Dschingis Khan - Herr der Steppe
Blanvalet Taschenbuch Verlag
978-3-442-37022-1 (ISBN)
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Der packende zweite Roman einer farbenprächtigen Saga um Dschingis Khan! Ein atemberaubendes historisches Lesevergnügen – fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite.
Nach jeder gewonnenen Schlacht wächst die Streitmacht des Dschinghis Khan. Er eint die Stämme der Steppe, die sich seit Jahrhunderten bekämpft haben, gegen einen gemeinsamen Feind: das Kaiserreich China. Auf dem Ritt durch die Wüste Gobi muss der junge Feldherr lernen, eine Armee zu befehligen, der tausende Männer unterschiedlicher Rassen und Religionen angehören. Endlich erreicht er die Tore der Hauptstadt Chinas – und der eigentliche Kampf beginnt.
Conn Iggulden unterrichtete Englisch an der Universität von London und arbeitete sieben Jahre als Lehrer, bevor er schließlich mit dem Schreiben historischer Abenteuerromane begann. Er lebt mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen im englischen Hertfordsh
»Siehe, es kommt ein Volk von Norden her; viele Völker werden vom Ende der Erde sich aufmachen. Die haben Bogen und Speer; sie sind grausam und unbarmherzig; ihr Geschrei ist wie das Brausen des Meeres; sie reiten auf Rossen, gerüstet als Kriegsleute.« Jeremia, 50, 41-42 Prolog Der alte Khan der Naiman zitterte in dem Wind, der über den Berg pfiff. Weit unten stellte sich die Armee, die von ihm versammelt worden war, jenem Mann entgegen, der sich den Namen Dschingis Khan gegeben hatte. Über ein Dutzend Stämme standen entlang der Ausläufer der Berge Seite an Seite mit den Naiman, während der Feind wieder und wieder angriff. Der Khan hörte zwar das Rufen und Schreien durch die klare Bergluft, doch war er beinahe erblindet und vermochte die Schlacht nicht mit den eigenen Augen zu verfolgen. »Berichte mir, was vor sich geht«, murmelte er seinem Schamanen zu. Kökötschü hatte das dreißigste Jahr noch nicht erreicht, und über seine scharfen Augen hatte sich der Schatten des Schmerzes gelegt. »Die Dschadschirat haben die Bogen und Schwerter niedergelegt, Herr. Ihr Mut hat sie verlassen, wie du es vorausgesagt hast.« »Sie ehren ihn mit ihrer Furcht zu sehr«, erwiderte der Khan und zog das Deel enger um die knochige Gestalt. »Berichte mir von meinen Naiman: Kämpfen sie noch?« Lange Zeit antwortete Kökötschü nicht, sondern betrachtete nur das wogende Gewühl der Männer und Pferde dort unten. Dschingis hatte sie überrascht: In der Dämmerung war er im Grasland aufgetaucht, obwohl er ihren besten Kundschaftern zufolge noch Hunderte von Meilen hätte entfernt sein sollen. Mit der Härte siegesgewohnter Männer waren seine Krieger über das Bündnis der Naiman hergefallen, und doch hatte sich eine Gelegenheit geboten, den Ansturm zum Halt zu bringen. Kökötschü verfluchte im Stillen die Dschadschirat, denn sie hatten so viele Männer aus den Bergen mitgebracht, dass er sogar einen Sieg gegen den Feind für möglich gehalten hatte. Dieses große Bündnis, vor wenigen Jahren noch unvorstellbar, hatte jedoch nur bis zum ersten Angriff Bestand. Danach zerbrach es durch die Macht der Angst. Die Dschadschirat hatten den Rückzug angetreten. Nun fluchte Kökötschü, denn er musste mit ansehen, wie sich manche der Männer, die mit seinem Khan in die Schlacht gezogen waren, nun gegen ihre Brüder wandten. Sie hatten die Seelen von Hunden, die mit dem Wind liefen, wenn er am stärksten wehte. »Noch kämpfen sie, Herr«, sagte er schließlich. »Sie stemmen sich gegen den Angriff. Ihre Pfeile finden Dschingis' Männer.« Der Khan der Naiman faltete die knochigen Hände so fest, dass die Knöchel weiß wurden. »Das ist gut, Kökötschü, aber ich sollte zu ihnen hinuntergehen und ihnen den Mut stärken.« Der Schamane warf dem Mann, dem er diente, seit er das Erwachsenenalter erreicht hatte, einen aufgeregten Blick zu. »Das wäre dein Tod, Herr. Ich habe es gesehen. Deine Gefolgsleute werden diesen Hügel selbst gegen die Seelen der Toten verteidigen.« Er verbarg die Scham. Der Khan hatte seinem Rat vertraut, doch während Kökötschü erlebte, wie die ersten Reihen der Naiman brachen, sah er seinen eigenen Tod auf singenden Pfeilen heranschwirren. Er wollte nur fort von hier. Der Khan seufzte. »Du hast mir gut gedient, Kökötschü. Ich war dankbar. Berichte mir, was du siehst.« Kökötschü holte scharf Atem, ehe er antwortete. »Dschingis' Brüder haben sich jetzt in die Schlacht gestürzt, einer führt einen Angriff gegen unsere Flanken. Er dringt tief in unsere Reihen vor.« Nun zögerte er und biss sich auf die Lippe. Wie eine brummende Fliege sauste ein Pfeil aufwärts zu ihnen und bohrte sich wenige Fuß vor ihnen bis zu den Federn in den Boden. »Wir müssen weiter nach oben steigen, Herr«, sagte er und erhob sich, ohne den Blick von dem brodelnden Gemetzel dort unten abzuwenden. Der alte Khan ließ sich von zwei Kriegern auf die Beine helfen. Mit kalten Mienen betrachteten sie die Vernichtung ihrer Freunde und Brüder, doch auf Kökötschüs Geste hin führten sie den alten Mann bergauf. »Haben wir zurückgeschlagen, Kökötschü?