Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus (eBook)
336 Seiten
Enke (Verlag)
9783830411659 (ISBN)
Anja Ewringmann, Barbara Glöckner: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus – Diagnostischer Leitfaden und Therapie 1
Innentitel 4
Anschriften 5
Impressum 5
Vorwort zur 2. Auflage 6
Vorwort zur 1. Auflage 7
Abkürzungsverzeichnis 8
Inhaltsverzeichnis 9
Autorenvorstellung 14
1 Anamnese 18
Allgemeines 18
Ratte (Rattus norvegicus f. domestica) 18
Maus (Mus musculus) 21
Mongolische Rennmaus (Meriones unguiculatus) 23
Goldhamster (Mesocricetus auratus) 26
Zwerghamster 28
Signalement 32
Allgemeine Anamnese 35
Spezielle Anamnese 37
2 Klinische Untersuchung 39
Allgemeines 39
Adspektion 40
Allgemeinbefinden 40
Ernährungszustand 40
Pflegezustand 40
Fortbewegung, Bewegungsapparat 41
Atmung 41
Schleimhäute 41
Haut, Haarkleid, Hautanhangsorgane 42
Augen 42
Ohren 43
Nase 43
Maulhöhle, Zähne, Backentaschen 43
Palpation 44
Hautturgor 44
Körperoberfläche 44
Abdomen 44
Auskultation 45
Herz 45
Atmungsapparat 45
Magen-Darm-Trakt 45
Körpertemperatur 45
Physiologische Daten 46
3 Dyspnoe 50
Besonderheiten 50
Therapiegrundsätze 51
Diagnostik 51
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese 51
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung 52
Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen 54
Wichtige Ursachen 57
Erkrankungen 57
4 Durchfall 68
Besonderheiten 68
Therapiegrundsätze 70
Diagnostik 71
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese 71
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung 72
Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen 72
Wichtige Ursachen 75
Erkrankungen 75
5 Augenveränderungen 90
Besonderheiten 90
Therapiegrundsätze 91
Diagnostik 92
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese 92
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung 92
Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen 93
Wichtige Ursachen 97
Erkrankungen 98
6 Umfangsvermehrung 107
Besonderheiten 107
Therapiegrundsätze 108
Diagnostik 108
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese 108
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung 109
Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen 110
Wichtige Ursachen 115
Erkrankungen 116
7 Schmerz/UV Abdomen 135
Besonderheiten 135
Therapiegrundsätze 135
Diagnostik 135
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese 135
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung 136
Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen 141
Wichtige Ursachen 141
Erkrankungen 142
8 Anogenitalregion 158
Besonderheiten 158
Therapiegrundsätze 160
Diagnostik 160
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese 160
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung 161
Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen 162
Wichtige Ursachen 167
Erkrankungen 168
9 Neurologie 180
Besonderheiten 180
Therapiegrundsätze 180
Diagnostik 180
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese 180
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung 181
Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen 182
Wichtige Ursachen 187
Erkrankungen 188
10 Bewegungsstörungen 203
Besonderheiten 203
Therapiegrundsätze 203
Diagnostik 204
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese 204
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung 205
Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen 206
Wichtige Ursachen 211
Erkrankungen 212
11 Hautveränderungen 224
Besonderheiten 224
Therapiegrundsätze 225
Diagnostik 225
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese 225
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung 226
Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen 227
Wichtige Ursachen 235
Erkrankungen 236
12 Abmagerung 259
Besonderheiten 259
Therapiegrundsätze 259
Diagnostik 260
Besonderes Augenmerk bei der Anamnese 260
Besonderes Augenmerk bei der klinischen Untersuchung 261
Diagnosesicherung durch weiterführende Untersuchungen 262
Wichtige Ursachen 267
Erkrankungen 267
13 Unspezifische Symptomatik 281
Allgemeines 281
Therapiegrundsätze 281
Diagnostik 282
Anamnese 282
Klinische Untersuchung 284
Weiterführende Untersuchungen 285
Wichtige Ursachen 286
14 Schock 288
Therapiegrundsätze 288
15 Blutuntersuchung 294
Blutentnahme 294
Hämatologie 295
Blutchemie 296
Elektrolyte 296
Enzyme 298
Weitere blutchemische Werte 299
16 Harnuntersuchung 300
Allgemeines 300
Harngewinnung 300
Harnanalyse 301
Makroskopische Untersuchung 301
Sensorische Untersuchung 302
Chemische Untersuchung 302
Physikalische Untersuchung 303
Mikroskopische Untersuchung 303
Mikrobiologische Untersuchung 304
17 Kotuntersuchung 305
Allgemeines 305
Nativausstrich 305
Flotation 306
Abklatschpräparat 306
Mikrobiol. US 307
18 Röntgendiagnostik 308
Allgemeines 308
Technik 308
Lagerung und Durchführung 308
Befundung 309
Thorax 309
Abdomen 311
Schädel 312
Kontrastmittel 314
19 Ultraschalldiagnostik 315
Allgemeines 315
20 Hautdiagnostik 316
Allgemeines 316
Parasitologie 316
Mykobiologie 316
Bakteriologie 317
Histologie 317
21 Medikamentenverzeichnis 320
22 Abbildungsnachweis 332
Sachverzeichnis 333
2 Klinische Untersuchung
2.1 Allgemeines
Bei der klinischen Untersuchung ist zu bedenken, dass diese in einer absoluten Stresssituation für den Patienten stattfindet. Das betroffene Tier wurde unter Umständen außerhalb seiner physiologischen Aktivitätszeit aus seiner gewohnten Umgebung herausgenommen und von seinen Partnertieren getrennt. Die Fahrt zum Tierarzt und die Wartezeit in einer unruhigen Umgebung mit fremden Geräuschen und Gerüchen tragen bei vielen Kleinsäugern ebenfalls zu einem veränderten Verhalten bei. Dieses äußert sich entweder durch übersteigerte Aktivität oder aber durch extreme Zurückhaltung und kann ggf. Krankheitssymptome überdecken. Diese Aspekte sind bei der Interpretation der Untersuchungsergebnisse zu berücksichtigen und zeigen noch einmal den Stellenwert einer ausführlichen Anamnese.
Die klinische Untersuchung selbst sollte idealerweise in einem ruhigen Raum stattfinden, in dem gleichzeitig keine anderen Tierarten behandelt werden. Auch die Stimmlage und die Bewegungen der untersuchenden Personen müssen gleichmäßig ruhig sein.
Kleinnager werden nicht immer in einer leicht zugänglichen Transportbox, sondern oftmals in einem eingerichteten Transportkäfig in die Praxis gebracht. Das Herausfangen sollte nach Entfernen der Versteckmöglichkeiten zügig, aber behutsam erfolgen. Ein wildes Jagen kann zu einem Schockgeschehen führen. Vielfach hat es sich bei Mäusen, Hamstern und Rennmäusen bewährt, eine kleine Papprolle bereitzulegen. Die Tiere klettern oft bereitwillig in dieses vermeintliche Versteck und können dann mit der Rolle herausgehoben werden. Ohne solche Hilfsgegenstände erfolgt das sichere Herausnehmen von zahmen Kleinnagern meist von unten in der hohlen Hand. Bei Mäusen ist auch das Fassen und Herausheben am Schwanzansatz möglich. Ratten können mit einer Hand von unten um den Brustkorb umfasst und mit der zweiten Hand an der hinteren Körperhälfte unterstützt werden.
Die Untersuchung geschieht überwiegend in der Hand der Hilfsperson. Sollte das erkrankte Tier, z. B. zur Beurteilung seines Bewegungsablaufs, auf dem Behandlungstisch untersucht werden müssen, sind rutschfeste Auflagen sinnvoll. Ein glatter, kalter Tisch löst in der Regel Angst und einen Fluchtreflex aus.
