möglichkeiten ;152
13.1;Zusammenarbeit von kranken Eltern, Familienangehörigen und Fachleuten ;152
14;Zusammenfassung ;156
14.1;Krankheitsverarbeitung ;156
14.2;Psychosoziale Situationen der Eltern ;158
14.3;Psychosoziale Situationen der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ;161
14.4;Eltern-Kinder-Inderaktion ;166
15;Anhang: Quantitives Auswertungsverfahren der Elterngespräche ;168
15.1;Quantitatives Auswertungsverfahren der Gespräche mit den Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ;170
15.2;Fragebogen ;171
15.3;Projektive Verfahren ;173
16;Glossar ;175
17;Literatur ;183
18;Sachwortverzeichnis ;191
Krankheitsverarbeitungsprozess (S. 26-27)
Anpassung und Bewältigung
Dank der Fortschritte in der Behandlung von schweren Krankheiten haben die Langzeitverläufe bei chronischen Erkrankungen zugenommen. Die daraus resultierenden psychischen Bewältigungs- und Anpassungsprozesse betroffener Patienten wurden in den letzten 30 Jahren im Rahmen der Coping-Forschung untersucht. Die empirischen Ergebnisse der Wirksamkeit von Bewältigungsformen und -ressourcen zeigen, dass Bewältigung nicht nur das "Meistern von Belastungen", sondern auch das "Tolerieren" oder das "Vermeiden von Belastungen" [Lazarus, 1992] umfasst.
Alle Formen der Auseinandersetzung mit der Krankheit und der Bewältigungsversuche verdienen Respekt. Auch wenn gewisse Bewältigungsarten eine bessere Anpassung ermöglichen, kann nicht von einem "richtigen" oder "falschen" Weg der Auseinandersetzung bzw. der Bewältigung einer Krankheit gesprochen werden. "Bewältigung" meint immer sämtliche Bemühungen, mit welchen die Kranken die somatisch-biologischen, psychischen und sozialen Folgen ihrer Krankheit in ihre innere und äußere Realität zu integrieren versuchen. Über die Ausgestaltung dieses Integrationsversuchs, über seine Reichweite und seinen Erfolg entscheidet maßgeblich die schon vor Ausbruch der Krankheit ausgebildete soziale Identität des Individuums. Alle Bewältigungsaktivitäten konstituieren dabei einen Prozess, der in Verlauf und Entwicklung weder einer Folge vorhersehbarer Phasen entspricht, noch einen klar zu definierenden Endpunkt enthält. In diesem Prozess sind die Kranken gefordert, ihr Selbstbild fortlaufend zu überprüfen und eine jeweils spezifische, immer nur als vorläufig zu betrachtende Mischung zwischen gesunden, behinderten und kranken Anteilen in ihrer Rollenausübung zu entwickeln.
Für alle an MS Erkrankten gilt, dass die stete latente oder manifeste Angst vor Verschlechterung eine langfristige Lebensplanung in Frage stellt. Unter diesem Vorzeichen bedeutet Bewältigung der MS sehr viel mehr als ein Arrangement mit körperlichen Verlusten und Behinderungen, da alle Kranken einer permanenten Gefährdung ihres Selbstbilds und ihrer sozialen Identität ausgesetzt sind [Goerres et al., 1988].
Wie eine Krankheit verarbeitet wird, hängt von der Lebensgeschichte, der Persönlichkeit, den kritischen Lebensereignissen sowie von Diagnose, Verlauf und Schwere der Krankheit ab. Das subjektive Krankheitserleben zeigt sich, je nach individuellen Lebenserfahrungen, sehr unterschiedlich. Krankheitsvorstellungen sind immer mit kognitiven Repräsentanzen und emotionalen Anteilen verbunden, werden von der Persönlichkeitsstruktur bestimmt und können biographisch geprägte Konflikte widerspiegeln. Sie verändern sich durch den Verlauf der Krankheit und beeinflussen die Krankheitsverarbeitung. Bei letzterer handelt es sich um einen multifaktoriell determinierten Prozess, der sowohl von innerpsychischen Faktoren (psychologischen Ressourcen, die aus der Lebensgeschichte des Einzelnen stammen) als auch von äußeren Faktoren (Partnerschaft, familiäre und soziale Unterstützung) beeinflusst wird [Küchenhoff, 1993].
| Erscheint lt. Verlag | 25.6.2002 |
|---|---|
| Zusatzinfo | 31 fig., 20 in color, 13 tab. |
| Verlagsort | Freiburg |
| Sprache | deutsch |
| Gewicht | 421 g |
| Themenwelt | Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Neurologie |
| Medizin / Pharmazie ► Medizinische Fachgebiete ► Psychiatrie / Psychotherapie | |
| Schlagworte | Familienangehörige • HC/Medizin/Klinische Fächer • Multiple Sklerose • Neurology • Popular Medicine • Psychiatry • Psychology • psychotherapy |
| ISBN-10 | 3-8055-7453-3 / 3805574533 |
| ISBN-13 | 978-3-8055-7453-2 / 9783805574532 |
| Zustand | Neuware |
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