«, fragte er mit bebender Stimme. Kökötschü wandte sich um und erstarrte. Pfeile schienen in der Luft zu hängen, als bewegten sie sich durch Öl. Die Streitmacht der Naiman war durch den Angriff in zwei Teile gespalten. Die Rüstung, die Dschingis den Kriegern der Chin abgeschaut hatte, war dem gesiedeten Leder der Naiman deutlich überlegen. Jeder Feind trug Hunderte von fingerbreiten Eisenplatten auf dickem Tuch über einem Seidenhemd. Auch wenn das Eisen einen gut gezielten Pfeil nicht aufhalten konnte, fing die Seide doch oft die Spitze ab. Kökötschü beobachtete, wie gut Dschingis' Krieger den Pfeilhagel überstanden. Die Standarte der Merkit mit ihrem Pferdeschweif war längst gefallen und zertrampelt, und die Krieger des Stammes streckten die Waffen und gingen keuchend auf die Knie. Nur die Oirat und die Naiman kämpften wutentbrannt weiter, doch sie wussten: Lange würden sie sich nicht mehr halten können. Mit dem Ende des großen Bündnisses, das geschmiedet worden war, um einem einzigen Gegner zu widerstehen, schwand alle Hoffnung auf Freiheit. Kökötschü runzelte die Stirn und stellte sich vor, wie seine Zukunft aussehen mochte. »Diese Männer kämpfen voller Stolz, Herr. Sie werden nicht fliehen, solange du ihnen zuschaust.« Hundert Krieger aus Dschingis Khans Reihen hatten den Fuß des Hügels erreicht und blickten nun hasserfüllt zu den Gefolgsleuten seines Khans hinauf. In dieser Höhe wehte der Wind mit grausamer Kälte. Was Kökötschü fühlte, waren Verzweiflung und Zorn. Sein Weg hatte ihn so weit geführt, nun durfte er nicht mit der kalten Sonne im Gesicht auf einem verdorrten Hügel sterben. All die Geheimnisse, die er von seinem Vater gelernt und die er sich selbst erworben hatte, konnten mit einem einzigen Schwerthieb - einem einzigen Pfeil nur - verloren sein. Einen Augenblick lang empfand er Abscheu gegen den alten Khan, der versucht hatte, der neuen Macht in der Steppe Widerstand zu leisten. Er war gescheitert, und damit hatte er sich zum Narren gemacht, gleichgültig, wie stark er einst gewesen sein mochte. Im Stillen verfluchte Kökötschü das Unglück, das ihn verfolgte. Der Khan der Naiman schnaufte beim Aufstieg vor Anstrengung und gab den Männern, die ihn stützten, mit schwacher Hand ein Zeichen. »Ich muss mich hier ausruhen«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Herr, sie sind zu nahe«, mahnte Kökötschü. Die Gefolgsleute beachteten den Schamanen nicht, sondern setzten den Khan auf einem Stück Gras ab. »Also haben wir verloren?«, fragte der Khan. »Wie sonst sollten die Hunde von Dschingis diesen Hügel erreicht haben, wenn nicht über die Toten der Naiman?« Kökötschü wagte es nicht, den Gefolgsleuten in die Augen zu sehen. Sie kannten ebenso wie er die Wahrheit, aber niemand wollte dem alten Mann die letzte Hoffnung rauben. Unten lagen die Leichen kreuz und quer wie blutige Schriftzeichen auf dem Gras. Die Oirat hatten tapfer gekämpft, doch zuletzt waren auch sie unterlegen gewesen. Dschingis' Armee nutzte geschickt die Schwächen in den Reihen. Kökötschü sah die Zehner- und Hundertergruppen, die über das Schlachtfeld preschten und deren Offiziere sich mit verwirrender Geschwindigkeit verständigten. Nur der überwältigende Mut der Naimankrieger bremste den Ansturm, doch das würde nicht genügen. Kökötschü schöpfte einen Augenblick lang Hoffnung, als die Krieger sich zurück zum Fuß des Hügels durchschlugen. Aber sie waren zu wenige und auch zu erschöpft: Mit dem nächsten Angriff wurden sie überrannt. »Deine Gefolgsleute sind bereit, für dich zu sterben, Herr«, murmelte Kökötschü. Mehr wusste er nicht zu sagen. Der Rest der Armee, die am Abend zuvor noch so strahlend und mächtig dagestanden hatte, war nun niedergeworfen worden. Er hörte die Schreie der Sterbenden. Der Khan nickte und schloss die Augen. »Ich dachte, wir würden heute den Sieg davontragen«, sagte er kaum lauter als mit einem Flüstern. »Wenn es vorüber ist, sag meinen Söhnen, sie sollen die Waffen niederlegen. Ich möchte nicht, dass sie sich für nichts opfern.«
| Erscheint lt. Verlag | 13.11.2008 |
|---|---|
| Reihe/Serie | BLA - Allgemeine Reihe |
| Übersetzer | Andreas Helweg |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | Conqueror 02. Lords of the Bow |
| Maße | 125 x 183 mm |
| Gewicht | 426 g |
| Einbandart | Paperback |
| Themenwelt | Literatur ► Historische Romane |
| Schlagworte | Dschingis Khan; Romane/Erzählungen • Historische Romane/Erzählungen |
| ISBN-10 | 3-442-37022-1 / 3442370221 |
| ISBN-13 | 978-3-442-37022-1 / 9783442370221 |
| Zustand | Neuware |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
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