Sehr unruhige oder bissige Tiere müssen zusätzlich fixiert werden. Dies gilt auch für den Fall, dass eine Injektion oder eine schmerzhafte Untersuchung ansteht, bei der die Reaktion des Patienten nicht abgeschätzt werden kann. Bei Ratten und Mäusen wird dann mit einer Hand das Nackenfell gegriffen, mit der anderen die Schwanzbasis fixiert, und das Tier wird leicht gestreckt. Bei Ratten kann alternativ auch mit einer Hand der Hals umgriffen werden (▶ Abb. 2.1).
Abb. 2.1 Fixation einer Ratte zur subkutanen Injektion.
Rennmäuse dürfen niemals am Schwanz oder am Schwanzansatz ergriffen werden, da die Schwanzhaut sich leicht löst und ganz oder teilweise abgestoßen wird.
Rennmäuse und auch Hamster werden daher zwar auch im Nackenfell oder am Unterkiefer erfasst, aber gleichzeitig bleibt der Körper des Tieres in der hohlen Hand des Helfenden fixiert (▶ Abb. 2.2).
Abb. 2.2 Fixation eines Hamsters im Nackenfell.
2.2 Adspektion
-
Allgemeinbefinden
-
Ernährungszustand
-
Pflegezustand
-
Fortbewegung, Bewegungsapparat
-
Atmung
-
Schleimhäute
-
Haut, Haarkleid und Hautanhangsorgane
-
Augen
-
Ohren
-
Nase
-
Maulhöhle, Zähne und Backentaschen
2.2.1 Allgemeinbefinden
Die Adspektion des Patienten beginnt mit der Beurteilung des Allgemeinbefindens. Ein gesunder Kleinnager sollte an seiner Umgebung interessiert sein und auf sie reagieren. Solche Reaktionen fallen sehr unterschiedlich aus und richten sich stark nach der jeweiligen Haltungsform. Tiere, die den Umgang mit ihren Besitzern gewöhnt sind und Freilaufmöglichkeiten erhalten, stehen einer fremden Umgebung und dem Untersuchenden oft sehr aufgeschlossen und neugierig gegenüber. Nager, die ohne nennenswerten Menschenkontakt in ihrer Familiengruppe leben, versuchen in der Praxis dagegen eher zu flüchten oder sich zu verstecken. Vereinzelt können sie auch bissig erscheinen, wenn sie sich bedrängt fühlen und keine Ausweichmöglichkeit sehen.
Beim nachtaktiven Goldhamster ist zu berücksichtigen, dass ein Praxisbesuch in der Regel während der üblichen Ruhezeiten des Tieres stattfindet. Oftmals erfordert es einige Zeit, den Patienten zur Untersuchung behutsam zu wecken. Die anderen Kleinsäugerarten, bei denen sich Aktivitäts- und Ruhephasen abwechseln, sollten spätestens bei Ansprache oder vorsichtigem Berühren wach sein.
Wurden Kleinnager im Winter bei Kälte ohne Wärmflasche oder ähnliche Wärmequelle bzw. im Sommer bei großer Hitze transportiert, so beeinflusst dies ebenfalls ihr Verhalten und schränkt die Beurteilungsmöglichkeit ihrer Aktivität auch dann ein, wenn weder eine akute Unterkühlung oder ein Hitzschlag vorliegen. Grundsätzlich sollte der Besitzer aber auf die Auswirkungen der Temperaturschwankungen sensibilisiert werden, damit die Tiere in einer möglichst gleichmäßig temperierten Box windgeschützt transportiert werden.
Absolute Teilnahmslosigkeit ist in jedem Fall als eine Störung des Allgemeinbefindens zu beurteilen, muss unter Umständen jedoch von einer Schreckstarre differenziert werden.
