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Wunder Informatik -  Donald Kossmann

Wunder Informatik (eBook)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
136 Seiten
vdf Hochschulverlag AG
978-3-7281-4032-6 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
18,99 inkl. MwSt
(CHF 18,55)
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'Ich habe aus Mangel an guten Alternativen mit dem Informatikstudium begonnen: Mir fiel nichts Besseres ein. Das war mein großes Glück.' Die Informatik ist das wichtigste Werkzeug des 21. Jahrhunderts. Die ganze Welt spricht in den Sprachen der Informatik. Das gilt für alle Bereiche der modernen Welt und zunehmend auch für unser privates Leben. Man kann die Welt ohne Informatik nicht mehr verstehen und nicht mehr verändern. Doch es gibt auch viele Missverständnisse über die Informatik. Das liegt daran, dass sie eine junge Wissenschaft ist, die sich permanent und schnell verändert: von ihren Anfängen in den 1940er-Jahren als Rechenmaschine für Chemiker und Physiker bis zum Smartphone und der Cloud. Dieses Buch ermöglicht eine intuitive Einführung in die Informatik. Es beschreibt die grundlegenden Konzepte und erläutert Teilbereiche wie Data Science, Big Data oder künstliche Intelligenz. Vor allem aber entmystifiziert es die Welt der Informatik anhand vieler Alltagsbeispiele. Es muss nicht jeder Informatik studieren oder ein Experte sein. Doch es soll jeder von ihren Ideen und Innovationen profitieren. Das Buch richtet sich vorwiegend an Jugendliche: Sie erhalten einen Einblick, was sie in einem Studium oder auf dem Berufsweg erwartet. Sie sollen weder zufällig Informatik studieren noch zufällig Informatik nicht studieren. Doch das Buch ist auch für Erwachsene relevant, die eine allgemeinverständliche Einführung suchen, in die auch viele persönliche Erfahrungen eingeflossen sind.

Donald Kossmann wurde mit 34 Jahren jüngster ordentlicher Professor an der ETH Zürich und lehrte dort 13 Jahre lang Informatik. Heute ist er Distinguished Scientist und Managing Director bei Microsoft Research in den USA.

Kapitel 1

Vorwort

1.1 Über mich

Ich bin Vater, Ehemann und Informatiker. Doch bevor ich irgendetwas von all dem war, war ich ein verwirrter Teenager, der sich gefragt hat, was er mit seinem Leben anfangen soll. Ich habe viel Rat von weisen Menschen bekommen: «Folge deiner Leidenschaft.» «Überlege, was du gut kannst und was später gebraucht wird.» «Sei hartnäckig und arbeite hart.» Und der größte Rat von allen: «Egal, was du machst, sei dir stets bewusst, wozu du es machst.»

Das war ein gut gemeinter Rat, doch er hat mir nicht geholfen. Ich hatte keine besondere Leidenschaft. Ich war ganz gut in Mathe, aber nicht so richtig gut, ich und hatte keine Ahnung, wozu Mathematik gut sein könnte. Hartnäckig war ich ganz sicher nicht – eher verunsichert und leicht beeinflussbar. Und ich hatte keinerlei Vorstellung, was harte Arbeit bedeutet. Ich wusste nicht einmal, was ich machen sollte – wie sollte ich da wissen, wozu ich es tun würde?

Mehr oder weniger zufällig bin ich in das Informatikstudium an der Universität Karlsruhe gerutscht. Zu verdanken habe ich das meinem vier Jahre älteren Bruder, Daniel, der als 18-Jähriger einen Informatikkurs an der Harvard Summer School in den USA gemacht hatte. Diese Erfahrung hatte ihn mit dem Informatik-Bazillus infiziert. Ich war sein folgsamer Schüler und habe ihm nach seiner Rückkehr aus Harvard und während meiner Schulzeit bei diversen, kleineren Programmierprojekten geholfen – weniger weil mich auch der Bazillus infiziert hatte, sondern weil ich meinem großen Bruder gefallen wollte. Ich habe vier Jahre nach meinem Bruder selber einen Informatikkurs an der Harvard Summer School absolviert, und mein Kurs lief auch gut. Es lag also nahe, dass ich Informatik als Studienfach in Betracht ziehen würde. Schließlich habe ich aus Mangel an guten Alternativen mit dem Informatikstudium begonnen: Mir fiel nichts Besseres ein. Das war mein großes Glück.