2.2.2 Ernährungszustand
Eine exakte rein adspektorische Beurteilung des Ernährungszustands ist bei Kleinsäugern schwierig, da die Tiere bei gestörtem Allgemeinbefinden oft zusammengekauert und mit gesträubtem Fell in einer Ecke sitzen. Zudem kann der Ernährungszustand beispielsweise bei Mäusen mit gelocktem Fell oder beim Teddyhamster ebenfalls nicht nur durch eine Adspektion eindeutig beurteilt werden. Erst mithilfe der Palpation kann eine Aussage getroffen werden. Eine Abmagerung stellt sich durch herausstehende Dornfortsätze der Wirbelsäule, Beckenknochen und Rippen dar, während die erwähnten Knochenpunkte bei adipösen Tieren schlecht oder gar nicht zu ertasten sind.
2.2.3 Pflegezustand
Bei der Beurteilung des Pflegezustands des Patienten ist auf sauberes, trockenes Fell, kurze Krallen und saubere Pfoten zu achten. Während diese Kriterien auch grobe Rückschlüsse auf die Haltungsbedingungen zulassen, sprechen andere grundsätzlich für ein reduziertes Putzverhalten und damit für ein schlechtes Allgemeinbefinden. Hierbei stehen insbesondere Verschmutzungen im Anogenitalbereich sowie rötliche Verklebungen um Augen und Nase durch Reste des Harder’schen Drüsensekrets, die nicht beim Putzen im Fell verteilt wurden, im Vordergrund. Glanzloses, struppiges oder auch fettig aussehendes Fell kann einerseits auf unzureichende Haltungsbedingungen hinweisen (z. B. fehlendes Sandbad, Bad mit Quarzsand anstelle von Tonmineralsubstrat), aber auch ein Anzeichen für mangelnde Körperpflege bei schlechtem Allgemeinbefinden sein.
2.2.4 Fortbewegung, Bewegungsapparat
Es ist oftmals schwierig, die physiologische Fortbewegung eines Kleinsäugers unter Praxisbedingungen zu beurteilen, da sich das Tier auf dem Tisch oft entweder gar nicht bewegt oder versucht, hektisch zu flüchten. Bei ausreichender Größe des Transportkäfigs können jedoch die Einrichtungsgegenstände ausgeräumt werden, um dann die tierartspezifischen Bewegungen und die Belastung der Gliedmaßen innerhalb des Käfigs zu beurteilen.
Bei nach oben offenen Transportboxen ist dabei zu bedenken, dass manche Kleinnager ein ausgeprägtes Sprungvermögen besitzen und in Panik versuchen könnten zu flüchten. Die Box muss daher abgeschirmt werden, um Unfälle zu vermeiden.
Kleinnager können mit ihren Vorderpfoten sehr gut greifen. Um diese Funktion zu überprüfen, kann ein Leckerbissen gereicht werden, der unter Stressbedingungen jedoch oft verweigert wird. Mäuse und Ratten klettern häufig auf ihren Besitzern herum, sodass hierbei die Fähigkeit zum Greifen überprüft werden kann. Andernfalls muss der Besitzer anamnestisch...
| Erscheint lt. Verlag | 8.10.2014 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Kleintier konkret | Kleintier konkret |
| Verlagsort | Stuttgart |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Medizin / Pharmazie |
| Veterinärmedizin | |
| Schlagworte | Abstammung • Diagnostik • Diätetik • Empfehlungen • Erkrankungen • Ernährungsbedingte Erkrankungen • Futter • Futtermittelmarkt • Fütterung • Fütterungsempfehlungen • Gerbil • Grundlagen • Hamster • Heimtier • Leitsymptom • Maus • Nager • Ratte • Rennmaus • Stoffwechsel • Therapie • Tierernährung • Tiermedizin • Verdauungsphysiologie • Veterinärmedizin |
| ISBN-13 | 9783830411659 / 9783830411659 |
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