Ich habe in den folgenden 30 Jahren eine erstaunliche Karriere als Informatiker hingelegt. Nach dem Informatikdiplom an der Universität Karlsruhe habe ich an der RWTH Aachen promoviert. Anschließend ging ich in die USA als «Post-Doktorand» und habe dann eine gradlinige, akademische Karriere begonnen, die mich zu einer Professur in Informatik an der ETH Zürich, einer der renommiertesten Universitäten der Welt, führte. Jeder Schritt, den ich diese Leiter hinaufgestiegen bin, war alternativlos. Vielleicht gab es mal Alternativen und ich kann mich nicht daran erinnern, doch letztendlich habe ich keine einzige bewusste Entscheidung gefällt. Wenn ich eine Entscheidung hätte fällen müssen, wäre die Entscheidung zufällig gewesen. Ich kann mich nicht erinnern, je ernsthaft darüber nachgedacht zu haben, wozu ich diesen Karriereweg bestritten habe.

In den ersten Jahren an der ETH Zürich war ich ein leidenschaftlicher Lehrer. Meine Masche war, Verfahren der Informatik anhand gewöhnlicher Alltagsbeispiele zu erklären. Ich habe zum Beispiel das Prinzip der Atomizät («alles oder nichts») anhand einer Hochzeit beschrieben: Der Mann muss die Frau heiraten und die Frau muss den Mann heiraten; beides oder gar nichts. Tatsächlich ist die Informatik nichts anderes als Common Sense, und in der Informatik gibt es wenig von Bedeutung, was wir Menschen nicht jeden Tag millionenfach praktizieren und seit Tausenden von Jahren (auch ohne Computer und Informatik) praktiziert haben. Die ETH Zürich ist eine tolerante Universität, die ihren Professoren großes Vertrauen entgegenbringt. Deswegen hat niemand meine unkonventionellen Lehrmethoden infrage gestellt.

Bei aller Leidenschaft für meine besonderen Lehrmethoden war mein größter Erfolgsfaktor an der ETH Zürich mein Alter. Ich war der jüngste ordentliche Professor, als ich mit 34 Jahren an der ETH Zürich anfing. Ich hatte durch meine Jugend (ich wirkte jünger als 34 Jahre) viel Nähe zu den Studierenden. Ich habe zu dieser Zeit einem älteren Kollegen bei der Besprechung der an der ETH Zürich üblichen Lehrevaluationen gesagt, dass ich immer gute Noten von den Studierenden bekommen würde, unabhängig davon, was ich in den Vorlesungen mache und wie viel die Studierenden lernten. Es war allgemein bekannt, dass die Evaluationen der Professoren wenig mit dem Lernerfolg der Studierenden zu tun hatten – und schon gar nicht mit dem langfristigen Lernerfolg, auf den es ankommt. Auf jeden Fall ging es mir sehr gut – ob nun gerechtfertigt oder nicht, es machte mir Spaß, gut bei den Studierenden anzukommen.

Leider blieb ich nicht ewig 34 Jahre alt. Zehn Jahre später war die Magie verflogen. Ich war auf der Seite der Professoren, die behaupteten, dass ihre Studierenden fürs Leben lernen und die Studierenden es nur noch nicht wüssten. Die Erkenntnis, dass ich etwas Neues machen muss, kam kurze Zeit später, als einer meiner Doktoranden mit funkelnden Augen in mein Büro gestürzt kam und mir stolz berichtete, er habe eine grandiose Idee. Anstatt mich über die grandiose Idee zu freuen, was die einzig richtige Reaktion gewesen wäre, dachte ich in diesem Moment nur: «Oh weh. Nicht schon wieder.» Da wusste ich, dass ich als Professor und Lehrer ausgebrannt war. Ich ging dann zu Microsoft in die USA und leite dort heute das Forschungslabor in Redmond. Ich bin aber immer noch Informatiker und freue mich auf die zweite Hälfte meiner Informatikerkarriere. Es ist ein Segen, dass man in diesem Beruf die Chance auf mehrere Leben bekommt.

So viel zu meiner Karriere als Informatiker. Meine Karriere als Ehemann (unwichtig für dieses Buch) und Vater begann viel später als meine Informatikkarriere. Doch sie war ebenso gradlinig und hat glücklicherweise bis heute noch zu keinem größeren Burn-out geführt. Ich bin stolzer Vater von vier Teenagern, einem Jungen und drei Mädchen, die alle gesund und intelligent sind, sich prächtig entwickeln und einfach Spaß machen. Doch meine Kinder stellen schwierige Fragen: «Wieso bist du Informatiker?» «Was soll ich werden?» Tatsächlich hatte ich in all den Jahren, die größte aller Fragen nach dem Wozu immer noch nicht beantwortet. Ich hatte mich durch eine volle Professorenkarriere ohne Antworten auf diese entscheidende Frage durchgewurschtelt. Das soll mir als Vater nicht passieren.

1.2 Über dieses Buch

Das erste Ziel dieses Buches ist, für mich selber im Nachhinein die Frage zu beantworten, wieso es ein großes Glück für mich war, Informatik zu studieren. Doch ich schreibe dieses Buch nicht nur für mich, sondern für meine Kinder und alle Teenager, die vor der Entscheidung stehen, ob und was sie studieren sollen. Sie sollen weder zufällig Informatik studieren, noch sollen sie zufällig nicht Informatik studieren.

Das Buch richtet sich also vorwiegend an Teenager, die noch keine Erfahrung mit Programmieren oder Informatik gemacht haben – so wie meine Kinder und ich, als ich Teenager war. Doch nach dem ersten Feedback von Schülern scheint dieses Buch auch wertvoll für Teenager zu sein, die bereits vom Informatik-Bazillus infiziert worden sind, da es einen anderen Blickwinkel auf die Informatik wirft, als man ihn in den üblichen Programmier- und Informatikkursen bekommt. Ich habe ebenfalls positives Feedback von Erwachsenen bekommen, die eine intuitive Einführung in die Informatik und künstliche Intelligenz wünschen.

Man kann Lebensentscheidungen so fällen, wie ich es gemacht habe. Eine Entscheidung wird dann im Wesentlichen durch Zufall (Bauchgefühl) und eine Reihe anderer Faktoren, die irgendwie aufsummiert werden, gefällt. Typische Faktoren für die Studienwahl sind Vorbilder, Talente (gesegnet, wer genau ein großes Talent hat), kulturelles Umfeld, wirtschaftliche Faktoren usw. Ich hatte meinen Bruder als Vorbild. Ich hatte ein gewisses mathematisches Talent. Ich komme zwar nicht aus einer Ingenieurfamilie, doch mein Bruder hatte die kulturellen Hürden, die ein für damalige Verhältnisse so exotisches Studium mit sich zog, für mich geebnet. Schließlich der wirtschaftliche Faktor: Die einhellige Meinung zu meiner Teenagerzeit war, dass Informatik «Zukunft» habe. Wie ich heute weiß, war das eine elegante Ausrede der Erwachsenen, um sich nicht mit Informatik beschäftigen zu müssen, weil sie als kompliziert galt (und immer noch gilt). Ich hatte es so interpretiert, dass man mit Informatik viel Geld werde verdienen können. Ich behielt Recht, doch ich ahnte nicht, wie lange diese Zukunft auf sich warten lassen würde: fast drei Jahrzehnte. Auch der gesellschaftliche Status eines Informatikers hat sich in den vergangenen 30 Jahren verbessert, obwohl viele Leute diesen Beruf immer noch nicht verstehen und aus Unkenntnis eher misstrauisch sind. Nach 30 Jahren Erfahrung kann ich zwei Sachen über diesen Ansatz zur Studien- und Berufsauswahl mit «Schlüsselfaktoren» sagen:

1. Dieser Ansatz ist nicht schlecht. Er hat bei mir funktioniert, und er funktioniert auch gut in Zigmillionen anderer Fälle. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, und der Zufall macht keine allzu großen Sprünge.

2. Egal welche Faktoren man wählt, sie sind irrelevant. Ich kenne keine relevanten Faktoren. Ich glaube weder an Leidenschaften (Erfolg erzeugt Leidenschaft, nicht umgekehrt!) noch an Talent (wir können alle alles lernen), noch an Kultur oder finanzielle Erwägungen, da sich die Welt zu schnell verändert. Wer weiß heute, wie die Welt in fünf Jahren aussieht? Nur an Vorbilder glaube ich. Die sollte man haben und von denen sollte man lernen. Doch man sollte ihnen nicht blind folgen, denn die Welt verändert sich eben zu schnell: Was für mich funktioniert hat, funktioniert für meine Kinder vermutlich nicht.

Der alternative Ansatz zur Berufswahl, den...

Erscheint lt. Verlag 7.12.2020
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Themenwelt Mathematik / Informatik Informatik
Schlagworte AlphaGo • Berufswahl • Big Data • Data Science • Deep Blue • Erfahrungsbericht • Informatikberuf • Informatikgeschichte • Informatikstudium • jeopardy • Künstliche Intelligenz • machine learning • Ms. Pacman • Neuronale Netze • Reinforcement Learning • Software 2.0 • Studienwahl • Übersicht
ISBN-10 3-7281-4032-5 / 3728140325
ISBN-13 978-3-7281-4032-6 / 9783728140326
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